Ist die Verantwortung des ITS-Personals wirklich höher, als die auf peripheren Stationen?

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Hallo bisauf,
das hast Du sehr schön beschrieben ! Es spricht ja keiner dem ITSler seine Verantwortung oder Detailwissen usw. ab,im Gegenteil,die FWB gibt's nich umsonst und einfach isse auch nich. Auch kann man eine ITS nich mit ner anderen vergleichen,die Voraussetzungen in den Häusern sind alle grundverschieden. Was allerdings überall gleich ist,so möchte ich behaupten,ist die Tatsache,daß eben auf ITS aufgrund der Krankheitsbilder und Patientenzustände immer ein Doc greifbar ist und diese "Rückendeckung" erleichtert doch sicher die Arbeit um Einiges oder ? Hab ich auf ITS ein Vorhof-oder Kammerflimmern oder gar nen kompletten Stillstand,ist pronto der Doc zur Stelle,während die Kollegen Adrenalin etc. aufziehen und so kann die Rea so zeitnah wie nur irgend möglich ab-und anlaufen.
Hab ich das gleiche Szenario auf Normalstation oder bei mir inner ZNA,so muß ich erstmal den Zustand erkennen,in dem sich der Pat. befindet,wohingegen ich auf ITS bloß auf'n Monitor gucken brauch,wenn der Alarm lospiept. Auf Normalstation muß ich die Vitalwerte selber kontrollieren und meine Schlüsse ziehen,alsdann drauf hüpfen und lospumpen,währenddessen ich nach Verstärkung brülle und alleine beatmen und pumpen muß,bis die Verstärkung eintrudelt. Nu is aber immer noch kein Doc da ! Also alleine weitermachen,die Notfallmedis reinschießen,bloß um dann vom Rea-Team vom Pat. gezerrt zu werden,damit die mein Werk beenden können. Und nu kommt auch endlich mein Doc angestolpert... Was macht ein ITSler ohne Monitoring und Nulllinie samt Vitalalarm ? Richtig...nen Monitor suchen gehen und den Pat. allein lassen :fidee:. Sorry,war jetzt böse von mir,hab ich aber schon haargenauso erlebt,kein Witz und nich ausgedacht !
 
Wobei es einer grossen Erfahrung bedarf, die Zeichen auf dem Monitor zu deuten... da schauen die Kollegen auf der Normalstation oft in die Roehre. Die Einschaetzung von Akutsituationen, die auf den Intensivstationen eintreten, ist meiner Meinung nach ungeheuer schwer. Und da geschehen auch die meisten Feheler. Nicht alle Werte stimmen immer und die meisten Katastrophen kuendigen sich ganz leise an. Wenn der Kreislauf steht, ist das Kind in den Brunnen gefallen...
 
Es besteht kein Zweifel daran, dass ein erfahrener Intensivler in seinem Gebiet einem unerfahrenen Neuling überlegen ist. Das trifft nach Patricia Benner aber auch für die Beschäftigten auf Normalstation zu. Und: sobald wir das Terrain wechseln, purzeln wir wieder alle Kompetenzstufen nach unten.

Aber was hat das mit dem Grad der Verantwortung zu tun? Ob ich meinen Führerschein nun drei Tage habe oder dreißig Jahre, im Straßenverkehr aufpassen muss ich so oder so.
 
Vielleicht sollten wir erst mal klaeren, wie wir den Begriff Verantwortung benutzen wollen. ... Hier eine kleine Einfuehrung:

Verantwortung
 
Wenn ich an meinen Wechsel von der Intensivstation auf eine periphere Station und dann auch noch in einem völlig unbekannten Fachgebiet... ich habe in der Anfangszeit jeden Tag ein Dankesgebet gegen den Himmel geschickt, in denen ich den Dienst ohne Komplikationen überstanden hatte.

Ähnlich stelle ich mir das bei F_M vor. Anfänger, schlechte Einarbeitung, ins Wasser geschmissen und ständig am kämpfen um net unter zu gehen... dass hab ich ja ehedem auch als besondere Leistung empfunden. Ich denke, F_M versucht sich vielleicht auch ein bisschen darüber zu beruhigen: es liegt an dem Arbeitsbereich, dass ich ständig unter Strom stehe.

