- Registriert
- 24.08.2014
- Beiträge
- 8
- Beruf
- Krankenschwester
- Akt. Einsatzbereich
- Intensivabteilung
- Funktion
- interdisziplinäre ITS
Hallo,
ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen, denn dieses Thema geht uns ALLE an!
Ich heisse Annette und bin jetzt schon seit 28 Jahren Krankenschwester. Ich habe meinen Job mit vielen Höhen und Tiefen erlebt und trotzdem mache ich ihn mit Leib und Seele. Ich war immer erfüllt und bin von Anfang an immer gerne zur Arbeit gefahren, bin auch mit einer Selbstverständlichkeit eingesprungen oder habe auch mal freie Tage verschoben... damals war´s.... in den 80ern und 90ern... damals hatte man noch eine Lobby in der Krankenpflege, damals hatten noch viele den Job toll gefunden, damals waren wir noch gut besetzt... ja wir hatten sogar mal Zeit uns mit den Patienten zu unterhalten, sie zu trösten und die Angehörigen in den Arm zu nehmen... damals wars... once upon a time...
Schrittchenweise und ganz langsam merkte ich, dass sich da was tut und zwar nichts Gutes. Krankenhäuser wurden geschlossen, Stationen wurden zugemacht, Personal wurde gestrichen. Der Stress wuchs enorm an trotz gleichem Arbeitspotential. Ach was: bei steigendem Arbeitspotential sparte man an Personal ein. Die Zeit- und Leiharbeitsfirmen fingen an zu boomen, die aber waren den Kliniken teilweise zu teuer. Jüngst erlebt in meiner Klinik. Ich arbeite auf einer Intensivstation. Aufgrund vielen Ausfällen mussten wir diese Firmen buchen. Jetzt kam die neue Info, dass wir das nicht mehr dürfen und die Geschäftsleitung das nicht mehr befürwortet da wir Personal für über 160.000 € angefordert hatten. Jetzt geschieht das Gemeinste was es gibt: der Druck von Oben wird an uns da Unten größer... Überstunden werden weit über 100 im Monat toleriert. Keine Möglichkeit sie abzubauen. Wann denn, wenn Personal fehlt... das ist halt so... ausbezahlen? Nur bis zu 30 gehen, ansonsten legst Du drauf für den Staat. Man wird für Arbeit die man mehr leistet bestraft... unfassbar... aber das Schlimmste ist: DIE MENSCHLICHKEIT IST BEI NULL ANGEKOMMEN!
Meine Mutter musste gestern mit Notarzt und Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Ich habe einen kleinen Sohn von 4 Jahren, mein Mann, selber im Rettungsdienst arbeitet auswärts und ist erst in 2 Tagen wieder zu Hause. Mein Vater ist mit der Situation an sich schon überlastet was mit meiner Mutter passiert ist und nun soll er noch auf den Kleinen aufpassen... wir haben keinen große Freundes- und Bekanntenkreis hier wo wir leben. Die sind in einem anderen Bundesland. Ich bin einen Tag drauf im Vorfeld für einen Nachtdienst eingesprungen, aber da die Versorgung des Kleinen nicht richtig gewährleistet war und ich gestern sehr aufgewühlt war durch diesen Vorfall mit meiner Mama, rief ich meinen Stationsleiter weinend an und sagte ihm, dass ich den Dienst heute nicht machen könnte. Er war stocksauer und schrieb mir eine SMS zurück, dass er zwar verstehen kann wenn ich jetzt mit meiner Mutter ins Krankenhaus fahren würde, aber ich könnte nicht einfach den Nachtdienst absagen. Ich hätte ihn vollkommen überrumpelt und er würde das an die Pflegedienstleitung weiterleiten... daraufhin schrieb ich ihm zurück, dass es schwierig sei auf die Schnelle jemanden zu organisieren und mein Mann nicht zu Hause wäre, sondern ausserhalb am Arbeiten und er auch nicht einfach im Rettungsdienst heim kommen könnte. Ich habe es regeln können.
Aber trotzdem, ich kann meinen Stationsleiter verstehen, dass er selber Druck von oben bekommt, aber den gibt er auch weiter an uns. Egal was ist, keiner darf mehr ausfallen. Egal wie es einem geht... ich habe meine Konsequenz daraus gezogen: ich werde diesem Krankenhaus den Rücken kehren. Ich weiss nicht, ob ich vom Regen in die Traufe fallen werde, aber was in dieser Klinik abgezogen wird kann ich nicht mehr tolerieren. Das habe ich nicht nötig.
Patienten beschweren sich über die Pflege, dass wir unhöflich sind. Wir wollen so nicht sein. Wir werden so gemacht... aus Stress, Überlastung, zu wenig Kollegen, zu hohes Arbeitsaufkommen, zu wenig Geld... Einige Patienten erkennen das und spenden ein paar tröstende Worte, aber es hilft uns doch nicht weiter!
