Hygiene bei chronischen septischen Wunden

Vedad

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20.01.2014
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Hallo Leute,

hätte mal ein paar Fragen zur Hygiene bei chronischen und/oder septischen Wunden. Momentan bin ich (2. Ausbildungsjahr) in der septischen Wundambulanz an einem Universitätsklinikum. Dort war ich heute und die letzten Tage ziemlich überrascht, als ich gesehen habe wie jahrelang erfahrene Pflegekräfte und(!) Assistenzärzte mit Wundheilungsstörungen und septischen Wunden umgehen.

Da werden sterile Kompressen und sterile Wundauflagen mit bloßen Händen oder keimarmen Handschuhen angepackt und auf die Wunde geklatscht, zwischenzeitlich liegen die Kompressen/Wundauflagen auch mal auf dem Ablagetisch oder auf der Jeans des Patienten. Mit ehemals sterilen Pinzetten, die zwischenzeitlich 3-4 Mal auf unsterilen Ablagen lagen, werden Wundauflagen tief in die Wunden und in Taschen gelegt.
Wenn sich die Pflegekräfte und(!) Ärzte nach einem Verband mal die Hände desinfizieren bin ich fast am klatschen, so selten kommt das vor. Ich fühle mich teilweise wie im falschen Film.

Bin ich zu schulisch, habe ich etwas falsch gelernt, oder spielen diese Leute mit der Gesundheit des Patienten?
Sowas geht doch gar nicht, oder?

Ich habe gelernt, dass Wunden egal ob septisch oder nicht septisch auf jeden Fall aseptisch gehandhabt werden müssen. Sprich Wundauflagen/Kompressen pp. dürfen nur mit steriler Pinzette oder sterilen Handschuhen (evtl. Einhandschuh) angefasst und platziert werden (non-touch Technik). So ist es doch richtig, oder nicht? Das was die da veranstalten bringt mich echt fast durcheinander was Hygiene angeht.
Als ich mal nachgehakt habe hieß es, dass doch aseptisch gearbeitet wurde und septische Wunden ja eh schon keimbesiedelt sind. Was ja kein Argument ist, denn auch auf septischen Wunden darf keine Keimverschleppung passieren.

Ich bitte euch um ein kurzes Statement!

Grüße
 
Euer Betrieb hat sicherlich einen Hygienebeauftragten.
Mache mit dem einen Termin, und trage ihm Deine (m.E. berechtigten) Sorgen vor.
Er wird das sicher vertraulich behandeln, wenn Du ihn darum bittest.

--- Manchmal ist der Dienstweg der Beste. ---
 
ergänzend:
frage bitte mal, wer für das Wundmanagement im Haus zuständig ist (mit welcher Qualifikation evtl.).

(aus eigener Erfahrung: Hygienebeauftragte sind in der Regel vom anderen Stern, da sie nicht mehr in der Praxis leben. Die erste Stufe des Dienstweges wäre ein direkter Ansprechpartner aus dem Qualitätszirkel Wunde).

... und: nein, Du bist nicht zu schulisch, erhalte Dir Deinen Standard .....apropos Standard: wie sieht es denn in Eurem Haus damit aus? Da müßte doch was im PC sein:deal:
 
ergänzend:
frage bitte mal, wer für das Wundmanagement im Haus zuständig ist (mit welcher Qualifikation evtl.).

(aus eigener Erfahrung: Hygienebeauftragte sind in der Regel vom anderen Stern, da sie nicht mehr in der Praxis leben. Die erste Stufe des Dienstweges wäre ein direkter Ansprechpartner aus dem Qualitätszirkel Wunde).

... und: nein, Du bist nicht zu schulisch, erhalte Dir Deinen Standard .....apropos Standard: wie sieht es denn in Eurem Haus damit aus? Da müßte doch was im PC sein:deal:

Hygienebeauftragte mögen vielleicht von einem anderen Stern sein, daher gibt es Hygienefachkräfte und die sind auch an einer Uniklinik beschäftigt! Außerdem muss jede Klinik einen aktuellen Hygieneplan haben, in dem auch der Verbandswechsel beschrieben sein muss.