@F_M- kennst du P.Benner? >>> Kurzfassung ihres Konzeptes: Pflegeexpertin nach Benner Vielleicht sehen wir "alten Hasen" das Bild der Intensivstation anders, vor allem dann, wenn wir aus der Intensiv kommend in einen peripheren Teil gearbeitet haben. Erst wenn man in dem neuen Bereich wieder eine erfahrene Pflegekraft oder sogar Fachexperte ist, dann lässt das Gefühl, dass man ums Überleben kämpft nach.

@bisauf- das ein Monitor als großes Wunder angesehen wird- die Zeit dürfte vorbei sein. Und wer nur auf den Monitor schaut- da geben ich dir recht- wird Schwierigkeiten haben Akutsituationen rechtzeitig zu erkennen.

Elisabeth
 
Zuerst mal, meinen Respekt den Kollegen auf Intensiv- ich glaube ich würde da nicht arbeiten wollen und können- so viele Maschienen zu bedienen usw. ist glaub nicht so mein Ding...:)...
...Aber...
Mein Respekt gilt genauso den Kollegen auf den einzelnen peripheren Stationen... ich weiß aus eigener Erfahrung- ein Nachtdienst mit 20 (und 20 sind glaub noch harmlos:)) schwerstkranken Menschen ist alles andere als easy und witzig- und die Fehler dort können auch verdammt schwerwiegende Folgen haben!
Und ja, vielleicht hätten ITSler ein höheres Gehalt verdient, das sei ihnen auch gegönnt...aber in ner Uni auf ner Normalstation hättest auch mehr Gehalt verdient als in nem Minihäuschen weil der Zustand des Klientels ein ganz anderer ist! (Claudia hats schonmal erwähnt- ich sags trotzdem nochmal!:)) Und wie bzw. wer soll das jetzt bestimmen oder unterscheiden???
Lieber F_M und alle anderen Intensivkräfte, ich möchte wahrlich nicht mit euch tauschen- und für die Patienten könnte so ein Dienst mit mir auch böse ausgehen... aber mal ganz ehrlich- wer von euch hat den Lust mit mir zu tauschen? :)
Zum Thema unser Gehalt ist viel zu gering...meine FWB- Leitung sagte mal in ner IBF: "Das halbe Klinikum hier verdient für den Umfang ihres Fachwissens viel zu viel...!" Manchmal kann man ihr netmal wiedersprechen...:)

Liebe Grüße
 
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Zuerst mal, meinen Respekt den Kollegen auf Intensiv- ich glaube ich würde da nicht arbeiten wollen und können- so viele Maschienen zu bedienen usw. ist glaub nicht so mein Ding...:)...
...Aber...
Mein Respekt gilt genauso den Kollegen auf den einzelnen peripheren Stationen... ich weiß aus eigener Erfahrung- ein Nachtdienst mit 20 (und 20 sind glaub noch harmlos:)) schwerstkranken Menschen ist alles andere als easy und witzig- und die Fehler dort können auch verdammt schwerwiegende Folgen haben!
Und ja, vielleicht hätten ITSler ein höheres Gehalt verdient, das sei ihnen auch gegönnt...aber in ner Uni auf ner Normalstation hättest auch mehr Gehalt verdient als in nem Minihäuschen weil der Zustand des Klientels ein ganz anderer ist! (Irgendwer hats schonmal erwähnt- ich sags trotzdem nochmal!:) Und wie bzw. wer soll das jetzt bestimmen oder unterscheiden???
Lieber F_M und alle anderen Intensivkräfte, ich möchte wahrlich nicht mit euch tauschen- und für die Patienten könnte so ein Dienst mit mir auch böse ausgehen... aber mal ganz ehrlich- wer von euch hat den Lust mit mir zu tauschen? :)
Zum Thema unser Gehalt ist viel zu gering...meine FWB- Leitung sagte mal in ner IBF: "Das halbe Klinikum hier verdient für den Umfang ihres Fachwissens viel zu viel...!" Manchmal kann man ihr netmal wiedersprechen...:)

Liebe Grüße

Stop, ich habe ne völlig andere Meinung wie FM!
Um mit dir zutauschen müsste ich wissen was du machst? Ich arbeite überall gerne, aber wenn ich die Wahl habe ziehe ich die ITV vor, überschaubare Pat.gruppe
 
