Der negative Mythos - Zeitarbeit in der Pflege

Heaven_Nurse

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08.11.2019
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Gesundheits- und Krankenpflegerin
Akt. Einsatzbereich
wechselnde Bereiche - Zeitarbeit
Aktuell können wir alle etwas Faszinierendes beobachten. Geschichten werden geschrieben und als allumfassende Wahrheit gepriesen.

Sich selbst und eigene Entscheidungen zu hinterfragen ist auch einfach aufwendig. Einfach ist es da doch schnell den schwarzen Peter
dem anderen zuzuschieben. Austausch, Diskurs und neue Denkweisen unerwünscht!

Lieber versucht man per Gesetzesentwurf die Leiharbeit aus den Kliniken zu vertreiben.
Da liest man dann „Gesetzentwurf- Anreize für weniger Leiharbeit in der Pflege. Mit einer neuen Regelung wollen wir das Ausweichen auf Pflege-Leiharbeiter in Kliniken vermeiden. Die Kosten für Leiharbeit sollen im Rahmen des Pflegebudgets nur bis zum Tariflohn vergütet werden […].“ Gesetzentwurf - Anreize für weniger Leiharbeit in der Pflege

Langfristig ist das sicher nicht überdacht worden. Wir Pflegekräfte in der Zeitarbeit sind zwar „nur“ 2%, aber das sind weitere 2 % die definitiv in der Pflege fehlen, sollte es je dazu kommen, dass Zeitarbeit in der Pflege wegfällt.
Damit sorgt man für weitere Verschärfung der Belastung auf den Stationen.
Anstatt wirklich an dem Problem zu arbeiten und den Leuten „am Bett“ zu zuhören, flickt man an vielen Ecken aber betrachtet einfach nicht das Ganze.
Wir haben nicht nur ein Problem in der Pflege, es gibt einen allgemeinen Fachkräftemangel. Konzerne, Unternehmen, Arbeitgeber allgemein müssen einfach umdenken. Die Fachkräfte sind sich bewusst was sie wert sind und wollen zu Bedingungen arbeiten, die ein Soziallleben zulassen. Man wünscht sich Vorgesetzte, die einen wahrnehmen und nicht als Personalnummer 147 sehen.

Besonders deutlich zu spüren bei den vielen Pflegekräften. Der Mangel an Personal in der Pflege ist schon lange bekannt. Der demografische Wandel wird schon lange mit Besorgnis gesehen. Man hätte viel eher alte Strukturen aufbrechen müssen und veraltete Arbeitsmodelle umstrukturieren. Denn eins kann ich Ihnen versprechen jeder von uns, egal in welcher Position ist irgendwann in seinem Leben auf Pflege angewiesen!

Die Personaldienstleister bieten uns mehr Gehalt, eine 35 Std Woche, mehr planbare Freizeit, keine Urlaubssperren, arbeiten außerhalb des 3 Schicht Systems, familienfreundliches arbeiten, verschiedenste Zuschüsse, Sportprogramme usw.

Man hätte in den Einrichtungen mehr in das Personal als Aktien investieren sollen.
Man hätte die Ausbildung attraktiver machen müssen.
Man hätte längst am gesamten Gesundheitswesen arbeiten müssen!
Hätte, hätte...
Damit ist uns nun allen nicht geholfen.

Was ich mir als Pflegefachkraft wünsche ist, dass uns die Personaldienstleister in der Zeitarbeit erhalten bleiben. Selbst angestellt bei einem wirklich sehr guten Arbeitgeber, hoffe ich weiterhin als „Leihschwester“ tätig sein zu können.
Dürfte ich dies nicht mehr würde eine weitere Pflegefachkraft den #Pflexit antreten.

Ich bitte die guten Personaldienstleister durch zu halten. Seid weiterhin attraktive Arbeitgeber und versucht möglichst viele von uns wieder gerne in der Pflege arbeiten zu lassen. Ein Apell an die Geschäftsführer dieser Firmen, wenn Sie lange Bestand haben wollen dürfen Sie nicht nur Profit im Sinn haben. Sie sollten mit Herzblut dabei sein und sich wirklich für die Pflegekräfte interessieren. Wenn noch nicht passiert laden Sie ihre externen Mitarbeiter ein, setzen Sie sich dazu, seien Sie Mensch und hören Sie zu! So gewinnt man loyale Pflegekräfte, die gerne in der Pflege arbeiten. Halten sie möglichst viele Kräfte motiviert und sorgen sie so auch für Ihre Zukunft und die Ihrer lieben. Das würde ich mir von allen Entscheidungsträgern im Gesundheitswesen wünschen.

Danke an alle Arbeitgeber in der Pflege die unter den aktuellen Bedingungen gute Arbeitsplätze bieten mit zufriedenen Mitarbeitern. In meiner langjährigen Beschäftigung in der Zeitarbeit habe ich auch großartige Einrichtungen kennen lernen dürfen, in denen zufriedenen Mitarbeiter beschäftigt waren.

