Fixierung von Patienten - andere Länder, andere Sitten?

Schön,Sedierung ist natürlich ne Möglichkeit,aber wie verabreichen,wenn der Patient sich denn mit aller Kraft wehrt :gruebel::gruebel::gruebel:??? Stell Dir das mal nicht so einfach vor und mit gut zureden kommst bei nem Deliranten nicht weit !!
 
Hallo
Hallo
Arbeite in Deutschland in einer Klinik und bei uns wird ein Patient bei Selbst- oder Fremdgefährdung fixiert. Ganz individuell werden entweder nur Bettgitter angebracht, ein Bauchgurt (und Bettgitter) oder wenn es ganz schlimm ist eine 5 Punkt- Fixierung. Vorher steht in jedem Fall die mündliche Überredung, und oder der Versuch von Sedierung. Bei Patienten die "nur" weglauf gefährdet sind schiebe ich Nachts ein gebremstes Bett vor die Zimmertür.
So hat der Patient die Möglichkeit sich in seinem Zimmer frei zu Bewegen, seine Türe zu öffnen und auch mal rausschauen, aber er kann sein Zimmer nicht verlassen. Da ich Nachts alleine bin und im durchschnitt 1-3 "Läufer"( mit mehr oder weniger agressivem Potential) neben den anderen 28 internistischen Kranken habe bleibt mir keine andere Wal als zu oben gennnten Mitteln zu greifen. Selbstverständlich nur mit einverständis der zuständigen Dienstarztes.
Menschenwürde ist gut uns schön, aber die hört spätestens dann beim Patienten auf wenn meine körperliche Unversehrtheit nicht mehr gewährleistet ist. Denn auch Pflegepersonal hat eine Würde.Und solange wir unter mieserablen personellen Bedingungen arbeiten müssen sind wir gezwungen einen goldenen Mittelweg zu finden in dem weder die Würde des Patienten noch die des Pflegepersonals großen Schaden nimmt.
Alesig
 
Genau meine Meinung,denn auf den Punkt Personalsicherheit wollte ich demnächst auch noch kommen :klatschspring::klatschspring::beten:!! Dies Thema wird ganz gerne solange hintenan gestellt,bis was passiert und wenn's ganz dicke kommt,verweigert die BG die Zahlung,weil der verletzte Kollege sich durch zeitlich begrenzte,freiheitsentziehende Maßnahmen nicht selber abgesichert hat. Dann ist das Geschrei groß... LG Micha
 
Hallo,

verstehe ich es jetzt richtig? Es wird nur in den Niederlanden nicht fixiert? In Österreich wird in der Klinik von Lin nicht fixiert, ansonsten schon?

Nun, würden mich die Niederländischen Arten der Patientenberuhigung interessieren, kann ja kaum sein, dass ein Delir an der Grenze halt macht und dort nicht auftritt.

Liebe Grüsse
Narde
 
Hallo Narde !! Nö,denn im KH Venlo (720-Betten-Haus) wird genauso fixiert !! Das hatte ich aber schon weiter vorne in diesem Thread geschrieben... Tja,da kommen einem doch Zweifel:gruebel::gruebel:. LG Micha
 
Dauernd andre Kollegen von andren Stationen holen geht vielleicht 1-2 Mal,denn die haben ja auch was zu tun und ne Sitzwache ist aus den allgemein bekannten Gründen nicht möglich...

Wir sind im ND immer zu zweit und da muss man eben einer als Sitzwache herhalten. Wenn es nicht anders geht hilft jemand von einer anderen Station aus oder im schlimmsten Fall wird eine geistliche Schwester gerufen, die Sitzwache hält (unser Kloster ist gleich nebenan).

Gruß,
Lin
 
@maddin84:
Ich frage mich gerade - ohne jemanden persönlich angreifen zu wollen - warum genau lesen manchmal so schwer fällt? Ich habe nie geschrieben, dass Sedierung keine Fixierung ist. Falls es die nächste Frage wäre: ich habe auch keine Stellung dazu abgegeben, ob jetzt Fixierung mit Gurten oder durch Sedierung schlimmer bzw. erträglicher für den Pat. ist.
Also nochmal:

Ich kann jetzt nicht sagen, ob es in Österreich generell so ist, aber bei uns im Haus sind Fixierungen (im Sinne von Gurten) auch verboten. In den anderen mir bekannten Krankenhäusern wird auch nicht fixiert - bis auf psychiatrische Einrichtungen natürlich.

