Sexuelle Belästigung durch Patienten

Trisha schrieb:
Hallo,

eine direkte sexulle Belästigung via Körperkontakt habe ich noch nicht erfahren (an mir ist auch nicht so viel zum anfassen *glück*). Verbal aber schon öfter, dem muß man mit Humor begegnen.

Also so ganz kann ich das nicht nachvollziehen, nur weil die Knaben weitaus älter sind als ich und zum großen Teil die 80 schon überschreiten muß ich doch nicht gute Miene zum bösen Spiel machen.


Wenn ich hier lese, das auch ältere noch sexuelle Bedürfnisse haben, so heißt das doch nicht das ich mich wie wild angraben lassen muß!!!!!! :gruebel:

Ich finde auch Alte sollten ihre Triebe ( wenn keine Demenz besteht ) im Griff haben, und nur weil derjenige 60 Jahre älter ist, so sehe ich aber nicht ein das ich dann Freiwild bin.
 
Also ich arbeite schon über 20 Jahre in der Pflege und es gab und gibt immer mal wieder anzügliche Bemerkungen von männlichen Patienten (Alter 15 - 100), aber angegrabscht wurde ich noch nie.
Bedingt durch die Nähe in der Pflege bleiben anzügliche Bemerkungen eben nicht aus, das ist aber m.E. oft nur heiße Luft. Ich gehe immer in die Offensive und nehme dann alles mit Humor (" oh, Herr Schneider, wenn ich das jetzt aber meinem Freund sage, dann könnten Sie Ärger bekommen, denn er ist Südländer und seeeehr impulsiv").
Ein 95-jähriger hat gerufen " Georgia, ich geb Dir 1000 Mark, wenn Du die Nacht mit mir verbringst!" - ich musste lachen und dankend ablehnen. Habe ihm aber angeboten, ihm entsprechende Telefonnummern aus der Zeitung rauszusuchen (eine professionelle Dame wollte er allerdings auch nicht). Danach war Ruhe.
Allerdings hatten wir im Pflegeheim einen Patienten mit Urinal, der sich das Ding immer selbst abgerissen hat, damit die nächste Schwester es wieder dranfummeln durfte. Da haben wir die Pflegedienstleitung und die Heimleitung so lange genervt, bis sie den Heimvertrag gekündigt haben.
Wenn es für die Pflegekraft unangenehm wird, ist der/die Vorgesetzte gefordert etwas zu unternehmen.

Also, in vielen anderen Berufen gibt es auch "sexuelle Belästigungen", aber beim Bäcker/ Metzger/ Friseur usw. steht der Kunde i.d.R. nicht halbnackt vor einem..... :kloppen:
Ein Bekannter von mir hat übrigens mal als Postbote gearbeitet und musste ständig Kundinnen (u.a. im durchsichtigen Nachthemd, in Reizwäsche oder völlig nackt) abweisen, was ihm auch voll peinlich war.
So long
Georgia
 
Zara schrieb:
Also so ganz kann ich das nicht nachvollziehen, nur weil die Knaben weitaus älter sind als ich und zum großen Teil die 80 schon überschreiten muß ich doch nicht gute Miene zum bösen Spiel machen..

Nur weil die Knaben weitaus älter sind als Du, heißt das nicht, dass sie ihr Verhalten ändern. Wahrscheinlich haben die schon von je her Frauen gerne angemacht. Warum böses Spiel? Solange es sich um rein verbale Anmache spielt, ist doch kein böses Spiel dabei. Lieber schlagfertiger Humor als sich gleich zur Wehr zu setzen, als sei man im Leben noch nicht angemacht worden.


Zara schrieb:
Ich finde auch Alte sollten ihre Triebe ( wenn keine Demenz besteht ) im Griff haben, und nur weil derjenige 60 Jahre älter ist, so sehe ich aber nicht ein das ich dann Freiwild bin.

Wieso solltest Du Freiwild sein? Fühlst Du Dich direkt wie Freiwild, wenn ein Mann eine anzügliche Bemerkung macht?
Ob ich von einem 20jährigen oder von einem 80jährigen angemacht werde, wenn ich kein Interesse habe, dann kann ich das freundlich und/oder mit Humor bekunden.

LG
Trisha
 
Auch wenn ich mich jetzt hier in die Nesseln setze, behaupte ich, dass die allermeisten anzüglichen Bemerkungen harmlos sind und auch teilweise dazu da sind, die Unsicherheiten der Männer zu überspielen. Und wenn die Männer dann merken, dass die Pflegekraft damit nicht umgehen kann (siehe meine kleine Geschichte), dann eskaliert die Situation eben noch schneller.

