@alesig & ludmilla: War da nicht mal so ein komisches Ding namens Pflegeprozess, bei dem Probleme, Ziele und Maßnahmen mit dem Patienten gemeinsam herausgearbeitet werden sollten? Fließen die Erwartungen und Wünsche des Patienten nicht mehr in die pflegerische Entscheidungsfindung hinein? Wollen wir nicht eine Profession werden, die den individuellen Patienten sieht anstatt der Galle in Zimmer 17?
Den individuellen Patienten zu sehen, ja das ist Bestandteil des pflegerischen Prozess. Aber die Pflege ist doch nicht dafür verantwortlich, dass z.B. rituelle Gebetswaschungen erfolgen und das auch noch in korrekter Art und Weise. Viele Aspekte des bisherigen Lebens finden in der Lebensgestaltung im Krankenhaus und auch im vollstationären Bereich keine Beachtung. Menschen, die beispielsweise in Vereinen aktiv waren, die Hobbys hatten oder auch ein sehr religiöses christliches Lben geführ haben. Im Rahmen der vollstationären Versorgungen werden allenfalls alternative meist deutlich reduzierte Angebote gemacht, die häufig nicht die Wünsche der Bewohner treffen. Hier erwartet man, dass die Betroffenen das akzeptieren. Warum sollte das für Migranten nicht auch zutreffen? Man kann meines Erachtens im stationären Bereich nicht alle individuellen Bedürfnisse erfüllen, da gibt es rein praktische Grenzen.
Findest du wirklich, dass z.B. eine rituelle Gebetswaschung zum Aufgabengebiet der Pflegenden gehört. Ich sehe das nicht so, ich kann/werde auch mit einem Christen keinen Rosenkranz beten. Zum einen weil ich es nicht kann, aber auch weil ich das nicht will.
Kann der Migrant auch erwarten, dass ich sein Zimmer im
Wohnbereich nur ohne Schuhe betrete, dass gewisse Regeln im Zusammenleben der Geschlechter beachtet werden, weil seine
Religion das so erfordert?
Bestimmte Ernährungsregeln sind relativ einfach umzusetzen, ich kann der alten Dame auch sicher ein Kopftuch umbinden, das kann man sicher einfach umsetzen. Aber mich um kulturelle und religiöse Sitten und Bräuche zu kümmern....?
Und ich habe in meinem ganzen Berufsleben noch nie von der Galle in Zimmer 17 gesprochen, um bei deinem Beispiel zu bleiben.