Sorry, aber langsam komme ich mir ein bisschen verar...t vor. Muss ich mich jetzt rechtfertigen, warum bei uns nicht fixiert wird oder dass es auch ohne Gurte funktioniert? Ich bin gerne bereit zu berichten, wie es bei uns läuft ohne Gurtfixierung, aber glauben dass es so ist, müsst ihr mir schon (müsst ihr nicht, aber dann kann ich auch nicht weiterhelfen). Beweisen kann ich es schlecht. Ich kann Zweiflern gerne die Telefonnummer unserer Qalitätsbeauftragen geben.
So zum letzten Mal: es wird in meinem Haus (und in ein paar anderen, die ich persönlich kenne) nicht mit Gurten fixiert, verletzt wurde dadurch in meinem Haus bis jetzt niemand (bis auf die üblichen kleine Blessuren durch rabiate Pat.), ich habe das Fixieren mittels Gurt nie in der Schule gelernt und auch nie angewendet. Gesehen habe ich es einmal in einem Altersheimpraktikum in Deutschland.

Gruß,
Lin
 
Fixierung von Patienten - andere Länder, andere Sitten?

Hallo allerseits

In der Schweiz ist es von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt.

Hier mal das Patientengesetz vom Kanton Zürich.

3. Abschnitt: Besondere Umstände
A. Zwangsmassnahmen
§ 24-§ 27

http://www2.zhlex.zh.ch/Appl/zhlex_...03C1256F4A00448D65/$File/813.13_5.4.04_47.pdf

Was denkt ihr über § 27 ?

§ 27. Zuständig für die Anordnung von Zwangsmassnahmen sind die verantwortlichen Ärztinnen und Ärzte sowie in Notsituationen bis zum Eintreffen der verantwortlichen Ärztinnen und Ärzte das zuständige Fachpersonal.


Dürft ihr in Notsituationen auch Zwangsmassnahmen anordnen?

Cheers Angus
 
@Lin : :)nee nee,vera....en will Dich bestimmt keiner !! Ich kenn's bei diesem Thema nicht anders,als dass man den Patienten im Fall der Fälle halt zum Eigen-und Fremdschutz fixiert und persönlich hab ich die Erfahrung gemacht,dass es manchmal wirklich nicht anders geht. Dass Ihr zur Not ne Sitzwache aus Eurem angeschlossenen Kloster ranholen und deswegen auf Fixierung verzichten könnt,ist klasse,aber wieviele KH's haben diese Möglichkeit ?? Also mich würde wirklich brennend interessieren,wie Ihr rabiate Patienten ruhig kriegt,denn ich hab meinerseits auch nie behauptet,dass ich ein Fan der Fixierung bin !! Bitte schilder doch mal nen typischen Fall,wo Ihr ohne Fixierung auskommt...icke doch dazulernen will:engel::roll: !!
@angus : Ich find diesen § 27 gut,so kann der AvD aus der Situation raus entscheiden und man muß nicht lange rumtelefonieren,um einen zu fragen,der als Hintergrunddienst zuhause im Bett liegt !! Genauso trifft das auf's Pflegepersonal zu,wenn grad kein Doc zur Hand ist.
Guten Morgen zusammen, LG Micha
 
Wenn es hier um Fixierungen geht:

Die Fixierung der Arme auf ITS bei beatmeten Patienten bedarf in Deutschland wahrscheinlich auch einer richterlichen Verfügung wenn sie länger als 24h hinaus geht oder nicht?
 
Das trifft nicht nur auf beatmete Pat. auf ITS zu,sondern bei allen Fixierungen,welche länger als 48 Stunden andauern ist eine richterliche Anordnung notwendig.
 
Eigentlich schade, das der Thread doch in die Richtung geht: wie argumentiere ich pro Fixierung. Ich wäre/ bin nach wie vor an Alternativen interessiert: wie kann ich eine Fixierung vermeiden bei einem Pat. mit Durchgangssyndrom; Tendenz zur "Bettflucht" und der Neigung alle erreichbaren Zuggänge und Ableitungen zu entfernen.

Elisabeth
 
Ich weiß von einer ehemaligen Kollegin, die vor einigen Jahren nach Norwegen ausgewandert ist, daß dort das Fixieren von Patienten absolut unüblich ist .

