Der Druck nach "unten": die miese Politik mancher Geschäftsleitungen

netti811

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24.08.2014
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8
Beruf
Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Intensivabteilung
Funktion
interdisziplinäre ITS
Hallo,

ich werde kein Blatt vor den Mund nehmen, denn dieses Thema geht uns ALLE an!

Ich heisse Annette und bin jetzt schon seit 28 Jahren Krankenschwester. Ich habe meinen Job mit vielen Höhen und Tiefen erlebt und trotzdem mache ich ihn mit Leib und Seele. Ich war immer erfüllt und bin von Anfang an immer gerne zur Arbeit gefahren, bin auch mit einer Selbstverständlichkeit eingesprungen oder habe auch mal freie Tage verschoben... damals war´s.... in den 80ern und 90ern... damals hatte man noch eine Lobby in der Krankenpflege, damals hatten noch viele den Job toll gefunden, damals waren wir noch gut besetzt... ja wir hatten sogar mal Zeit uns mit den Patienten zu unterhalten, sie zu trösten und die Angehörigen in den Arm zu nehmen... damals wars... once upon a time...

Schrittchenweise und ganz langsam merkte ich, dass sich da was tut und zwar nichts Gutes. Krankenhäuser wurden geschlossen, Stationen wurden zugemacht, Personal wurde gestrichen. Der Stress wuchs enorm an trotz gleichem Arbeitspotential. Ach was: bei steigendem Arbeitspotential sparte man an Personal ein. Die Zeit- und Leiharbeitsfirmen fingen an zu boomen, die aber waren den Kliniken teilweise zu teuer. Jüngst erlebt in meiner Klinik. Ich arbeite auf einer Intensivstation. Aufgrund vielen Ausfällen mussten wir diese Firmen buchen. Jetzt kam die neue Info, dass wir das nicht mehr dürfen und die Geschäftsleitung das nicht mehr befürwortet da wir Personal für über 160.000 € angefordert hatten. Jetzt geschieht das Gemeinste was es gibt: der Druck von Oben wird an uns da Unten größer... Überstunden werden weit über 100 im Monat toleriert. Keine Möglichkeit sie abzubauen. Wann denn, wenn Personal fehlt... das ist halt so... ausbezahlen? Nur bis zu 30 gehen, ansonsten legst Du drauf für den Staat. Man wird für Arbeit die man mehr leistet bestraft... unfassbar... aber das Schlimmste ist: DIE MENSCHLICHKEIT IST BEI NULL ANGEKOMMEN!

Meine Mutter musste gestern mit Notarzt und Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Ich habe einen kleinen Sohn von 4 Jahren, mein Mann, selber im Rettungsdienst arbeitet auswärts und ist erst in 2 Tagen wieder zu Hause. Mein Vater ist mit der Situation an sich schon überlastet was mit meiner Mutter passiert ist und nun soll er noch auf den Kleinen aufpassen... wir haben keinen große Freundes- und Bekanntenkreis hier wo wir leben. Die sind in einem anderen Bundesland. Ich bin einen Tag drauf im Vorfeld für einen Nachtdienst eingesprungen, aber da die Versorgung des Kleinen nicht richtig gewährleistet war und ich gestern sehr aufgewühlt war durch diesen Vorfall mit meiner Mama, rief ich meinen Stationsleiter weinend an und sagte ihm, dass ich den Dienst heute nicht machen könnte. Er war stocksauer und schrieb mir eine SMS zurück, dass er zwar verstehen kann wenn ich jetzt mit meiner Mutter ins Krankenhaus fahren würde, aber ich könnte nicht einfach den Nachtdienst absagen. Ich hätte ihn vollkommen überrumpelt und er würde das an die Pflegedienstleitung weiterleiten... daraufhin schrieb ich ihm zurück, dass es schwierig sei auf die Schnelle jemanden zu organisieren und mein Mann nicht zu Hause wäre, sondern ausserhalb am Arbeiten und er auch nicht einfach im Rettungsdienst heim kommen könnte. Ich habe es regeln können.

