Hygiene bei 3/4MRGN

sandy15

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15.08.2015
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Akt. Einsatzbereich
amb. Intensivpflege
Hallo,

ich hatte in dieser Woche ein Vorstellungsgespräch bei einem ambulanten Pflegedienst mit Intensivpflege-WG. So war alles in allem recht schön, Urlaub passt und der Verdienst mit Zuschlägen ist für meine Region auch OK, sogar sehr gut.

Nur die Hygiene!!!!

Auf meine Nachfrage wurde mir bestätigt, dass man auch Menschen mit 3 bzw. 4MRGN aufnimmt und pflegt. Ich hatte dies gefragt, weil ich beim Rundgang nirgendwo Schutzkleidung (Kittel, Mundschutz) gesehen hab. Sonst sieht man dies ja vor den Zimmern rumstehen/hängen. Alle Türen standen offen. Und in diesen Arbeitsbereich gibt es immer irgendwelche resistenten Keime...

Die Mitarbeiterin welche mich rumführte, meinte, dass die Betreiber der WG, darunter ein Arzt, Schutzkleidung nicht wünschen, weil die zu pflegenden Menschen nicht nur vermummtes Personal auf ihrem letzten Lebensweg sehen möchten, bzw., wenn sie wahrnehmungseingeschränkt wären, auch Angst bekommen würden. Außerdem gäbe es diese Keime ja überall, am Einkaufswagen, im Kühlregal (Augenzwinker) etc.
Die Arbeitskleidung müssen die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen und selber waschen.

In den Zimmern standen Ventilatoren, welche die Luft incl. aller darin befindlichen Teilchen in der ganzen WG umher wehten.

Ich finde das grob fahrlässig den Beschäftigten und auch den zu Pflegenden gegenüber - da kann ja irgendwann jeder jeden Keim haben - im schlimmsten Fall.

Derzeit trage ich bei 3/4MRGN Schutzkittel (allerdings keinen PE-beschichteten), Handschuhe, Mundschutz und beim Betten machen auch eine Kopfhaube. Händedesinfektion sowieso.

Wie ist es bei euch mit den Hygienemaßnahmen beim Umgang mit resistenten Keimen?

LG Sandy



PS: Mir ist meine Gesundheit lieber als mehr Geld!
 
Bei uns im Krankenhaus sind die Maßnahmen unterschiedlich.Es kommt a) auf den Keim an und b) wo der Keim sitzt(Mund,Rachen,Haut,Wunde...)
Grob kann man aber sagen der Pat.wird isoliert und wir tragen bei Patientenkontakt Schutzkleidung. Was wir wann tragen müssen hängt dann wie gesagt von a) und b) ab.
Ist die WG denn nur für Intensiv-Pat.die absehbar sterben werden? Dann könnte ich mir vorstellen das man sagt selbst wenn die Pat.alle resistente Keime bekommen ist es nur zweitrangig...im Vordergrund stünde die verbleibende Lebensqualität und das wohlfühlen.
Was aber den Eigenschutz für die Pflegenden angeht finde ich es doch sehr gewagt:eek1:
 
Wie halten das eigentlich die Kollegen, die sich einen Keim zugezogen haben? Tragen die dann auch außerhalb des klinischen Bereiches Schutzkleidung um zu verhindern, dass andere sich anstecken? Werden bis zur Sanierung zuhause Mundschutz, Kittel und Handschuhe getragen? Wirft man die Kleidung weg- weil: keine Wama bietet mehr die nötigen Temperaturen. Oder besorgt man sich Kliniksdesi um die Wäsche zu reinigen? ...
Lässt man regelmäßig kontrollieren, ob nicht doch i-ein Familienmitglied sich i-wo was aufgesammelt hat? Muss man ja von ausgehen weil die Keime eben nicht nur im KH zu finden sind.

