Fixierung von Patienten - andere Länder, andere Sitten?

bun

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14.03.2009
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in UK ist fixieren grundsaetzlich verboten..
 
Ach tatsächlich? Was macht ihr bei eigen- oder fremdgefährdendem Verhalten? Wie hindert ihr einen sturzgefährdeten Patienten daran, aus dem Bett zu purzeln? Wie schützt ihr Euch und andere Patienten, wenn ein psychisch Kranker oder einer im Durchgangssyndrom durchdreht?
 
Hallo,

ich habe mir erlaubt den Thread abzuhängen, ich finde das Thema sehr interessant und ansonsten kommen wir doch zu sehr vom Thema ab.

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich kann jetzt nicht sagen, ob es in Österreich generell so ist, aber bei uns im Haus sind Fixierungen (im Sinne von Gurten) auch verboten. In den anderen mir bekannten Krankenhäusern wird auch nicht fixiert - bis auf psychiatrische Einrichtungen natürlich.

Gruß,
Lin
 
Vielleicht sollten wir ein konkretes Beispiel vorgeben:

Pat. post-Op im Durchgangssyndrom versucht ständig das Bett zu verlassen und versucht alle erreichbaren Zu- und Abgänge zu ziehen.
Welche Maßnahmen werden zum Schutz des Pat. ergriffen? Wenn Fixierung genutzt wird- in welcher Form (2-Punkt, 4-Punkt, usw.)?

Elisabeth
 
Pat. post-Op im Durchgangssyndrom versucht ständig das Bett zu verlassen und versucht alle erreichbaren Zu- und Abgänge zu ziehen.
Welche Maßnahmen werden zum Schutz des Pat. ergriffen? Wenn Fixierung genutzt wird- in welcher Form (2-Punkt, 4-Punkt, usw.)?

2-Punkt und 4-Punktfixierungen verwenden wir gar nicht (wir haben nicht mal Fixationsgurte im Haus).
Bettgitter auf einer Seite dürfen wir immer anbringen, aufgrund des Heimaufenthaltgesetzes dürfen wir Bettgitter beidseits nur nach bestimmten Kriterien anbringen. Meist lösen wir es so, dass wir die andere Seite des Bettes an die Wand stellen (naja ein kleines Schlupfloch haben sie uns gelassen :mrgreen:).
Würde der Pat. über die Bettgitter steigen, legen wir stattdessen Klingelmatten auf (da muss man aber schnell sein, damit man den Pat. vorm Sturz bewahrt).
Für die Zugänge und Ableitungen haben wir eigene Tricks: bei Fix, Drains und Co im Bauchbereich bringen wir die Bauchbinde verkehrt herum an, also sodass der Klettverschluss hinten ist. Venflon wird mit Pehahaft umwickelt.
Für die ganz harten Fälle gibt es einen Platz im Dienstzimmer mit Sauerstoffanschluss und Glocke (der einzige Nachteil ist, dass wir dann die Tür nicht mehr aufbringen und von der anderen Seite reingehen müssen).
Sonst Sitzwache, wenn Not am Mann ist, springen auch geistliche (pensionierte) Schwestern ein.
Wenn es gar nicht anders geht, werden Medikamente zur Beruhigung verabreicht und wenn das nichts hilft und Leben des Pat. und/oder Mitpatienten, Mitarbeiter gefährdet ist, wird der Amtsarzt verständigt und mitsamt Polizei- und Rettungseskorte ins psychiatrische Krankenhaus eingeliefert (hab ich aber bis jetzt erst zweimal miterlebt).

Achja, Sturzgefährdung wird bereits bei der Anamnese erhoben, Pat. (wenn sie orientiert sind) bekommen ein Informationsblatt, es muss im Pflegebericht dokumentiert sein, dass Pat. angehalten wurde, nicht alleine aufzustehen, usw. eigener Punkt in der Pflegeplanung und ein Schild "Pat. ist Sturzgefährdet" wird vorne an die Pat.mappe angebracht.

Gruß,
Lin
 
Die Psychiatrie-Abteilungen, die ich kenne, wären mit postoperativen Patienten restlos überfordert. Ist eben nicht ihr Gebiet.

