Wie versorgen Gesundheits- und Krankenpfleger die toten Menschen?

Sorry,

aber die sehr empathischen Beschreibungen der Vorgehensweisen gefallen mir hier nicht wirklich!!!

Auch der Verstorbene hat eine Würde und einen Anpruch auf dementsprechenden Umgang, auch in öffentlichen verbalen Beschreibungen!

Vielleicht gelingt es ja, sich auch entsprechend auszudrücken!


flexi
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo!

ich hab bis jetzt noch keinen toten "hergerichtet". aber ich hab mal auf meiner station, auf der ich grad einsatz habe, nachgefragt. die patienten werden gewaschen, angezogen. die hände werden auf dem bauch gefaltet und eine blume mit reingelegt. der kopf wird mit ner kinnstütze, oder wie das heißt gestützt.

lg bettina
 
Ich finde es unverschämt, Schüler(innen) zu verlachen, weil sie Probleme damit haben, ihren ersten Toten gesehen zu haben.
Bei uns wird keine Kinnschleuder mehr gemacht, worüber ich sehr froh bin. Ein offener Mund sieht fast schöner aus, als diese Kopfwickel.
Das Falten der Hände ist bei uns umstritten. Dies ist eine religiöse Geste, die vielleicht post mortem nicht jeder will, der zu Lebzeiten nicht religiös war. Und ich glaube, daß gefaltete Hände den Bestattern das Ankleiden erschweren.
Ansonsten gibt es keinen Grund, Furcht oder Angst vor Toten zu empfinden. Nur im Film können sie Schlechtes bringen, ansonsten sind es Menschen am Ende des Lebens oder am Übergang zur Ewigkeit oder wie auch immer Religionen oder Weltanschauungen dies sehen. Der Anblick eines Toten ist anfangs sicher ungewohnt, aber nicht erschreckend. (Von Verkehrs- oder sonstigen Opfern abgesehen.)
 
Ich finde es unverschämt, Schüler(innen) zu verlachen, weil sie Probleme damit haben, ihren ersten Toten gesehen zu haben.


Hallo Rigator,

da muss ich dir vollkommen recht geben! nicht jeder kann das erste mal mit dem Anblick eines Toten umgehen und ich finde da ist nichts schlimmes dran! Ich selber finde es nicht so schlimm, obwohl es hinter her als sich zur ruhe kam schon komisch war, daran zu denken wie ich meinen Onkel nocheinmal gewaschen und angezogen habe! Wie der Notarzt mir nocheinmal die Leichenflecken gezeigt hat und ich gesehen habe wie die Bestatter ihn in dieser rießigen Reisetasche unterbracht haben! Ich habe während meiner Arbeit in der H-TC zwar schon einige Tote gesehen, musste aber noch nie waschen helfen oder ähnliches! Aber ich bin froh das ich dies das erste mal bei einem Angehörigen getan habe, denn in den Moment wusste ich nur das ich ihm und seiner Ehefrau was gutes tue und ihnen eine sehr große Hilfe bin. Nun bin ich mir sicher das ich dies auch bei jedem Patienten kann (denn diese stehen mir noch nicht einmal nahe) und ich fühle mich für meine Ausbildung in der Richtung bestens gewaffnet!
Ich kann jedem nur sagen, versucht es nicht an euch zu nahe rankommen zu lassen, denkt daran dass ihr für den Toten Patienten noch ein letztes mal was gutes tut! Wenn ihr es nicht direkt selber könnt, fragt erst ob ihr zu schuaen könnt, dann fällt es euch vielleicht leichter! Tote Menschen sehen (solange sie keinen Unfall hatten oder erstickt sin) sehr friedlich aus, als würde sie schlafen und sie tuen euch nichts mehr! Ich wünsche allen die noch vor dieser Aufgabe stehen, ganz viel Kraft, Mut und bin mir sicher auch ihr könnt diese Situation meistern!

LG Soniflower
 
Sorry maniac,

erniedrigend ist deine Wortwahl, daß hier jemand "zugerichtet" wird.

abgesehen von deinem zu diesem Thema sehr unpassendem Signaturspruch...:wut::angryfire:
 
Hallo Maniac und Flexi!