Es geht bei dem potentiellen Arbeitsplatz der TE nicht um ein Krankenhaus sondern um eine Wohngemeinschaft. Und der Arzt hat schon richtig festgestellt, dass es auch eine Psychohygiene gibt. Der Mensch ist ein kommunikatives Wesen. Sprache läuft nur zu ca. 40% über das gesprochene Wort. Der Rest ist Körpersprache zu der auch die Mimik gehört.

Wie wäre es mit einem Selbstversuch in der eigenen Familie. Alle begegnen sich nur noch in Vollschutz und das nicht nur 8 Stunden lang sondern mind. einen Monat. Achtung: jedesmal, wenn der Vollschutz abgenommen wird, muss garantiert sein, dass niemand in der Nähe ist, der sich nicht selber schützt.

Anstelle der TE würde ich auf den Arbeitsplatz verzichten. Er passt nicht. Dort werden andere Prioritären gesetzt. Auf Dauer dürfte es sehr schwierig sein, sich der Philosophie anzupassen. Gibt ja noch genug andere Möglichkeiten.

Elisabeth
 
Wohngemeinschaften sind nicht mit Krankenhäusern gleichzusetzen. Selbst in Pflegeheimen gelten andere Richtlinien zur Hygiene. Hier geht tatsächlich vor, dass Menschen da LEBEN und hierzu gehört es, dass sie am Alltag teilnehmen können.

Die Landesgesundheitsämter haben zum Teil hierfür Hygienepläne, die man sich downloaden und auf den eigenen Bedarf anpassen kann. Für Niedersachsen mal als Beispiel:

http://www.nlga.niedersachsen.de/do..._stationaere_Pflegeeinrichtungen_03_2015_.doc

http://www.nlga.niedersachsen.de/do...lan_fuer_ambulante_Pflegedienste_03_2015_.doc

In den Hygieneplänen ist eine strenge Isolierung nicht vorgesehen, die Bewohner nehmen ganz normal am Heimleben teil.

Ich bin leider nicht informiert, welche Richtlinien für WGs gelten, da Wohngemeinschaften unterschiedliche Formen haben und unterschiedlichem Recht unterliegen können, das kommt aufs Bundesland an. Es wird aber sicher nicht strenger, als in Pflegeheimen und ambulanten Diensten sein.

Man muss ich aber verabschieden von der Vorstellung, dass das Procedere im KH dem Goldstandard entspricht und auf alle Versorgungsformen umzulegen ist. Zumal es dort IMHO an den Infektionsraten auch nix ändert.
 
Hallo,

ich hatte in dieser Woche ein Vorstellungsgespräch bei einem ambulanten Pflegedienst mit Intensivpflege-WG. So war alles in allem recht schön, Urlaub passt und der Verdienst mit Zuschlägen ist für meine Region auch OK, sogar sehr gut.

Nur die Hygiene!!!!

Auf meine Nachfrage wurde mir bestätigt, dass man auch Menschen mit 3 bzw. 4MRGN aufnimmt und pflegt. Ich hatte dies gefragt, weil ich beim Rundgang nirgendwo Schutzkleidung (Kittel, Mundschutz) gesehen hab. Sonst sieht man dies ja vor den Zimmern rumstehen/hängen. Alle Türen standen offen. Und in diesen Arbeitsbereich gibt es immer irgendwelche resistenten Keime...

Die Mitarbeiterin welche mich rumführte, meinte, dass die Betreiber der WG, darunter ein Arzt, Schutzkleidung nicht wünschen, weil die zu pflegenden Menschen nicht nur vermummtes Personal auf ihrem letzten Lebensweg sehen möchten, bzw., wenn sie wahrnehmungseingeschränkt wären, auch Angst bekommen würden. Außerdem gäbe es diese Keime ja überall, am Einkaufswagen, im Kühlregal (Augenzwinker) etc.
Die Arbeitskleidung müssen die Mitarbeiter mit nach Hause nehmen und selber waschen.

In den Zimmern standen Ventilatoren, welche die Luft incl. aller darin befindlichen Teilchen in der ganzen WG umher wehten.