Halt halt halt, das war überhaupt nicht als Angriff gemeint- das war mein wahrer Ernst, ich möchte wirklich nicht mit Euch tauschen!
Ich bin mir dessen bewusst das du seine Meinung nicht teilst, entschuldige bitte wenn dies falsch rüberkam!
Liebe Grüße
 
Für mich ist die Intensivstation ein Bereich, in dem ich niemals arbeiten möchte. Nicht, weil die Verantwortlichkeit mich überfordern würde, sondern weil ich der Art des Arbeitens einfach nichts abgewinnen kann. Ich gewinne oft den Eindruck, dass sich dort mehr mit den Geräten, als mit den Patienten selbst beschäftigt wird- und manche ITS-Kollegen stimmen mir diesbezüglich zu. Mit dem Gehalt eines ITS-MA habe ich mich nie beschäfitgt. Ist es wirklich so viel besser als das der anderen?
In unserem Haus gab es letztes Jahr in der onkologischen Abteilung einen personellen Engpass und es wurde, weil die ITS zu dem Zeitpunkt etwas Luft hatte, gefragt, ob jemand von denn Kollegen für 2-3 Tage aushilft. Widerwillig kam eine Kollegin zu uns und sie war jenseits der ITS vollkommen hilflos, fragte nicht weniger als jeder andere Neuling und hatte vorn den Chemos keine Ahnung. Mir wäre es auf der ITS nicht anders ergangen- ich wäre dort keine wirkliche Hilfe für meine Kollegen gewesen...
Und so dramatisch, wie sich manche Situationen dort auch gestalten können- eben wegen dieser Dramatik genießt die Arbeit dort einen anderes Ansehen, als die auf den anderen Stationen, wo sich die Dramen lediglich etwas leiser und unspektakulärer abspielen...
Jeder Kollege, der seine Arbeit sorgfältig und Verantwortungsbewusst macht, genießt meinen Respekt unabhängig von der fachlichen Ausrichtung.
Wenn eine Chemo falsch vorbereitet oder zu schnell infundiert wird, kann dies den Tod des Patienten zur Folge haben. Wenn ein Bettgitter nicht hochgezogen und/oder das Bett zu hoch gestellt wird, kann ein Sturz des Patienten dessen Tod bedeuten, wenn einen Pflegekraft die Medikamente vertauscht und ein Patient daraufhin die falschen Medikamente bekommt, hat auch dies zum Teil furchtbare Konsequenzen, wenn ein Patient ncht rechtzeitig abgesaugt und/oder der Arzt nicht früh genug konsultiert wirde, kann der Patient sterben. Auf der ITS wird man durch das Piepsen, Summen und Klingeln diverser Apparate zumindest oft genug vorgewarnt...woanders habe ich oft gar keine Chance, so zeitnah zu reagieren, weil ich nicht gleichzeitig überall sein kann. Insofern sehe ich keinen Unterschied in der Verantwortlichkeit der ITS- und den Pflegekräften der peripheren Stationen.
 
Monitore und der Maschinenpark nimmt einen Teil der Zeit in Anspruch und es gibt einige die den Pat. darüber vergessen. Aber net alle. Ich liebe meine ITV, weil ich mehr Zeit an meinem Pat. verbringe, auch wenn dieser dann sie noch mit den Maschinen teilen muss. Aber ich denke ich habe trotzdem noch mehr Zeit für ihn, wie auf Station. Basale Stimulation, in Ruhe waschen, Haare waschen( wenn Zeit dar ist, bekommen meine weiblichen Pat. auch nen Beautyday), Mobi in aller Ruhe, Verbände, etc. Ein Schwätzchen mit meinem Pat. mit deren Angehörigen.
Zu sehr sich auf die Monitore verlassen sollte man sich auch net- PEA (pulslose, elektrische Aktivität). Ich habe meinen Schülern, neuen Kollegen immer gesagt, schaut euch erst den Pat. an und dann den Monitor, den der lenkt schon von alleine auf sich.
Aber jede Maschine kann nur so gut arbeiten, wie die Person die sie einstellt. Alarmgrenzen, etc.