Aber trotzdem, ich kann meinen Stationsleiter verstehen, dass er selber Druck von oben bekommt, aber den gibt er auch weiter an uns. Egal was ist, keiner darf mehr ausfallen. Egal wie es einem geht... ich habe meine Konsequenz daraus gezogen: ich werde diesem Krankenhaus den Rücken kehren. Ich weiss nicht, ob ich vom Regen in die Traufe fallen werde, aber was in dieser Klinik abgezogen wird kann ich nicht mehr tolerieren. Das habe ich nicht nötig.

Patienten beschweren sich über die Pflege, dass wir unhöflich sind. Wir wollen so nicht sein. Wir werden so gemacht... aus Stress, Überlastung, zu wenig Kollegen, zu hohes Arbeitsaufkommen, zu wenig Geld... Einige Patienten erkennen das und spenden ein paar tröstende Worte, aber es hilft uns doch nicht weiter!

Eure Annette
 
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Tja was soll man dazu sagen... Ich kann deine Wut verstehen aber teilweise nicht immer nachvollziehen. Was sagt denn der Betriebsrat zu den Überstunden? Warum springst du ein wenn die Versorgung deines Kindes nicht gewährleistet ist? Wenn du Frei hast, hast du Frei.

Letztendlich ist das das Ergebnis des DRG-Systems und auch meiner Meinung nach von der Politik so gewollt, dass Krankenhäuser schließen, zugegeben in manchen Gebieten Deutschlands gibt es schon eine Überversorgung und da würde es nicht Schaden das ein oder andere Krankenhaus zu schließen.

Im großen und ganzen werden wir aber alle kaputtgespart, gerade die Grundsäulen unserer Gesellschaft (Bildung, Sicherheit und Ordnung, Gesundheit), die so wichtig sind bröckeln so langsam.

Jedenfalls ist es gut, dass du den Entschluss gefasst hast die Klinik zu verlassen, du bist noch jung und es herrscht Fachkräftemangel, da wird sich bestimmt was besseres finden.
 
Ich überlege gerade, wie wohl die Reaktion in einer anderen Branche wäre, die auch unter Termindruck arbeiten muss.

Ich befürchte mal, die heile Welt gibt es nirgendwo mehr. Deshalb kann man nur jedem- unabhängig vom Beruf- empfehlen, sich ein soziales Netz zu stricken, wenn man Kinder hat. Und dieses Netz sollte nicht nur eine Masche enthalten.

Ganz nebenbei- die ideale Welt gab es auch in den 80ern und 90ern nicht. Das Überstunden-Kontingent betrug immer um die 100 Stunden. Mehr wurden es nicht... da die Stunden regelmäßig ausbezahlt wurden. Sehr zur Freude der jungen Kollegen. Mehr Geld erscheint einem als junger Mensch eben eine gute Alternative zur Freizeit zu sein. Wir sollten also aufhören die gute alte Zeit zu glorifizieren. Gearbeitet wurde damals auch hart- zumindest in den Bereichen, in denen ich war. Pausen waren da auch oft ein Fremdwort.

Elisabeth
 
.....klar, jede Zeit hatte ihre Macken, nur ist das von mir rein subjektiv betrachtet... ich empfand die Zeit wo ich mit dem Job angefangen habe besser als heute. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass ich damals als ich mit der Ausbildung begonnen habe 17 Jahre jung war und alles anders wahrgenommen habe. Heute ist der Job anstrengender geworden, mit fortschreitenden Alter wird es nicht leichter, besonders Nachtdienste fallen mir schwer. Aber wir waren damals in den 80ern und 90ern in der Frühschicht 9 Leute: 5 Examinierte, 3 Auszubildende von jedem Jahrgang eine und ein Zivi oder Praktikant - bei 40 Patienten... nun zählt mal wie es heute aussieht. Ausserdem war das Interesse diesen Job zu lernen wesentlich höher frequentiert als heute...

