Wie versorgen Gesundheits- und Krankenpfleger die toten Menschen?

Wir waschen die Verstorbenen eigentlich nicht, wir enfernen alle Ableitungen, machen je nach Bedarf d. Genital-/Gesäßbereich sauber, wenn sie ihr eigenes Nachthemd anhaben, so lassen wir es auch an, falten die Hände und legen eine Blume dazwischen, zünden ein Teelicht an und machen das Fenster ganz weit auf damit die Seele in den Himmel kommt und der Fußzettel ist die Eintrittskarte.

Einmal hab ich erlebt ,das ein Angehöriger seiner Verstorbenen Frau ,viele rote Rosenblätter auf ihrem Bett verstreut hat. Das fand ich ich sehr schön!
 
Ich bin etwas irritiert darüber das in den meisten Häuser der Verstorbene nochmals gewaschen bzw teils gewaschen wird.
Sowie über die Tatsache das die Hände gefaltet werden.

Versteht das jetzt nicht falsch. Aber die Verstorbenen kommen später (zumindest in diesen zwei Häusern die ich kenne) in die Pathologie, werden vom Bestatter und Sektionsgehilfe erneut eingekleidet. Da sind vorher gefaltete Hände manchmal sehr "hinderlich".

Die Obduzierten werden auf jedenfall auch gut gewaschen und schön angezogen.


Ich freu mich auf meine Ausbildung, bin aber sehr froh dass ich durch meine Arbeit in der Pathologie vor Verstorbenen keine Vorurteile, Distanz mehr hab.
Ich hatte vorallem lange Zeit Probleme die Gesichter zu sehen. Solange sie kein Gesicht hatten waren sie Körper, aber mit dem Gesicht Menschen.
Dieser Prozess Gesicht - Mensch hat auch seinen Teil dazu beigetragen warum ich mich für den neuen Beruf entschieden habe.
 
Bei uns dürfen wir auch keine Ableitungen entfernen, nur abstöpseln, wegen der möglichen Obduktion.
Die Hände werden auch nicht gefaltet, sondern seitlich an den Körper gelegt.
Gewaschen wird der Verstorbene nur im Bedarfsfall (z.B. wenn er Stuhl oder Harn verloren hat, ...). Es sind bei uns auch rituelle Waschungen üblich. Entweder für unsere Verabschiedung, bzw. auch für Angehörige. Wobei natürlich auf den Verwandschaftsgrad geachtet wird, z.B. wird, wenn Kindern oder Enkel waschen, der Körper des Verstorbenen nicht ganz gewaschen, der Intimbereich wird ausgelassen und auch nicht abgedeckt.

Kinnwickel sind bei uns auch verboten (wegen möglicher Strangulationszeichen), wir verwenden Kinnstützen.

Die rituelle Waschung mache ich auch, wenn ich den Pat. nicht so gut kannte, da ich denke, dass ich mit jedem Menschen dem ich die Hand gebe und begrüße, schon in Beziehung getreten bin und ich ihn auf eine würdige Art von seinem Körper verabschieden will (ist jetzt aber nur meine persönliche Einstellung, jeder denkt da sicher anders).
Besonderes Ritual für mich ist auch, das Fenster zu öffnen, nachdem sich die Angehörige verabschiedet haben und gegangen sind, um seine Seele "rauszulassen".

Gruß,
Lin
 
Bei uns wurden die Patienten auf Station noch mal frisch gemacht.Alle Ableitungen wurden entfernt, sie wurden frisch angezogen und gebettet.
Bei uns im Haus wurde auch der Unterkiefer hochgebunden- ohne Strangulationszeichen!!!.
Es war für die Angehöhrigen schöner ihre Lieben nicht mit weit aufgerissenem Mund sehen zu müssen (da hatten wir einen Fall, aber der Pat. sah auch zu Lebzeiten nicht viel anders aus).
Tja, und zu guter letzt werden sie in die Pathologie gebracht, wo sie auch nochmal von den Angehörigen auf Wunsch gesehen werden können.
Ich habe das auch alles in der Ausbildung gemacht, im ersten Lehrjahr in begleitung, im dritten durfte ich dann auch "Neulinge" einarbeiten.
 
