Ekel und Scham

...noch eine Draufgabe aus der Notaufnahme:

Schon mal Stuhl nach verschluckten Kokainkugeln durchforstet ?

...üüüäähhhh !
war ganz schön übel, hab es dann als "Beweissicherung" an den Kripobeamten abgegeben, mein OA gab mir recht, nur dem Beamten gings schlecht :mrgreen:

lg Marley
 
Also generell alles was mit Erbrochenen zutun hat da muss ich mich zusammenreißen.

Und Stuhlgang finde ich geht nur in Maßen.

Wir mussten letzens eine 70 Jährige Frau abführen zur Laps weil die Doc´s es unbedingt wollten. Sie hatte eine Tetraplegie und war Stuhlinkontinent. Konnte sich auch nicht melden weil sie noch nichtmal gemerkt hat wenn sie Stuhlgang gehabt hat. dazu war sie noch sehr Steif und hatte Angst.

Sie hat ganz Tapfer ihre 2 Liter Lösung getrunken und wir sind halt immer alle 10-15 Minuten rein und haben nachgeschaut. Mehr ging nicht da das alles im SD passierte und wir nur zu 2 waren.

Auf jedenfall sind wir dann rein und es war wirklich so das sie Schwamm im Kot. (TheraRest Matratze noch dazu) Er war einfach Überall. Von der Scheide bis zu den Knöcheln der ATS. Man konnte Sie leider garnicht drehen ohne das sie wieder drin lag.
 
Das "tollste" Erlebnis mit Stuhlgang war ins Zimmer gekommen und es ist schon vom Bett runter getropft. Da musste ich mich echt zamreißen :)
 
Als ich grad den Thread überflogen hab, hab ich mal meine Idealistische Ader rausgekramt und drüber nachgedacht.

Ich fange erst 09 mit der Ausbildung an und dieses Thema ist sicher sehr präsent.

Ich glaub es wird mir helfen, wenn ich mir immer wieder sage, dass es für den Pat. (sofern er bei Bewusstsein ist) sicher genau so unangenehm ist wie den Pfl.

Habt ihr vorher geglaubt, dass eure Ekelgrenze sehr hoch ist, oder wusstet ihr, dass ihr damit probs haben werdet?
Würd mich mal interessieren...

:)
 
Hey :) Mir geht es ähnlich wie Denisechen ;) Ich würde auch 2009 meine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin anfangen. Hab auch schon ein Praktikum hinter mir, wo ich auch einiges Ekeliges gesehen habe, aber bei Kindern macht's mir nicht viel aus. Ich hab jetzt gehört, dass ich hauptsächlich auf Erwachsenenstationen eingesetzt werde und habe Angst, dass ich da mit ekeligen Dingen nicht umgehen kann... Wie gings euch dabei? Und stimmt es überhaupt, dass ich als Kinderkrankenpflegerin in der Ausbildung hauptsächlich auf Erwachsenenstationen bin??
Liebe Grüße :)
 
Bei mir ist das so: Je öfter ich was mache/sehe, desto geringer der Ekel dabei...
 
So hab ich mir das auch vorgestellt, weil ich glaube, dass das irgendwann verschwindet^^ Hab grad gesehen, dass du 'ne Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin machst..Bist du da hauptsächlich in der Erwachsenenpflege???
 
Hmm...also ich würde mich mal als ziemlich robust beschreiben, was Ekel betrifft. Das war, was "Otto-Normalverbraucher-Ekelfaktoren" betrifft (Erbrochenes z.B.), auch schon vor der Ausbildung so.
In der Ausbildung selber wurde ich dann mit berufsspezifischen Dingen konfrontiert, bei denen ich gemerkt habe, daß sie zwar auch irgendwie ekelig sind (Sputum, bzw. absaugen etc.), aber die haben mir auch nicht mehr oder weniger ausgemacht (andere finden das ja besonders ekelig).
Dann gibt es wieder Dinge (vor allem Gerüche!), an die ich mich nie gewöhnen werde (inifiziertes, nekrotisches Gewebe - bääh!).

Also; ich würde sagen das ist sehr individuell und typsache.
Mit Sicherheit gewöhnt man sich ein wenig mehr an solche Dinge, aber wenn man besonders empfindlich für etwas ist, wird es immer ekelig für einen bleiben. Ich mit meiner Empfindlichkeit für üble Gerüche hab´ schon ein paar mal die Luft anhalten müssen - und das hat sich mit den Jahren nicht geändert.
Hab´ auch schon öfter von Kollegen gehört, daß sie mit Würgereiz kämpfen mußten oder sogar daneben ge****t haben - das ist mir bisher gottseidank erspart geblieben...:wink1:

Tieeef einatmen und Luft anhalten,
Schwester Schnecke
 
Sicher, irgendwann hat man immer mal den Punkt erreicht, wo es nicht mehr geht... Ein älterer Mann hatte Durchfall und mir auf dem Weg zur Toilette fast auf die Schuhe gemacht. Mußte würgen beim Wegmachen... Kommt vor...