Wir wurden dort als Schüler vorgeschickt, um einfache Verbände wie die beim suprapubischen Blasenkatheter zu machen. Wir waren da angeblich fitter als die Examinierten.
 
Die Psychiatrie-Abteilungen, die ich kenne, wären mit postoperativen Patienten restlos überfordert. Ist eben nicht ihr Gebiet.

Wir müssen ja auch deren Pat. übernehmen, wenn sie ein Uro-Problem haben. Und ein Harnverhalt oder Priapismus entsteht durch die dort vorrangig verabreichten Medikamente auch gerne :mrgreen:. Außerdem haben sie dort auch einige Krankenschwestern mit allgemeinen Diplom, die sie zu Rate ziehen können.

Gruß,
Lin
 
Wenns geht beim Thema bleiben.

Vielen Dank an Lin für die vielen guten Alternativtipps.

Elisabeth
 
Wenns geht beim Thema bleiben.

Hoppala, sorry :emba:.

Achja, Validation hab ich vergessen, hilft zwar nicht viel bei Durchgangssyndrom, aber bei mangelhaft Orientierten sehr oft. Dazu haben wir jährlich Fortbildungen und eine eigene "Validationsbeauftrage", die uns jederzeit mit Ratschlägen behilflich ist, wenn wir nicht mehr weiterwissen.

Gruß,
Lin
 
Wo liegen denn Klingelmatten? Auf dem Fußboden? Und sind mit irgendwie mit dem Klingelsystem verbunden?
(Sorry, hab sowas noch nie gesehen.)
 
@claudia: Ja, die sind in etwa dreiviertel so lang wie das Bett und liegen davor auf dem Fußboden. Die Matte ist mit der Rufanlage verbunden und wenn jemand (meist sind es die Besucher oder Docs :emba:) darauf tritt, wird "gestürmt" (ich weiß leider nicht, wie man das in Deutschland nennt: es läutet in kürzeren Abständen, so wie wenn jemand bei quittierter Glocke nochmal auf die Ruftaste drückt).

Hab gerade gesehen, dass die Matte richtig Sturz- oder Demenzmatte heißt.
http://images.google.at/imgres?imgurl=http://www.l2connect.at/typo3temp/pics/a0fdbedf0f.png&imgrefurl=http://www.l2connect.at/&usg=__GcQCkVXq60lHlHWjMu8tYSdqyIY=&h=114&w=150&sz=5&hl=de&start=52&um=1&tbnid=1PZ0MBG_Cqa63M:&tbnh=73&tbnw=96&prev=/images%3Fq%3Dsturzmatte%26ndsp%3D18%26hl%3Dde%26sa%3DN%26start%3D36%26um%3D1

Gruß,
Lin
 
Moin,
auch in den Niederlanden wird nicht fixiert; evtl. kommt der psychiatrische Patient in einen "reizarmen Raum", wo er sich nicht gefährden kann.
Gruß
 
Hallo Ostfriesland,

gibt es in jedem Krankenhaus einen reizarmen Raum oder nur in der Psychiatrie?

@all:
Wie macht ihr es auf Intensivstation? Wenn ich an manche Patienten im Delir denke, die enorme Kräfte entwickeln.

Die Klingelmatten kenne ich für Hinlaufgefährdete Personen, allerdings habe ich sie noch nicht life erlebt.

Wir legen schon auch mal Matratzen auf den Boden bei Patienten.

Liebe Grüsse
Narde
 
ich denke, wir sollten (ausnahmsweise mal) eine deutliche Grenez zwischen Psychiatrie und Somatik ziehen in diesem Thread.

Wie verfahrt ihr bei Pat. mit Durchgangssyndrom und Fremd-/ Eigengefährdung? Wie verhindert ihr die Tendenz zur "Bettflucht" und das Ziehen von Zugängen und Ableitungen?

