Keine Menschlichkeit auf der Chirurgie?

Sich erst mal Fakten schaffen: was wird wann mit welchem Sinn getan.

Aber: Ich habs vor Jahren mal versucht einer Kollegin "aufzudrängen" als sinnvolles Projekt: Neuorganisation der Arbeitsabläufe. Für ein Projekt braucht man stets eine sauber erhobene IST-Situation. Sie fands nicht so toll. Dann würde man ja die Frühstückszeiten, Raucherzeiten, Konversationszeiten auch transparent machen.

Demzufolge scheint Jammern eine Bedeutung zu haben. Wäre also die PDL/ PML gefragt: sinnvolles loben - nicht nur kritisieren.
Wie irritierend loben sein kann hab ich als Praxisanleiter immer wieder erleben dürfen, wenn ich mich nach einem Einsatz bedankt habe für die gute Zusammenarbeit, wenn ich mich bedanke für das gute Umsetzen von neuen Methoden usw., usw.. Als erstes kommt immer: naja, eigentlich war das doch nichts besonderes, das machen wir doch gerne.
Heh!!! Es ist etwas besonders, wenn man seine Arbeitsabläufe ändert um eine Methode anwenden zu können. Es ist etwas besonderes, wenn man fremde Kollegen miteinbinden kann in den Tagesablauf ohne das Gefühl zu vermitteln derjenige sei nur Aushilfe. usw.usw..

In meinen Basisseminaren BasStim lege ich stets viel wert darauf, zu schauen: was macht ihr schon. Und von diesem Standpunkt aus wird dann weiter gesucht: was kann man mit wenig Aufwand ändern um ein Erfolgserlebnis zu garantieren.

Man kann viel machen... wenn man denn will.

Elisabeth
 
Hallo!! Nochmal auf das Thema sterben im Krankenhaus und Menschlichkeit! Also letztens hatten wir wieder den Fall, dass aus der Ambulanz ein Patient, der verstorben war an peranalen Blutungen, zu uns geschoben wurde (noch nicht mal abgedeckt)! Von der Oberärztin!! Wir sollten so schnell wie möglich ein Einzelzimmer frei machen, wo eine andere Patientin drinnen lag. Die ganze Zeit schrie die Ärztin rum. Natürlich hat alles die andere Patientin mitgekriegt und auch den toten Patienten mitanschauen müssen. Es mußte ja alles ganz schnell gehen! Das ist doch wirklich eine Zumutung, oder??? Seit wann werden tote Patienten verlegt?? Wo es doch in der Ambulanz sicher einen leeren Raum gab, wo man ihn hätte in Ruhe hineinlegen können. Und in der Prosektur haben wir auch einen Aufbahrungsraum! Das finde ich wirklich traurig!!!
 
Menschlichkeit/ Sterbebegleitung

In unserem Krankenhaus (Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung) hat die Sterbebegleitung einen sehr hohen Stellenwert. Über die Zimmerunterbringung wird nicht diskutiert. Entweder wird ein Einzelzimmer geräumt oder wenn es möglich ist, im Zwei-Bettzimmer, ein Bett gesperrt. Auch dies habe ich erlebt. Die Angehörigen erhalten die Möglichkeit dabei zu bleiben und sie können sich auch ausruhen (extra für die Angehörigen gibt es im Krankenhaus einen sehr bequemen und ausklappbaren "Schlafsessel"). Außerdem sind bei uns alle Kollegen dahingehend angehalten, der Kollegin oder dem Kollegen, welcher diesen Patienten und deren Angehörigen betreut, auch Zeit für Gespräche, Gebete etc. einzuräumen. Im Klartext, es meckert niemand, wenn er die eine oder andere Aufgabe in dieser Zeit mit übernimmt.
Außerdem stehen Kristralllampen und verschiedene ätherische Öle für ein ruhiges Klima und eine entspannte Atmosphäre zur Verfügung, welche bisher übrigens sehr positiv aufgenommen wurden, von den Angehörigen und vom Krankenhaus-Personal.
Mit freundl. Grüßen
Schw. Manuela
 