Wir waschen die Verstorbenen eigentlich nicht, wir enfernen alle Ableitungen, machen je nach Bedarf d. Genital-/Gesäßbereich sauber, wenn sie ihr eigenes Nachthemd anhaben, so lassen wir es auch an, falten die Hände und legen eine Blume dazwischen, zünden ein Teelicht an und machen das Fenster ganz weit auf damit die Seele in den Himmel kommt und der Fußzettel ist die Eintrittskarte.

Einmal hab ich erlebt ,das ein Angehöriger seiner Verstorbenen Frau ,viele rote Rosenblätter auf ihrem Bett verstreut hat. Das fand ich ich sehr schön!

Hallo..
dazu muss ich wieder einmal sagen, dass es auch bei uns nicht mehr üblich ist, die Hände zu falten.
Zum einen, weil die Bestatter Schwierigkeiten haben könnten bei der Waschung und dem bekleiden des Toten,
zum Anderen, weil durch gefaltete Hände es wohl recht schwierig sein soll, den Sarg zu verschliessen (so wurde uns das mitgeteilt).
Kanns leider nicht genau sagen was dran ist, war noch nie dabei, wenn man einen Sarg verschlossen hat.
(Werd bei Gelegenheit mal einen der Bestatter fragen..)

Blume: ganz individuell..
wenn welche da sind, dann legen wir welche dazu, wenn nicht, muss es dann auch ohne gehen...

Teelichter anzünden ?
Ohne Aufsicht? Und auch noch bei geöffnetem Fenster???
Was ist mit der Brandgefahr?
Soviel ich weiss, ist das in Kliniken und Patientenzimmern verboten.

Bei uns wird wenn wir eine Kerze oder ähnl.anzünden, dann kurz bevor die Angehörigen das Zimmer betreten, das Feuerzeug rausgeholt.
Ansonsten bleibt die Kerze/das Teelicht unbenutzt.

Ist schön zu lesen, wäre aber nicht meine Vorstellung.
Fenster aufmachen ja, aber den Gedanken mit der Eintrittskarte kann ich an mir nicht nachvollziehen..

@Aisha405

Dein Text beinhaltete grade das, was mir am Herzen lag und ich loswerden wollte..

PS: Sobald unser Sterbeleitbild aktualisiert ist, kann ich dann ja wieder posten..vielleicht ist für den Einen oder Anderen noch ne Anregung dabei.

LG und einen schönen Abend.
Nicole
 
Hallo..
dazu muss ich wieder einmal sagen, dass es auch bei uns nicht mehr üblich ist, die Hände zu falten.
Zum einen, weil die Bestatter Schwierigkeiten haben könnten bei der Waschung und dem bekleiden des Toten,
zum Anderen, weil durch gefaltete Hände es wohl recht schwierig sein soll, den Sarg zu verschliessen (so wurde uns das mitgeteilt).

Bin deiner Meinung, bis auf diesen Punkt, den ich hinterfragen möchte.

Ich denke nicht, dass das Falten der Hände dem Bestatter zum Verhängnis werden würde, da die Totenstarre sich nach 24 bis 48 Stunden wieder löst und vorher ist noch kein Bestatter am Werk, wegen möglicher Obduktion.
Und bei den Schwierigkeiten den Sarg zu verschließen, fällt mir spontan ein: "Was macht man dann mit beleibteren Personen, wenn die Hände auf den Bauch schon ein Problem darstellen?" Und wie gesagt, die Totenstarre löst sich wieder ganz auf.
Bei uns werden die Hände auch nicht mehr gefaltet, aber dies wurde uns mit der religiösen Bedeutung erklärt.

Vielleicht weiß jemand dazu eine Antwort, ich wurde leider nicht fündig.