Es stimmt mich ein wenig verwirrt was ich von euch hier lese.

Zu Maniac: Was meinst du genau damit? Deine Wortwahl hat doch sicher einen Grund, auch wenn ich ihn hier nicht ganz angemessen finde! Wieso ist es für dich erniedrigend, dass deine Hände auf dem Bauch gefaltet werden und eine Blume mit dazugelegt wird? (wenn du gestorben bist)
Bitte kläre das doch mal auf!

Zu Flexi: Du magst sehr wohl recht haben, dass seine persönliche Signatur nicht zu diesem Thema passt. Aber ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich darüber überhaupt nicht gestolpert bin. Irgendwann kennt man die Signaturen der anderen und da es eine ganz persönliche Darstellung ist, finde ich es nicht so schlimm!
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Maniac seine Signatur mit Absicht NICHT GELÖSCHT hat!

Lieber Gruß
Tinussi
 
Also erstmal zur Signatur:
Die ändere ich doch schließlich nicht zu jedem Thema zu dem ich schreibe.
Die Signatur ist ein Gag!
Zum Lachen in den Keller...?

Zum Thema:
Ich habe mit Religion überhaupt nichts zu tun. Und die gefaltenen Hände sind allgemein als religiöse Geste bekannt - konkret beim beten zu Gott.
Ich habe nicht vor, vor meinem Tod, noch nach meinem Tod zu Gott zu beten.
Desweiteren finde ich es (für mich persönlich) lächerlich eine Blume in der Hand zu halten.
Warum sollte ich mit etwas "geschmückt" werden, was ich zu Lebzeiten schon nicht haben konnte?

So hörte es sich jedenfalls an, dass ihr es allgemein so handhabt.

Wenn ich jetzt eine christlich angehauchten Patienten habe, Kirchengänger und Hobby-Florist, dann ist das wieder was ganz Anderes.

Ich persönlich halte mich daran, was ich von dem patienten weiß oder in Erfahrung bringen kann.
Habe es schon ein paar Mal gehabt, das die (oder der) Patientin vorher ausdrücklich gesagt hat, dass sie keinen Pastor sehen will weil sie da keinen Draht zu hat.
Und dennoch meinen bestimmte meiner Kolleginnen sie müsste dort das komplette Programm an Kreuzen und sonstigen Bildnissen auffahren, damit ihre Seele ja wenigstens nach dem Tod bekehrt werden kann.

Und das ist in meinen Augen eine bodenlose Frechheit...
Ich würde mich in dieser Situation "zugerichtet" fühlen...

Jedem das Seine, aber nicht Jedem das Seine aufzwingen!
 
Noch eine Frage zum Thema von mir:

Was meint ihr genau mit Hände falten? Ist damit dieses Finger ineinander verhakten gemeint? Macht ihr das noch?

Ich lege die Hände des Verstorbenen einfach übereinander auf den Bauch (auf der Bettdecke). Da sehe ich auch nichts religiöses dabei. Ich lege die Hände auch desöfteren auf meinen Bauch weils bequem ist.

Ich achte ehrlich gesagt nicht auf die Religion des Verstorbenen. Ich habe zwar ein Grundwissen was die Weltreligionen angeht, aber mit den Einzelheiten kenne ich mich nicht aus. Und bevor ich was halb richtig mache, lass ich lieber die Angehörigen entscheiden, wenn der Pat. sich vorher nicht dazu geäußert hat.

Sonst denke ich, es ist viel wichtiger wenn man der sterbenden Person vor und nach seinem Tod mit Respekt und Würde begegnet, als die Frage ob ich ein Marienbild aufstelle, oder einen Rosenkranz um die Finger wickel.

Grüße, Blümchen
 
Hmmm.... du entfernst beim "Betten" auch immer alle Zu- und Ableitungen??:weissnix: :lol1:


^hallo ihr,
also bei uns im haus ist es ganz verboten Zu- und Ableitungen zu ziehen...
Wir warten erst auf den Arzt und den Angrhörigen.