Ich finde das grob fahrlässig den Beschäftigten und auch den zu Pflegenden gegenüber - da kann ja irgendwann jeder jeden Keim haben - im schlimmsten Fall.

Derzeit trage ich bei 3/4MRGN Schutzkittel (allerdings keinen PE-beschichteten), Handschuhe, Mundschutz und beim Betten machen auch eine Kopfhaube. Händedesinfektion sowieso.

Wie ist es bei euch mit den Hygienemaßnahmen beim Umgang mit resistenten Keimen?

LG Sandy



PS: Mir ist meine Gesundheit lieber als mehr Geld!

Für die Maßnahmen bei 3 und 4MRGN in Heimen gelten die KRINKO-Empfehlungen des RKI! In den Heimen sind die Voraussetzungen andere als in den Krankenhäusern, da die meisten Heimbewohner keine oder weniger Katheter in vorhandenen oder4 nicht vorhandenen Körperöffnungen haben. Daher ist eine Isolierung in den Heimen meist nicht notwendig. inwiefern dies bei einer "Intensiv-Pflege-WG" notwendig ist würde ich an offenen Wunden oder Devices festmachen.
Ansonsten sehe ich das beschriebene Procedere nicht als "fahrlässig" an sondern der Situation angepasst. Zu Überdenken ist die Haltung im PS von Sandy: mit 3 oder $MRGN kann sich ein Gesunder nicht "anstecken" in Sinne von Infizieren, sondern allenfalls kolonisieren!
 
Eine Frage hätte ich auch dazu. Bei Patienten mit 3-MRGN im Urin und DK. Wie ist das mit dem dusches des Patienten? Klar, Kittelpflege und Handschuhe sind Pflicht. Jedoch finde ich das immernoch fraglich, da durch die ebenerdigen duschen auch das Duschwasser des Patienten auf die Schuhe, Hose oder halt evtl auch Haut, gelangen können?
 
Bei isoliertem Befund im Urin und dichtem Katheter, kann es keine Übetragung geben und selbst wenn: was soll Dir außer einer zeitweisen Besiedlung geschehen? Überlebensvorteile haben die Keime ohne Selektionsdruck durch Antibiotikagaben bei Dir keine, - und Deine Patieenten schützt Du hoffentlich durch adequate Händehygiene!?!
 
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Ich glaub da ist das Problem, was ich als Schülerin noch nicht ganz verstehe. Als gesunder Mensch kann ich mich nicht infizieren, sondern ich kann nur "besiedelt" werden. Jedoch ist es doch bei MRGN im Gegensatz zu MRSA doch so, dass man keine Sanierung vornehmen kann, oder? Geht der Keim dann von alleine weg, wenn er sich bei einem gesunden Mensch angesiedelt hat, oder ist er immer da? Und wenn er weggeht, wie lange dauert das ca.?
Ich weiß voele Fragen, aber ich möchte es einfach verstehen. Und hab so bei meinen Recherchen noch nichts eindeutiges gefunden ..
Danke!
 
Das ist eine ekelhafte Einstellung. Einfach die Keime machen zu lassen, auf irgend ein Antibiotikum sprechen die Keime an. Man will sie nur meisst aufsparen falls eine vorrangige Infektion kommt. bei der man dan ein Antibiotika benötigt. Man kann durch eine ordentliche Sanierung mit Antibiotika Keime loswerden und sollte für diese Zeit auch das gesamte Umfeld desinfizieren und reinigen gerade in einer WG und sich über dessen selbst schützen. Der Betreiber will dafür nur nicht aufkommen und nimmt in Kauf das sich sein Personal mit Keimen besiedelt selbst infiziert samt Umfeld na danke. Klar kann man sich jeder Zeit unwissentlich irgend wo Keime einfangen aber was man vermeiden kann sollte man vermeiden. Es kommt aber natürlich auch auf den Keim an wie schon gesagt wurde welcher wo sitzt er und wie man mit ihm verfährt.
 
