Hallo zusammen,
ich bin auch ab Oktober im Mittelkurs und ich kann bestätigen, dass es diese Durchhänger auch bei anderen gibt. Ich denke auch immer wieder mal ans Aufhören
Kurz etwas zu mir und meiner Ausbildungsgeschichte (weil ich denke, dass es immer gut zu lesen ist, dass man nicht alleine mit diesen Gedanken da steht):
Ich bin 35, hab eine Familie (Kind ist schon Teenager) und die Ausbildung zur GuK ist mittlerweile meine dritte. Ich kenne mich also mit Ausbildungen soweit aus und wenn es einen Spruch gibt, den ich hasse, dann ist es dieser: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre." Das Arbeiten am Patienten war nie mein Problem - ich kam bisher auch mit wirklich JEDEM Patienten zurecht. Komischerweise auch mit jedem Kollegen. Ich vermute jetzt einfach mal, dass es unter anderem mit an meinem Alter liegt. Was mir an der ganzen Ausbildung zeitweise zu schaffen macht, ist 1)das enorme Pensum, was unsere Schule an den Tag legt, mit sehr anspruchsvollen Klausuren, dem Tempo, indem einem neue Lerninhalte vermittelt werden und in jedem zweiten Theorieblock eine mündliche Prüfung, sowie Facharbeiten in den Praxisblöcken und umfassende Anleitungen, die ebenfalls benotet werden und 2) dass man als Schüler oftmals die Dinge, die man in der Theorie erlernt hat, nicht umsetzen kann, da es vorrangig bei dem examinierten Personal um Schnelligkeit und Funktionalität der Schüler geht (Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel).
Zu Punkt 1) Schulisch gesehen geht es immer nur um eines: du wirst getestet. Immer, ständig und ohne Unterlass. Mein kompletter Kurs empfindet dies als eine enorme Belastung. Ich bin ein diszipinierter Mensch und ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich alles einen Tag vor einer Klausur ansehen und behalten können. Ich muss dafür circa 2-3 Wochen vorher anfangen, weil es so unheimlich viel Stoff ist. Ich habe jedoch bisher immer eine 1 bekommen. Dennoch empfinde ich die Belastung diesbezüglich als sehr hoch, denn subjektiv gesehen befinde ich mich im Dauerlernstress (und zwar nicht, weil ich immer eine 1 haben möchte, sondern weil danach direkt irgendeine andere Prüfung etc erfolgt).
Zu Punkt 2) Diesen ganzen Beurteilungsbögen etc. stehe ich mittlerweile skeptisch gegenüber. Ich hab damit zwar noch nie Probleme gehabt, aber auch nur aus dem Grund, weil ich genau weiß, dass vieles davon subjektiv beurteilt wird. Auch die Aussage von Examinierten "Ich gebe grundsätzlich keine 1" mag ich nicht. Die Beurteilungsbögen sind dafür da, einen Schüler nach dem AKTUELLEN Stand zu beurteilen. Und wenn ein Schüler super Arbeit, seinem Ausbildungsstand entsprechend, abliefert, kann eine Examinierte doch nicht aus Prinzip keine 1 geben! Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man seinen Praxisanleiter/Mentor auf Station nur 1-2 Mal in einem Einsatz sieht, was ich sehr schade finde, denn dann ergibt die Bedeutung "Mentor" absolut keinen Sinn für mich. Vielleicht ist das hier gerade Meckern auf hohem Niveau, aber Kleinvieh ergibt auch Mist.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Examinierte bereits ein vorgefertigtes Bild von Schülern haben, obgleich auch wir Individuen sind. Natürlich muss man in jedem Einsatz erstmal Fuß fassen, neue Kollegen und den Stationsablauf kennenlernen, aber am nettesten und zufriedensten sind die meisten Examinierten anscheinend nur, wenn man zügig arbeitet und ihnen viel abnimmt. Je mehr ich anscheinend konnte, desto mehr wurde mir zugetraut - ergo musste ich immer mehr und mehr und mehr machen. Das ein Schüler damit irgendwann überfordert ist, liegt dann auf der Hand. Aber man wollte sich halt auch nur von seiner besten Seite zeigen...... Eine andere Überforderung ergibt sich zum Beispiel auch dann, wenn man zwei praktische Einsätze hintereinander hat. Man hat im ersten Einsatz zum Schluss zB schon 7 Tage gearbeitet und wechselt nahtlos zum nächsten Einsatz, wo man dann direkt einen 12 Tage Dienst hat. Ich habe noch nie erlebt, dass es eine Examinierte interessiert hat, wie lange wir bereits vorher gearbeitet hatten. Tauschen geht auch nie. Und wehe man wird 3 Tage krank, dann bist du für den Rest deines Einsatzes auf der Station unten durch (erlebe ich jetzt aktuell bei meiner Freundin und sie ist eine tolle Schülerin, die wirklich etwas auf dem Kasten hat!).
Ich habe mit Beurteilungen, Noten etc. wie gesagt bisher keine Probleme gehabt. Dennoch lässt mich das Gefühl nie los, dass irgendetwas so nicht richtig läuft. Ich bekomme ja auch viele Missstände bei meinen Mitschülern mit. Ich habe zum Beispiel manchmal auch Probleme damit, die wahnsinnigen Unterschiede zwischen Theorie und Praxis anzunehmen/hinzunehmen. Es ist deprimierend, wenn man immer wieder Themen durchnimmt (HYGIENE!) und dann sieht, wie im KH das Thema "angegangen" wird.
Letztendlich sieht es so aus: Examinierte sitzen am längeren Hebel. Was nützt es, sich mit ihnen anzulegen? Ja, man kann seine Meinung sagen, aber dennoch bleibt ein gewisses Abwägen nicht aus. Es könnte sonst die längste Zeit deines Lebens werden, bei eben jenen Einsätzen.
Nichts desto Trotz zieht es mich weiter vorran, auch wenn ich immer noch verwirrt über gewisse Missstände im KH/Schule und zeitweise überfordert bin.
Dennoch muss ich ehrlich zugeben, dass ich in meinen fast 20 Jahren Berufserfahrung noch nie soviel Unmut erfahren habe, wie beim Pflegepersonal.
Dies sind alles meine
persönlichen Erfahrungen, die ich niedergeschrieben habe. Es wäre also schön, wenn diese nicht sofort bis aufs Kleinste auseinander genommen werden würden