Da wir nur 1 BEttzimmer haben, kann es schon mal sein, dass die Patienten 8 Stunden nach Todeseintritt noch auf Station sind...

Bei uns übernimmt die Pathologie die Versorgung (waschen, aufbereiten...)
 
Hallo!

Ich hatte zu meinen Ausbildungszeiten auch Angst davor wie man eventuell mit Toten umgeht. Nicht vor den Toten selbst, sondern vor der Respektlosigkeit bestimmter Kollegen.
Ich musste sie dann leider auch ab und an mit ansehen. Und ich habe schon als Schülerin damals meinen Mund aufgetan und meine Meinung kund getan.

Für mich war es immer relativ einfach, einen Verstorbenen oder Sterbenden zu versorgen. Ich bediene mich dazu noch heute eines einfachen Tricks: Man darf bei einem Verstorbenen nicht denken: Uuuuaaaah, Leiche...
Für mich ist der oder die Verstobene eben immer noch Frau oder Herr Müllermeierschulze- nur dass der oder die eben nun verstorben ist. Und sie werden mit genau solcher Sanftheit versorgt und umgebettet wie Lebende. Das hat für mich etwas mit dem Respekt zu tun, vor der Person, die der Tote ist (und nicht war, denn für mich bleibt er eine Person und wird nicht zum Ding).
Das Haus in dem ich momentan arbeite ist das erste in meiner beruflichen Karriere, in dem Verstorbene vom Pflegepersonal in die Kühlung verbracht werden. Das war im ersten Moment gewöhnungsbedürftig, genauso wie es einsetzende Totenstarre ist. Aber auch hier hilft einfach ein "sanfter", menschlicher Umgang.

Es gibt ein gutes Buch zum Thema sterben, das ich geschenkt bekommen habe. Es wurde von einem amerikanischen Hospizmitarbeiter geschrieben. Er beschreibt den Tod als die Vollendung des Lebens, denn am Ende von etwas Großartigem (Und das ist das Leben) steht immer die Vollendung. Und jeder Mensch bringt zu dieser Vollendung die Quintessenz dessen mit, was ihn ausgemacht hat... egal ob er friedlich einschläft oder unter Schmerzen dahinscheidet. Egal ob er sterben darf, oder eine "misslungene Reanimation" ist.
Behandele die Verstorbenen mit dem Respekt von dem Du Dir wünschst, dass er Deinem toten Körper einmal entgegengebracht wird- und wehre Dich gegen unsensible Kollegen, wenn es Dich belastet. Dann wirst Du Dich auch niemals schuldig fühlen, weil die die Würde eines anderen (wenn auch toten) Menschen geschmälert hast.

Hilft das weiter?


Nachtrag zum Thema Kinnwickeln und Händefalten...

Das Kinn wird bei uns nach Möglichkeit mit einem breiten Handtuch leicht hoch gehalten. Gewickelt werden darf soweit ich informiert bin nicht mehr.
Aber auch ein offener Mund oder offene Augen empfinde ich nicht als schlimm- es ist die natürliche Haltung bei erschlaffter Muskulatur.

Hände falten empfinde ich persönlich als unschön. Man kann sie ineinander legen auf dem Bauch- ohne sie zu falten. Aber bei Juden und Muslimen zum Beispiel ist das unerwünscht. Hier liegen die Arme traditionell seitlich am Körper. Bei Muslimen wird glaube ich noch der Kopf seitlich gewendet- damit später die Beisetzung mit dem Gesicht in Richtung Mekka erfolgen kann- um nur zwei Beispiele zu nennen. Wir haben für jede große Religionsgemeinschaft extra Verfahrensanweisungen, wie die religiöse Zeremonie sein sollte... bei uns als konfessionellem Haus wird darauf eben Wert gelegt... und schlecht finde ich es nicht.