Aus der Sicht des Pat

Lag vor langer Zeit mal im Krankenhaus erst auf ITS, dann in Chirurgie.
Grausam. Nie wieder, habe ich mir geschworen, dann lieber tot.
Mit dem Tode ringend, höllische Schmerzen ertragend - mußte leider ab und an mal schreien, wenn mich das Pflegepersonal unqualifiziert lagerte, bei fast sämtlich mehrfach gebrochenen Rippen, inneren Verletzungen, Ärzte, die meinten, sie können nichts für mich tun .... - da mußte ich mir noch dämlich kommen lassen von den Ärzten und dem Personal. Mir wurde gedroht, wenn ich nicht aufhören würde zu jammern, würde ich auf der Stelle aus dem Krankenhaus geschmissen, ich mußte mir dumme Sprüche vom Personal anhören, wenn mir die Pflege weh tat, meine Haare (lange) wurden trotz meiner ständigen Bitten wochenlang nicht gekämmt, die PT, die ich von früher her kannte, kam nur einmal, um mir zu erklären, du weißt selbst, was du zu tun hast,...
Einen Pfleger gab es, der mich mit nur wenig Schmerzen lagern konnte, logisch, dass ich ich immer fragte, ob er da ist - Antworten der Schwestern, ich wäre mannstoll (war kein Spaß!), als ob man an so was denkt, wenn einem ständig erzählt wird, dass man kaum Chancen hat, um zu überleben.
Aber mein Zorn und meine eigene Kraft und auch meine Erfahrungen mit nichtschulmedizinischen "Dingen" haben mich gesunden lassen.
Nur soviel zum Thema Chirurgie, wie gesagt, nie wieder und wenn ich sterben müßte. Zuwendung, Verständnis vom Personal - ja wo leben wir denn, das kostet doch Zeit und Einfühlungsvermögen. Menschlichkeit und Herzensbildung muß man nicht lernen, entweder man hat sie oder man hat sie nicht.
Nachdem, was ich ständig von den Patienten höre (arbeite in Sozialstation) von den Behandlungen im Krankenhaus, da bleibe ich bei meiner Meinung, und wenn ich dann noch sehe, in welchem Zustand oft die alten Leutchen aus den Krankenhäusern kommen...
Leute, ich denke hier ist nicht nur ein Umdenken in den Systemen wichtig, sondern auch bei uns einzelnen Menschen - was ist ein Mensch wert?
Nur ein kranker Mensch ist ein guter Mensch, denn er bringt den Profit!
Gruß blauwolf
 
Fühle mich etwas angeriffen!

Bloß weil ihr schlechte chirurgische stationen erlebt habt sind alle schlecht????

Kleine auszüge aus patienten berwerbungen (natürlich gibt es auch bei uns negative!!!):

"Hier möchte ich mich für die liebevolle und stättige pfleger meiner mutter bedanken, ich weiß wie schwierig es sein muss und wieviel geduld sie aufbringen mussten, doch schenkten sie dem patienten ein liebevolles lächeln und machen alles mögliche möglich."

"vielen dank für ihre liebe und herzliche pflege. schön das es noch menschlichkeit in der medizin gibt. auch wenn ich gar nicht in ihr haus wollte" (patientin hat zwei schwiegertöcher in anderen krankenhäusern, ihre ärtzin hat sie überredet zu uns zu gehen).

ja es gibt auch auf zufriedene patienten, nicht alle sind schlecht!
 
Gewiß, alle bestimmt nicht

denn das wäre katastrophal. aber ich bemerkte seit Jahren die stark zunehmende Tendez der - ich will es mal sehr krass bezeichnen - Pfuscherei -. Und es gibt für mich absolut nichts, was Pfusch in der Pflege entschuldigt. Bei den Ärzten will ich mich nicht äußern, aber auch hier gibt es eine starke Zunahme der Unzufriedenheit und Bemängelung bei den Patienten.
Du bist ein Mensch, der Wert auf Qualität legt und sich dafür einsetzt, der den Menschen sieht und nicht die eigene Existenzangst, ein Mensch, der noch mit Würde und Anstand diesen schweren Beruf ausübt - dann sage ich hiermit in aller Entschiedenheit: "Zieh dir die Jacke nicht an, arbeite so wie, es dein noch reines und nicht in kleinliche Zwänge eingeordnetes Gewissen dir vorgibt.
Es ist mehr als wichtig, wenn es solch Pflegepersonal noch gibt und den anderen als Orientierung dienen kann. "
Gruß blauwolf
 
Hallo Naditschki!