So hab ich mir das auch vorgestellt, weil ich glaube, dass das irgendwann verschwindet^^ Hab grad gesehen, dass du 'ne Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin machst..Bist du da hauptsächlich in der Erwachsenenpflege???

Nein, aber ein paar E-Stationen gehören dazu. War schon auf der Inneren, bin jetzt auf der Chirurgie und hab noch einen Einsatz mit einer Sozialstation. Das war's aber dann. Es sei denn, du willst die Gyn mitzählen.
 
Na ja jeden tag wird man doch irgendwie damit konfrontriert, egal ob der Bew/Pat dich fast anuriniert, mit laufender Nase( schön grünlich) herumläuft, oder du im Nachtdienst deine Bewohner mit Kot beschmiert vorfindest. Obwohl Teerstuhl sieht noch schlimmer aus, und erst der Geruch.
 
Ein wirklich KLASSE Beitrag!!!!
Frage: wieso FAST ange****t? Ist mir schon passiert!:cry:
Aber mal ganz im ernst! Viele Ekelerregenden Sachen sind schon geschildert worden, kann nur sagen stimmt!
Bei mir hängt viel von meiner Tagesverfassung ab. Manchmal kein Problem mit nix und dann wieder voll der Hammer. Ich werd mich an vieles nie "gewöhnen" können!!! Das der Patient Profimässig versorgt werden soll steht ausser Frage, will ich auch nicht näher drauf eingehen.
Aber anmerken möchte ich das es meiner Ansicht nach wichtig ist noch Ekel, Scham, Hilflosigkeit, Angst usw. zu empfinden und auszuhalten. Wie will ich denn eine menschliche Beziehung aufbauen wenn ich mich als emotionsloser Roberter neben das Bett stelle? Ich bereife meine Gefühle als wichtigen bestandteil mich mit dem Pat. (nicht nur mit der Krankheit) auseinanderzusetzen. Dabei muss ich natürlich aber auch auf mich selbst aufpassen!!! Proffesionalität ist ja nicht nur pflegerisches ordnungsgemäss durchzuführen -das ist selbstverständlich! Die Kunst unseres Berufes ist es aber bei allem Ekel dem zu versorgenden die Würde zu lassen!
Ich jedenfalls habe auch schon Patienten gegenüber um verständniss gebeten wenn ich nicht in der Lage war sie z.B. zu Verbinden. Sie hatten immer verständniss dafür. Dann hat das eben ein Kollege übernommen (der nicht immer Verstäntniss hatte) Es kam selten vor, aber in fast 20 Jahren gab es durchaus solche situationen. Die Patienten müssen das wohl gut gefunden haben zumindest hatten sie ab da echtes Vertrauen zu mir aufgebaut! Ja - ich habe mich dann manchmal für mein Unvermögen auch geschämt. Im Krankenhaus sind nur Profis unterwegs: Ärzte für die Krankheit, Ernährungsberater zur richtigen ernährung, Krankengynastik zum Bewegen, Stomatherapeuten zum Beutelkleben, Dialyseschwestern zum Maschienen bedienen usw.! Wo sind eigentlich die Menschen im Krankenhaus? Hinter der Fassade der Proffesionalität? Nur wer lässt es zu, MENSCH zu sein? Ärzte sagen dann "der Pat ist austherapiert" genau das ist dann aber mein wirkliches Fachgebiet! Pflegen übe ich noch aus wenn der Pat. verstorben ist! an Ihm selbst, an den Angehörigen, an den Kollegen, Schülern und an mir selbst! Das kann ich nur wenn ich Gefühle zulassen und aushalten kann - erst dann bin ich Profi!
Schämen tue ich mich vorallem wenn ich das vergesse vor lauter Anordnungen, Dokumentation, Maschinen bedienen usw.
Schämen tue ich mich dafür Geld zu bekommen oder gar einzufordern.
Schämen tue ich mich wenn ich den Pat. wie Material behandel (im Kopf)
Schämen wenn ich so tue als wär ich die Maschine.
Manchmal muss ich einfach nur funktionieren, meine Pflicht erfüllen, tätig sein. Das ist unabdingbar! Das ist mein JOB!
Das ist aber nicht mein BERUF, meine BERUFUNG!
Der Profi geht damit um. Er verweigert sich dem nicht. Er lässt es zu. Er hält das aus!!!! Er get nicht über die Grenzen, nicht den von anderen und nicht über die eigenen!!!
Geld verdiene ich für meine Arbeit! Arbeite ich aber ausschlisslich für mein Geld? -dann ist der Burnout programiert! Dann sind die zu verSORGENden nur noch Material!
Als Patient wünsche ich mir neben der Medizinichen versorgung wenigstens einen Menschen der den Mut hat auch hilflos zu sein.
 
