Zweifel im 2. Lehrjahr

Danke - nun weiß ich das es nicht nur mir so geht.
Hänge gerade auch ziemlich durch und wollte schon zurück in die Altenpflege. *bin zwar "noch" erstes Jahr , aber bis Oktober ist ja nicht mehr lange.*

Seit gestern Praxiseinsatz in der Chirurgie.
2. Krankenhauseinsatz überhaupt - davor nur Heime oder ambulante Pflege.
Wurde dann gestern zu einem türkischen , älteren Herren zur Grundpflege geschickt - er ein Bein von oben bis unten verbunden und in Schiene.
Der Mann verweigerte - nach der Oberkörperpflege - weitere Grundpflege.
Ich fand das es sein gutes Recht war - schliesslich sein Körper.
Praxisanleiterin kam 2 Std später und machte mich zur Schnecke , von wegen da hätte sie mehr erwartet , immerhin sei ich schon vorher APH gewesen und dann so mies waschen.

Öhm - was sollte ich tun? Decke hoch und ran an die "Glocken"? Gegen seinen Willen?
Aber genau so stellte sie sich das vor...sie nennt es nur "energischer" sein.

Station ist auch sonst das letzte und ich habe soviel Lust wie keine dahin zu gehen (und wenn am liebsten mal mit dem Hygienemann ..der würde aus allen Wolken fallen)

Ich weiß das es so Einsätze immer wieder geben wird ....trotzdem , heute zweifel ich auch an mir und ob alles richtig ist.

Gut zu wissen das es anderen ähnlich geht ;o)
 
Nunja, sicher sieht die Realität fast immer anders aus. Aber weil das vielleicht "normal" ist, ist es ja nicht auch richtiger oder gar weniger gefährlich.

Ich bin auf dieser ICU seit 5 Wochen und habe gestern meine Beurteilung mit Bestnoten bekommen. Aber niemand käme auf die Idee, ich könnte hier alleine pflegen. Auch die "normale" Grundpflege ist eine Herausforderung für einen Schüler, da das hier ja schwerstkranke Menschen sind und man auch Bedürfnisse und pflegerische Besonderheiten beachten muss - was ein Schüler in einer Lernphase ja nicht eben aus den Ärmeln schüttelt.
Ich weiss nicht, was Özdem genau macht, aber ich setze basale Stimulation ein, bewege Extremitäten durch und berücksichtige das Tempo des Patienten.
Einfach "runterwascheln" kann jeder, da braucht man kein Diplom oder Examen.

Achja, hier ist es 1:2-Pflege.
Und Unreine säubern und Wäsche wechseln macht hier eine Putzkraft. Nachgeräumt wird in der Regel von einem Pflegehelfer, der auch die Positionen bei einem Pat.-Wechsel reinigt.
Das passiert übrigens aus Kostengründen. PflegeFACHpersonal ist dafür anscheinend zu teuer ;)

Klingt nach Luxus. Bei uns wurde man im ersten Jahr reingeschmissen ins Zimmer und gut ist
 
Hey Özdem,

gib niemals auf und lass dir nichts einreden, wenn die sagen du wärst zu langsam, versuch dich zu verbessern..und zeig denen das du es kannst...Liebst du diesen Beruf? Dann bleib am Ball, du wirst es schaffen!
 
Hallo zusammen,

ich bin auch ab Oktober im Mittelkurs und ich kann bestätigen, dass es diese Durchhänger auch bei anderen gibt. Ich denke auch immer wieder mal ans Aufhören ;)

Kurz etwas zu mir und meiner Ausbildungsgeschichte (weil ich denke, dass es immer gut zu lesen ist, dass man nicht alleine mit diesen Gedanken da steht):
Ich bin 35, hab eine Familie (Kind ist schon Teenager) und die Ausbildung zur GuK ist mittlerweile meine dritte. Ich kenne mich also mit Ausbildungen soweit aus und wenn es einen Spruch gibt, den ich hasse, dann ist es dieser: "Lehrjahre sind keine Herrenjahre." Das Arbeiten am Patienten war nie mein Problem - ich kam bisher auch mit wirklich JEDEM Patienten zurecht. Komischerweise auch mit jedem Kollegen. Ich vermute jetzt einfach mal, dass es unter anderem mit an meinem Alter liegt. Was mir an der ganzen Ausbildung zeitweise zu schaffen macht, ist 1)das enorme Pensum, was unsere Schule an den Tag legt, mit sehr anspruchsvollen Klausuren, dem Tempo, indem einem neue Lerninhalte vermittelt werden und in jedem zweiten Theorieblock eine mündliche Prüfung, sowie Facharbeiten in den Praxisblöcken und umfassende Anleitungen, die ebenfalls benotet werden und 2) dass man als Schüler oftmals die Dinge, die man in der Theorie erlernt hat, nicht umsetzen kann, da es vorrangig bei dem examinierten Personal um Schnelligkeit und Funktionalität der Schüler geht (Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel).

Zu Punkt 1) Schulisch gesehen geht es immer nur um eines: du wirst getestet. Immer, ständig und ohne Unterlass. Mein kompletter Kurs empfindet dies als eine enorme Belastung. Ich bin ein diszipinierter Mensch und ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich alles einen Tag vor einer Klausur ansehen und behalten können. Ich muss dafür circa 2-3 Wochen vorher anfangen, weil es so unheimlich viel Stoff ist. Ich habe jedoch bisher immer eine 1 bekommen. Dennoch empfinde ich die Belastung diesbezüglich als sehr hoch, denn subjektiv gesehen befinde ich mich im Dauerlernstress (und zwar nicht, weil ich immer eine 1 haben möchte, sondern weil danach direkt irgendeine andere Prüfung etc erfolgt).

