Jammerdepression in der Pflege

Und nach diesem euphorischen Aufruf hätte ich gerne eine konkrete Zielvorgabe- bitte keine Utopie, die kommen in der Pflege schon genug vor.

Im Changemanagement gibt es Fernziele. Um diese zu erreichen bedarf es kleiner Zwischenziele- auh um die Motivation der Mitarbeiter zu erhalten. Nichts motiviert mehr als Erfolge.

Und nu wirds kompliziert: Was will Pflege in Deutschland erreichen als Fernziel? Und wie sollen die Quickziele dementsprechend aussehen?

Eine Jammerdepression beseitigt man nicht, indem man den "Pat." auffordert: A*** hoch. Eine Jammerdepression behandelt man anders.

Die "Identitätskrise" benötigt in der Regel eine inhaltliche Therapie. Es geht um die leidvolle therapeutische Verarbeitung von Desillusionierungen, auch um Trauerarbeit sowie darum, sich neu aufzustellen und aus dieser Position heraus das Vergangene neu zu bewerten und dadurch "aufzuarbeiten".
Burnout-Syndrom - Therapie

Das ist der Anfang: die Leute dort abholen, wo sie hingetrieben wurden. Sie wieder dazu befähigen selbständig und kreativ ihren Beruf auszuführen.
Die Gabe von ärztlichen Tätigkeiten als schnelle Hilf mag sinnvoll erscheinen- beseitigt aber nicht das Problem. Es kaschiert für einen Moment.

Elisabeth
 
Eine Jammerdepression beseitigt man nicht, indem man den "Pat." auffordert: A*** hoch. Eine Jammerdepression behandelt man anders.

Elisabeth


Ich frage mich mittlerweile, ob die Pflege überhaupt therapiewillig ist! Ich bin zwar gleich nach meinem Examen ins Ausland, aber in den drei Jahren der Ausbildung habe ich so viele erscheckende Beispiele von Inkompetenz und "sich um die Verantwortung drücken wollen" erlebt, dass ich nicht mehr glaube, dass die Pflege in ihrer Gesamtheit überhaupt dorthin will, wo wir es gerne hätten!

Ich könnte endlos Beispiele wie die folgenden erzählen:

Zwei examinierte Krankenschwestern im Spädienst streiten sich darum, ob sie bei einer Patientin, die die Beine gewickelt bekam, die Binden über Nacht entfernen sollen oder nicht. Nachdem sie sich nicht einigen rufen sie den Arzt an, der daraufhin entnerft fragt, warum er denn so einen S**** auch noch selber anordnen müssen und ob sie nicht ein eigenes Gehirn zum denken hätten!

Auf einer Station wird versuchsweile das Primary Nusing System eingefüht. Nach kurzer Zeit spricht sich die grosse Mehrheit der Pflegenden auf diese Station gegen diese System aus mit der Begründung, dies sei ihnen zuviel Verantwortung...

Die Visite wird entweder von den Pflegenden boykotiert mit der Begründung, dass sein sowieso nur Arztsache, oder die Krankenschwester übernimmt nur die Rolle der Aktenträgerin. Auf einer Station wollte ein junger, engagierter Stationsarzt daran etwas ändern (Wie erbärmlich für die Pflege, wenn sie einen Arzt brauchen, um an ihrer Situaton etwas zu ändern...) Der Arzt setzte durch, dass vor Betreten des Zimmers ein Arzt -Pflege - Gespräch stattfand, in dessen Rahmen man sich gleichberechtig über den Patienten austauschte und nach Lösungsmöglichkeiten suchte. Im Patientenzimmer sollten dann Arzt und Schwester als gleichberechtige Partner vor dem Patienten auftreten. Das Konzept wurde nie komplett realisiert, da sich viele Pflegende weigerten mit der Begründung, dafür hätten sie keine Zeit, der Arzt solle ihnen einfach die Anordnung nennen, so könnten sie viel schneller mit der Ausarbeitung beginnen...