Eure Annette
ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen, denn dieses Thema geht uns ALLE an!
Ich heisse Annette und bin jetzt schon seit 28 Jahren Krankenschwester. Ich habe meinen Job mit vielen Höhen und Tiefen erlebt und trotzdem mache ich ihn mit Leib und Seele. Ich war immer erfüllt und bin von Anfang an immer gerne zur Arbeit gefahren, bin auch mit einer Selbstverständlichkeit eingesprungen oder habe auch mal freie Tage verschoben... damals war´s.... in den 80ern und 90ern... damals hatte man noch eine Lobby in der Krankenpflege, damals hatten noch viele den Job toll gefunden, damals waren wir noch gut besetzt... ja wir hatten sogar mal Zeit uns mit den Patienten zu unterhalten, sie zu trösten und die Angehörigen in den Arm zu nehmen... damals wars... once upon a time...
Schrittchenweise und ganz langsam merkte ich, dass sich da was tut und zwar nichts Gutes. Krankenhäuser wurden geschlossen, Stationen wurden zugemacht, Personal wurde gestrichen. Der Stress wuchs enorm an trotz gleichem Arbeitspotential. Ach was: bei steigendem Arbeitspotential sparte man an Personal ein. Die Zeit- und Leiharbeitsfirmen fingen an zu boomen, die aber waren den Kliniken teilweise zu teuer. Jüngst erlebt in meiner Klinik. Ich arbeite auf einer Intensivstation. Aufgrund vielen Ausfällen mussten wir diese Firmen buchen. Jetzt kam die neue Info, dass wir das nicht mehr dürfen und die Geschäftsleitung das nicht mehr befürwortet da wir Personal für über 160.000 € angefordert hatten. Jetzt geschieht das Gemeinste was es gibt: der Druck von Oben wird an uns da Unten größer... Überstunden werden weit über 100 im Monat toleriert. Keine Möglichkeit sie abzubauen. Wann denn, wenn Personal fehlt... das ist halt so... ausbezahlen? Nur bis zu 30 gehen, ansonsten legst Du drauf für den Staat. Man wird für Arbeit die man mehr leistet bestraft... unfassbar... aber das Schlimmste ist: DIE MENSCHLICHKEIT IST BEI NULL ANGEKOMMEN!
Meine Mutter musste gestern mit Notarzt und Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Ich habe einen kleinen Sohn von 4 Jahren, mein Mann, selber im Rettungsdienst arbeitet auswärts und ist erst in 2 Tagen wieder zu Hause. Mein Vater ist mit der Situation an sich schon überlastet was mit meiner Mutter passiert ist und nun soll er noch auf den Kleinen aufpassen... wir haben keinen große Freundes- und Bekanntenkreis hier wo wir leben. Die sind in einem anderen Bundesland. Ich bin einen Tag drauf im Vorfeld für einen Nachtdienst eingesprungen, aber da die Versorgung des Kleinen nicht richtig gewährleistet war und ich gestern sehr aufgewühlt war durch diesen Vorfall mit meiner Mama, rief ich meinen Stationsleiter weinend an und sagte ihm, dass ich den Dienst heute nicht machen könnte. Er war stocksauer und schrieb mir eine SMS zurück, dass er zwar verstehen kann wenn ich jetzt mit meiner Mutter ins Krankenhaus fahren würde, aber ich könnte nicht einfach den Nachtdienst absagen. Ich hätte ihn vollkommen überrumpelt und er würde das an die Pflegedienstleitung weiterleiten... daraufhin schrieb ich ihm zurück, dass es schwierig sei auf die Schnelle jemanden zu organisieren und mein Mann nicht zu Hause wäre, sondern ausserhalb am Arbeiten und er auch nicht einfach im Rettungsdienst heim kommen könnte. Ich habe es regeln können.
Aber trotzdem, ich kann meinen Stationsleiter verstehen, dass er selber Druck von oben bekommt, aber den gibt er auch weiter an uns. Egal was ist, keiner darf mehr ausfallen. Egal wie es einem geht... ich habe meine Konsequenz daraus gezogen: ich werde diesem Krankenhaus den Rücken kehren. Ich weiss nicht, ob ich vom Regen in die Traufe fallen werde, aber was in dieser Klinik abgezogen wird kann ich nicht mehr tolerieren. Das habe ich nicht nötig.
Patienten beschweren sich über die Pflege, dass wir unhöflich sind. Wir wollen so nicht sein. Wir werden so gemacht... aus Stress, Überlastung, zu wenig Kollegen, zu hohes Arbeitsaufkommen, zu wenig Geld... Einige Patienten erkennen das und spenden ein paar tröstende Worte, aber es hilft uns doch nicht weiter!
Eure Annette