(Rovena schreibt heut wieder Romane... ts... :ccol1: )
 
Liebe Julia,

ich habe mein Examen im April diesen Jahres gemacht und während meiner Ausbildung wurde uns beigebracht, daß das Falten der Hände verboten wurde. Das hat den Grund, daß die Finger, wenn die Hände durch den Bestatter geöffnet werden müssen, dabei brechen und man das fast schon als "Leichenschändung" bezeichnen kann.
Ich kann mir vorstellen, daß es für Menschen, die stark an ihrem Glauben festhalten, eine wichtige Prozedur ist. Aber man sollte sich über die oben gemachte Aussage wirklich Gedanken machen und überlegen, ob es nicht ausreicht, wenn man die Hände einfach übereinander legt. Eine Blume kann man auch so sehr gut dazwischen plazieren und der Anblick ist damit auch gewährleistet.
Frag doch mal in Deinem Haus nach, ob man dort etwas von der Regelung gehört hat?!
 
Hallo Sr.Necoléé

schon mal was davon gehört das sich die Totenstaare auch wieder löst!
Ich falte fast bei jedem Verstorbenen Pat. die Hände und lege wenn sie haben ihr Stofftier oder Schutzengel hinein.
Da die Angehörigen sich noch im Abschiedsraum verabschieden können finde ich das echt schön.
Und auch bei denen die nicht Gläubig waren ist es trotzdem nicht angestoßen.

Gruß TinaG.
 
Zur Versorgung der Verstorbenen:

Es wurde hier ueber das Falten der Haende diskutiert – auch erwaehnt wurde, dass das eine religioese Geste ist, die evtl. nicht jeder wuenscht.

Wie sieht es mit dem Waschen aus?
Ich habe in verschiedenen Haeusern unterschiedliche Vorgehensweisen kennengelernt, von einer kompletten Koerperwaesche eines Verstorbenen bis zu gar nichts bzw. „nur“ die Entfernung sichtbarer Verschmutzungen wie Blut etc. mit einem Waschlappen.

Ist das Waschen nicht auch eine religioese Geste? Gehoert bei Euch eine komplette Ganzkoerperwaesche zur Versorgung eines Verstorbenen dazu?

 
Gehoert bei Euch eine komplette Ganzkoerperwaesche zur Versorgung eines Verstorbenen dazu?

Nein, hab bisher auch noch nie gehört das das bei irgendwelchen Religionen so gewünscht wird; könnte ich mir aber vorstellen...

Eine GKW bei einem Verstorbenen ohne Notwendigkeit finde ich ansonsten eher unangebracht...
 
Wir handhaben das individuell. Für viele von uns war es das eigene "Abschiedsritual".
Wenn Angehörige es wünschen können sie anwesend sein. Dieses Angebot wird häufig dankend angenommen.
Notwendigkeit besteht eigentlich nicht, da dies eine Leistung des Bestattungsunternehmens sein sollte. Wird aber auch dort wohl nicht von allen angeboten, wie es scheint.

Elisabeth
 
Ich hatte es so kennengelernt, dass eine Ganzkoerperwaesche zur abschliessenden Versorgung dazu gehoert.
Nachdem ich die Arbeitsstelle wechselte, gehoerte es auf einmal nicht mehr dazu – so habe ich mir erst mal Gedanken gemacht, wieso man eine Koerperwaesche mit einbezieht und bin als erstes auf eine religioese Handlung gekommen – vielleicht habt Ihr ja noch andere Gedankengaenge.
Auch habe ich schon von einer Schwester gehoert, dass ihr die Koerperwaesche als Abschiedsritual wichtig ist – genau wie von Elisabeth aufgefuehrt.
 
Wie meint ihr das mit dem Abschiedsritual? Von Pflegeperson an Patient?

Macht ihr das dann nur bei Patienten die ihr (länger) kanntet oder auch bei Jemandem der erst seit 12h bei euch war??
 
Ist unterschiedlich von Kollege zu Kollege. Ich habs auch gemacht wenn der Pat. nur wenige Stunden bei uns war. Irgendwie hat es mir einen inneren Frieden gegeben... ich kanns schlecht erklären. Der Umgang mit Sterben und Tod war einfacher. Der Mensch wurde nachdem er das Objekt der Hightec- Medizin war wieder zum Menschen. Wie gesagt: läßt sich schwer erklären.

Elisabeth
 

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