@schlitzkompresse
Ich bin eingesprungen da war die Welt noch OK... meiner Mutter ging es gut und somit auch die Betreuung meines Jungen. Das war ein plötzliches Ereignis was mich und meine Familie aus der Bahn geworfen hat. Eingesprungen bin ich deswegen, weil eine andere Kollegin die eh schon 10 Dienste hatte noch diese Nacht anhängen sollte. Gut sie hat 100% und ich fahre aufgrund meiner Kinder nur 75% und es als... ich nenne es mal "Teilzeitalleinerziehende Mutter"... da konnte ich weil die Betreuung gewährleistet war diesen einen Dienst noch machen. Da habe ich an meine Kollegin gedacht, aber das Leben spielt nun mal die Karten anders aus und das Leben ist nicht planbar. Und wir sind auch nur Menschen und keine Nummern...

Es gibt noch ganz andere Firmen wo es nicht anders oder sogar schlechter läuft als in unseren Jobs... und trotzdem egal wo und wer das ist regieren hier knallhart die Statistiken, die Börsen und damit das Geld... nur eines kann man nie mit Geld begleichen: GESUNDHEIT... MENSCHLICHKEIT... MITGEFÜHL... LIEBE... Wenn diese Dinge wieder die Oberhand gewinnen würden dann würde es den Menschen, nicht nur in Deutschland, sondern überall auf der ganzen Welt besser gehen. Ich fahre hier nicht auf die Kirche oder so ab, sondern hier spricht einfach nur das aus mir heraus was ich empfinde...

Liebe Grüße Annette
 
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Willkommen in einer Gesellschaftsordnung, wo es nun mal nicht um den Menschen geht sondern um den Profit. Und es ist nun mal so, dass man nicht das eine nehmen kann und das andere nicht will. Das Paket gibt es nur im Ganzen.

Sieh es doch einmal anders. Du hast etwas ganz besonderes geschafft. Du hast in einer Krisensituation nicht den Kopf verloren sondern eine Lösung gefunden. Sie war vielleicht nicht perfekt. Aber um das Perfekte geht es nicht. Sei stolz auf dich. Nicht jeder hätte es so gut gewuppt. Es gibt Leute, die lassen sich in so einer Situation krank schreiben.

Es bringt nix, sich über den Staat und die Bedingungen aufzuregen. Da vergeudest nur unnötig Zeit, die du mit deiner Familie viel besser nutzen kannst.

Elisabeth
 
hallo netti.
ich hoffe deiner mama geht es bald wieder gut und sie hat nichts all zu schlimmes.

es ist traurig was du da erzählst. ich fange nächsten monat meine ausbildung an und habe ein wenig sorgen, eben auch was das angeht. werde ich das schaffen können? nun ja probieren geht über studieren.

wichtig ist das du für die einen ausgleich schaffst. wenn du knallhart bist (ich hätte damit zu kämpfen) dann mußt du ein ultimatum stellen. chef organisere du die versorgung meines kindes und ich mache meine schicht. ich weiß nicht ob das naiv ist. ich denke schon. nur ist es doch so... willst du dein kind alleine lassen? ich denke niemals.
du brauchst ein dickes fell um das auszuhalten. es ist unprofessionell das dein chef den druck nach unten gibt, aber auch menschlich und in deinem fall unvermeidbar. also mußt du schauen wie du damit klar kommst. verwende deine energie um auf dich zu schauen, dir das leben angenehm zu machen. als dich im greul zu verlaufen oder zu anderen zu blicken. die leben weder dein leben, noch machen sie deine arbeit.

leider und ich sage das wirklich mit trauer im herzen. die menschheit geht vor die hunde. ich komme aus der wirtschaft. ich habe 15 jahre mit unterbrechung darin gearbeitet und den menschen geht es kaum besser. das einzige diese müssen nicht die verantwortung für das wohl eines menschen übernehmen. ansonsten gibt es einen so immensen und meiner meinung nach unnötigen terminstress. und so selbst gemacht. ich komme aus der versicherungsbranche. man könnte glauben das ist urlaub... ja war es einst sicher aus mal. die arbeit wird unverschämt hoch entlohnt... wenn man denn noch einen job hat.