Ich kann Dir nur zustimmen was die chirurgischen Stationen angeht!!!:angry:
Sobald Pflegefälle kommen, wird versucht, diese abzuschieben auf die Innere.
Und bloß keine Beine waschen geschweige den Lagern. Und habe ich z.B. mit einem Patienten gebetet, wurde ich nur ausgelacht oder belächelt.
Die Patienten bekommen bei uns im Hause nur Schüler und Praktikanten zu sehen, und diese können logischerweise keine Auskünfte gegeben.
Ich habe einmal, nein eigentlich tausend Mal Ärger bekommen, wenn ich einen Patienten geduscht habe oder mit Lagerungen gekommen bin.
Und nie ein mitfühlendes Wort für schwer krebskranke Patienten.
Das war echt eine traurige Schülerzeit! Doch jetzt bin ich als KS auf der Inneren, und da ist es zum Glück nicht so. :lovelove:
 
oftopic

Nieti darf ich fragen, wie lange du bereits lernst und welche Vorstellungen du von diesem Beruf hast?

Ich finde es schön, dass du mit dem Pat. betest... aber ich würde die Krise kriegen, wenn du das in der Zeit des größten Arbeitsaufwandes machst.

Das die Patienten in eurem Haus nur Schüler und Praktikanten in der Grundpflege sehen ist sicher nicht richtig. Was machen denn die Pflegekräfte? Könntest du eigenverantwortlich Tätigkeiten der Pflegekräfte übernehmen, damit diese dann am Pat. arbeiten können? (Bitte jetzt nicht das Argument der Kaffeetasse- denn wenn ich alles glaube, aber das es noch eine Station in D gibt wo man 8 Stunden lang Kaffee trinkt- das glaube ich nicht.)

Du duschst die Pat.. Sehr löblich- aber war das duschen auch angezeigt? War es zeitlich und vom Krankheitsverlauf wichtig für den Pat.? Woran hats du das festgemacht?

Lagerungen- ein wichtiger Bestandteil der Pflege. Aber manchmal sind bestimmte Lagerungen kontraindiziert. Bist du dir ganz sicher, dass dies nicht an dem war? Woran hast du das erkannt?

Wie sieht ein mitfühlendes Wort für einen krebskranken Menschen aus udn wann braucht er dieses besonders?

Du siehst, ich habe viele Fragen. Vielleicht magst du mir ja einige beantworten.

Elisabeth
 
Hallo zusammen,
so langsam kann ich nur den Kopf schütteln über diese Verallgemeinerungen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Menschlichkeit je nach Fachgebiet vorherrscht oder nicht. Keine Frage, dass andere Prioritäten zu treffen sind je nach Krankheitsbild, aber meine persönliche Menschlichkeit und auch die etlicher Kollegen ist nicht fachbezogen. Dass mir das eine oder andere Fach besser liegt mag auch sein. Insbesondere Lagerungen und Mobilisationen auf der Chirurgie waren ein sehr interessantes Thema, da dort sowohl die Lagerung als auch die Mobilisation manches Mal eine Herausforderung darstellt.
Wie viele onkologische Patienten müssen operiert werden und brauchen eine entsprechende psychische Betreuung?
Ich habe etliche Jahre auf einer Chirurgie gearbeitet, dann auf Kardiologie und jetzt seit einigen Jahren auf der Gastroenterologie. Ich habe fachbezogen vieles dazulernen müssen, aber pflegerisch UND menschlich musste ich mich nie umstellen oder anderes lernen. Insofern empfinde ich es es (platt ausgedrückt) als blödsinnig bzgl. der Menschlichkeit Unterschiede in der Pflege herauszustellen bezogen auf die einzelnen Fachgebiete.
Menschlichkeit hat mit jedem einzelnen zu tun.
 
Hallo Elisabeth!

Ich habe im Oktober 2005 mein Examen gemacht, bin dann in den ambulanten Pflegedienst für vier monate gegangen. Und jetzt bin ich auf einer Inneren Medizin tätig. Nebenbei habe ich noch ein Seminar zur Sterbebegleitung besucht.

Ich muss dazu sagen, dass wir hier auf dem Land leben und jeder jeden kennt. Wir sind ein kleines Krankenhaus mit gerademal 140 Planbetten, dass sich in kirchlicher Trägerschaft befindet. Somit haben wir eine Reihe von Ordensschwestern, die auch eine Hospitzgemeinschaft über das Krankenhaus hinaus, gegründet haben.

