Auch ich möchte mich vorstellen.
Ich arbeite seit über 30 Jahren als Krankenschwester auf einer Inneren Station mit 36 Betten in einem 500 Betten Krankenhaus.
Nach 15 Jahren Vollzeit, als Stationsleitung war ich 7 Jahre lang als Teilzeitkraft im Nachtdienst beschäftigt, seit mehr als 10 Jahren arbeite ich wieder im Tagdienst als Teilzeitschwester.
Mein Beruf ist für mich "Berufung", selbst nach so vielen Jahren habe ich nicht bereut diesen Beruf erlernt zu haben, obwohl die Arbeitsbedingungen mit den Jahren immer schlechter wurden und immer mehr Patienten von immer weniger Pflegekräften versorgt werden muss.
In meinen Anfangsjahren lagen Patienten oft mehrere Monate stationär, mittlerweile ist es nur noch ein "Rein und Raus" im Krankenhaus.
Ich arbeite im 14 tägigen Rythmus, nur selten finde ich noch einige Patienten aus meiner letzten Dienstwoche.
Vor 20 Jahren und mehr gab es bei uns keinen Pflegenotstand, es stand immer ausreichend Personal zur Verfügung, die Patienten konnten vernünftig umsorgt und gepflegt werden, heute hat man kaum Zeit die allernötigsten Arbeiten zu verrichten.
Früher hatten die Patienten eine Fieberkurve, in der alle ermittelten Werte und die Medikamente eingetragen wurden, ein Krankenblatt mit der Krankengeschichte des Patienten, das war´s.
Punktionen, ZVK Anlagen ect wurden auf den Stationen durchgeführt. Es gab keine Bettenzentrale und auch kein "Tablettsystem", mit dem Essenswagen wurde von Zimmer zu Zimmer gefahren und jeder Patient bekam das Essen so zusammengestellt, wie er es wollte, oder wie es nötig war. Auch war es möglich einem hungrigen patienten zwischendurch ein brot zu schmieren, heute haben wir ausser den einen oder anderen Zwieback
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nichts mehr auf der Station verfügbar.
I.V Spritzen und BE hat das ex.Pflegepersonal durchgeführt, Medikamente für Chemotherapien wurden ohne Handschuhe oder andere Vorsichtsmaßnahmen vom Personal auf der Station zubereitet. Wir wussten es halt nicht besser!
Tja andere Zeiten halt. Aber wir hatten Spaß an der Arbeit, viele Patienten wurden im Laufe der Zeit zu guten Bekannten und Freunden,wir konnten mit den Patienten reden, sie trösten, sie begleiten in allen Lebenslagen, auch mal was besorgen oder helfen wo Hilfe gebraucht wurde.
Heute ist für so etwas keine Zeit, der Patient kommt zu kurz, die Pflegekräfte sind ständig überlastet, müssen immer mehr Patienten mit immer weniger Personal notversorgen.
Ich kenne beide Seiten.
Heute ist sicherlich die "medizinische Seite" sehr viel besser als früher und das ist auch gut so, doch die personelle Situation ist eine einzige Katastrophe und so wie ich lese ist es überall das Gleiche.
Lieben Gruß an Alle!