ich mußte für den mindestlohn arbeiten, wurde gemobbt und hatte stress seines gleichens. die chefs haben das genauso nach unten weiter geben. und das mit drohungen etc. ich hatte stellenweise das gefühl ich kämpfe um mein leben... dazu ständig die kunden die trotz das sie nicht bezahlen, den maximalen service wollen. bzw. diese die angenehm waren, die ich auf druck von oben abwimmeln musste.

man merkt die wirtschaft geht gerade den bach runter... allerdings tut sich immer wieder eine neue auf. gerade ist es die altenpflege...

ich hoffe ich schaffe das. ich will es versuchen. ich erhoffe mir, wenn ich schon diesen stress erleide, das ich wenigstens nach meiner arbeit in den spiegel gucken kann, ich weiß das ich zwar nicht jedem helfen konnte, aber wenigstens einigen... und ich hoffe das ist alles nicht so schlimm wie in den medien dargestellt. ich mache die ausbildung weil ich glaube das dass mein job ist, aber auch um mein wissen allg. zu erweitern, in der hoffnung das in der branche die kollegen besser zusammenhalten und auch um mir ein eigenes bild machen zu können. ob ich später nach der ausbildung darin bleiben werde weiß ich heute noch nicht. ich weiß noch nichtmal ob ich die ersten 6 monate überstehe. ich vielleicht feststellen muß das es sogar noch schrecklicher ist, als in den meiden dargestellt...
 
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Hi Annette, bin seit 35 Jahren in der Pflege und kann dir im Goßen und Ganzen nur zustimmen. Personal immer weniger - Arbeit immer mehr. Geschäftsleitung macht Druck auf PDL und die drückt weiter auf die Stationsleitungen. Wir haben zum Glück eine Leitung die den Druck nicht weitergibt. AAAber jetzt mal ganz provokativ "die meisten in der Pflege sind dumm".

Anstatt sich auf ihre Aufgaben zu konzentrieren streben sie nach pflegefremden Aufgaben. Ich sehe es regelmäßig wie Pflege bei uns Blut abnimmt, weil der Doc sie dann lieb hat und sie eine gute Schwester ist. Das sieht aber unsere Planstellenberechnung nicht vor. Dafür wird dann lieber keine Pause gemacht, aber nachher rumgejammert wie schlimm der Dienst war. Die Aufbereitung der Liegen für die ambulanten Patienten ist zu teuer, deshalb soll, laut PDL, die Pflege sie jetzt putzen. Halloooooo? Ich habe es kaum geglaubt, aber es gibt GPS`s die machen das tatsächlich. Ich nehm dann halt ein Bett für die ambulanten, denn fürs putzen habe ich keine Zeit. Wer putzt die Schränke der entlassenen Patienten ausserhalb der Dienstzeit der Putzfirma? Die Pflege kann das machen. Meine Meinung, der Schrank bleibt zu bis die Putzfirma wieder da ist, dann kann der Patient einräumen. Der Fahrdienst kann erst in 5 Minuten, da fährt die Schwester dann selber zur Untersuchung, schließlich kann man den Doc nicht warten lassen, auch wenn er 3 Patienten auf einmal bestellt und die dann sowieso nur vor der Tür warten müssen. Ich könnte hier noch ewig weiter Beispiele bringen wie Pflege sich treten läßt und dann auch noch dankbar das Haupt neigt. Und nachher jammert und lamentiert wie schwer sie es doch hat.

Wir sind hochqualifizierte Facharbeiter und viele lassen sich rumschubsen wie Dummies. Wir diskutieren über wie ich wann welchen Waschlappen wechsle und das Waschwasser erneuere. Arbeiten unsere Checklisten durch und vermeiden selbständiges Denken. Versuchen es jedem Recht zu machen und bleiben selber auf der Strecke. Wenn ich mit PDL, Geschäftsleitung oder Chefarzt über die Anforderungen in der Pflege diskutiere, was machbar ist und was nicht, dann geschieht dies mindestens auf Augenhöhe, wobei ich der Meinung bin dass ich als hochqualifizierte Fachkraft noch eine Stufe drüber stehe was Pflege angeht. Stichhaltige Argumente und ein Lösungsvorschlag haben mich bis jetzt immer noch weiter gebracht als rumjammern und lamentieren. Im Grunde sind wir an vielen Problemen selber Schuld, weil wir es vermeiden den Kopf hoch zu tragen und unser Licht unter den Scheffel stellen.