Auf "unserer" ITS ist es durchaus üblich Patienten an den Händen zu Fixieren, um Selbstextubation oder Selbstentfernen von ZVK,art. Kathetern, BDKs o.ä. zu verhindern, wenn ständige Aufsicht durchs Pflegepersonal nicht gewährleistet ist.
Gut ist das natürlich nicht, aber die Personalkapazität bzw. das Arbeitsaufkommen ließ mir häufig keine andere Wahl. Darüber möchte ich mich auch nicht unbedingt auslassen, weil es absolut hinterfragenswert ist Menschen irgendwo festzubilden.
Da ich mittlerweile als freigestellte Praxisanleiterin tätig bin, somit auch Abstand zu solchen Situationen habe, fällt es mir leichter mein damaliges Tun zu hinterfragen, gleichwohl möchte ich aber nicht mit dem Finger auf Kollegen zeigen, die fixieren.

In Norwegen ist der Personalschlüssel so gestaltet, daß bei Selbstextubationsgefährdeten immer eine Pflegeperson anwesend ist, die auch von Kollegen abgelöst wird, um Pause zu machen oder aufs Klo zu gehen. Diese Pflegeperson hält-wenn es nötig ist-ihren ganzen Dienst lang die Hände des Patienten.

Was dort bei aggressiven Patienten, die ggf. andere angreifen unternommen wird , weiß ich allerdings nicht, könnte mir aber vorstellen, daß in solchen Fällen schon fixiert wird.
 
In Norwegen ist der Personalschlüssel so gestaltet, daß bei Selbstextubationsgefährdeten immer eine Pflegeperson anwesend ist, die auch von Kollegen abgelöst wird, um Pause zu machen oder aufs Klo zu gehen. Diese Pflegeperson hält-wenn es nötig ist-ihren ganzen Dienst lang die Hände des Patienten.

Was ja auch eine Art Fixierung darstellt. :knockin:
Gut es ist nochmal etwas anderes als wären die Hände ans Bett gefesselt aber diese Art der Fixierung ist auch sehr viel teurer. Ich mein was Kostet eine Pflegeperson in 8h und was kostet das Fixierungsmaterial, beide erfüllen im Prinzip die gleiche Aufgabe.
Für den Patienten an sich ist eine Pflegeperson sicherlich schöner als irgendwelche Bänder, ich kann mir das in unseren Kliniken in Deutschland wirtschaftlich gesehen nur leider gar nicht vorstellen. :/
 
Klar stellt es kaum einen Unterschied dar, ob ich die Hände ständig festhalte oder sie mit irgendetwas festbinde.
Allerdings hatte ich das ein bißchen im übertragenen Sinn gemeint, ich wollte eher ausdrücken , daß ständig jemand bei diesen Patienten ist und wenn nötig mal Hände festhält.
Ich denke die ständige Anwesenheit von Pflegepersonal kann auf die Patienten beruhigend wirken, so daß ständiges Halten gar nicht nötig ist.

Aber du hast natürlich völlig recht , daß solche Zustände hierzulande völlig undenkbar sind ....ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht , ob ich das so wie meine Ex-Kollegin mir schilderte auch haben möchte.
Manchmal war ich auch einfach mal froh aus dem Zimmer gehen zu können ....:wink:
 
Dem kann ich mich auch anschließen. Ich denke auch, dass es für Patienten beruhigender wirkt und man ihnen so ein Stück weit die Angst nehmen kann.

Es wäre interessant zu erfahren ob Patienten in diesem Stadium die Fixierung der Hände wahrnehmen und vor allem wie sie sie wahrnehmen. Ich mein man erklärt es ihnen ja immer wieder. Im Gespräch mit einem Patienten den ich in der Ausbildung danach mal befragte erfuhr ich, dass er eigentlich nicht viel mitbekommen hat, die Stimmen konnte er erkennen und einige Wortfetzen eventuell noch- mehr nicht.
Aus meinem Verwandtenkreis waren die Erinnerungen wieder ganz anders. So konnte sich die Person nur daran erinnern "gut gewaschen" worden zu sein und an den Besuch der Familie.

Und anscheinend geht es ja auch ohne Fixierung, was meiner Meinung nach den Idealfall darstellt.
 
