Zwangsmedikation: Psychiatrie und Neuroleptika

Satte Preise..
Habe in mancherlei Hinsicht schon lange aufgehört zu träumen. Bestimmte Träume werde ich aber Zeit meines Leben weiterträumen. Zum Beispiel den, daß sich Menschen respektvoll über ein Thema unterhalten, ohne gleich wieder drauflos zu streiten. "Ich hab Recht!" "Nein, ich hab Recht!" Kindisch ist das...





Was machst Du eigentlich in Situationen in denen Du zweifelsfrei recht hast? Beispiel: Dein guter Freund Karl steht auf dem Dach direkt neben Dir und ist fest davon überzeugt, flegen zu können. Wie respektvoll ist Deine Kommunikation in diesem Fall, wenn er dann Anlauf nimmt?
 
Wenn ich ihn mag, packe ich ihn am Schlawittchen. Wenn ich ihn nicht mag, lasse ich ihn fliegen...Komische Frage!
Nur mal zur Erinnerung: ICH habe nie die Notwendigkeit von Zwangsmaßnahmen in BEGRÜNDETEN Einzelfällen in Frage gestellt...
 
... Vielleicht ist mwogli jemand, der das, worüber wir hier schön theoretisch diskutieren, bereits am eigenen Leibe erleben mußte? ..

für's Verständnis:
Hallo,ich bin neu hier im Forum. Ich bin keine Krankenschwester sondern Künstlerin. Ehrenamtlich arbeite ich auf Palliativstationen und in Hospizen. Ich interessiere mich sehr für psychologische Abläufe, und eben auch für Thematiken, die Psychiatrie betreffend.....

....Mein Wissen beziehe ich auch aus Internetforen Betroffener und Psychiatrieerfahrener. Sowie aus Fachliteratur. Und Dokumentarfilmen, die sich eingehend mit den Themen Zwangsmedikation und Zwangsfixierung beschäftigen. Und nein, ich selbst bin nicht in den Genuß eines Psychiatrieaufenthaltes gekommen, da psychisch stabil. Ich kenne allerdings Betroffene persönlich, und deren Berichte decken sich zu 100 Prozent mit den öffentlich geschilderten Erfahrungenen anderer ehemaliger Psychiatriepatienten....

...Ganz speziell an Sie Eisenbarth zum Thema Gewaltfreie Kommunikation: Diese bedeutet nichts anderes als seinem Gegenüber Empathie zu geben. Mitgefühl, Empathie, Zuhören, den anderen eben nicht als gestörten Kranken wahrnehmen ( was ist KRANK? Wer bestimmt das? Sie? Wissenschaftliche Studien? Sind wir nicht alle "krank"????!!!!!), sondern als einen Menschen, der Bedürfnisse hat, manche ganz ähnlich WIE WIR SELBST. Wie gesagt, ein anderes Paradigma. Es besagt, daß ich mich über meinen Mitmenschen nicht erhebe, sondern ihn wertschätze und ernst nehme.....


andere wertschätzen und ernst nehmen, liest sich - super, sollt man doch immer machen - oder?
Hilft das weiter, damit's nicht wieder von vorne los geht?
 
Wie Du Dir denken kannst, endet hier die Kommunikation und ich packe ihn am Schlawittchen. ICH habe nie die Notwenidgkeit von Zwangsmaßnahmen in BEGRÜNDETETN Einzelfällen in Frage gestellt...




Natürlich. Denn da bricht die Kommunikation ab. Das große Problem ist aber nun: Ich kann nicht gut in die Köpfe anderer Menschen schauen. Wenn ich also im Zweifel jemanden micht zwangseinweise, dann muss ich damit rechnen, das etwas passiert. Un das sind gesellschaftliche Entscheidungen, wie weit man dies zulässt. Ich habe hier gerade ein anderes Problem, über das ich immer wieder nachdenke. Das ist nämlich der freie Wille: Wir screenen unsere Patienten auf stilles Intensivdelir. Und viele Patienten haben das.
Was ist beispielsweise, wenn der Patient, der mir sagt, er möchte keine Schmerzmittel. sich vor offenbar vor Schmerzen krümmt. Und gleich darauf sagt, ich möchte doch aus seinem Wohnzimmer verschwinden. Schmerzmittel geben oder nicht?
 
Schwierige Entscheidung! Kommt immer sehr auf den Einzelfall an. ich könnte mir z.B. vorstellen, das dann anders zu benennen oder so...
So wie ich den Thread verstanden habe, geht es dem "Troll" nicht so sehr darum, daß prinzipiell und immer alle disziplinierenden Maßnahmen unterbleiben, sondern dass sie nur dort eingesetzt werden, wo ohne sie eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung vorliegt. Genauso sieht das der Gesetzgeber.
Wenn das aber tatsächlich so gehandhabt würde, müßten wir uns, glaube ich, wirklich nicht streiten, oder?
 