Also neuer Fachbereich ist immer aufregend, und ich behaupte mal jeder braucht Zeit sich einzufuchsen.
Nach meiner Ausbildung war ich 2 Jahre auf der geschlossenen Psy., dann habe ich auf eine grosse 26 Betten ITV gewechselt (kardiochirugie mit vielen Kunstherzen, Ecmos, etc.) dann das Land gewechselt, hier habe ich in die Geburtshilfe reingeschnuppert ( wer ausser vielleicht die ZNAmitarbeiter ist da noch richtig fit?), dann war ich auf ner ITV und Kinderintermediatecare, ( gleiches Fachgebiet wie in Deutschland, trotzdem anders) und drei Tage im Emergency Room (53 Betten). Jeder der genannten Bereichen hat seine Eigenarten, Schwierigkeiten, besondere Verantwortungen, etc. jedes Mal eine neue Herausforderung.... und man merkt sehr das man doch Fachidiot wird nach einer gewissen Zeit.
 
Lieber F_M und alle anderen Intensivkräfte, ich möchte wahrlich nicht mit euch tauschen- und für die Patienten könnte so ein Dienst mit mir auch böse ausgehen... aber mal ganz ehrlich- wer von euch hat den Lust mit mir zu tauschen? :)
Nie im Leben! Alleine in der Nacht mit >30Patienten (und das in ner Uniklinik mit entsprechender Krankheitsschwere), ohne Doc, nein Danke. Würde ich auch nicht für mein ITS-Gehalt machen, selbst nicht mit Zuschlag. Ich bewundere jeden der das kann.

Natürlich hat man auf Normalstation mehr Stress, und evtl. auch ne höhere Arbeitsbelastung, dennoch bleib ich dabei, dass wir auf der ITS viel mehr gefährliche Fehler machen können. Prinzipiell kannste die meisten Patienten sogar mit der Lagerung umbringen. Es geht nicht nur um i.v.-Medis, sondern um das ganze, um Hämofiltrationen, um EVDs, um Thorax- und Abdomendrainagen, darum auf die BGAs zu schauen und da nichts zu übersehen, darum im Hinterkopf zu behalten wann Katecholamine auslaufen, damit man rechtzeitig daran denkt eine neue Spritze aufzuziehen.

Ich denke ich kann in einer durchschnittlichen Stunde an einem ruhigen Tag eine gute Handvoll potentiell tödliche Fehler machen. Wenn auf Normalstation die Lage eskaliert, ist das sicher auch so, aber das ist dann eben ne Eskalation und nicht der Normalzustand.

Auf Normalstationen hat man evtl. sogar mehr Arbeit, aber der Anteil an potentiell tödlichen Pflegehandlungen ist geringer (rein prozentual, und ich behaupte hier nicht, dass er bei 0% ist).
Wir bringen 10-20.000 Leute jedes Jahr um mit unseren Fehlern. Sicher wird das meiste auf Normalstation geschehen, weil da mehr Patienten liegen und mehr Personal ist.
Wenn du aber die Todesfälle durch Fehler, pro Mitarbeiter rechnest, wird das auf ITS höher sein.

Logisch haben wir immer den Doc da, das nützt dir aber im Zweifel auch nicht mehr viel, wenn du z.B. Hirndruckzeichen übersehen hast, und der Patient einklemmt.
Ein stehender Kreislauf ist, wie schon gesagt wurde, dann erst das letzte Zeichen, davor ist schon einiges massiv schiefgelaufen. Und selbst wenn wir den Patienten reanimiert bekommen, heisst das noch nicht, dass wir seine Neuronen gerettet haben.

Ich hab in 3Jahren auf ITS schon ne ganze Reihe schwerer Fehler erlebt, und die meisten von erfahrenen Pflegern+erfahrenen Docs in Zusammenarbeit, einfach als Folge von Stress und dem Übersehen von Kleinigkeiten. Routine ist der Killer.

Tödlich sind die in den seltensten Fällen, weil wir einen Körper meist wieder in Gang bekommen, aber fragt nicht nach den Neuronen.
Effektiv haste auch jemanden umgebracht, wenn er vorher orientiert und adäquat war und dann ohne Großhirnaktivität als appallisches Syndrom rumliegt. Und das kann nunmal sehr schnell und jedem ITSler passieren, wenn er nicht voll konzentriert ist. Jedenfalls auf unseren ITS-Stationen, wo vieles deligiert ist (eigentlich fast alles, ausser Einstellung der Beatmungsparameter und -form).