Schämen tue ich mich dafür Geld zu bekommen oder gar einzufordern.
Das ist aber nicht mein BERUF, meine BERUFUNG!
Auf diese beiden Sätze von dir, möchte ich mit einem weiteren antworten.
dann ist der Burnout programiert!
Natürlich ist das Letzte aus deinem Zusammenhang gerissen, aber wer tagtäglich seine Patienten versorgt weil dies seine Berufung ist und sich dabei schämt Geld für seine Arbeit zu verlangen, der wird früher oder später wirklich in ein Burn Out rutschen.
Und das du auf dem besten Weg dorthin bist, liest man aus den restlichen zeilen deines Textes!

ICH würd mich an deiner Stelle etwas vorsehen, mal die Situation überdenken und mir überlegen wie weit ich im Namen der Nächstenliebe wirklich gehen will.
Vielleicht fehlt dir ein wenig die Distanz zum Job und zu den Patienten...


DAS WAR OT, IST MIR BEWUSST!

Um das Thema nicht ganz zu verfehlen.
Letzte Woche im Nachtdienst habe ich eine Patientin aufgenommen, die mich von oben bis unten angekot*t hat. Es lief mir vom Hals über den Bauch herunter, meine Kitteltaschen waren voll und Hose und Schuhe sowieso.
War echt ne Menge.
Vor ein paar Jahren hätte ich gleich mitgemacht, jetzt hab ich halt nur durch den Mund geatmet, mich nach dem provisorischen versorgen der Pat von oben bis unten gewaschen udn umgezogen. Dann war gut.
OK; zu HAuse hab ich dann sofort geduscht, aber das waren ja leider noch 10 Stunden hin, und bis dahin ging es auch so.
Also ja, man gewöhnt sich an so Einiges!
 
Erst einmal vielen, vielen Dank für eure netten und auch informativen Antworten ;) Ich denke mir einfach, dass das halt zu diesem Job dazu gehört und im Grunde genommen, könnte es uns selbst auch irgendwann mal so schlecht gehen...Mit anderen Worten: Krankheiten sind etwas menschliches und nicht animalisches oder so ;) Ich denke schon, dass ich damit umgehen kann, bin aber auch froh mal eure Sicht der Dinge erfahren zu haben :)
 
Ich glaub, ist nicht schlecht wenn ich da noch was richtig stelle!
Maniac hat da alle Zitate (nicht nur das Letzte) aus dem Zusammenhang gerissen, war aber fast klar das dies passieren kann. Also:
Ich schäme mich nicht Geld für meine Arbeit zu bekommen. (verdienen tun wir sowieso alle mehr) Ich arbeite mindestens 38,5 Stunden/Woche in der Krankenpflege. Dafür werde ich bezahlt.
Aber ich will und kann nicht für meine Menchlichkeit, für mein Mitgefühl, meine bereitschaft für Überstunden, für´s Zuhören, für´s verstehen bezahlt werden!
Meine Arbeit, das reine tätig sein, kann man in Minuten ausdrücken und nach geleisteten Minuten bezahlen. Für mich ist das reiner hohn weil dadurch nur die Quantität berücksichtigt wird. Die Qualität ist dabei völlig aussen vor. Eine befriedigende arbeitssituation kann aber nur erreicht werden, wenn sowohl die Qualität als auch die Quantität stimmt. Qualität in der Pflege kann aber nur dann verwirklicht werden wenn die Menschen die sie ausüben in der Lage sind mit den Gefühlen die auf einen einströmen klar zu kommen. Dafür wird man sie zulassen müssen, sie WAHRnehmen, sich damit auseinandersetzen. Mag sein das ich mich wie der Pfarrer einer Gemeinde angehört habe :cry:... so von wegen Nächstenliebe. Aber hier geht es ja um die psychische Belastung in unserem Beruf.

