Der venöse Druckmonitor ist ein sogenanntes "Schutzsystem" (andere Schutzsysteme sind z.B. der Luftdetektor oder der Leitfähigkeitsmonitor). Schutzsysteme haben die Aufgabe Schlimmes zu verhindern, falls etwas kaputt wird, z.B. ein Leck auftritt, ein Schlauch abgeht oder etwas in der Elektronik durchbrennt.
Der venöse Druckmonitor ist das "Schutzsystem gegen Blutverlust in die Umgebung" (so steht's in der Norm, an die sich die Dialysegerätehersteller halten). Wenn ein Leck zwischen Blutpumpe und Patient auftritt, dann wird der venöse Druck kleiner, weil nicht mehr das ganze Blut durch die Kanüle strömt. Wenn der venöse Druck knapp unterhalb des aktuellen Wertes eingestellt wird, so kann zumindest ein größeres Leck erkannt werden. 50 mmHg ist da viel zu viel. In Graz gab es vor einiger Zeit einen tödlichen Unfall mit einem Katheter von dem sich der Schlauch gelöst hatte. Da wurde der Pfleger verurteilt (war in allen Zeitungen). Dieser Fall hätte glimpflich ausgehen können, wären die Alarmgrenzen "scharf" eingestellt gewesen. Verurteilt wurde der Pfleger aber nicht deshalb, sondern weil er die Maschine angeschlossen hatte und wohl irgendjemand schuldig sein musste.
Der obere venöse Alarmgrenzwert ist weniger kritisch. 50 mmHg über dem aktuellen Wert ist vertretbar.
Der arterielle Monitor hat keine lebenswichtige Schutzfunktion gibt aber einen Hinweis auf die Funktion des Blutzugangs und der Blutzufuhr.
Literatur:
Im Zweifel ist die Gebrauchsanweisung des Herstellers massgebend. Dieser beruft sich wiederum auf Sicherheitsnormen. Dort steht dann, dass der untere Alarmgrenzwert 10 bis 20 mmHg unterhalb des aktuellen Wertes eingestellt werden soll.
In Deutschland wurde eigens eine Norm (Anwendungsregel) erarbeitet, die als Entwurf vorliegt und u.a. auch Hinweise zur Einstellung von Alarmgrenzwerten gibt: VD0753-4. Dort steht dann "..so nahe wie möglich (z.B. 20 mmHg) am aktuellen Wert..."
Zur Einstellung des arteriellen Druckmonitors weist die Norm darauf hin, dass der untere Alarmgrenzwert so nahe wie möglich am aktuellen Wert eingestellt werden soll, der obere noch im negativen Bereich.
Moderne Dialysegeräte stellen die Alarmgrenzwerte automatisch ein. Wie das erfolgt kann jedoch vom Anwender programmiert werden. Dafür ist dann die Leitung der Dialysestation zuständig. Fortschrittliche Dialysestationen haben bereits ein Qualitätsmanagementsystem installiert in dem alle diese Fragen geregelt sind. Dann gibt es für jede erforderliche Massnahme auch entsprechende Festlegungen (neudeutsch SOP = Standard Operating Procedures).
Wer sich dafür interessiert, was an Unfällen passiert ist und passieren kann, kann mir geren eine mail schicken. Info gibt es, allerdings auf Englisch.
Hoffentlich war's nützlich und nicht zu lange
Heunix