Hallo,

ich denke die Patienten bekommen es schon mit, ich habe vor einiger Zeit eine ältere Dame übernommen, nach OP, sie war nachts an den Händen fixiert, weil sie überall hinfasste/zupfte.
Die Dame war morgens kaum zu halten und sehr agitiert und auch nicht gerade leise schreiend. Hallo und Hilfe.
Ich hab sie gefragt, warum sie so brüllt: Ja mei, woas dan sie den macha, wans obundn war'n wira Viech?
Auf Deutsch: Ja, was würden sie denn machen wenn sie angebunden wären wie ein Tier...

Nach dem Lösen der Fixierung war sie friedlich und kooperativ.

Das heisst jetzt nicht, dass ich die "Patientenflüsterin" schlechthin bin, nein, in der Zeit waren die Nachwirkungen ihrer Narkose auch abgeklungen und sie vermutlich schon deshalb zugänglicher.
Durch festhalten der Hände, hätte sich die Situtation wahrscheinlich auch nicht so hochgeschaukelt.
Überlegt mal, was würdet ihr machen, wenn ihr noch benommen feststellen müsstet, dass in eurem Gesicht irgendwas anders ist? hinfassen, oder?

Liebe Grüsse
Narde
 
Ich hatte heute eine Info-Veranstaltung unserer Demenzbeauftragen , die ihre Projektarbeit vorgestellt hat.
Ganz interessant finde ich zum unserem Thema den Aspekt Beschäftigung . Möglicherweise hilft es manchen Patienten , wenn sie beschäftigt sind und dann gar nicht mehr auf die Idee kommen überall rumzuzuppeln . Das gilt natürlich nur für die , die bei Bewußtsein sind.

Eine ehemalige Kollegin von mir hat vor allem bei Apoplex-Patienten oft bewußt auf das Fixieren der Hände verzichtet, was dann dazu führte, daß sie unheimlich viel Übung im Legen von Magensonden hatte :mrgreen:....aber mal ernsthaft : In meinem damals noch jugendlichen Überschwung hab ich mich oft über ihren Idealismus gewundert bzw. das abgelehnt, heute mit mehr Jahren auf dem Buckel, mehr Berufserfahrung und vor allem Abstand zur Arbeit auf der ITS find ichs gar nicht mal schlecht, daß sie in manchen Situationen aufs Fixieren verzichtet hat.

Und was das Erleben der Fixierung aus Patientensicht betrifft : Mir erzählte jemand von einem Patienten , der aus einer Narkose nicht wach wurde. Tagelang kam nix, man machte sich schon echt Sorgen. Dann kam einer der Pflegenden auf die Idee im Zimmer Musik zu hören und hatte das Gefühl der Patient reagiert .
Ich kürze mal etwas ab : Der Patient wurde dann doch noch wach und berichtete von seinen Erlebnissen Folgendes: Er hat im Narkosedusel das Gefühl gehabt er liegt auf einem mittelalterlichen Schlachtfeld. Er hörte Pferde schnauben (die Beatmugsmaschine), Schwerter gegeneinanderschlagen (metallische Gegenstände, die in Nierenschalen geworfen wurden) und die Alarmgeräusche der Monitore hat er auch irgendwie in dieses Geschehen eingeordnet.
Auf jeden Fall hat er gedacht der Gegner geht übers Schlachtfeld und tötet ihn , wenn er merkt , daß er noch lebt und deshalb hat er sich schlafend gestellt und vor allem auf die Aufweckversuche der Ärzte ( kennen wir doch : "HALLOOO HERR XY , MAL WACH WERDEN " ruckelruckel :knockin:) nicht reagiert.
Aber als dann Musik im Zimmer lief , hat er sich gedacht , falscher Film , ich lieg wohl doch nicht auf nem Schlachtfeldb und hat sich getraut mal ganz vorsichtig anzuzeigen , daß er doch lebt.

Selbst wenns vielleicht ein bißchen wie die Geschichte von der Spinne in der Yuccapalme klingt , ich finde es bringt einen schon ein bißchen zum Nachdenken , oder ?

Aber natürlich gibts auch die retrograde Amnesie und viele Patienten können sich an Phasen , in denen es ihnen sehr schlecht ging auch gar nicht erinnern.

Und wie bereits erwähnt möchte ich mich hier auch nicht moralisch aufspielen , ich hab selbst genug hinterfragenswerte Sachen gemacht, als ich noch auf der ITS gearbeitet habe .:gruebel:
 

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