Ein Auskultieren der Darmgeräusche vor einen Einlauf findet nicht statt. Die Plfegekraft nimmt die Gefahr, dass bereits ein paralytischer Ileus besteht bewusst in Kauf und meint, der Arzt müsse schliesslich wissen, was er tut und wenn nicht, und es zu einer Perforation kommt, sei das schliesslich nicht ihr Problem, sondern dass des Arztes. HALLO! War da nicht mal etwas von "Der Patient steht im Mittelpunkt der Pflege! Ist ein perforierter Darm nicht erst einmal des Problem des Patienten??? Wenn unter solchen Umständen Pflege fordert, selbstständig abführende Massnahmen anorden zu dürfen, erscheint das sehr fragwürdig.

Solche Beipiele könnte ich endlos erzählten. Für mich ist es mehr als fragwürdig, ob Pflege als gesammte Berufsgruppe überhaupt Verantwortung übernehmen will und auch kann. Woran liegt es? An der schlechten Ausbildung? Sollen Eingangstest vor der Ausbildung verpflichtet sein? Fehlt es auf Station an guten Vorbildern?
Keine Ahnung.

Vor einiger Zeit habe ich einen Aufsatz von Frau Prof. Dr. Sabine Bartholomeyczik, Pflegewissenschaftlerin in Witten gelesen, bei dem es um die Feststellung ging, dass Pflege sich nur allzugerne hinter dem Team versteckt. Die einzelne Pflegekraft bleibt unsichtbar, Verantwortungen verschwinden diffus im Team. Das scheint mit die Situation der Pflege zu sein.

Mein Ansatz wâre daher eher, zu fordern, den Akademisierungsprozess weiter voranzutreiben in der Hoffnung, dass kompetenter ausgebildetes Personal, eher bereit ist, sich einer Verantwortung zu stellen.

Als Kurzziel wäre es zu überlegen, ob eventuell mit einer geänderten Personalpolitik ein Auswege aus der Jammerdepression geschaffen werden kann. Eventuell können bereits zwei, drei engagierte Mitarbeiter (innen) ein ganzes Team motivieren.

Gruss Hartwig
 
Hallo Hartwig,
wann hast Du denn diese negativen Erfahrungen machen können?
Wie lange ist es her?
In diesem Fall ist auch die Stationsleitung gefragt. Durch Gespräche mit dem Team UND den Ärzten kann man sehr viel verändern, so wie schon von Opnetz angesprochen.
Seit 27 Jahren bin ich in der Pflege tätig, aber solche Extreme habe ich noch nie kennen gelernt.
Wir haben auf jeder Station in der ich eingesetzt war, eigenverantwortlich gearbeitet.
Auf unserer Station gibt es für fast alles Standards, teilweise in Zusammenarbeit mit den Ärzten (dadurch auch ärztlicherseits unterschrieben), teilweise nur von dem Team erarbeitet.
Wir haben unseren Schmerzmittelstandard, nach dem wir im Nachtdienst eigenmächtig auch Opiate verabreichen dürfen, durch die Ärzte schriftlich abgesegnet. Wann wir Trachealkanülen wechseln, wann DK gelegt oder gezogen werden, wann Drainagen gezogen werden-wenn alles der Norm entspricht, wie wir mit einer Caudasymtptomatik umgehen (Einmalkatherisieren 6stdl), ZVK ziehen, usw. Niemals würden wir einen Arzt nach Abführmaßnahmen fragen. Die würden uns aber ganz schön dumm ansehen.
Unsere Ärzte hören auf uns, wenn wir sagen der und der Patient trinkt sehr schlecht, der bräuchte eine Braunüle (die legen aber noch die Ärzte), wir "bewässern" den Pat. dann meist eigenverantwortlich, achten dabei auf Vorerkrankungen wie z.B Niereninsuff., Herzinsuff.
Wir haben eine Zeitabsprache bezüglich der Visiten, da einige Ärzte stundenlang Visitieren, nebenbei noch Telefonate führen.

Das wäre doch vielleicht erst einmal ein Ansatzpunkt für andere Stationen.
Standards mit den Ärzten erheben, was "ärztliche" Tätigkeiten betrifft.

