Was als OP-Pfleger tun, wenn der Operateur Mist baut?

Slazenger

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05.04.2008
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Guten Tag!

Folgendes ethisches und berufliches Dilemma stellte sich mir in den letzten Wochen: ich bin neu in einem Fachbereich, arbeite mich dort ein und stehe immer wieder bei Eingriffen, als Instrumentierender, bei denen ich den Operatur oft über die Anatomie laut herumrätseln höre, nach dem Motto: "Wo bin ich denn jetzt ? Ist das jetzt schon dies oder jenes ?"

Nun wird es langsam kritisch, weil bei einer anderen OP, an der ich nicht beteiligt gewesen bin, fast etwas gravierendes passiert wäre.

Bitte seht es mir nach, dass ich so vage schreibe, ich will nur eine Sichtweise der Dinge, was Ihr tun würdet oder ob es letzten Endes gar rechtliche Möglichkeiten gäbe, sich abzugrenzen ?

Ich kann dem doch nicht tatenlos zuschauen und so richtig eine Hand habe ich da ja auch nicht drauf, als Nichtarzt.
Es ist eine ganz schlimme Zwickmühle, in der ich da bin.
 
Deine Vorstellung von Anatomie solltest du glaube ich relativieren. Kein Mensch sieht innen aus, wie ein Anatomiemodell. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht immer einfach ist, Strukturen eindeutig zu definieren- zumal, wenn sie krankhaft verändert sind und man darauf nicht gefasst war.

Elisabeth
 
Da stimme ich der Elisabeth ausnahmsweise zu. :daumen:
Ich erlebe das auch manchmal (speziell in der MKG bei Mundboden-Ca. mit Neck dissection). Manchmal sind die anatom. Strukturen echt kaum erkennbar da sie z.B. duch das Tumor- od. Narbengewebe nicht mehr ausreichend zu definieren sind.Wo fängt der Tumor an, wo hört er auf? Od. bei dem einen Pat. windet sich ein Gefäß oder Nerv etwas anders als bei einem anderen Pat. Bei der letzten Neck diss. hatte der Chirurg mehrfach versehentlich im Halsbereich einen Vagusreiz gesetzt,da er "normal anatom." hätte eig. woanders liegen müssen. Da wurde der Anästhesist aber auch langsam nervös...
Bei meinen Schilderungen handelt es sich wirklich um einen erfahrenen Oberarzt bei dem ich mich auch besten Gewissens operieren lassen würde. Also wenn es um solche "Unsicherheiten" geht, finde ich das nicht bedenklich. Wenn es sich jedoch um grundsätzliche anatom. Unwissenheit bzw. Unsicherheit handelt, dann sollte dieser Chirurg vllt. doch nochmal die Anatomie der Uni besuchen.... :gruebel:

In welcher Position ist denn dieser Chirurg?
Tja, aber was tut man da!? Wenn man wirklich den Eindruck hat der Chirurg hat absolut kein Plan von dem was er tut, dann würde ich vorsichtig anmerken lassen ob nicht mal ein erfahrener Kollege "drauf" schauen soll. Manche Ärzte machen das auch von sich aus, ist ja richtig so.
 
Am schlimmsten ist es halt bei den endoskopischen Eingriffen, wo wir die Anatomie ja ohnehin nur indirekt sehen können.

Und es geht querbeet durch alle Hierarchiestufen, es ist halt auch noch ein recht junges und unerfahrenes, wenn auch ehrgeiziges Team.

Man könnte es sich ja auch einfach machen und sagen, schließlich haben die Patienten ja auch für die Risiken eines endoskopischen Eingriffs unterschrieben.

Aber mein Gewissen fiebert eben oft schon recht lebhaft mit.
 
Guten Tag!

Folgendes ethisches und berufliches Dilemma stellte sich mir in den letzten Wochen: ich bin neu in einem Fachbereich, arbeite mich dort ein und stehe immer wieder bei Eingriffen, als Instrumentierender, bei denen ich den Operatur oft über die Anatomie laut herumrätseln höre, nach dem Motto: "Wo bin ich denn jetzt ? Ist das jetzt schon dies oder jenes ?"

Nun wird es langsam kritisch, weil bei einer anderen OP, an der ich nicht beteiligt gewesen bin, fast etwas gravierendes passiert wäre.

Bitte seht es mir nach, dass ich so vage schreibe, ich will nur eine Sichtweise der Dinge, was Ihr tun würdet oder ob es letzten Endes gar rechtliche Möglichkeiten gäbe, sich abzugrenzen ?

Ich kann dem doch nicht tatenlos zuschauen und so richtig eine Hand habe ich da ja auch nicht drauf, als Nichtarzt.
Es ist eine ganz schlimme Zwickmühle, in der ich da bin.

guten tag,

bist du sicher, dass der arzt planlos im abdomen rumstochert??
Habe schon des öfteren erlebt, dass versierte ärzte gerade bei pflegern/schwestern, die ganz neu sind am tisch, sich einen spass machen, um zusehen, wie hektik-quaddeln besitz von deren gesichtshaut ergreifen.

oder der chirurg will mit solchen aussagen unterstreichen, wie schwer er es doch habe......diesen patienten aber trotzdem vor hat zu retten....
oder ähnliche geschichten. jeder arzt ist auch ein guter selbstdarsteller.
und gerade neue mitarbeiter sind gute opfer.

gruss kelle
 
mmh...schwierige Sache..aber im Zweifel hats Du auf jeden das Remonstrationsrecht bzw. auch die Pflicht einzugreifen bzw. was zu sagen, wenn Dir etwas nicht ganz richtig erscheint...Was sagen denn Deine neuen Kollegen dazu?Vielleicht hilft es wenn Ihr Euch darüber im Team besprecht...
 
Hm, spontan würde ich einfach sagen, vorschlagen ob der Chefdoc dazukommen soll oder so.
 
Moin,

also, Kelle hat vollkommen Recht. Krieg erst einmal heraus, ob der Arzt anatomisch wirklich so schlecht drauf ist.

(Mein letzter Chefarzt hatte das auch manchmal drauf. Dann sagte er zu mir: "Herr T., helfen Sie mir, ich weiß gar nicht wo ich hier bin" oder "Herr T., bauen Sie das mal zusammen, ich kann das nicht", usw. Aber er wußte immer genau wo er war und was zu machen war. Die Leute aber, die ihn nicht so gut kannten machten große Augen oder bekamen einen verstörten Blick)

Und darum mache das, was Sarah Klara schon vorgeschlagen hat: Bespreche Dich im Team. Denn hier bekommst Du vieleicht fehlende Informationen oder aber ihr entwickelt eine Strategie für die weitere Vorgehensweise.

Und berichte weiter darüber, denn vieleicht kann ich sonst noch weiterhelfen, da ich ähnliche Situationen durchgemacht habe.

Glück Aufff !!!

Klaus
 

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