Gruß
Georgia
 
Wenn es nur bei Bemerkungen bliebe, ist es ja nicht weiter dramatisch. Aber wie ist das bei Busengrabschen beim RR-Messen, oder Hinterntätscheln bei einer Spritze? Im Kh kommen und gehen die Pat., aber in der amb. Pflege hat man viele über einen sehr langen Zeitraum und dann bei jeder Schicht den "täglichen Kampf". Wochenlang immer wieder das Gleiche erzählen, die Hände wegschieben, den selben Humor zu den selben Handgreiflichkeiten....
Leute, irgendwann reicht es, wenn die Pat. nicht lernfähig sind.
Ist das auch der Preis eines Arbeitsplatzes, den man in der Probezeit zu zahlen hat?
Gruß blauwolf
 
Hallo,

wenn sich "Handgreiflichkeiten" wiederholen, dann würde ich es der PDL melden. Die sollte was zu unternehmen wissen, ggf. einen Kollegen/Kollegin hinschicken, zu dem/der Patient sich nicht so hingezogen fühlt.

Wenn dies nicht machbar ist und sich der Patient sich nicht in seine Schranken verweisen lässt, sollte die PDL das persönliche Gespräch aufsuchen.

Gefallen lassen braucht man sich das nicht.

LG
Trisha
 
Ich finde auch, dass ich mir nicht bis ins unendliche verbale anmachen gefallen lassen muß!

Das kann man sich vieleicht drei viermal anhören, aber irgendwann is halt einfach mal genug!
 
Passt zwar nicht ganz, aber: Ich lege sehr viel wert darauf mit SIE angesprochen zu werden. Eine Pat. blieb trotz mehrfacher deutlicher Aufforderungen beim DU. Ein Doc kommt dazu und ist erstaunt: ob ich nicht wüßte das die Pat. eine Schädigung im Frontalhirnbereich hat und infolgedessen ihr unangemessenes Verhalten nicht erkennen kann.

Was ich damit sagen will: man sollte nicht aus den Augen verlieren, dass wir kranke Menschen betreuen. Und es gibt Situationen, da hilft nur professionelles Verhalten. Man sollte sich stets deutlich machen, man ist nicht die liebevolle Schwester... sondern man bietet eine professionelle zur Bewältigung der notwendigen Alltagsaktivitäten an. ...

*grübel* Moment mal... . Alltagsaktivitäten- Hilfe. ATL: sich als Mann und Frau fühlen... signalisieren wir da was falsches für den Betroffenen?

Elisabeth
 
Hallo Elisabeth,

ich denke, das schon klar ist, wenn einer eine psych., hirnorganische oder dementielle Krankheit hat, dass man "darüber hinweg sehen" sollte und/oder dem professionell begegnet.

Nur in der ambulanten Pflege ist es so, dass man in den Privatbereich des Patienten tritt und somit auch eine Art Grenze, eine Schwelle überschreitet. Der Patient zu Hause ist ein anderer als im KH (ich kenne beide Bereiche).
Zu Hause ist er ungehemmter, denn er fühlt sich halt buchstäblich wie zu Hause.
Wenn dann auch noch tagtäglich die junge/jüngere Schwester "zu Besuch" kommt, dann fühlt sich so mancher männlicher Patient u.U. begehrt, denn viele wollen sich nicht ihre Pflegebedürftigkeit eingestehen und erkennen somit nicht den "Besuch" der Schwester als Pflegeeinsatz einer Pflegefachkraft, die professionelle Hilfe anbietet.

Man muß sich schon vieles anhören, aber solange es bei anzüglichen harmlosen Bemerkungen bleibt, werte ich diese als einen blöden Anmachspruch, ohne direkt giftig zu werden. Da muß man einfach schlagfertig sein. Wenn der Patient trotzdem nicht aufhört, kann man ja deutlich, aber freundlich sagen, dass man solche Bemerkungen/Sprüche nicht mag und man sich wünscht, dass er diese zukünftig unterlässt.

Denn: angemacht werden kann man von jedem und überall.
Die Situation in der amb. Pflege ist nur etwas unangenehmer, weil man sich eben im eigenen Reich des Patienten aufhält, ihn tagtäglich aufsucht und nicht die Möglichkeit hat, einen Kollegen mal eben hinzuschicken, wie auf Station.

Aber solche Situationen erlebt man immer wieder, manche Männer sind eben so, die einen üben Zurückhaltung bzw. sind ernsthaft desinteressiert, die anderen äußern frei weg was sie denken und fühlen.

LG
Trisha
 
@Trisha, das ist genau, was ich meine: Professionalität drückt sich für mich auch darin aus, dass man Zusammenhänge erkennt und damit entsprechend umgehen kann.