Eigentlich dachte ich bisher, unsere Station wäre "mäßig" organisiert. Aber wenn ich mir meine Texte hier nochmals durchlese muss ich mir tatsächlich eingestehen, dass unsere Station doch "gut" durchorganisiert ist. Da alles zur Routine geworden ist, ist man sich dessen gar nicht bewusst.
Viele Grüße
Sanne
 
Hallo Hartwig,
wann hast Du denn diese negativen Erfahrungen machen können?
Wie lange ist es her?
Sanne

Noch nicht so lange, ca drei, vier Jahre. Es gab natürlich auch immer einzelne Pflegekräfte, die absolut top waren.

Gruss Hartwig
 
Unter "eigenverantwortlicher" Tätigkeit in der Pflege ist nicht das Handeln nach Therapieschemata und "Limits" (wenn-dann) gemeint. Dafür reicht dann nämlich wieder die Fähigkeit des Lesens.

Elisabeth
 
Könntest Du mir erklären,
was genau Du damit meinst, Elisabeth?
Viele Grüße
Sanne
 
@sanne3- Hartwig hat es schon sehr gut beschrieben im Beitrag http://www.krankenschwester.de/foru...92-jammerdepression-pflege-12.html#post169551

Unter eigenverantwortlich verstehe ich:
Identifizierung von Risikogruppen von Patienten
Bestimmung des Pflegebedarfs
Einbeziehung der Patienten und deren Angehörigen- Umfangreichen Erfassung der Ausgangssituation des Patienten (Pflegeanamnese)
- Differenzierten Planung abgestimmt nach vorgefundenen SituativenProblematik (Pflegediagnose)
- Erfassung und Planung von gravierenden Patientenproblemen
Verlaufsbegutachtung/Evaluation
Darstellung entscheidungsrelevanter Daten
Qualitätsverbesserung der pflegerischen Leistungen

Prozesssteuerung
Effektive Koordination des multidisziplinären Teams

Pflege braucht ein eigenes Arbeitsfeld und muss sich damit auch abgrenzen können zu anderen Berufsgruppen. Erst dann ist eine interdisziplinäre Arbeit möglich. Interdisziplinarität bedeutet für mich: Akzeptanz der anderen Akteure als selbständige Profession im diagnostsich- therapeutischen Reigen.

Elisabeth
 
Wie gut,
dass wir auf Station nicht nur diskutieren, philosophieren, kritisieren und jedes Wort auf die Goldwaage (Eigenverantwortlichkeit) legen!
Wir handeln!
Und zwar so, dass die Patienten optimal versorgt werden, wir unser Arbeitspensum schaffen, mit den Ärzten zusammen arbeiten und wir doch recht zufrieden mit unseren Arbeitsabläufen sind.
Viele Erneuerungen werden von uns umgesetzt, sollten weitere Veränderungen anstehen, so sind wir dabei!
Sanne
 
Genau diese Einstellung macht Pflege in Deutschland zum Spielball für jeden Interessenten.

In diesem Sinne:...
*zynischan*
Zuwenig Personal, zuviel Arbeit? Das ist nur eine subjektive Empfindung. Wer noch Zeit zum Jammern hat, ist einfach noch nicht ausgelastet genug.
*zynischaus*

Elisabeth
 
Bei uns wurden im Dezember allgemein gültige Standards eingeführt. Zuerst dachte jeder, was dieser ****** soll. Inzwischen sind wir sehr glücklich damit, denn zum Beispiel die Kathterinfektionen sind deutlich zurückgegangen und jeder achtet jetzt darauf, dass Routinewechsel eingehalten werden. Dokumentationslücken entstehen so auch nicht mehr. So kriegen wir fast alle unsere Arbeit super geregelt.
Wir jammern noch, weil unsere Leitung streng und teilweise zu ungerecht ist und von der Praxis keine Ahnung mehr hat.
Aber das steht auf nem anderen Blatt.
Ich finde, Standards sind teil unserer Professur und unseres Selbstwertgefühls - wir wollen doch so selbstständig sein wie unsere akademischen Kollegen - oder etwa nicht?
 
