Unterlagen zu Sturz/ Sturzprophylaxe gesucht

Nutella Woman

Poweruser
Registriert
25.06.2004
Beiträge
546
Ort
Ruhrgebiet
Beruf
GuKP; B.A. Pflege- & Gesundheitsmanagement, QMB, M.A. Sozialmanagement
Akt. Einsatzbereich
QM, Chefin für FSJler
Hallo,
ich bin mal wieder an der Reihe zukünftige Schwesternhelferinnen nach Ostern 4 Stunden lang über Sturz, Sturzprophylaxe, Fixierung etc. "auszubilden". Ich habe diese Ausbildung schon mal gegeben, aber laut Cheffe zu früh aufgehört (habe die 4 Stunden halt nicht komplett durchgezogen). :verwirrt:

Nun meine Frage: Habt ihr noch Ideen, was ich in den Vortrag einbauen kann?

Vorhanden/ behandelt wird bei mir schon:
- begünstigende Faktoren für einen Sturz
- Sturzprotokolle/ Nachsorge bei einem Sturz
- Assessments und deren Nutzen
- Sturzprävention (inkl. Protektoren, Niedrigbett)
- Fixierung (Was müsen Examinierte beachten? Wie soll fixiert werden? Unter welchen Voraussetzungen? Alternativen?)
- Expertenstandard Sturz

Wie gesagt: Es handelt sich um zukünftige Schwesternhelferinnen...

Dankbare Grüße,
Nutella Woman
 
Wieviel Zeit musst du denn noch füllen?

Elisabeth
 
Letzens war ich nach 2,5 Stunden inklusive Pausen fertig. Eine Stunde noch zu füllen wäre schon gut - aber wie gesagt, irgendwie fällt mir nicht so viel zu dem Thema noch ein.

Habe irgendwo in den Untiefen meiner Festplatte noch ein Video zu 15 verschiedenen Arten einer Umlagerung/Transfer von Bett in den Stuhl. Vielleicht könnte ich bei den einzelnen Arten das jeweilige Sturzrisiko von den TN bestimmen lassen? *grübel*
 
Was sollen denn deine TN hinterher können? Und wie groß ist die Gruppe?

Elisabeth
 
Hallo Nutella,
ich denke nicht, dass Du noch mehr Inhalt braiuchst (scheint ausreichend zu sein), sondern eventuell an der Vermittliung arbeiten könntest.
Vielleicht kannst Du methodisch einige Varianten "zaubern" ?

Du könntest (nach der Begrüßung) einen Einstieg über Kartenabfrage machen:
-> In welchen Situationen stürzen Patienten häufig?

Die TN sollen sich in Kleingruppen Gedanken machen, dazu austauschen und Ergebnisse auf Moderationskarten festhalten.
Auf den Nennungen kannst Du dann aufbauen und dann schauen, wie Du den ganzen "Prozess" abarbeiten kannst:

  • Assesments: woran erkenne ich Gefährdung? Dann in Kleingruppen einen Pat, mal "einschätzen lassen" und den Bogen besprechen.
  • Auf einige Punkte der begünstigenden Faktoren intensiver Eingehen (bestimmte Medikamente etc.). Du kannst auch in eine Erfahrung gehen und kucken, inweiweit sich Fernsinne (sehen, hören etc.) auf die Körperspannung (und damit Beweglichkeit und Sicherheit) auswirken.
  • Prävention: praktische Übungen zum Mobilisieren, Niedrigbetten vorstellen (Katalog?), Protektoren als Anschauungsmaterial mitbringen
  • Statistiken aufzeigen; Häufigkeit von Stürzen, Folgen, Kosten für Gesundheitswesen etc.
  • Fixierung besprechen (rechtliche Aspekte, praktische Durchführung), auf Gefahren hinweisen
  • Expertenstandard kurz vorstellen (mit Hintergrund dazu, Nutzen, juristischer Aspekt, Qualitätssicherung etc.)
Ich denke, wenn Du methodisch vielfältig arbeitest, dann kannst Du dazu locker ein Tagesseminar gestalten.
 