Was mich verwundert, dass es ein Problem ist ein klare Ansage zu machen. In der "freien Wildbahn" bekommt jeder es hin eine ungeliebte Anmache eindeutig abzuweisen. In der Pflege gelingt dies offensichtlich ncht. Warum nicht? Warum nimmt man es da persönlich? Liegt es daran, dass man sich eventuell doch nicht als Dienstleister sieht sondern die Position des potentiellen Familienmitgliedes einnimmt? Siehe hierzu auch die Diskussionsbeiträge zur Anrede.

Es verwischen Grenzen in der häuslichen Pflege- keine Frage. Wer wünschte es? Wer läßt dieses verwischen der Grenzen zu?

Elisabeth
 
Hallo erstmal!
Also ich habe eine krasse Situationen am Anfang meiner Lehre erfahren. Ich war zu diesem Zeitpunkt noch keine 17. Jahre alt. Der Patieten wurde schon in der Übergabe als sehr seltsam und auch teilweise agressiv beschrieben. Schließlich hieß es dann irgendwann, ich soll mit ihm duschen gehen, da er auch etwas verwahrlost war. Ich habe es gemacht. Er fing dann an Liebeslieder von früher zu singen. Wollte, dass ich ihn küssen. Ich habe es natürlich verneint. Hat gemeint, ich sei eh ein weißes Luder und will es doch auch. Er hielt mich fest und ich sollte ihm sein Genital massieren. Ich hab mich losgerissen und ihn so schnell wie möglich abgeduscht und den Abstand immer erweitert. Es war schrecklich!
Habe auch nicht gleich meinen Mund bei den Kollegen aufgemacht. Aber ich fühlte mich so billig und konnte damit gar nicht umgehen. Das Team hat leider nicht so geschickt reagiert. Aber ich hab dann meine Schule gefragt, wie man auf sowas reagieren kann. Und somit wurde dieses Thema publick gemacht und es kam heraus, dass nicht nur ich solche Erfahrungen machen musste.
Heute bin ich im zweiten Lehrjahr und würde wahrscheinlich anders reagieren, indem ich den Patieten stehen ließ und eine andere Schwester diese Arbeit verrichtet.
 
Was mich verwundert, dass es ein Problem ist ein klare Ansage zu machen. In der "freien Wildbahn" bekommt jeder es hin eine ungeliebte Anmache eindeutig abzuweisen.
In freier Wildbahn können Frauen teilweise genauso schlecht mit Anmache umgehen wie in der Pflege. Das Problem ist typbedingt. Die eine kann sich gut wehren die andere eben nicht.
In der Pflege gelingt dies offensichtlich ncht. Warum nicht? Warum nimmt man es da persönlich? Liegt es daran, dass man sich eventuell doch nicht als Dienstleister sieht sondern die Position des potentiellen Familienmitgliedes einnimmt?
Frauen die in der freien Wildbahn Probleme haben, werden auch in der Pflege nicht schlagfertig genug sein, das Problem zu lösen. Pflegepersonal, welches sich als potentielles Familienmitglied sieht, ist in seinem Job fehl am Platz. Das hat aber nichts mit sexueller Belästigung und der entsprechenden Reaktion darauf zu tun. Für mich sind das 2 Paar Schuhe.

Es verwischen Grenzen in der häuslichen Pflege- keine Frage. Wer wünschte es? Wer läßt dieses verwischen der Grenzen zu?
Es verwischen keine Grenzen, die Grenzen sind von Anfang an anders gesteckt. Ich "dringe" als Pflegekraft in die häusliche Umgebung das Patienten ein. Im Krankenhaus bzw. Heim ist es anders. Der Patient ist in der häuslichen Umgebung oft viel bestimmter. Er fühlt sich hier sicher.

Bei meinem Arbeitgeber wird das ganz klar gehändelt:
Sobald eine Pflegerin mit einer entsprechenden Beschwerde kommt, wird der Patient in eine Männertour gesteckt. Es ist dabei uninteressant, ob mehrere Pflegerinnen das Problem haben oder nur eine.

Wir achten auch darauf, möglichst keine körperlich fitten jüngeren Männer in "Frauentouren" zu packen. In unserem Fall sind das meist Patienten mit Psychosen, die nur noch ambulant betreut werden und von uns täglich die Medikamente verabreicht bekommen.

Allerdings bin ich erschrocken über einige Beiträge. Ich finde es traurig, wenn eine Pflegekraft nicht weiß wie sie sich ausreichend wehren kann, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz hat.
 
Auch die Institution KKH schützt nicht vor bestimmenden Pat.. Die Zeiten ändern sich mittlerweile auch hier. Der mündige Pat. hält Einzug und mit ihm seine aus der Häuslichkeit gewohnten Forderungen. Wir hatten da schon schöne Exemplare bei.

Das Vorgehen in solchen Fällen ähnelt dem Deinen. Auch bei uns wird die Pflegekraft ausgetauscht. Wobei manchmal schon ausreicht eine ältere erfahrene Kollegin mit der Versorgung zu betrauen.

