Überredung durch den Rettungsdienst

Genau solche Fälle meine ich aber. Weil exakt das, Wort für Wort, in der PV steht. Wozu mache ich eine PV, wenn sie dann doch ignoriert wird?

Weil leider die meisten PV so fehlerhaft sind, dass sie im Einsatzfall nicht mehr zu gebrauchen sind. Leider werden die meisten dieser Teile einfach vom Netz heruntergeladen und irgendetwas angekreuzt.
 
Ich weiß nicht wie das bei euch im Ort ist. Bei uns ist der RD so am limit das er das nicht leisten kann.
Bei uns sind täglich zig RTW abgemeldet und auch die Ausbildung ist diesbzgl. nicht gemacht.

Sterbebegleitung ist nicht der Job des RD. Der Job des RD ist es Leben zu retten, Schäden zu vermeiden und Leid zu lindern.
All dies übernimmt der RD wenn er den Patienten ins KH bringt.

Auch halten sich RD in dieser weise nicht an PV weil sie zu keiner Zeit wirklich zuverlässig sagen können ob die PV rechtmäßig, aktuell und zureichend Formuliert ist. DAS ÜBERPRÜFT DER RD NICHT. dazu hat er schlichtweg keine Zeit.

Was vorkommt ist wenn man dort schon eine Patienten hat der bereits Asystol oder Wirklich in den letzten Zügen ist, das sie in Absprache mit den Angehörigen und eine wirklich sofort greifbare PV, nicht weiter handeln. Solange der Pat aber noch in irgendeinerweise Vital ist, wird dieser da im Falle X ins KH transportiert.

Genau solche Fälle meine ich aber. Weil exakt das, Wort für Wort, in der PV steht. Wozu mache ich eine PV, wenn sie dann doch ignoriert wird?
Das halte ich für selten. Ich hab bisher keine sehen wo nicht wirklich knallhart drin steht "Ich will nicht ins Krankenhaus"
Und ich bezweifle das dass im Falle X dann auch durchsetzbar ist. Denn die Bedingungen fehlen etc. Also das ist wirklich ein Heikles Thema und bevor sich da ein RDler in die Nesseln setzt wird eingepackt und gefahren. Genauso wird im RD auch trotz PV reanimiert.

Da können sich jetzt alle Fürstlich aufregen. Aber es ist so. Der RD ist nicht für Sterbebegleitung da, er kann auch nicht qualifiziert im Plenum darüber ratschen ob die PV die vor 20 Jahren mal gemacht wurde, rechtswirksam ist.
Genauso wird eine Reanimation IMMER straffrei sein.

Das sind die Probleme des RD. Und nein die würden sich gerne an die PV halten, wenn das aber bedeutet das man sich irgendwann mal der Unterlassenen Hilfeleistung verantworten "MÜSSTE" da handelt man lieber für sich sicher. Und das muß binnen Sekunden bis wenigen Minuten gehen.

Ganz anders als im Krankenhaus wo in der Übergabe schon DNR, DNI mitgegeben wird.
 
Es ist ein rechtliches Problem und eben auch das auf nem RTW kein Krankenhaus ist.
Einzig der ein oder andere NA spritzt mal ne Ladung Morphium. Aber auch äußerst selten.

Ich hab gerade mal nachgefragt. Sterbebegleitung ist kein Lehrinhalt des Rettungsdienstes.

Jetzt finde ich aber auch Präfinale Patienten sowieso sehr heikel und wunder mich das gerade das als so negativ auffällt.

Mir währe Lieber der RD würde nicht die ganze Zeit die Bagatelle vorbeibringen.
Das ist nämlich auch im Lehrbereich und im Zumutbaren des RDs.

Ob nun ein Umgeknickter Fuß unbedingt mit den RTW gefahren werden muß können die sicher entscheiden. Aber Genaus diese Patienten landen im verlauf nicht auf Station. Demnach fällt den Stationsschwestern garnicht auf mit was der RD sich so alles rumschlägt.
 