Und - Vedad, nein Deine Ansicht ist nicht zu "schulisch" sondern völlig regelkonform: in eine Wunde in der bereits Keim drin ist, wird durch einen weiteren Keim die Situation nicht besser! Daher fordert die KRINKO am RKI, dass in Wunden ausschließlich steriles Material darf. Diese Vorgaben sind mittlerweile in allen Bundesländern verbindlich!
 
Hallo Vedad,

ich kann mich da nur Nordlicht anschließen... mir stehen grad die Haare zu Berge :cry1:
 
Während meiner Ausbildung bin ich deswegen oft angeeckt, weil ich hygienisch korrekt arbeiten wollte. Das braucht, wenn z.B. Einwirkzeiten beachtet werden, nun mal mehr Zeit. Da sind die Hygiene-Ignoranten einfach schneller (und häufig wird eben allein nach Schnelligkeit bewertet, auch von Kollegen). Es sei denn, die Ignoranten selbst oder die eigenen Angehörigen werden versorgt, da wird so mancher auf einmal ganz pingelig...
 
Natürlich gibt es Pflegestandards, aber da hält sich kein Schwein dran. Das ist vielleicht die "Wunschvorstellung" von den Verantwortlichen. Ich muss aber auch eingestehen, dass es zeitlich nicht zu schaffen wäre wenn man sich genau an die Standards halten würde. Dafür wäre viel zu wenig Personal da..
 
Nee, so geht das aber auch nicht: Standards haben und sich nicht dran halten...
Wo bleibt der PDCA-Zyklus, wenn Du schreibst, aus personellen Gründen können die Standards nicht umgesetzt werden?
Wo ist das Qualitätsmanagement?
 
Hallo Newbie,


schön zu hören, dass sichAuszubildende Gedanken machen und unkorrektes Verhalten erkennen undhinterfragen. :klatschspring:BITTE BEHALTE DAS BEI !!!:klatschspring: Dein weiterer Weg wird sichergut, aber auch schwierig sein. Denn du wirst oft anecken.
Das nicht Einhalten der Standarts ausZeitgründen ist ein verständliches, aber nicht immer treffendesArgument. Gerade in einem Bereich wie dem OP wird fast nur „nachStandard“ gearbeitet , trotzdem, oder gerade deshalb, läuft derBetrieb geregelt und schnell.
ALSO: zügig und Standard müssen sichnicht ausschließen. Sollte das so sein, ist es wohl Zeit, denStandard zu überarbeiten.


LG Einer
 
Hallo Vedad,

ich bin ebenfalls noch in der Ausbildung (3. Lehrjahr) und kann mich den anderen vor mir nur anschliessen - hygienisches Arbeiten ist etwas komplett anderes.
Es gibt zu den Verbandswechsel natürlich Standards, die eigentlich eingehalten werden sollten.
Zeitersparnis sollte kein Argument für unhygienisches Arbeiten sein.
Wenn Standards regelmäßig eingehalten und durchgeführt werden, dann kann das Personal diese natürlich auch schneller handhaben.
In der Praxis sieht man oft Tätigkeiten, die einem in der Theorie und anhand der verschiedenen Pflegestandards das Grausen lehren (fängt ja schon bei hygienischen Händedesinfektion an).
 
Gründe genug für uns Leitungkräfte, ein offenes Ohr für die frischen Augen der Schüler zu haben.
Ok ! Blödes Wortspiel !

Sagt doch bitte bescheid, wenn Ihr etwas beobachtet, was Menschen gefährden kann.

Das ist kein Ansch........, sondern Verantwortungsbewusstsein.
Eine Leitung, die ihre Position verdient und ausfüllt, wird :
- sich ein eigenes Bild von der Situation machen,
- die Hintergründe ermitteln,
- Maßnahmen zur Abhilfe treffen, und vor allem
- den Melder nicht nennen.

Bei uns ist es guter Brauch, dass wir uns gegenseitig kontrollieren.
Egal auf welcher Stufe der Hühnerleiter wir stehen.
 

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