@squaw:

erneut verweigerst du eine antwort auf eine frage, die ich dir gestellt hatte - wohlgemerkt nachdem du das thema "mittel der wahl" (siehe deine eigene aussage) auf den tisch gebracht hast.

ich kommentiere es nicht weiter - ich warte einfach, im zweifelsfalle, bis ich schwarz werde...
 
p.s.: "dem troll" geht es übrigens u.a. um das lebensgefährliche haldol. an der darstellung dieses details sieht man nochmal, warum hier von troll die rede ist.
ich schlage vor, wir lassen die trollbeiträge also beiseite und wenden uns (wir tun es ja bereits) dem thema der gewalt in der pflege (in den einzelnen ausprägungen, die bereits besprochen werden) zu.
 
finde ich gerade nicht, magste mir das nochmal zeigen?
 
Darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, wann Zwangsmaßnahmen akzeptabel oder gar notwendig sind und wann nicht. ...
Für Dich, Eisenbarth. Gegenfrage: wo habe ich denn geschreiben, daß ich Medikamente immer und unter allen Umständen ablehne?
 
@Squaw- wir gehen hoffentloch konform, dass man net von Einzelfällen auf eine ganze Berufsgruppe schließen kann. Oder?

Du stellst die Frage in den Raum: Wann sind Zwangsmaßnahmen akzeptabel und wann nicht. Korrigier mich- aber müsste da net dann eine entsprechende Antwort kommen, die die Situationen beschreibt?

Gewaltfreie Kommunikation ist doch ein ganz anderes Thema. Hier geht es um Konfliktlösung zwischen zwie Menschen, deren Wahrnehmung nicht krankhaft so verändert ist, dass ihnen die Krankheitseinsicht fehlt und sie eine Bedrohung für sich oder andere darstellen. Es wäre sicher sinnbringedn beides voneinander zu trennen und net zu vermengen.

Elisabeth
 
@ amezaliwa- ich sehe die Intention von mowgli ein kleines bisschen anders.
...Zwangsmedikationen, mit dem lebensgefährlichen Medikament Haldol beispielsweise, Zwangsfixierungen, Käfigaufenthalte, alles wird hier vorgeschlagen und positiv(!) besprochen.
... Man liest viel über Mißhandlungen in deutschen Psychiatrien, in Nachrichten, in Foren von Betroffenen. Was ich hier lese, sprengt das Maß. Wissen Sie eigentlich, daß Zwangsfixierungen ohne Einwilligung des Patienten nur unter der Voraussetzung der Eigen-oder Fremdgefährdung gestattet ist, und alles andere strafbar?
Für die meisten Mitarbeiter des Pflegepersonals in Psychiatrien aber ist dies offenbar eine völlig alltägliche Maßnahme. Sie werfen hier mit Neuroleptikavorschlägen um sich als wären dies Lutschpastillen! Wo ist eigentlich ihr Menschenbild, wie sieht das aus?
Hat hat irgendeiner von Ihnen mal Haldol selbst eingenommen???? Wissen Sie, was die Nebenwirkungen für eine körperliche (!) und seelische Folter bedeuten? Ich bin entsetzt über die Einstellung des Pflegepersonals in psychiatrischen Einrichtungen. Hier braucht es keine Kranken mehr.
Das zeugt in meinen Augen von sehr wenig Kenntnis im Bereich psychiatrischer Erkrankungen. Ist es da net Aufgabe von Pflegekräften aufzuklären, dass es sehr wohl Situationen gibt, die auch die Nutzung von Neuroleptika oder nichtmedikamentösen Zwnagsmaßnahmen legitimieren? Diese Aufklärung fehlt nämlich bei den Sensationsjournalisten.

Elisabeth

Elisabeth
 
da Vergleiche immer hinken
wenn ich mich als Laie mit einem Thema intensiv auseinandersetzte - verändert sich automatisch mein Blickwinkel auf die Problematiken
je mehr ich mit Menschen in Berührung komme die ausschließlich sehr negative Erfahrungen in Bezug auf psychiatrische Behandlung haben
dazu recherchiere und viele Berichte lese, TV-Sendungen konsumiere, die auch in diese Richtung tendieren
außerdem fast alle die sich nie dazu äußern/ keine Probleme DAMIT haben - nicht erfasse

Was nehme ich dann an, wenn mir die internen Einblicke fehlen ?
Das es immer und überall so läuft?