Der Job des RD ist es Leben zu retten, Schäden zu vermeiden und Leid zu lindern.
All dies übernimmt der RD wenn er den Patienten ins KH bringt.
Bei terminalen Patienten tut er damit das Gegenteil. Er rettet ihr Leben nicht, aber vermehrt Schäden und Leid.
Wenn Rettungskräfte nicht in sterbebegleitung geschult sind, dann sollte man damit nicht gesetzeswidrige, strafbare Handlungen entschuldigen, sondern sie verflixt noch mal für diese wichtige Situation schulen! Gerade wenn die Angehörigen so hilflos sind und der Rettungsdienst die erste Anlaufstelle für Hilfe, muss man sich doch dieser Aufgabe stellen. So, wie es jetzt zu sein scheint, ist der präfinale Patient das Opfer, über dessen Willen sich alle hinwegsetzen dürfen, damit es für sie einfacher wird. Und was die ganze Geschichte für den Todkranken bedeutet, ist egal?
 
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Bist du mal längere Zeit im RTW oder im RD unterwegs gewesen?

Wie bereits gesagt der RD ist das um Leben zu retten, Schaden ab zuwenden/ verringern und Leid zu lindern. All das tuen sie in den meisten Städten damit das sie die Pat. transportstabil bereiten und ins Krankenhaus verbringen.

Wie genau stellst du dir denn das vor? Was soll der RD tuen?

Sich dazu setzen?
Können sie nicht, spätestens nach 30 min fragt dich die Leitstelle was du da treibst und gefälligste transportieren sollst damit du den nächsten Einsatz übernehmen kannst.

Psychosoziale Betreuung leisten?
Weder Zeit, noch Ausbildung.

Einfach abhauen und die Angehörigen, die übrigens auch Leidende menschen sind vor den Kopf hauen?
Die Beschwerde wird dir sicher sein und dann möchte ich nicht in der Haut des RDler stecken mit der Option das du verklagt wirst. Der Anschiss des Wachleiters ist das ein schei.? gegen. Und dafür brauchst du Nerven.

Zur Info im RD arbeiten auch ausschließlich NUR Menschen. Und sehr häufig ein FSJler. Also Menschen um die 18-25 Jahre. Also ich sehe noch genügend ältere Kollegen in unserer Zunft die sich bei diesem Thema gerne aus dem Staub machen.

Und vor allem sollen sie sich ins Messer setzen? Kannst du dir vorstellen das die RDler wirklich alleine entscheiden müssen. Und damit auch ihren Kopf dafür hinhalten? Hast du mal erlebt was es für den RDler bedeutet wenn er in solch einer Situation sich für den Patienten aber nicht für den Angehörigen entscheidet?

Also ich schreibe nicht so viele Stellungnahmen für meine Arbeit wie mein Bruder und der ist nichtmal Transportführer. Mit wievielten Anzeigen sich mein ältere Bruder schon rumschlagen musste und mein Mann wie er zu dem noch mit irgendwelchen Wachleiter sich rumschölägt weil die glauben von außen einen Einsatz bewerten zu können.

Kannst du dir vorstellen wie sich die Arbeit so macht, wenn du immer das Damoklesschwert Beschwerde, Unterlassene Hilfeleistung und wohlmögliches Verstoßen gegen eine PV oder evtl. hast du dich für die PV entschieden und am Ende entscheidet ein Gericht, die war nicht rechtswirksam?

Ich glaube das wissen nur die die wirklich intensiven Kontakt zu RDlern haben oder gar selber im RD tätig sind.

Ich finde es doch sehr befremdlich das hier eine Berufsgruppe über eine andere Urteilt. Vor allem eine Berufsgruppe die (zu Recht) sich dagegen wehrt das anderen Berufsgruppen über ihre Arbeit und deren Bedingungen entscheiden.