Alesig
 
Hallo, netti,

auch ich schaue oftmals verklärt auf die 80er und 90er. Das ist ja ganz schön und tut manchmal gut, aber die Berufsrealität findet hier und jetzt statt und ich muss mich momentan mit den herrschenden Bedingungen abfinden, und das Beste zwischen meinen oft hochfliegenden, idealisierten Vorstellungen und der sumpfigen Realität machen. Die Alternative wäre der Berufsausstieg.

Das willst du nicht, denke ich. Dann fallen mir 2 Sachen auf. Warum sorgst du dich um die 10. Nacht deiner Kollegin? Das ist deren Sache. Es gibt Dienstpläne und jeder hat die Möglichkeit "Nein" zu sagen. Lässt sie sich verheizen, ist das deren Sache, du denk an dich. Das ist jetzt nicht schlimm und nicht entgegen des Teamgedankens, das bedeutet nicht, das es keine Solidarität mehr gibt, es ist im Gegenteil Psychohygiene und langfristig das Durchkreuzen der Machenschaften der Obrigkeit, die jetzt milde lächelnd zuschauen, wie die wenigen Verbliebenen Personalprobleme lösen, die eigentlich nicht in deren Zuständigkeit fallen.

Und dann gibt es keinen moralischen Anspruch, den man durch gute Taten erwirbt. Wenn du immer einspringst und immer alles verschiebst und dann kommt eine Situation, in dem du eine Gefälligkeit brauchst, dann trifft das im Gegensatz zu früher die knallharte Realität, in der nämlich niemand zur Verfügung steht.

Was hättest du in deiner Situation tun können? Nicht an das Verständnis appellieren, und dabei spreche ich deiner Leitung dieses keinesfalls ab, sondern etwas unangreifbares tun. Dich selber eine Nacht krank melden. Grund vorhanden. Jeder Arzt hätte Verständnis und da du anscheinend sonst nicht so unterwegs bist, darfst du das auch tun, ohne dich mies oder als Kameradenschwein zu fühlen.

Fazit: Jeder sorge für sich selbst und das meine ich nicht wie: Jeder denke nur an sich.
Ich hoffe, euch gehts allen wieder gut,
Gruss, Marty
 
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Oh, getlucky,

"Die Menschheit geht vor die Hunde" , das möchte ich nicht unwidersprochen stehen lasse. Ich bin überzeugt, sie verändert sich, in Augen von älterwerdenden Menschen oft zum Schlechten, da die die nostalgische Brille "Jugend" aufhaben. Sie verändert sich zum "Anderen", mit guten und schlechten Anteil und meine Aufgabe ist es, mich darin zu behaupten und weder zu euphorisch zu sein, aber noch weniger, alles dem Untergang geweiht zu sehen.
 
Marty. Ja da hast du recht. Ich bin der Generalisierung erlegen.

Leider bekommt man ja die schlechten Umstände und Verhalten viel eher und langfristiger mit als die guten Dinge.

Fakt ist aber, man muss nur sich selber gerecht werden und das ist stellenweise das schwierigste, denn andere sind schneller kritisiert und der Wunsch andere zu ändern ist angenehmer, als sich mit sich selber zu konfrontieren.

Wie mir offen stand aus der Wirtschaft auszutreten, steht jedem offen aus der Pflege auszutreten. Wenn man mit seinem Latein am Ende ist. Genauso aber auch an sich und seiner Haltung zu arbeiten.

Ich persönlich finde viele Branchen bzw. schwarze Schafe der Branchen menschenunwürdig. Es ist jedem selber überlassen das mit zumachen.

Würden wir wirklich im Team arbeiten und ich meine wirklich, mit der Gefahr, dass alle zusammen gegen die Wand laufen, dann gäbe es solche Zustände nicht. Nicht die Politik und die Lobby bestimmt die Umstände, sondern die Masse.
 