Du hast mich ein wenig falsch verstanden. Das ist nicht meine "Einstellung", sondern ich wollte lediglich verstehen ob man bei MRGN generell eine Sanierung vornehmen kann, oder ob das gar nicht möglich ist. Weil ich so etwas mal gelesen hatte. Und wollte nur wissen, wie lange dann MRGN einen gesunden Menschen besiedeln kann bzw. wie lange die Keime ohne Sanierung überleben
Mehr nicht, wollte nur mein Wissen erweitern.
 
Hallo Lib029,
was das Thema Sanierung anbelangt - da hilft Dir das RKI
http://www.rki.de/DE/Content/Infekt...ds/Gramneg_Erreger.pdf?__blob=publicationFile
zu den einzelnen Keimen - findest den Punkt: Sanierungsmöglichkeiten
liest sich - ganz o.k. Eradikation = vollständige Entfernung/ Eliminierung des Krankheitserregers

@Simillar - solltest glaub ich auch mal lesen, bin grad von Deinen Ansatz
"...Man kann durch eine ordentliche Sanierung mit Antibiotika Keime loswerden.." irritiert.
Woher kommt die Zuversicht im Bezug auf MRGN3/4?
 
Da auch bei diesen Keimen eine Sanierung durch aus möglich ist.
Man müsste natürlich das Laborergebniss sehen zu dem jeweiligen Keim es werden ja stets mehrer Antibiotika auf die Keime getestet und eins wirkt meist. Es ist nun mal oft der Fall das befürchtet wird das das Antibiotika eventuell mehr Schaden anrichtet wie der Keim selbst oder dieser Ressistent wird weil Sanierung parallel Lücken hat Fehler Quote Mensch etc Risiko Gewinn Abschätzung nun mal im Auge des Arztes liegt
 
Du hast mich ein wenig falsch verstanden. Das ist nicht meine "Einstellung", sondern ich wollte lediglich verstehen ob man bei MRGN generell eine Sanierung vornehmen kann, oder ob das gar nicht möglich ist. Weil ich so etwas mal gelesen hatte. Und wollte nur wissen, wie lange dann MRGN einen gesunden Menschen besiedeln kann bzw. wie lange die Keime ohne Sanierung überleben
Mehr nicht, wollte nur mein Wissen erweitern.

Damit ist die Einstellung des Betreibers gemeint keines Weges deine Frage zu dem Thema ich würde eine Sanierung immer befürworten
 
Wie muss ich mir das nun vorstellen? Zukünftig keine Kittel mehr sondern wasserdichte Ganzkörperanzüge?

Elisabeth
 
Wäre zumindest für das Pflegepersonal sicherer. Die MRGN 4 Keime und 3 sind wahrlich ein Problem
 
Aber wie vom Betreiber dieser wg grundsätzlich zu sagen ja wir machen hier Keim Party da würde ich auch nicht arbeiten wollen
 
Welcher "Betreiber" verordnet wem eine "Keimparty"? Der Mensch ist eine "Keimparty", Mensch besitzt mehr Keimezellen auf und in sich als er Körperzelen besitzt! 3 und 4 MRGN sind ohne die Resistenzeigenschaft Teil "unserer" normalene Darmflora. Eine Sanierung ist "nur" möglich, solange wir die 3oder 4 MRGN nicht in unserem Darmmikrobiom beherbergen (siehe selektive Darmdekontamination)! Also nicht immer möglich und auch nicht immer angezeigt. Somit sollte man nicht so undifferenziert daherplappern, von ausgebildeten Pflegekräften kann man vielleicht etwas mehr erwarten.
 
Ich finde es zunehmend befremdlich, wie wenig Pflegekräfte zum Thema Hygiene wissen. Es kann doch nicht sein, dass man jedesmal in Panik verfällt, wenn da multiresistenter Keim vorhanden ist und Maßnahmen fordert die einen an den mittelalterlichen Umgang mit M.Hansen erinnert.

Elisabeth
 

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