Der RD hat in diesem Fall wirklich ein Rechtliches Problem welches wir im Krankenhaus nicht kennen. Wir haben viel mehr Möglichkeiten, ggf. sofort einen Arzt zur Stelle, zumal so eine Entscheidung immer mindestens an den Oberarzt geht. Wir haben viel mehr Zeit die PV zu sichten und darüber zu Ratschlagen. Zur Not einen Ethikrat und einen Rechtsanwalt. All das hat der RDler nicht. Nicht in diesem Moment wo er bei Oma Brömmelkamp im Schlafzimmer steht und die Angehörigen fertig mit der Welt sind.

Ich behaupte Niemand von uns in der Pflege ist jemals in solch einer Situation gewesen oder wird in so einen Situation geraten. Wir haben immer das Back Up Arzt und höher. Wir übergeben uns solche Dinge und müssen nicht erst im Fall X darüber nachdenken und wir müssen das auch niemals entscheiden.

Und zu guter letzt, was kann der RD dafür das wir so eine schlechte Palliative Versorgung haben? Der RD ist dafür nicht da und wenn er dann aber gerufen wird dann handelt der RD das nach seinem Schema ab weil es nicht anders geht. Da kann der RD nichts für.

Das ist die bittere Realität des Rettungsdienstes in Deutschland. Aber ebenso auch von Patienten und Angehörigen in Deutschland. die man allesamt alleine im Regen hat stehen lassen und es einfach nicht richtig machen können. Stattdessen schickt man den Hufschmied um einen Hund zu frisieren. Mit der Begründung "Wieso sind doch beides braune Tiere, mit vier beinen, Schwanz und Fell". Da kann nichts vernünftiges bei raus kommen.

Es ist nicht die Schuld der RTW Mannschaft das man hier den Gärtner zum Bock macht. Die Schuld liegt weit höher. Wir Pfleger sind nicht die einzige Berufsgruppe die hängen gelassen wird. Da sind noch einige anderen Berufsgruppen die der Ar.sch vom dienst sind. Und das steht der Rettungsdienst auch ganz oben.
 
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Nein, ich war nie im Rettungsdienst tätig. Aber fast 20 Jahre im Palliativ Bereich, wo übrigens auch Menschen arbeiten. Denen solche Situationen auch nicht immer leicht fallen und die sich ebenfalls mit Klagen auseinandersetzen müssen.
Den Zeitdruck bezweifle ich sicher nicht. Die fehlende Ausbildung in Sachen sterbebegleitung, Recht oder Umgang mit einer Patienten Verfügung ließe sich jedoch beheben. Man muss nicht nach seinem Schema handeln, wenn das Schema in dieser Situation nicht angebracht ist.
 
Es liegt nun zumindest, die präfinalen Patienten und deren anrufende Angehörige betreffend, die Problematik auf dem Tisch.

Ich werfe als Advocatus Diaboli noch einige weitere Beispiele in den Raum, die bei uns in regelmäßiger Manier formgleich auftauchen:
- Der obdachlose C2er Vaslav, der von Passanten an seinem Stammplatz aufgefunden wird, hackestramm bis zum Anschlag, ein ganz normaler Tagesablauf für Vaslav
- Oma Hildebrandt, die spät abends einen hohen RR misst und vor lauter Schreck den RD ruft, aber nach der Gabe von Nitro zufrieden ist und schlafen gehen will
- Studentin Sina, die an Divertikulitis leidet, am Sonntagabend wieder einmal blutig tingierten Stuhl absetzt, und Mutti ruft entsetzt den RD, weil das Töchting zu verbluten droht

Was haben diese Fälle gemeinsam? Der eigentliche Patient sieht keinen Grund, vom RD ins KH gefahren zu werden, beugt sich jedoch dem Druck von Dritten und den Überredungskünsten des RD, der auch nur seinen Ar.sch retten will. Alle 3 landen in der ZNA, wollen aber lieber sofort wieder zurück.
Das ist Mist aus mehreren nachvollziehbaren Gründen. Für den Patienten, der entgegen seines eigentlichen Willens im KH landet, für den RD, der nur der Sicherheit wegen den Patienten ins KH fährt, und für das KH, das Betten belegt, die vielleicht anderweitig benötigt würden, und deren Patient sich nach wenigen Stunden schon wieder gegen ärztlichen Rat entlässt.