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Vielleicht sind auch die eigenen Ideale nicht mehr ganz zeitgemäß. Lohnt sich auch drüber nachzudenken. Muss es jeder alte Zopf sein oder würde eine neue Frisur nicht angenehmer zu tragen sein.

Elisabeth
 
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Liebe Anette,

auch wenn du Krankenschwester bist, aber das gewisse Selbstverständnis aus dem 20. Jahrhundert existiert nicht mehr. Da wurden damals Dinge als selbstverständlich angesehen und auch erledigt. Das Funktioniert heute nicht mehr. Ich rate jeder "Kollegin" und jedem "Kollegen" nur das zu tun für das Ihr auch bezahlt werdet bzw. angestellt sein. Im Klartext:
Liegt Scheiße auf dem Fußboden, den Reinigungsdienst rufen oder die nachgeordneten Stellen das erledigen lassen.
Und kleiner Tipp, ein Arbeitgeber kann nicht machen was er will ;)
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Ich habe vielerorts insbesondere von jungen frisch examinierten/nicht-examinierten Kräften gehört, dass die Arbeitsbedingunen miserabel sind. Das man schon beim Vorstellungsgespräch vertrgalich übr den Tisch gezogen wird.
1700 Brutto für eine ausgelernte examinierte Kraft war der Absolute Härtefall, bei einer 39 Stunden Woche auf 5,5 Tage gerechnet, im stationären Bereich. Begründung: keine Berufserfahrung. Man kann sich jetzt an 5 Fingern abzählen, dass die gemessene Freizeit im Verhältnis zur Arbeitszeit viel zu kurz kommt. Insbesondere ist an eine Familienplanung gar nicht zu denken.
Umso erstaunlicher finde ich die sogenannte Solidarität, der sich viele hier im Forum bemächtigen. Den meisten Kollegen interessiert doch nur das eigene Wohl und ich rate jedem es genauso zu sehen. Man kann sich ja gerne mit Ihnen unterhalten, aber es sind nur Kollegen, denen man allenfalls nur praktische/physische Hilfe im Dienst zukommen lassen sollte. Alles andere hat nicht zu interessieren - ergo, wenn ihr frei habt, habt ihr frei! Einfach nicht ans Telefon gehen. Im Fall von Anette, einfach selber Krank melden - es findet sich immer ein anderer der einspringt.

Marty hat es, wie ich finde ganz gut beschrieben. Denkt an euch selbst!
 
Dumpinglöhne sind nur möglich, wenn es Kollegen gibt, die sich zu den Konditionen verdingen. Und vielleicht wäre es sinnig, die Azubis im Unterricht mal anzuleiten, wo man die Tarife einsehen kann, dass es sowas wie Brutto und Netto gibt und wie man Nettolöhne berechnet.

Und wenn wir schon dabei sind- und weil es offensichtlich auch nicht mehr alle zuhause lernen- am besten gleich ein Blatt mitgeben, auf dem der Youngster eintragen kann, welche Fixkosten ihn erwarten und wie viel dann vom Netto noch so übrig bleibt zum Essen, Kleiden und für die Freizeit. Was Fixkosten sind, sollte natürlich vorher geklärt werden.

Elisabeth
 
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Elisabeth da stimme ich dir voll und ganz zu.
Ich persönlich konnte es nie verstehen das ich als Vers.Kf. in einem Callcenter (wirklich keine Verantwortung) auf ein Brutto von ca. 3000 gekommen bin, wärend Rettungsdienstler; Krankenschwestern etc. gerade mal auf ca. 2500 kommen.