Zu Punkt 2) Diesen ganzen Beurteilungsbögen etc. stehe ich mittlerweile skeptisch gegenüber. Ich hab damit zwar noch nie Probleme gehabt, aber auch nur aus dem Grund, weil ich genau weiß, dass vieles davon subjektiv beurteilt wird. Auch die Aussage von Examinierten "Ich gebe grundsätzlich keine 1" mag ich nicht. Die Beurteilungsbögen sind dafür da, einen Schüler nach dem AKTUELLEN Stand zu beurteilen. Und wenn ein Schüler super Arbeit, seinem Ausbildungsstand entsprechend, abliefert, kann eine Examinierte doch nicht aus Prinzip keine 1 geben! Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass man seinen Praxisanleiter/Mentor auf Station nur 1-2 Mal in einem Einsatz sieht, was ich sehr schade finde, denn dann ergibt die Bedeutung "Mentor" absolut keinen Sinn für mich. Vielleicht ist das hier gerade Meckern auf hohem Niveau, aber Kleinvieh ergibt auch Mist.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Examinierte bereits ein vorgefertigtes Bild von Schülern haben, obgleich auch wir Individuen sind. Natürlich muss man in jedem Einsatz erstmal Fuß fassen, neue Kollegen und den Stationsablauf kennenlernen, aber am nettesten und zufriedensten sind die meisten Examinierten anscheinend nur, wenn man zügig arbeitet und ihnen viel abnimmt. Je mehr ich anscheinend konnte, desto mehr wurde mir zugetraut - ergo musste ich immer mehr und mehr und mehr machen. Das ein Schüler damit irgendwann überfordert ist, liegt dann auf der Hand. Aber man wollte sich halt auch nur von seiner besten Seite zeigen...... Eine andere Überforderung ergibt sich zum Beispiel auch dann, wenn man zwei praktische Einsätze hintereinander hat. Man hat im ersten Einsatz zum Schluss zB schon 7 Tage gearbeitet und wechselt nahtlos zum nächsten Einsatz, wo man dann direkt einen 12 Tage Dienst hat. Ich habe noch nie erlebt, dass es eine Examinierte interessiert hat, wie lange wir bereits vorher gearbeitet hatten. Tauschen geht auch nie. Und wehe man wird 3 Tage krank, dann bist du für den Rest deines Einsatzes auf der Station unten durch (erlebe ich jetzt aktuell bei meiner Freundin und sie ist eine tolle Schülerin, die wirklich etwas auf dem Kasten hat!).

Ich habe mit Beurteilungen, Noten etc. wie gesagt bisher keine Probleme gehabt. Dennoch lässt mich das Gefühl nie los, dass irgendetwas so nicht richtig läuft. Ich bekomme ja auch viele Missstände bei meinen Mitschülern mit. Ich habe zum Beispiel manchmal auch Probleme damit, die wahnsinnigen Unterschiede zwischen Theorie und Praxis anzunehmen/hinzunehmen. Es ist deprimierend, wenn man immer wieder Themen durchnimmt (HYGIENE!) und dann sieht, wie im KH das Thema "angegangen" wird.

Letztendlich sieht es so aus: Examinierte sitzen am längeren Hebel. Was nützt es, sich mit ihnen anzulegen? Ja, man kann seine Meinung sagen, aber dennoch bleibt ein gewisses Abwägen nicht aus. Es könnte sonst die längste Zeit deines Lebens werden, bei eben jenen Einsätzen.

Nichts desto Trotz zieht es mich weiter vorran, auch wenn ich immer noch verwirrt über gewisse Missstände im KH/Schule und zeitweise überfordert bin.
Dennoch muss ich ehrlich zugeben, dass ich in meinen fast 20 Jahren Berufserfahrung noch nie soviel Unmut erfahren habe, wie beim Pflegepersonal.

Dies sind alles meine persönlichen Erfahrungen, die ich niedergeschrieben habe. Es wäre also schön, wenn diese nicht sofort bis aufs Kleinste auseinander genommen werden würden ;)
 
@jazz about: ich finde es manchmal echt krass wie stark die einzelnen schulen scheinbar voneinander abweichen...
soweit ich weiß hat meine schule nicht den schlechtesten ruf und dennoch kann ich persönlich deine aussage von hoher belastung nicht teilen.

ich komme auch jetzt in den mittelkurs und ich muss sagen ich habe bis jetzt für die klausuren sehr wenig gemacht. in der praxis müssen wir zwar auch anleitungen, praxisaufgaben und (eigen)beurteilungen schreiben, aber das alles hält sich doch so in grenzen dass ich das meistens auf arbeit erledige (wenn ich mal etwas leerlauf hab oder in der pause).
im mittelkurs müssen wir jetzt ne hausarbeit schreiben. das wird schon etwas arbeit. mündlich haben wir nur die zwischenprüfung (über das thema der hausarbeit) und nachher beim examen.
ich hatte zwar bisher nicht nur einser, aber bis auf eine 4 doch recht gute noten.

vllt ist das aber auch subjektiv und meine kurskameraden sehen das ganz anders ;)

bin mal gespannt ob die zügel im mittelkurs jetzt angezogen werden. denn den unterkurs fand ich doch etwas "lasch". und da wird man bzw. ich irgendwann nachlässig und schreibt wegen unachstamkeit und "langeweile" schlechtere noten. und das möchte ich eigentlich nicht.
aber für die nächste klausur haben wir auch recht viel zu lernen.

in der praxis hatte ich bis jetzt relativ glück mit den stationen.
 

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