Liebe Pflegekollegen, ein großes Danke an alle die weiterhin durchhalten. Egal ob in der Zeitarbeit, ambulanten Intensivpflege, Altenheim, Krankenhaus, Pflegedienst, WG, Rehaklinik, Psychiatrie, Arztpraxis, JVA, Dialyse, Schulbegleitung usw. Ihr macht alle einen großartigen Job! Ohne Euch wären viele Menschen einfach aufgeschmissen!
Danke das ihr den Umständen trotzt und für eure Patienten/Bewohner/Klienten ein professionelles Pflegeumfeld aufrechterhaltet, ihr alle seid ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft !

Bis Bald!
HN
 
Danke! :up:
Du sprichst mir da in etlichen Punkten aus der Seele.
Ich hab es hier an anderer Stelle schon mal geschrieben, man versucht die Pflegekräfte aus den letzten noch verbliebenen Nischen mit guten Arbeitsbedingungen zu verdrängen und in die Tretmühle zurück zu zwingen.
Das kann aber auch mächtig schief gehen und die Leute dazu bringen, komplett aus der Pflege auszusteigen (wie Du schon schriebst: „Pflexit“). :-)
 
Zweischneidiges Schwert...

einerseits ist die Zeitarbeit in der Vergangenheit und noch immer eine Rettung vieler Stationen und Häuser gewesen; andererseits ist durch die Sachkostenabrechnung nicht wirklich transparent, wie massiv dadurch die Personalkosten gestiegen sind.
Ich habe selbst auch mal über eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet und muss sagen, dass es sich finanziell gelohnt hat, wenn man damit glücklich ist, ständig "unterwegs" zu sein. Allerdings sind die Kosten für den Personalanforderer gegenüber der angestellten Pflegekraft annähernd doppelt so hoch, so dass da in naher Zukunft ein Umdenken stattfinden muss und wird.
Ich habe stets gute Erfahrungen mit Kollegen aus der Zeitarbeit gehabt und wir waren immer glücklich für die Unterstützung Jedoch bin ich überzeugt, dass dies ein aussterbender Zweig der Pflege sein wird, weil wenn die Gehälter angepasst werden, nur noch wenige in der Zeitarbeit arbeiten und ein generelles Umdenken in der Zukunft andere Wege finden wird.
Aber....vielleicht kommt es ja auch ganz anders:nurse:
 
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Ich habe selbst auch mal über eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet und muss sagen, dass es sich finanziell gelohnt hat, wenn man damit glücklich ist, ständig "unterwegs" zu sein.
Sicherlich, es ist eine Sache, die man mögen muß. Ich persönlich bin jemand, der gern sein festes Team bzw. festen Bereich hat.
Überspitzt könnte man vielleicht sagen, daß die Zeitarbeiter mehr planbare Zeit und feste Dienstpläne haben, dafür aber von ihren Einsatzbereichen her flexibler sind. Bei Festangestellten eher umgekehrt.
Allerdings sind die Kosten für den Personalanforderer gegenüber der angestellten Pflegekraft annähernd doppelt so hoch, so dass da in naher Zukunft ein Umdenken stattfinden muss und wird.
Sicher. Aber das ist ja nicht die Schuld des Zeitarbeiters. Das Geld ist ja offensichtlich im System bereits vorhanden, sonst könnten solche Gehälter ja gar nicht gezahlt werden.
Für mich ist die ganze Aktion jetzt nichts weiter als eine einzige Lohndrückerei in einem pseudo-marktwirtschaftlichen System (auf maximal "Tariflohn", haha). Und das ganze Gewinsel von Seiten einiger AG à la "Daß sich die Zeitarbeiter die schönen Dienste raussuchen und die festen Mitarbeiter die undankbaren nehmen müssen, das ist ja unfair gegenüber den festen Mitarbeiter, mimimimimimimimi...:cry:" ist nichts weiter als Geheuchel. Die hätten das Ganze ja selber in der Hand... bietet euren festen MA doch endlich anständige Gehälter und vor allem sowas wie "sozialverträgliche" Dienstpläne, damit die auch sowas wie ein Privatleben haben.
Es glaubt doch wohl keiner ernsthaft, daß, wenn die Zeitarbeit abgeschafft (bzw. weitestgehend reduziert) wäre, die festen MA jetzt plötzlich alle die super Dienstpläne haben werden?! :D:ccol1:
 
Guten Abend und erst mal Danke für Eure Antworten!

@MiCo Ständig unterwegs muss man ja nicht. Ich fahre nur einen Umkreis von 35km an. Außer du meinst mit unterwegs die Wechsel. Wobei man meiner Erfahrung nach als Fachkraft nicht so oft wechselt. Meist weiß man nach einem halben Jahr welche Kunden in der Umgebung sind und potentiell buchen.

@Martin H. Ja eigentlich ist es Schade, dass wir in den #Pflexit flüchten.

Grundsätzlich machen wir den Beruf ja gerne, die Bedingungen passen nicht.

Da habe ich leider auch noch keine Einrichtung erlebt, die ähnliche Bedingungen schaffen würde wie gute Personaldienstleister.
 
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