Ein großer (zu großer) Teil unserer KollegInnen definiert Fern- und Nahziele so:
Nahziel--hoffentlich kann ich gleich eine Rauchen gehen
Fernziel--Feierabend

Das ich hier in diesem Forum nicht auf die Jammerdepressiven stoße, ist mir längst klar geworden. Die gehen nicht nach Feierabend ins Internet und beschäftigen sich mit ihrem Beruf und setzen sich nicht mit anderen darüber auseinander.

Deshalb müssen wir sie vor Ort erreichen (meine eigenen KollegInnen - Nahziel.......die anderer Bereiche - Fernziel)

Die Akademisierung des Berufes ist zwingend notwendig, darüber sind wir uns einig. Aber wir dürfen darum nicht damit beginnen unsere Probleme mit den Jammerdepressiven vor Ort akademisch zu lösen. Das ist eine sehr pragmatische Angelegenheit.
Wir suchen sogar noch Begründungen warum sie so sind (z.B. Burn out).
Stellen wir dann fest wir haben eine KollegIn mit Burn out, wird sie gepflegt, gehegt, betütelt, alle haben Schuld, die KollegIn ist nur so, weil alle anderen zuviel von ihr wollen.

Eine KollegIn mit Burn out muß jede Hilfe bekommen, die notwendig ist. Dazu kann auch gehören ihr zu raten aus dem Beruf auszuscheiden. Statt dessen werden sie jahrzehnte mitgeschleift...und täglich hören wir ihr jammern.

@Elisabeth
Jeder wird bei uns dort abgeholt wo er steht (nur so können wir unser gutes Ergebnis erreichen) es sei denn er steht zu weit weg.
Dann muß nach anderen Lösungen gesucht werden.

Ich unterschreibe fast alles, was Du hier gepostet hast. Aber wie sollen wir diese hohen Ziele erreichen????.... ohne Veränderungen der Menschen, die auf den Stationen arbeiten.

@sanne3
Mit eurer Einstellung könnt ihr sehr viel erreichen. So wie ihr aufgestellt seid könnt ihr mit dem akademischen Teil des Berufes anfangen (z.B. Beteiligung an Studien....)

@hartwig
Dein Primary nursing Beispiel ist exemplarisch dafür, was passiert, wenn ein Sytem mit hoher Verantwortung auf eine darauf nicht vorbereitete Station trifft.
 
@hartwig
Dein Primary nursing Beispiel ist exemplarisch dafür, was passiert, wenn ein Sytem mit hoher Verantwortung auf eine darauf nicht vorbereitete Station trifft.

Ja, es war damals nicht die Station, auf der ich tätig war, deswegen keine ich die Details nicht, möglicherzeise wurde die Mitarbeiter einfach vorher nicht richtig aufgeklärt und vor allen, in die Entscheidung mit einbezogen.

Grundsätzlich interessant an dem Beipiel finde ich aber, dass ein System, dass ja eigentlich darauf abzielt, die Motivation der Mitarbeiter zu fördern - sie damit aus der Jammerdrepression zu holen - indem man ihnen mehr Verantwortung gibt, gerade daran scheitert, dass die Mitarbeiter es aufgrund der hohen Verantwortung und des sich nicht mehr bewegen wollen, ablehnen...:gruebel:

Gruss Hartwig
 
Hallo Opnetz,
danke für die Loorbeeren!:)
Wir haben wirklich lange an unserem relativ guten Betriebsklima gearbeitet und die Umsetzung der Standards.
Es war nicht immer so bei uns.
Anfangs hatten wir ein grottenschlechtes Miteinander. Die Abteilungsleitung war Stammgast bei uns, wir hatten einen Coatcher (schreibt man es so?), unsere Stationsleitung war mit unserem "Zickenkrieg" überfordert, es war Dauernörgeln/jammern angesagt und wenn sich jemand aus diesem "Krieg" heraushalten wollte, so wie ich, hieß es damals ich würde dadurch auch nicht zu einem gesunden Arbeitsklima beitragen wenn ich mich heraushalten würde. Es war ein sehr anstrengendes Arbeiten!!!
Ein Beispiel eines dauernörgelnden Kollegen!
Blutentnahmen? Soll ich jetzt auch noch ärztliche Tätigkeiten zusätzlich tätigen?
Essen verteilen: Arbeite ich etwa in der Gastronomie?
Telefondienst: Bin ich Sekretärin?
Patientenpflege/Waschung, Schutzhosen wechseln: Bin ich Altenpfleger?
Geschirrspüler ausräumen (leider auch unsere Aufgabe- trotz Einspruch und Schlichtungsstelle): Bin ich Putzfrau?
Als ich ihn fragte, was er denn in diesem Beruf überhaupt noch als seine Aufgaben ansehen würde, fand er keine Antwort.
Aber wir fanden heraus, was wirklich mit ihm und den anderen Dauernörglern war. Sie waren einfach überfordert, oder lustlos.
Die Dauernörgler arbeiten inzwischen nicht mehr auf unserer Station. Es waren die Nörgler/Jammerer, die auch nichts an ihrer Situation verändern wollten, die unser Arbeitsklima "verpesteten", viel Unruhe in das Team brachten, dadurch für heilloses Durcheinander sorgten und sich nicht helfen lassen wollten.
Eine Kollegin traute sich nicht an den PC. "Ich kann das nicht, dafür brauche ich Stunden und die Zeit habe ich nicht!"
Als ich ihr sagte, es wäre doch JETZT die Möglichkeit, ihr die einfachen Laborausdrucke beizubringen, schrie sie mich doch tatsächlich an! Sie könne es nicht und hätte auch kein Interesse daran.
Auch sie ist nicht mehr auf unserer Station tätig.

Sollte ich zuweit vom Thema abschweifen, dann schreibt es bitte! Irgendwie bin ich hier im Forum so mitteilungsbedürftig, habe ich jedenfalls das Gefühl.:):)
Viele Grüße
Sanne
 
Warum müssen wir in der Pflege eigentlich immer alle Kollegen am gleichen Level halten? Es gibt nun mal die Kollegen, die voll zufrieden damit sind nach Ansage zu arbeiten zum Wohle des Pat.. Diese sind dem AG oft die liebsten Mitarbeiter- sie sind so schön einfach lenkbar und stellen wenig Fragen. Das ständige Rumnörgeln kann man als "Hintergrundsrauschen" vernachlässigen.

Elisabeth
 
Es gibt nun mal die Kollegen, die voll zufrieden damit sind nach Ansage zu arbeiten zum Wohle des Pat.. Diese sind dem AG oft die liebsten Mitarbeiter- sie sind so schön einfach lenkbar und stellen wenig Fragen.
Elisabeth

Bin mir nicht sicher, ob ich dies richtig verstehen... Also, wir diskutieren hier ja nicht die Situation wo Mitarbeiter berechtigterweise am System "jammern", sondern wir sprechen über die "Bremser", die jammern und den Fortschritt verhindern.

Gruss Hartwig
 
Ich muss dazu mal sagen, dass Jammern auch eine Art von Protest und Selbstschutz sein kann. Es gibt nämlich auch die Spezies, die nie jammern und glauben, alles schaffen zu müssen (die am meisten vom Burn-Out bedroht sind). Denn wenn man immer mehr aufgetragen bekommt, die Leitungspersonen aber selbst keine Organisationstalente und Vorbilder sind, bleibt einem manchmal nichts Anderes übrig. Dann wird man eben störrisch und weigert sich, dazu zu lernen.
- Mich hat diese Haltung auch oft schon gestört, ich musste jedoch feststellen, dass sich viele dieser Kollegen besser um sich selbst kümmern können als diejenigen, die sich alles zu Herzen nehmen, total engagiert sind und am liebsten alles verändern würden.
Das heißt nicht, dass sich diese weniger engagierten Mitarbeiter hängen lassen. Sie machen ihre Arbeit gut oder zufriedenstellend, aber eben nichts darüber hinaus.
Denn wenn sich jemand weiter entwickeln soll, muss man ihm auch den Raum dafür geben. Den sehe ich oft nicht.
 