Gruß,
Lin
 
Hallo,
wenn ein verstorbener Patient gläubig war und ich das weiß (oft kriegt man ja im Sterbeprozess mit, wie religiös ein Sterbender ist) falte ich die Hände, ich kann mir nicht vorstellen, dass es da ein Problem mit dem Verschließen des Sarges gibt, eher schon mit dem Anziehen des Patienten, hier habe ich eine Info zur Dauer der Totenstarre:
Definition: Totenstarre - Meyers Lexikon online
Lg
Susi_Sonnenschein
 
hallo


das ist wirklich ein thema im krankenhaus....

vorallem sollte ein pat immer in würde gehandelt werden.


waschen,kleiden, abdecken, usw...... gang der prosektur.....



ihr werdet bestimmt ein sterbeseminar machen..... ( ist aber komisch 2 3 tage nur darüber zu sprechen)
 
also bei uns werden alles Ab- und Zuleitungen entfernt, Zähne werden wieder eingesetzt (falls vorher reanimiert wurde), die Hände gefaltet.
Kinnstütze nicht zu vergessen. Mir aber neu, da ich es nicht so gelernt hab.

Ist das Benutzen einer Kinnstütze denn noch aktuell?
 
Sorry, wenn ich das alte Thema wieder aufgreife aber ich hab hier von den meisten gelesen, dass die Toten "liebevoll" behandelt werden und das hat mich an eine Situation erinnert. Eine Schwester hat einem verstorbenen Säugling das Tape womit der Tubus fixiert wurde nach seinem Versterben einfach ABGERISSEN. Das Kind hatte bereits 1,5l Flüssigkeit eingelagert und die Haut war dementsprechend gespannt. Durch diese gefühlslose Schwester wurde das Kind mit abgerissener Haut im Gesicht, als wäre der Anblick nicht bereits schlimm genug, beerdigt. Ich find das wirklich unverschämt und dreist:motzen:
 
Sorry, wenn ich das alte Thema wieder aufgreife aber ich hab hier von den meisten gelesen, dass die Toten "liebevoll" behandelt werden und das hat mich an eine Situation erinnert. Eine Schwester hat einem verstorbenen Säugling das Tape womit der Tubus fixiert wurde nach seinem Versterben einfach ABGERISSEN. Das Kind hatte bereits 1,5l Flüssigkeit eingelagert und die Haut war dementsprechend gespannt. Durch diese gefühlslose Schwester wurde das Kind mit abgerissener Haut im Gesicht, als wäre der Anblick nicht bereits schlimm genug, beerdigt. Ich find das wirklich unverschämt und dreist:motzen:

Hi,

es wird wohl immer "solche" und "solche" geben, egal in welchem Beruf oder in welcher Firma. Wie heißt es so schön "Gottes Tiergarten ist groß!"

Dennoch glaube ich das die meisten Pflegerinnen und Pfleger ein gewisses Maß an Pietät einhalten.

Viel schlimmer finde ich allerdings, dass Menschen zu Lebzeiten von Medizinern gequält und würdelos behandelt werden. Teilweise nur um zu beweisen was in der Medizin möglich ist, gerade bei Frühgeborenen wird therapiert auf Teufel komm raus. Warum? Weil man es kann... Ich weiss das ist hier nicht das Thema....

Mel
 
Bei uns in der Klinik werden die verstorbenen auch erstmal "frisch" gemacht. Zu und Ableitugnen dürfen wir nicht entfernen da die meisten Verstobenen beschlagnahmt werden.
Wir dürfen sie erst nach der Freigabe durch die Kripo entfernen...
 
Auf der Intensiv gibt es bei uns einen kleinen Aufbahrungsraum. Ein Sofa für die Eltern, ein kleiner Tisch mit Kerzen und anderen Dekosachen, und ein kleines Schilfkörbchen in dem die Kinder dann schön angezogen liegen. Ein letzter Ort, an dem die Eltern mit ihrem verstorbenen Kind alleine sein können.
 
Bei uns auf Station ist es so, dass wir, wenn ein Patient verstirbt das Fenster öffnen, damit die Seele nach draußen kann.

Was unsere Krankenpflegeschüler immer wieder verwundert ist, dass fast alle Schwester unserer Station nach dem Tod des Patienten noch mit dem Patienten sprechen.

Für mich genauso schlimm wie der Tod meiner Patienten, ist die Betreuung der Hinterbliebenen die mit Fragen und Trauer zu uns kommen.
Selbst drei Jahren nach dem Examen ist dies noch immer ein schwieriger Punkt. Was sagt man, wie kann man ihnen Hilfe geben. Dafür kann man leider keinen Standard entwickeln, da nicht jeder die gleiche Art der Trauer hat.

So sollte man als Pflegekraft sehr viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen besitzen.
 

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