Nochmal die Frage: wenn auf Normalstation effektiv die höhere Arbeitsbelastung herrscht (was ich ohne Probleme eingestehen kann), und man die gleichen Tätigkeiten macht, warum will dann bei uns keiner auf ITS, auch wenn es besser bezahlt wird?
Wenn man auf Normalstation die gleichen Tätigkeiten macht, kann man ja kaum mit dem Argument kommen: nicht jedem liegt die Arbeit.
 
Wenn ich deinen Beschreibungen folge, dann dürfte es einzig und allein an der ITS selber liegen. Du beschreibst es als ein Chaos. Fehler gehören zum Alltag. Wobei du hier von gravierenden Fehlern berichtest bis hin zum Tod des Pat.. Routine wird als äußerst bedrohlich erlebt, weil sie mit Oberflächlichkeit gleichgesetzt wird. Man scheint ständig unter Spannung zu stehen, was der Konzentration und Aufmerksamkeit net unbedingt dienlich sein dürfte. Dazu noch der Personalmangel, der hausgemacht scheint bei den Zuständen... da würd ich auch net alt werden wollen.

Die Zahl der Todesopfer hört sich im ersten Moment sehr groß an. Das ist bewusst von den Medien so gesteuert. Wenn du dir die Gesamtanzahl der Fälle im Krankenhaus anschaust, dann relativiert sich das. 2010 wurden 18 032 904 Pat. in KH behandelt. Das wären 0,06% aller Fälle.
Ich will damit net die Fehler runterreden. An jedem Fehler hängt ein Menschenschicksal. Aber wenn du es so erlebst, dass in deinem Fachbereich besonders viel tödlich verlaufende Fehler vorkommen, dann stimmt entweder deine Sichtweise net oder der Staatsanwalt sollte mal vorbeischauen.

Besprecht ihr eigentlich hinterher in so einem Fall, was da konkret der Fehler war? Geht es um Schuldzuweisungen oder Fehleranalyse?

Elisabeth
 
Moin Fleschor_Max

Natürlich hat man auf Normalstation mehr Stress, und evtl. auch ne höhere Arbeitsbelastung, dennoch bleib ich dabei, dass wir auf der ITS viel mehr gefährliche Fehler machen können. Prinzipiell kannste die meisten Patienten sogar mit der Lagerung umbringen. Es geht nicht nur um i.v.-Medis, sondern um das ganze, um Hämofiltrationen, um EVDs, um Thorax- und Abdomendrainagen, darum auf die BGAs zu schauen und da nichts zu übersehen, darum im Hinterkopf zu behalten wann Katecholamine auslaufen, damit man rechtzeitig daran denkt eine neue Spritze aufzuziehen.

Genau diese Aussagen höre ich von unseren Neuen. Liest man da Angst zwischen den Zeilen? Mit diesen Gedanken an mögliche Fehler könnte ich nicht seit 17 Jahren auf einer Intensiv arbeiten. Sicher können Fehler fatale Konsequenzen haben. Auf jeder Station, auf der Intensiv wahrscheinlich häufiger. Aber trotzdem hat man nicht jeden Tag die "Chance" jemanden zu töten :roll: Bei dir klingt es als ob fast jede Handlung auf einer Intensiv jemanden das Leben nehmen kann.
Bei uns tolerieren die meisten Patienten das Lagern übrigens gut. Bei entsprechendem handling profitieren die meisten sogar davon :roll: Und mit den Katecholaminen kann man sich Stress ersparen wenn man einfach mit 2 Perfusoren pro Katecholamin arbeitet, gerade wenn viel zu tun ist !

Wenn Fehler passieren muss halt geschaut werden wie es dazu kam. Fehler sollten nur einmal passieren. Tritt ein Fehler häufig auf stimmt etwas an den Strukturen nicht.

Fehler sind in jedem Job möglich. Unterhalte dich mal mit einem Busfahrer. Dafür sollten wir ausgebildet sein, darauf sollte man entsprechend reagieren. Wenn dem nicht so ist oder das Arbeitsumfeld für zusätzliche Fehler sorgt muss man die Konsequenzen ziehen. Was die dann sind muss jedes Team bzw. jeder für sich herausfinden. Bei euch oder bei dir (?) scheint einiges etwas merkwürdig zu laufen.
 