@Hartwig- warum müssen alle Pflegekräfte "gerettet" werden und zu egagierten aktiven Mitarbeitern werden? Vergeuden wir da nicht Kraft, die anderweitig (z.B. Umstzung einer echten pflegerischen Eigenverantwortung) besser verwandt werden könnte?

Den andern (überwiegenden ?) Anteil der Pflegekräfte- warum sollen diese nicht mit ihrer Pseudoeigenverantwortung zufrieden sein? Warum nicht Dienst nach Vorschrift genehmigen? Diese Mitarbeiter haben zwar noch ein Examen- sind aber eigentlich die Vorhut für weniger ausgebildetes Personal. Sie können/werden zukünftig durch "Hilfskräfte" ersetzt werden.

Unser Augenmerk sollte den Engagierten gelten, damit dies den Veränderungsprozess möglichst unbeschadet überstehen. Engagement und pflegefachliche Leistung müssen belohnt werden- nicht nur monitär.

Elisabeth
 
@Hartwig

Das Problem ist,dass wir versuchen das Pferd von hinten aufzuzäumen. Wir stehen einer großen Gruppe unseres Berufsstandes gegenüber, die die Verantwortung meidet, die sich darüber identifiziert sich zu möglichst vielen Dingen ablehnent gegenüber zu verhalten. Das Gefühl der chronischen Unzufriedenheit verselbstständigt sich. Siehe die Beispiele von "sanne3".

Und dann kommen wir und möchten sie mit mehr Verantwortung aus dieser Unzufriedenheit herausholen. Das funktioniert nicht. Beispiele für so positive Veränderungen, die gescheitert sind, gibt es bei uns auch. Hinterher hieß es von den JD: Haben wir gleich gewußt, dass sowas nicht funktioniert. Das sie selbst die Bremser sind und damit der Grund für das Scheitern,muß ihnen vermittelt werden.

Zuerst muß es uns gelingen ihnen beizubringen, dass es mehr Spaß macht ohne zu nörgeln zu arbeiten.
Sprich: Erst den Boden vorbereiten - dann säen - dann eine gute Ernte einfahren.
Nicht die gute Saat auf schlechten Boden streuen und sich dann wundern, dass die Ernte schlecht ist.

@sanne3

Wunderschöne Beispiele hast Du hier gebracht, und ihr konntet offensichtlich feststellen, dass man ohne die JD besser und mit mehr Freude arbeiten kann. Lasse möglichst viele KollegInnen an diesem Wissen teilhaben. Also weiterschreiben und diskutieren.

@Elisabeth

Wir werden nicht alle ins Boot bekommen, aber wenn wir 100% versuchen und erreichen 80% ist es ein gutes Ergebnis. Versuchen wir es mit 80% erreichen wir nur 60% und das ist zu wenig, eindeutig.
 
Morgen opnetz!
Stimmt schon!!
Das Problem ist,dass wir versuchen das Pferd von hinten aufzuzäumen. Und dann kommen wir und möchten sie mit mehr Verantwortung aus dieser Unzufriedenheit herausholen. Das funktioniert nicht.
Wie soll also das Pferd von uns aufgeäumt werden? Die Leute müssen dort abgeholt werden wo sie sind, eben in der JD! Ihnen einfach mehr Verantwortung "aufzudrücken" ist da nicht Mittel der Wahl! Wir werden sie nur motivieren können wenn sie selbst den Eindruck haben etwas bewirken zu können. Daher müssen wir uns mit ihrer (und unserer) JD auseinandersetzen. Mitgestaltung an arbeitsabläufen, kreatvität zulassen und fördern, intressen der Mitarbeiter berücksichtigen kann da helfen. Nicht jeder will bestimmte Sachen machen, nicht jeder ist gleich! Aber auch nicht jeder hat eine JD der bestimmte Sachen nicht gerne machen möchte oder kann.
...Das sie selbst die Bremser sind und damit der Grund für das Scheitern,muß ihnen vermittelt werden.
find ich dann eine grobe vereinfachung, die umkehr der JD.