@Elisabeth: Die TN sollen, zumindest meiner Meinung nach, ein Grundlagenwissen haben auf das sie bei Interesse gut aufbauen können. Der existierende Leitfaden zum Kurs äußert sich zum Thema nicht wirklich. :gruebel:

@Lilibrit: Danke für Deine Anregungen. Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht :knockin:
 
Bitteschön...

Allerdings überlege ich mir gerade, dass sowas Inhalte der Ausbildung zur GuKP sind.
Die haben 3 Jahre lang Zeit sich damit auseinander zu setzen, Erfahrungen zu machen und zu reflektieren und praktische Handlungskompetenzen einzuüben. Dabei bauen Sie auf einem breiten Vorwissen auf.
:gruebel:
Schwesternhelferinnen sollen die Grundpflege beherrschen mit einem "4-Wochen-Kurs" und werden dann "noch mal schnell mit dem wichtigsten fit gemacht"...
:eek1:

Mach es ganz pragmatisch und anschaulich.
 
*ggg* Ein schöne Bestätigung, dass unsere nachfolgende Generation auch nur Handeln nach Checkliste und Drehbuchstandard lernt.

Wie hast du bis jetzt gelehrt? Frontalunterricht? Manchmal helfen die Methodensammlungen der eigenen Kreativität auf die Sprünge.

Ich würde möglichst nahe an der Praxis bleiben. Was kennen die TN aus dem Alltag? Wann stürzten sie selbst?
Wie machen sich Einschränkungen im Sehen, Tasten und Hören bemerkbar -kann man schön mit Selbsterfahrung verbinden? Welche Auswirkungen hat körperliche Schwäche? Hier macht sich der Tinetti-Test sehr gut?
Wie kann ich in der täglichen Arbeit den Tinetti nebenbei erfassen? Paarübungen: Kärtchen mit Einschränkung an die Passiven; Aktiv muss an der nonverbal dargestellten Situation erkennen wo die Einschränkung liegt.
Umgang mit sturzgefährdenden Situationen üben: Mobilisationsmöglichkeiten und -grenzen.
Umgebungsgestaltung. Eventuell Fehlerbilder erstellen und Gefahren suchen lassen.
Ressourcen beim Pat. erkennen können- wie behelfen sich Menschen selbst in ihrer Umgebung?
Technische Hilfsmittel zur Verhinderung von Verletzungen- Hüftprotektoren.
Kein Niedrigbett- Matratzenpflege eine Option? Was muss man beachten?

Ich würde in den 4 Stunden viel Wert auf Selbsterfahrung legen. Es geht nicht darum, die TN mit zuviel theoretischem Wissen zu belasten. Sie brauchen nicht wissen, welche Medis ev. Schwindel machen. Expertenstandard kennen- wozu?
Sie sollen am Pat. erkennen, dass die Bewegungsabläufe sturzgefährdend sind und wie man dies angehen kann. Schwesternhelferinnen sind für die Durchführung der Pflege zuständig und für die Krankenbeobachtung nach Ansage. Pflegediagnostik und Planung ist Aufgabe der Fachkraft... wenn sie es denn kann- siehe oben.

Elisabeth
 
Spannend wäre noch zu wissen, in welchem Setting die TN arbeiten...Elisabeth hat schon richtig gesagt, dass die Schwesternhelferinen ja eigentlich eben nur "Assistenzfunktion" haben.
In der Ambulanten Pflege sind diese jedoch alleine bei den Patienten. Es ist schwer zu sagen" wo ich die Grenze dessen ziehe, was sie in puncto Beobachtung leisten können müssen?
Denn wenn wir mal ehrlich sind, dannn arbeiten viele Helferinnen "eigenständiger als es sein sollte" :cry:
 
Denn wenn wir mal ehrlich sind, dannn arbeiten viele Helferinnen "eigenständiger als es sein sollte" :cry:


Das muss man ja nicht unbedingt unterstützen. Und Beobachtung nach Checkliste halte ich für zumutbar. Die Auswahl der Checkliste sowie die Einweisung in dieselbe erfolgt vom Fachpersonal. Das setzt voraus, dass das Fachpersonal eine Pflegediagnostik anhand von Fachwissen erhben kann und nicht anhand von Checklisten.