Wenn ich deinen Beschreibungen folge, dann dürfte es einzig und allein an der ITS selber liegen.
Das Problem haben fast alle ITS-Stationen im Haus, und die Fehler hab ich nicht auf einer einzelnen Station beobachtet.
Meine Station war da eher noch harmlos im Vgl. zu anderen die ich erlebt habe als Aushilfe.
Besprecht ihr eigentlich hinterher in so einem Fall, was da konkret der Fehler war? Geht es um Schuldzuweisungen oder Fehleranalyse?
Sollte selbstverständlich sein, oder?
Du kannst bei uns keinem die Schuld geben, wenn was dummes passiert. Die meisten Fehler die ich beobachtete, passierten erfahrerenen Leuten. Das ist keine Absicht, sondern Folge des Stress.
Hab es ja schon paarmal erwähnt, bei ner Studie mit mehreren ITS-Stationen im Bundesgebiet, hatten wir eine der höchsten subjektiv empfundenen Arbeitsbelastungen, aber unsere Fehlerquote lag eher im Mittelfeld. Im Vgl. zum Stress machten wir also eher weniger Fehler.

Und klar versucht man halt noch in einer Fehleranalyse einen Weg zu finden, wie das nicht mehr passiert, trotz Stress. Aber die Gefahr bleibt, vllt. nicht bei diesem konkreten Fehler, weil da Maßnahmen getroffen wurden, um den unwahrscheinlicher zu machen, aber bei anderen dann immer noch.

Was willste da noch besprechen, wenn ein erfahrener Arzt und ein erfahrener Pfleger in zwei BGAs, die Stunden auseinander liegen, eine heftige Unterzuckerung übersehen, und das erst gesehen wird, wenn der PAtient mit Krampfanfall schon aufm Transport ins CT ist?

Das macht keiner mit Absicht, und der Fehler kann mir prinzipiell immer noch geschehen. Teils fehlt mir auch einfach die Zeit auf die BGAs meiner Patienten zu schauen, wenn z.B. mehrere Zugänge gleichzeitig kommen. Ich muss mich dann auf mein Gefühl verlassen, welcher Patient unter laufenden Insulin BZ-stabil war in den letzten Tagen, und bei welchem Patienten ich auch in der größten Hektik noch auf die BGA schauen muss. Das kann eben auch schiefgehen, und dann bin ich derjenige, der das mit sich ausmachen muss, wenn er einen Patienten aus Versehen zerebral abgeschossen hat.
Ich hab nach 3Jahren immer noch täglich Angst etwas zu übersehen, für unwichtiger zu halten, als es in wirklichkeit war.
Routine ist deswegen der Killer, weil man keine Angst mehr hat, solche Fehler zu machen, und dann passierts erst Recht.
 
Moin Fleschor_Max



Genau diese Aussagen höre ich von unseren Neuen. Liest man da Angst zwischen den Zeilen? Mit diesen Gedanken an mögliche Fehler könnte ich nicht seit 17 Jahren auf einer Intensiv arbeiten. Sicher können Fehler fatale Konsequenzen haben. Auf jeder Station, auf der Intensiv wahrscheinlich häufiger.
Vorsicht, für diese Aussage steh ich seit Tagen im Kreuzfeuer :D.
Aber trotzdem hat man nicht jeden Tag die "Chance" jemanden zu töten :roll: Bei dir klingt es als ob fast jede Handlung auf einer Intensiv jemanden das Leben nehmen kann.
Bei uns tolerieren die meisten Patienten das Lagern übrigens gut. Bei entsprechendem handling profitieren die meisten sogar davon :roll: Und mit den Katecholaminen kann man sich Stress ersparen wenn man einfach mit 2 Perfusoren pro Katecholamin arbeitet, gerade wenn viel zu tun ist !
Achso, und was hilft mir das, wenn ich aus Hygienegründen das Katecholamin trotzdem erst eine Stunde vorher aufziehen darf?!
Oder wenn ich gar keinen Perfusor mehr frei habe für überlappenden Wechsel, weil drei verschiedene Katecholamine+andere Medis laufen?

Es reicht doch beim Lagern den ZVK zu entfernen, oder den oro-trachealen Tubus bei MKG-Patienten, und das kann im Zweifel sehr kritisch werden für den PAtienten.
Ganz zu schweigen von manchen Drainagen (ThoraxSaugdrainage, z.b.).
Natürlich tut Lagerung den meisten PAtienten gut, aber während des Drehens kann ne Menge passieren. Wenn sie dann erstmal liegen, ists was anderes.
 
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