Sprich: Erst den Boden vorbereiten - dann säen - dann eine gute Ernte einfahren.
Aber wie sieht der Boden heute aus? Es handelt sich um Urwald! Rechtliche unsicherheiten, willkür in der Auslegung -was gehört zur pflege was nicht, viele Meinungen erfahrungen aus Uraltzeiten.. Da kann man nur Unkraut säen. von Guter Ernte sind wir dann weit weg. Da wird nur eine abgrenzung von anderen Berufen weiterhelfen. Solange Pflege noch alles beschreibt nichts ausschliesst und alles übernimmt kommen wir nicht weiter. Hier hilft nur noch "Brandrodung" die Pflege des Systems und damit die aufrechterhaltung eben der heutigen Zustände, führt zur Zersplitterung der Pflege als Ganzes. Sicher ist spezalisierung notwendig! Aber nicht brauchbar um die (gesamt) Pflege zu stützen und den gesellschaftlichen Wert zu steigern.
Hier stellt sich die Frage nach "wieviel ist mir Pflege Wert". Noch sind wir die einzigen die alle Informationen in ihrer arbeit berücksichtigen können. Soziale aspekte, medizinches, Angst, alles läuft in der Pflege zusammen! Das aufeinander abzustimmen gleichberechtigt mit anderen Berufsgruppen ist auch proffession! (und vielleicht das wichtigste an unserer Arbeit!)

Wir werden nicht alle ins Boot bekommen, aber wenn wir 100% versuchen und erreichen 80% ist es ein gutes Ergebnis. Versuchen wir es mit 80% erreichen wir nur 60% und das ist zu wenig, eindeutig.
Dafür müssen wir die JD nicht mehr als JD bezeichnen sondern ernstnehmen!
Die ist nicht "endogen" entstanden!!!!! Fast alle haben den Beruf ergriffen weil sie dachten etwas bewegen zu können! Hochmotiviert! Was daraus wurde ist nicht alleine dem anzulassten der das beste versuchte aus sich rauszuholen. Wenn bei Einstellungen nur die "Kittellzahl" auf der Station die Rolle spielt, nicht die Qualifkation, wenn Schüler, Praktikanten, und Aushilfen benötigt werden um "Pflege" professionell erscheien zu lassen, sollte man sich nicht wundern über die Ernte die man einfährt!
 
Wir werden nicht alle ins Boot bekommen, aber wenn wir 100% versuchen und erreichen 80% ist es ein gutes Ergebnis. Versuchen wir es mit 80% erreichen wir nur 60% und das ist zu wenig, eindeutig.

Ist dieser Anspruch nicht überzogen? Aus meiner Sicht können wir froh sein 40-50% zu erreichen... und das wäre schon eine sehr gute Zahl.
Was sollten wir mit 80% hochqualifizierten und engagierten Mitarbeitern anfangen? Das ist auch nicht bezahlbar. Ein Qualifikationsmix wird die Zukunft sein.

Vielleicht kommen wir weiter, wenn wir die erste Aufgabe im Veränderungsprozess angehen: ehrliche IST- Bestimmung., Lob- da, wo es hin gehört, Kritik- da wo sie hingehört. Viele Mitarbeiter wissen doch gar nicht über ihre Stärken und Schwächen bescheid. Die Leitung vermeidet Konflikte, indem sie bei der Dienstplanung stillschweigend diese Probleme mit einarbeitet.

Ergo: wir brauchen Leitungen, die sich nicht als Mutti verstehen und Pflegekräfte, die endlich erwachsen werden wollen.
Wer Verantwortung scheut ist fehl als Gesundheits- und KrankenpflegerIn- mit dieser Einstellung gehört man in die zweite Reihe... zu den Helferlein.

*grübel* Das müsste man sogar mit der Politik kommunizieren können. Pflegehelfer sind billiger.

Elisabeth
 

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