Elisabeth
 
@ Nutella: Du hast ja schon viele gute Tipps bekommen. Vielleicht hilft Dir dies ja auch weiter:
Ich habe letztes Jahr ein Seminar für Betreuungskräfte (Behindertenbereich) gegeben, in dem es u.a. um Mobilisation und Sturzgefahr ging. Von den TN am besten angenommen und bewertet wurden meine praktischen Übungen ich hatte einen Rollstuhl und einen Rollator mit (normale Stühle gabs reichlich) und wir haben zahlreiche Situationen simuliert/geübt inkl. der jeweiligen (häufigeren) Risiken, zu stürzen. Auch Überwinden von kleinen Schwellen und Kantsteinen und Benutzen von Rampen (da dieses für den Ungeübten auch erstmal gar nicht so einfach ist).
Ich habe auch das richtige "jemanden-zu-Boden-gleiten" üben lassen, weil ich das wirklich essentiell finde und mir auch in Angehörigen-Schulungen schon aufgefallen ist, dass gerade hier Riesenhemmungen bestehen.
Mit diesen praktischen Übungen füllt man locker eine bis mehrere Stunden und es ergaben sich zwischendurch immer wieder kleine Erweiterungen durch Fragen der TN.

Hinsichtlich der fachgerechten Einschätzung von Sturzrisikofaktoren und Planung der Prophylaxen im Hilfskräftebereich: dies halte ich für unnötig und überfordernd.
Ein Erkennen und Weitergeben von (akuten) Risiken hingegen halte ich für überaus wichtig, dies muß aber ja nicht pflegefachlich fundiert erfolgen.

Bei uns im Betrieb ist es so (ambulant), dass die Bezugspflegekräfte (3jährig exam.) für die Erst- und Folgeeinschätzungen (anhand Assessment, Skalen, usw.) sowie für die Maßnahmenplanung, Beratung des Pat. und der Angehörigen und die Weitergabe der Informationen an alle Beteiligten zuständig sind.
Die (wenigen) Hilfskräfte wissen, wo Risiken bestehen und welche Maßnahmen (v.a. im täglichen Ablauf) erforderlich sind. Bei Abweichungen/Beobachtungen oder auch Schulungsbedarf bei Angeh./Pat. müssen sie dies eben weitergeben.
Der tägliche Umgang mit Hilfsmitteln muß m.E. wirklich "sitzen" und auch mit dem Pat. immer wieder geübt werden können - auch das halte ich für essentiell. Das sind meist kleine, aber immens wichtige Dinge wie: Bremse am Rollator feststellen - IMMER; Hausnotruf: Funkfinger tragen- IMMER, usw.
Bei Stürzen können die Hilfskräfte einen Teil des Sturzprotokolls ausfüllen; den Rest machen wir dann zusammen (bei "akuten" Stürzen müssen sie mich anrufen).
Okay, der Rest war jetzt auch OT.... :knockin:
 
@Nutella Women: Welche Methodik hats du bis jetzt verwendet?

Bisher: Diskussion einiger Unteraspekte (z.B. begünstigende Faktoren, mögliche Präventionsmaßnahmen) in Kleingruppen mit anschließender Präsentierung der Ergebnisse; Selbsterarbeitung von Inhalten anhand von Artikeln; Lehrgespräch, zeitweise auch Lehrvortrag, wo es sich anbot auch praktische Einheiten (bei diesem Thema bisher nicht von mir vorgesehen)

@Lillebrit: genau das Problem sehe ich auch, deshalb hole ich lieber ein wenig weiter in der Materie aus, als hinterher schlecht informiertes Personal zu sehen dass die Sachen "irgendwie" macht weil es von Ihnen gefordert wird aber sie nicht wissen wie es eigentlich sein sollte.

Mein Stand der Dinge: Die zukünftigen Pflegehelfer (ehemals als Schwesternhelferinnen bezeichnet) arbeiten meist in ambulanten Pflegediensten und haben dort ihre eigenen Touren - meist mit Grundpflege & gelegentlich ATS anziehen. Sicherlich gibt es auch Pflegedienste, die ihre Pflegehelfer anders einsetzen, aber das ist mir persönlich nicht bekannt.

Vielen Dank für die Hilfe,
NW
 

Ähnliche Themen