Der von mir gemachte unterschied zwischen JOB, also die Funktion, die reine Tätigkeit, die Arbeit, und dem Begriff Beruf sollte zu besseren verständniss führen.
Mit meinem Fachwissen erfülle ich die Arbeitsanforderungen in der Krankenpflege.
Mit meiner Persönlichkeit fülle ich mein Fachwissen mit Leben.
Wenn ich hingehe und alle gleich behandel, ob sie mir sympatisch oder unsympatisch sind, ob ich gut oder schlecht gelaunt bin usw. erfülle ich zwar mit Fachwissen meinen Job, kann mich oder den Patienten aber nicht mehr erleben und mich daher auch nicht abgrenzen von meinen Gefühlen.
Die notwendige Distanz zum Patienten und zu meinen Gefühlen wie z.B. Ekel setzt voraus das ich mir klar darüber werde wovor ich mich Distanzieren sollte. Natürlich kann es sein das ich aggressiv bin und selbstverständlich ist das auf die z.B. arbeitsbelastung zurückzuführen, oder auf meinen Ehekrach zuhause, oder weil was wieder nicht funktioniert... Aber währe es jetzt für alle gut das ich nun versuche weiter zu funktionieren? Sollte ich mich nicht besser jetzt selbst pflegen mich abregen und erst dann versuchen weiterzumachen? Das setzt vorraus das ich vor allem mich selbst als Mensch sehen kann, eben den Ekel, die Wut, die agression WAHRnehme! Wenn ich das nicht mache bleibt der Ausweg in die Depression und damit in den Burnout.
Ein wichtiger Schritt ist es also, meiner Ansicht nach, festzustellen das ich den Pat. auf Zimmer 5 heute nicht ertragen kann! Das dies voll in Ordnung ist und ich mir deswegen keine Vorwürfe mache (Nächstenliebe). Das ich meinen Kollegen meine heutige überforderung mitteilen kann und um Hilfe bitten darf. Gegebenenfalls auch dem Pat. sagen "heut bin ich am Ende". Wenn es nicht anders machbar ist, die Versorgung des Pat im bewusstsein meiner eigenen überforderung zu übernehmen - so gut es geht - aber auch sein zulassen wenn es nicht mehr geht!
Mir selbst zugestehen Mensch zu sein.
Aber auch daran zu arbeiten mit der situation zukünftig klar zu kommen.

Wir arbeiten in einem enorm belastenden Arbeitsumfeld. Zwischen Pflicht, Leistung, funktionieren, einerseits und andrerseits Moral, Ethik, Glaube, eigener Anspruch. Wenn man da nicht unter die Räder kommen will bleibt nichts anderes übrig als zuzulassen, verstehen, wahrnehmen nicht zuletzt sich selbst und die eigenen Grenzen!!!!
Nächstenliebe... wer ist mir näher als ich selbst? ...vorausgezetzt ich nehme mich selbst WAHR!
 
@Dialyseheinz:
Ich finde es richtig klasse, wenn sich jemand noch Idealismus bewahrt hat und sich mit sich und der Umwelt auseinandersetzt.
Die Gedanken zur Selbstwahrnehmung bewahren vor Burn-out. Ohne Nächstenliebe kann man doch gar nicht pflegen. Dazu gehört eben auch, dass man Ekel, Scham oder auch mal Aggression und Frust zulässt.
 
Also zzt. hab ich noch Ekel vor Fekalien und vor dem Geruch von Urin & Stuhlgang, aber es wird langsam...
Iwann bleibt mir eh nix anderes übrig als das mal allein wegzumachen und je ehr ich beginne den Ekel abzubauen, desto besser:nurse:
 
hi,
ich habe vor meinem stationspraktikum auch gedacht dass ich eine menge nicht schaffe, zum beispiel wollte ich auf keinen fall männer waschen müssen. aber ich habs dann einfach gemacht, und es war überhaupt nicht schlimm. hatte echt ne total tolle zeit auf station und mich dann entschieden, eine weitere ausbildung als krankenpflegerin zu machen( werde jetzt im august zunächst meine prüfung zur diätassistentin ablegen, hoffentlich).

ich habe allerdings immer noch bedenken, das ein oder andere nicht schaffen zu können ( mein Problem sind vorallem noch alle dinge die mit blut, wunden und nadeln zu tun haben), aber ich denke wenn man dinge überwinden will, dann kann man es auch schaffen!:nurse:
 
muss man im krankenhaus denn auch als krankenpflegerin blut abnehmen? bin ja momentan noch in der ausbildung zur arzthelferin und muss das jeden tag machen... habe aber gehört, dass das im krankenhaus nur ärzte machen.