Ich werde gerade belächelt wenn ich m.M.n. zurecht frage, warum man denn sowas unterschreibt und das es eben die Kollegenschweine sind die sich für sowenig Geld hergeben? Solange der AG einen dummen findet der für das Geld und die Verantwortung aufsteht, wird es der AG auch weiter treiben. Ich bezahl doch auch nicht mehr für ein TV Gerät als ich muß. Ich muß mir dann anhören das ich ja keine Ahnung hätte. Ich solle erstmal meine Ausbildung (beginnt am 1.8.) zu Ende bringen. Genauso wenig muß eine Krankenschwester oder sonst wer Patienten alleine schleppen die weit aus schwerer sind als man selbst. Es ist nur leider so, das es genug dumme gibt die das machen... Also welche Notwendigkeit besteht für den AG etwas dagegen zu tuen? Gar keine, weil rum maulen im stillen Kämmerlein einfacher ist als sich wirklich mal dagegen aufzulehnen. Und genau diese Kollegen sind es, die ihre Kollegen im Schwierigkeiten bringen, die etwas gegen dieses System unternehmen wollen. Gerne werden diese dann auch noch als die Kollegenschweine bezeichnet, weil man sich geweigert hat alleine den 150kg Patienten wieder in Bett zu hiefen.

Wenn die Kollegen mal vernünftig zusammenhalten würden (ja es ist unrealistisch, der Mensch neigt zur Angst) dann gäbe es sowas wie kaputter Rücken und Nerven gar nicht bzw. weniger.

Wie sagte ich doch: nicht die Politik macht die Bedingungen, das Volk macht die Bedingungen. Und was soll ein Haufen Menschen voller Angst schon großes Bewegen... ? Warum läuft das System in anderen Ländern besser? Was machen diese anders? Aber das kann man auf jegliche Branche übertragen... wir deutschen lieben und leben das leben vom Machthabern und Gefolgsleuten. Selbstverständlich läuft es in anderen Ländern noch schlechter. Aber diese haben auch bei weitem weniger Geld, keinen FRIEDEN und Korruption.

Stellt euch mal vor, an einem Tag stehen alle deutschen auf und machen keine xte Überstunde mehr. Oder tuen nur das wofür sie Vertraglich verpflichtet sind. Und jetzt wirds ganz kühn, stellt euch mal vor die BG könnte Berufskrankheiten auf den AG abwälzen, wenn dieser nicht beweisen kann eine Vernünftige Prävention betrieben zu haben...

Ich habe Glück, ich habe eine gewisses Alter, ich kenne meine Rechte und vor allem Ausbildung. Wenn das in der Krankenpflege für mich nichts wird, dann geh ich zurück in meinen alten Beruf... Wird mich nicht glücklich machen und das Geld ist auch nicht die Welt, aber mein Körper bleibt verschont.
 
Elisabeth da stimme ich dir voll und ganz zu.
Ich persönlich konnte es nie verstehen das ich als Vers.Kf. in einem Callcenter (wirklich keine Verantwortung) auf ein Brutto von ca. 3000 gekommen bin, wärend Rettungsdienstler; Krankenschwestern etc. gerade mal auf ca. 2500 kommen.
In anderen Branchen wird eben mehr Geld generiert, die Gesundheitsbranche ist im Umbruch und wird dem europäischen Schnitt den du weiter unten so toll findest angeglichen.
Dort läuft es besser? Dort gibt es weit weniger Krankenhäuser und Arztpraxen. Und damit auch weniger Stellen in dem Bereich.


Genauso wenig muß eine Krankenschwester oder sonst wer Patienten alleine schleppen die weit aus schwerer sind als man selbst. Es ist nur leider so, das es genug dumme gibt die das machen... Also welche Notwendigkeit besteht für den AG etwas dagegen zu tuen?
Das Krankenschwestern Patienten schleppen hörte ich selten, sah ich nie. Rettungsschwimmer machen das, aber im Wasser. In der Pflege wird mobilisert, bewegt, gelagert usw. Und in seltenen Fällen, wenn es schnell gehen muss, müssen Menschen auch mal "aufgehoben" werden, so dass wirklich gehoben werden muss. Das macht man dann aber nicht alleine, dafür gibt es keinen Grund.


Ich habe Glück, ich habe eine gewisses Alter, ich kenne meine Rechte und vor allem Ausbildung. Wenn das in der Krankenpflege für mich nichts wird, dann geh ich zurück in meinen alten Beruf... Wird mich nicht glücklich machen und das Geld ist auch nicht die Welt, aber mein Körper bleibt verschont.
Scheint mir nicht so. Du schimpfst und schumpftst, alles ist schlecht. Warum zur Hölle fängst du die Ausbildung an??
Noch dazu wird dein CallCenter Job doch so gut bezahlt - oder eben nicht, wie du gerade sagst.