Da hülftz auch nix, wenn ich mich in einem forum für PK anmelde, weil - ich weiß ja vorher schon, das ich recht hab, iss doch logisch, die paar PK hier im Vergleich zu allem anderen, was ich glaube zu 100% sicher zu wissen.

Hm, der Vergleich dürft übertragbar sein - auf viele andere Bereiche, irgendwo ist man immer Laie, in den wenigsten Experte....

@Elisabeth: ham wir doch versucht, oder?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe das Beispiel mit Bedacht gewählt, weil hier überhaupt noch nicht darüber diskutiert wurde, welche Entscheidungsmöglichkeiten in der Praxis bestehen. Ich halte es durchaus möglich, dass es zu mehr Zwangseinweisungen kommt, als eigentlich nötig. Das hat sehr viel mehr (sorry) mit grundsätzlichen und schweren Fragen zu tun.


Stellt Euch vor, Ihr seid jetzt der Notarzt und werdet in eine Wohnung in der dritten Etage eines Hochhauses gerufen. Die Polizei hat die Tür aufgebrochen, weil seit vielen Stunden Lärm und laute Musik aus der Wohnung dringt. Im Wohnzimmer hopft ein unbekleideter Mann auf einem Stuhl herum. Es scheint lange niemand mehr aufgeräumt zu haben.
 
Und der wird zwangseingewiesen? Es erfolgt eine Diagnose anhand der Bekleidung, der Hörschadens und der Putzmentalität. Interessant. Das ist also die Norm für Zwangsmaßnahmen. Ich dachte bisher immer, dass das die Fälle sind, wo es zu Fehleinschätzungen kommen kann- also die Ausnahme.

Wahrscheinlich werde ich zu oft mit wunderlichen Menschen konfrontiert im Straßenbild an deren Gebahren, Lautstärke und geruchsintensivem Kleidungsstill sich niemand schert. Scheint andere Städte zu geben mit vielen leeren Psychiatriebetten. *grmpf*

Elisabeth
 
Und der wird zwangseingewiesen? Es erfolgt eine Diagnose anhand der Bekleidung, der Hörschadens und der Putzmentalität. Interessant. Das ist also die Norm für Zwangsmaßnahmen. Ich dachte bisher immer, dass das die Fälle sind, wo es zu Fehleinschätzungen kommen kann- also die Ausnahme.

Wahrscheinlich werde ich zu oft mit wunderlichen Menschen konfrontiert im Straßenbild an deren Gebahren, Lautstärke und geruchsintensivem Kleidungsstill sich niemand schert. Scheint andere Städte zu geben mit vielen leeren Psychiatriebetten. *grmpf*

Elisabeth

Wo steht da was von Zwangseinweisung? Ich habe lediglich das beschrieben, was man gelegentlich so sehen kann.
 
...wenn ich mich als Laie mit einem Thema intensiv auseinandersetzte - verändert sich automatisch mein Blickwinkel auf die Problematiken ...
Eben nicht. Wenn ich davon ausgehe, dass hinter dem Horizont nix mehr ist, dann suche ich da auch nicht. Un dank dem Sensationsjournalismus glauben heute leider net wenige, dass die Welt eine Scheibe ist mit klaren Schwarz-Weiß-Regeln.

Elisabeth
 
@bisauf- dann falsch verstanden.

Elisabeth
 
Meine Geschichte geht weiter. Der Mann, der da auf dem Stuhl herumtanzte, hört auf. Der Notarzt unterhält sich mit dem Mann. Die Antworten kommen flüssig und er wirkt keinesweg in irgendeiner Form auffällig. Die Polizei konfisziert die Stereoanlage und geht. Das Hopfen auf einem Stuhl, auch unbekleidet, ist Privatsache. es wird ein Protokoll geschrieben.
 
Ich bin immer noch nicht fertig:
Drei Stunden später kommt ein neuer Alarm: Der Mann ist aus dem Fenster gesprungen und genau auf dem Kinderwagen einer Frau gefallen, die in diesem Moment am Fenster vorbeiging.

Die Geschichte hätte aber auch anders ausgehen können: Man entschließt sich, den Mann mitzunehmen und in der Psychiatrie untersuchen zu lassen. Dort regt er sich über die Situation und die ungerechte Behandlung auf. Wird aufbrausend und bekommt beruhigende Medikamente. Eine anschließende Untersuchung ergibt keinen Anhalt für eine psychische Erkrankung. Er beschließt, den einweisenden Notarzt zu verklagen.

Es gibt ein grundsätzliches Problem, dass nicht nur die Psychiatrie betrifft. Wir sind gezwungen, Entscheidungen zu treffen anhand von Situationen und anhand unserer Erfahrung. Und diese Entscheidungen haben so oder so Auswirkungen auf die Zukunft. Nur leider kennen wir die Zukunft nicht...
 

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