So , nachdem ich jetzt eine Nacht drüber geschlafen habe, sieht die Welt schon wieder besser aus.
Für mich total peinlich alles, sowas ist mir echt noch nie passiert.
Hmm, ich berichte einfach mal.
Patienten, welche aus dem OP kommen, werden bei uns immer mind. 1/2 Stunde vorher angemeldet.Die Laufraten der Katecholamine werden auch mitgeteilt.
So kann man sein Zimmer gut vorbereiten.
Da ich die Patientin schon präoperativ versorgt habe ( sie lag prä Op bei uns wegen einer schwere KHK und AI ), habe ich meinen Kollegen gesagt das ich gerne einen IMC Patienten nehmen werde und dann halt diese Patientin.
Sollte für mich nochmal eine " Übung " sein. ---> Annahme nach HLM aus dem OP.
Eigentlich kenne ich den Ablauf, hatte bisher aber fast nur IMC Patienten aus dem OP übernommen.
Tja, zu dem Zeitpunkt wußte ich aber noch gar nicht, was da auf mich zukommt.
Ich wußte ja nur das sie morgends in den OP ist und später beatmet wiederkommt.
Dann komm der Anruf aus dem OP : Patientin kommt in einer halben Stunde aus dem OP...offener Thorax...Supra 6ml/h..Arterenol 4ml/h und Dobutamin.
Oh Gott...Offener Thorax, habe ich mir gedacht.Aber OK..Die Katecholamine laufen ja jetzt nicht so hoch...Das schaffe ich.
Die Annahme eines Patienten aus dem OP läuft immer zu zweit.Der, der den Patienten betreuen wird und einer hilft mit das alles fix angeschlossen wird.
Alles standartisiert.
Die halbe Stunde war vorbei aber keine Patienten in Sicht.Ich war eh schon ein bisserl aufgeregt.
Dann kam ein zweiter Anruf : Patienten ist in der Schleuse reanimationspflichtig geworden und nochmal in den Op.
Na toll dachte ich.Das hört sich dann nimmer so gut an.
Irgendwann kamen sie dann doch.
Und plötzlich war alles anders.Mein erster Blick galt den Perfusoren.
Da lief alles auf 99ml/h zusätzlich Supra uns Arterenol freilaufend via Infusion.Patienten ist nochmals beim ausschleusen reanimationspflichtig geworden.
Kollegen haben dann schnell Arterenol und Supra pur für mich aufgezogen.
Ich und mein Kollege ( Fachkrankenpfleger )haben schnell alles angeschlossen etc.
BGA war *******e und sie blutete. Das einzig gute war die Oxygenierung.
HB bei Annahme >10...Halbe Stunde später 6,5....Sie blutete aus den Drainagen und aus dem offenen Thorax.
Kurzeitig liefen dann die Perfusoren auf 199ml/h.
Schnell wurde ein Pulmonaliskatheter über die Schleuse eingeschwemmt, irgendwer riss den Verband vom offenen Thorax ab.
Da lag sie nun....Gestern noch einen netten und lustigen Plausch gehalten und nun liegt die noch rüstige Oma mit offenem Thorax vor mir mit lichtstarren Pupillen.
Ein trauriger Anblick.
Der Anästhesiepfleger fing dann irgendwann an in lsutiges Lied zu zwitschern und ich habe ihn innerlich böse beschimpft und genauso angeschaut.
Muss das denn sein?Das ist doch einfach *******e.
Das die Frau kaum eine Chance hat, weiß ich selber aber das muss man doch nicht auch noch lautstark und halb singend im Zimmer sagen.
Sowas finde ich einfach Pfui.
Ich bin bei sowas einfach empfindlich.Ich möchte sowas nicht!
Zum Glück war der irgendwann weg, sonst hätte ich den angebrüllt.
Nun ja, irgendwann mußte ich mal aus dem Zimmer raus um was zu holen.
Im Zimmer selber war ich total ruhig und diszipliniert.
Meine Leitung ( beide ) stand vor dem Zimmer.
Eine hielt mich an und meinte ich solle mal tief durchatmen.
Und dann isset passiert.Ich habe geheult.
Ich weiß nichtmal warum.Es war nicht der Anblick der Patientin.
Ein offener Thorax ist sicherlich nicht schön, aber ich habe damit kein Problem.
Ich hab 2min geheult und bin dann wieder ins Zimmer.
Danach war alles wieder gut.....Für mich.
Irgendwann stabilisierte sich der Zustand der Patientin dann doch noch.
Puh, vielleicht schafft sie es doch.
2 Stunden später ist sie wieder eingebrochen.
Wir konnten ihr nicht mehr helfen.
Sie verstarb dann doch noch.
Ich habe alles gezogen bzw entfernt.Der Thoraxchirurg hat den Thorax Verdrahtet.
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Ist etwas lang geworden, aber das mußte jetzt sein.
Ich glaube ich habe geheult, weil ich der Meinung war ich habe die Situation nicht im Griff.
In der Notaufnahme ( Innere/ Neurologie ) war ich immer diejenige die nichts schockt, immer die Ruhe bewahrt hat und immer alles im Griff hatte.
Gestern war es nicht so und das hat mich zur Verzweiflung gebracht.
Deswegen habe ich geheult und ich schäme mich dafür.
Ich weiß, sollte und brauche ich nicht.
Geärgert hat mich auch, daß ich meine andere Patientin sehr vernachlässigt habe.
Kollegen haben natürlich diese gelagert und Werte dokumentiert.
Naja, daß war mein schrecklicher Tag.
Liebe Grüße