Elisabeth
 
Auch die Institution KKH schützt nicht vor bestimmenden Pat.. Die Zeiten ändern sich mittlerweile auch hier. Der mündige Pat. hält Einzug und mit ihm seine aus der Häuslichkeit gewohnten Forderungen. Wir hatten da schon schöne Exemplare bei.
Das ist richtig, aber für mich macht es einen großen Unterschied, ob ich alleine in der Wohnung eines Patienten bin oder in einem Krankenzimmer eines Krankenhauses. Die Möglichkeit, in der ambulanten Pflege mal eben Hilfe zu rufen/holen, oder eine andere Schwester zum Patienten zu schicken ist hier erst einmal nicht gegeben.
 
Schön, wenn es sowas wie eine "Männertour" gibt.

Unser Pflegedienst besteht nur aus Frauen, da kann ich keinen Mann schicken.
Ich muß auch ehrlich zugeben ich kann mit sowas sehr schlecht umgehen, ich bin nicht schlagfertig genug und zu unsicher um angemessen auf sowas zu reagieren.
Ich habe diese Erfahrungen schon desöfteren machen müssen, nie verbal, sondern immer körperlich, seien es griffe durch den T-Shirtärmel an den Busen oder Griffe an den Po, ich habe das schon mal im Team angesprochen, doch leider wurde da nur gesagt, dass er das bei jeder macht!
 
Hallo,

habe diesen Thread gefunden, weil mich auch grad was in dieser Richtung betrifft.

Wir haben einen neuen Patienten in der ambulanten Pflege bekommen.
Dieser Mann guckt einen immer ganz komisch an und berührt sich dann beim Duschen extrem an seinem Glied.
Ich find das total unangenehm, und war den ersten Tag echt fertig. Ich hab mich fast wie eine Prostituierte gefühlt, auch wenn der Vergleich vielleicht etwas zu dramatisch klingt.

Privat würde ich meinen Mund schon aufmachen, würde den Belästiger auslachen oder ihm unschöne Worte an den Kopf schmeissen.

Hier geht das nicht. Sonst wechselt er ja womöglich den Pflegedienst...
Bin zum Glück noch Schülerin und der Einsatz dauert jetzt auch nicht mehr so lange...

In der Schule haben wir gelernt, wir sollen klar sagen: "Ich will das nicht." Aber ich hab oft das Gefühl, dass das die Bedränger nur noch mehr "anmachen"würde.

Der Patient ist übrigens nicht dement, sondern tut dies ganz bewusst.
Es ist mir auch klar das es den "asexuellen alten Menschen"nicht gibt, aber wieso müssen das wir als Pflegekräfte aushalten?
Wo wir wieder beim Klischee der willigen Krankenschwester wären...

Ach, ich finds grad total ätzend, und freu mich mal überhaupt nicht auf Arbeit morgen....
 
Ohne die Situation zu kennen und ohne ihn "in Schutz nehmen zu wollen", vielleicht ists andersrum:
Er merkt das es ihn erregt und versucht die Erektion (völlig natürlich und kann man halt nichts gegen machen in der Situation) zu unterdrücken?!

Nur mein Gedankengang dazu...
 
Hallo,

so etwas habe ich gänzlich ignoriert - ich weiß, dass es schwer ist. Aber solange ich nicht direkt angemacht wurde (per Berührung oder auch nur verbal), habe ich so getan als wäre es mir egal oder würde es nicht sehen.

"Augen zu" und weiter machen....
Und vor allem distanziert und gelassen bleiben.

Wie man am besten reagiet in solchen Situationen, kommt auch ganz auf Pat. und Umfeld an. Also individuell.

LG
Trisha
 
Habe das auf der Sozialstation erlebt, Kolleginnen sind bei dem Patienten gewesen und haben sich anfassen lassen, ohne was zu sagen. Als ich dort eingeteilt wurde, habe ich mir das, nicht gefallen lassen habe sehr deutlich gesagt , das ich kein Freiwild wäre. Der Patient hat sich beim Chef beschwert, ab da, sind dann, wieder die Kolleginnen hingefahren, die den Mund nicht aufgemacht haben, und ich hatte ein Gespräch mit der Leitung, mir wurde erzählt das er Kunde ist, und man so nicht mit Ihm umgehen kann, als ich nachfragte ob ich hier bei einem Pflegedienst arbeite, oder Animierdame bin, hat man mir die Kündigung gegeben.
Bin heute sehr froh drum.
 
@Dagmar

Das ist ja ziemlich heftig was du da schilderst :angryfire:
Sei froh das du da weg bist...

Mich würde mal interessiern ob sich das männliche Geschlecht auch gegen sexuelle Belästigung wehren muss im Pflegealltag?
 

Ähnliche Themen