Das Duschen denke ich, ist bei einer 180 kg schweren Patientin schon täglich angezeigt. Somal diese ebenfalls täglich vom ambulanten Pflegedienst geduscht wurde. Sie war auch sehr dankbar dafür.

In meiner Schülerzeit hatten wir sehr viele bettlägrige Patienten ,die aufgrund eines Dekubiti eingeliefert wurden zur chirurgische Versorgung. Und jetzt erzähle mir nicht, dass ein tellergoßer Steißbeindekubitus (Grad 3) nicht in die Seite gelagert werden sollten!

Ich kann Dir im Übrigen das Buch "Was können wir noch tun" von Elisabeth Kübler-Ross empfehlen. Dann wirst Du verstehen, wenn ein Patient tröstende Worte braucht, wenn Du es schon nicht selbst merkst. (Das ist nicht böse gemeint).
 
Nietie schrieb:
...
Das Duschen denke ich, ist bei einer 180 kg schweren Patientin schon täglich angezeigt. Somal diese ebenfalls täglich vom ambulanten Pflegedienst geduscht wurde. Sie war auch sehr dankbar dafür.
...

Ich kann eine 180kg Pat. auch im Bett vernünftig waschen, da muss ich sie net jeden Tag unter die Dusche stellen. Am besten noch früh, wenn auf der Station die "Wutz am fliegen ist". Du wirst ja net besteiten wollen, dass Du für das duschen der Pat. ein vielfaches an Zeit gebraucht hat, als wenn Du sie im Bett bzw. an der Bettkante versorgt hättest. Da kann ich den Unmut Deiner Kollegen schon verstehen, denn die Körperpflege ist nun mal net das einzige was im Laufe eines Schichtdienstes gemacht werden muss, auch bei den "ach so bösen Chirurgen", die ja jeden Pflegefall in die Innere abschieben wollen.
PS: Ich schaffe selbst in der Inneren, also bitte keine dummen Kommentare. :anmachen:
 
*grübel* Gewicht der Patientin als Indikation zum Duschen? Das kann ich nicht nachvollziehen. Aber das ist hier nicht das Thema.

Elisabeth (die auch Kübler Ross schon gelesen hat und als zwar interessant aber nicht sehr hilfreich empfunden hat)
 
Hallo,

ich finde es gut jemanden unter die Dusche zu stellen, da es den Patienten häufig sehr gut tut. Was das Duschen angeht hat man nicht nur die Körperpflege gemacht sondern geleichzietig die Mobilistation, Selbstständigkeit des Patienten gefördert und den Kreislauf in Schwung gebracht. Wir wollen ja alle keine Bettlägrigen Patienten.
Ich kann auf meiner Station leider keinen Duschen da sie so verklabelt oder die OP so groß war das sie noch nicht einmal richtig Schmerzfrei sind.
Ich finde du solltes trotz allem was die Kollegen sagen das Duschen nicht aufgeben, auch wenn es manchal sehr Zeitaufwenig ist.

m.boos
 
Hallo allerseits!

Mal davon abgesehen, dass ich auch gegen Verallgemeinerungen bin, muss ich sagen, dass ich bisher nur gute Erfahrungen mit der Chirurgie gemacht habe. Sowohl in der Pflegerolle als auch als Patientin.:lol:
Beim Arbeiten auf einer Unfall- und Wiederherstellungschirurgie z.B. habe ich sehr engagiertes und patientenzugewandtes Personal kennengelernt. Dort freute man sich auch, wenn man etwas mehr Grundpflege durchführen konnte, weil viele Patienten nur Hilfe beim Rückenwaschen brauchten und sonst hauptsächlich Verbände und Messungen gemacht werden mussten.

m.boos schrieb:
Was das Duschen angeht hat man nicht nur die Körperpflege gemacht sondern geleichzietig die Mobilistation, Selbstständigkeit des Patienten gefördert und den Kreislauf in Schwung gebracht.
Hierzu wollte ich noch loswerden, dass manche körperlich schwache Patienten, oft einfach in einen Rollstuhl getragen! werden (ohne Mithilfe ihrerseits), dann unter die Dusche geschoben werden, dort auch keine Kraft haben mitzuhelfen und hinterher wieder ins Bett zurückgetragen werden.
Da finde ich eine aktivierende, richtig durchgeführte, Ganzkörperwäsche angezeigter. Vor allem auf der Chirurgie, wo man doch ständig frische Wunden im Auge behalten muss.

Liebe Grüße und schönen Sonntag noch!
Julia
 

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