Ich hoffe du kommst mit deiner Einstellung nicht weit, bzw. wirst diese in der Ausbildung überdenken. Du fällst sonst ggf. bald damit auf den Boden ... hoffe für dich, dass dort dann nicht deine oben angesprochene Scheiße liegt, weil sie niemand weg gemacht hat...
 
Das Krankenschwestern Patienten schleppen hörte ich selten, sah ich nie. Rettungsschwimmer machen das, aber im Wasser. In der Pflege wird mobilisert, bewegt, gelagert usw. Und in seltenen Fällen, wenn es schnell gehen muss, müssen Menschen auch mal "aufgehoben" werden, so dass wirklich gehoben werden muss. Das macht man dann aber nicht alleine, dafür gibt es keinen Grund.
genau das meine ich. außder dem bin ich nicht der jenige der sich hier beschwert sondern der TE. ich sage nur, ist eben das was jeder drauß macht.

Scheint mir nicht so. Du schimpfst und schumpftst, alles ist schlecht. Warum zur Hölle fängst du die Ausbildung an??
Noch dazu wird dein CallCenter Job doch so gut bezahlt - oder eben nicht, wie du gerade sagst.
Meine Beweggründe habe ich schon an anderer Stelle erläutert. Wie gesagt in allen Branchen funktioniert das Prinzip "ein anderer machts Billiger" ich sage bewusst billiger nicht günstiger

Ich hoffe du kommst mit deiner Einstellung nicht weit, bzw. wirst diese in der Ausbildung überdenken. Du fällst sonst ggf. bald damit auf den Boden ... hoffe für dich, dass dort dann nicht deine oben angesprochene Scheiße liegt, weil sie niemand weg gemacht hat...
Herzlichen dank für diese Wünsche. Genau sowas braucht man als Kollegen der anstatt mal mit anzupacken, Nachtritt ;)

Übrigens wie ich damit anschließend umgehe steht auf einem ganz anderen Blatt. Ich werde ein kaputtes System nicht allein ändern können. Bloß sollen die Jenigen die darüber maulen, sich überlegen was sie selber für sich tuen können und welchen eigenen Beitrag sie dazu leisten das man mit ihnen den Molly macht.
Noch dazu behalte ich es mir vor, die Ausbildung abzubrechen... evtl auch, nur weil ich sehe das sich Kollegen lieber gegenseitig das Leben schwer machen als sich wirklich zu helfen.

Ich mag evtl Arrogant rüber kommen...aber warum soll ich meine Gesundheit oder Nerven hergeben, weil andere nicht an einem Strang ziehen können? Wie Elisabeth schon sagte... Das sind Kollegen, nicht die besten Freunde...

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied... Jammern nutzt nichts, machen...

Und wenn man freiwillig den Job von 2 macht, darf man sich nicht wundern wenn das später als selbstverständlich angesehen wird.
 
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Pflegekräfte haben nicht primär Angst. Es fehlt ihnen am Gefühl der Selbstwirksamkeit. Sie werden sozialisiert im Untertanengeist. Und dies erfolgt nicht in der Theorie sondern in der Praxis. Es wird von den Youngstern oft eine komplette Selbstaufgabe erwartet. Eine gute Pflegekraft muss nicht fachkompetent sein sondern jederzeit einsatzbereit.

Ergo: Solange diese Sozialisierung in der Praxis nicht unterbrochen wird, solange wird sich in der Pflege auch nix ändern. Einer alleine kann übrigens eine Teameinstellung nicht ändern. Der Teamkopf wird ihn "eliminieren" um die eigene Philosophie zu sichern. Und die, die so ihre Grenzen erfahren, wechseln in die akademische Laufbahn, wechseln den Beruf... oder wenn es ganz schlimm kommt- sie werden krank.

Elisabeth
 
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