Elisabeth
 
Tach an Alle:flowerpower:!! Ich lese hier von einem Fixierungsverbot in Österreich... Hab letztes Jahr in Linz im KH auf ITS gearbeitet und da wurden Patienten mit Durgangssyndrom oder Delir jeglicher Coleur mal schön handfest mit ner 5-Punkt-Fixierung an's Bett "genagelt". Linz ist doch in Österreich oder nich :gruebel::gruebel:??? Also entweder haben die da ne Ausnahmegenehmigung,was ich mir aber nicht vorstellen kann oder aber irgendwer bringt hier was durcheinander !!! Und auch in den Neederlands wird gepflegt fixiert undzwar im KH Venlo,da aber mit 4-Punk-Fixierungen. Auch wieder ne Ausnahmegenehmigung:gruebel::gruebel:?? LG Micha
 
@ITS-Micha:

Ich zititere mich zwar nicht gerne selbst, aber ich habe nie behauptet, dass es in Österreich verboten ist. Hier nochmal:

Ich kann jetzt nicht sagen, ob es in Österreich generell so ist, aber bei uns im Haus sind Fixierungen (im Sinne von Gurten) auch verboten. In den anderen mir bekannten Krankenhäusern wird auch nicht fixiert - bis auf psychiatrische Einrichtungen natürlich.

P.S. Ich arbeite auch in Linz (aber wohl nicht im gleichem, indem du gearbeitet hast - es gibt mehrere KH in Linz und sehr viele in Ö) und ja Linz gehört zu Österreich.

Gruß,
Lin
 
Hallo Lin !! Sorry,ich hab das so verstanden,dass Fixieren in Österreich generell verboten ist und mich gewundert,dass es dann wohl keine allgemein gültigen Richtlinien zu geben scheint,welche für alle KH's gelten. Ich war im UKH Linz auf der interdisziplinären ITS und da wurde wie gesagt so richtig schön mit 5-Punkt-System fixiert. Naja,wie auch immer,so ganz ohne Fixierung geht's meiner Meinung nach leider nicht,denn nen Patienten im Delir oder mit Durchgangssyndrom interessiert keine Klingelmatte und auch wenn dann vielleicht 2 Leute vom PP hinstürmen,kriegt man solche Patienten höchst selten mit weniger als 6 Leuten gebändigt und dann ist immer noch die Frage,ob ein Arzt ihn dann auch "abgeschossen" kriegt,so dass die Eigen-und Fremdgefährdung beseitigt werden kann. LG Micha
 
@ITS-Micha:
Doch, es geht und wir leben noch alle :) (auf uns wurde zwar auch schon mit DK-Beutel eingeschlagen, uns wurden die Beruhigungstropfen nachgeworfen und wir wurden mit Infusionsständer, Gehstock und Co bedroht, aber gsd haben wir es noch immer ohne größere Verletzungen geschafft).
Die Klingelmatte ist natürlich nicht zur "Bändigung" der Pat. mit Durchgang gedacht, sondern für die mit Sturzgefahr oder Weglauftendenz. Natürlich verhindert diese alleine keinen Sturz, aber sie macht zumindest sofort aufmerksam, wenn der Pat. versucht aufzustehen.

Gruß,
Lin
 
Schön dass es so ist Lin,denn z.B. der Thread wäre ohne Dich nicht halb so interessant :):)!! Nu erklär mir doch aber mal,was ihr macht,wenn sich einer laufenden Meter die Flexüle / ZVK / DK / Cystofix usw. selber rausreißt,ohne dass es möglich ist,ihn entsprechend zu sedieren,weil er sich wie'n Wilder wehrt und ihr z.B. nachts nur alleine oder zu zweit seid !! Dauernd andre Kollegen von andren Stationen holen geht vielleicht 1-2 Mal,denn die haben ja auch was zu tun und ne Sitzwache ist aus den allgemein bekannten Gründen nicht möglich...laßt Ihr den Patienten dann gewähren,so dass er sich selbst so sehr schädigen kann,dass auch sein Tod möglich ist :gruebel::gruebel::gruebel:??? Und Ihr als z.B. Nachtdienst habt ja auch nicht die Zeit,Euch an's Bett zu setzen,wenn Ihr auf ITS mit z.B. 10 Beatmungspatienten,1 Polytrauma und noch 5 frischen OP's Dienst habt. Also was bleibt dann übrig???? FIXIERUNG:knockin::knockin::knockin:. LG Micha
 

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