Welche Regelungen würde sich der RD wünschen, um aus der Zwickmühle zu kommen?
 
Nein, ich war nie im Rettungsdienst tätig. Aber fast 20 Jahre im Palliativ Bereich, wo übrigens auch Menschen arbeiten. Denen solche Situationen auch nicht immer leicht fallen und die sich ebenfalls mit Klagen auseinandersetzen müssen.
Den Zeitdruck bezweifle ich sicher nicht. Die fehlende Ausbildung in Sachen sterbebegleitung, Recht oder Umgang mit einer Patienten Verfügung ließe sich jedoch beheben. Man muss nicht nach seinem Schema handeln, wenn das Schema in dieser Situation nicht angebracht ist.
Aber warum sollte der RD das Lernen? Dafür ist er nicht da...

Oder willst du noch lernen wie man Türen repariert weil du zufällig da bist und sich niemand anderes dafür findet weil wir keinen Hausmeister einstellen wollen?

Was wir brauchen ist eine flächendeckende Palliativversorgung. Die dann in Fall X zur Begleitung aber auch zur Linderung rauskommen können.
 
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Welche Regelungen würde sich der RD wünschen, um aus der Zwickmühle zu kommen?
Garnicht erst gerufen werden.
Nur wen sollen die Patienten/ Angehörigen denn sonst rufen?

Du bekommst bei uns nichtmal einen Notfallseelsorger dafür. Hab ich schon versucht. Die kommen nur bei Unfällen und Großschadenslagen raus. Aber nicht für den ohnehin Palliativen Patienten. Und Überraschung. Die sind am limit unsere Seelsorger. Mein befreundeter Seelsorger hat selbst als Freund keine Zeit mehr mit mir mal ein Bier trinken zu gehen. Die suchen so händeringend Leute... überall wo es sozial ist fehlt es an jeder Ecke.

Bloß wie das so ist. Wir haben ein Immenses Versorgungsproblem in Deutschland. Das erlebe ich im Hausnotruf extrem.

Ich bin ebenfalls damit konfrontiert keine Zeit zu haben. Muß aber auch sagen es wäre vollkommen unwirtschaftlich wenn ich diese Zeit die ich in Bereitschaft verbringe bei einem Teilnehmer verweilen würde. Unsere Leistung kostet gerade mal pauschal 80€ im Monat, dafür das wir raus kommen und aufhelfen. Vom Boden, Toilette etc. Sehr häufig werden wir für Pflegetätigkeiten gerufen. Weil kein Pflegedienst vorhanden ist oder der nicht außer der Reihe vorbei kommen will. So hast du dann die Oma mit durchfall. Meine Kollegen sind Rettungshelfer die haben keine Ahnung von Körperpflege und haben die strickte Anweisung das auch nicht zu tun. Trotzdem können die Kollegen nicht nein sagen und Duschen sogar unsere Teilnehmer, damit man sie für so etwas nicht ins KH schicken muss. Das tuen die Kollegen auf eigenen Gefahr ohne sich der Risiken im Klaren zu sein. Braucht ja nur mal einer in der Dusche ausrutschen und sich die Birne aufhauen. Mein Mann hätte für diese Abteilung lieber Pflegehelfer oder Krankenschwestern für den Hausnotruf. Das kann dann aber kein AR.... mehr bezahlen.

Vermehrt fahre ich zu Menschen die mich rufen weil sie in ihrer Wohnung alleine absolut nicht klar kommen. Die hole ich von der Toilette und dann ne Stunde später vom Küchenstuhl und abends dann von der Couch weil sie ins Bett möchten. Diese Menschen bräuchten eine 24h Pflege. Entweder zuhause oder in einer Einrichtung.
Ich telefoniere mir in so einem Fall die Finger wund. Die Angehörigen wohnen oft weit entfernt, oder haben ihre eigenen Probleme oder kommen auch mit der Situation nicht klar. Gesetz. Betreuer die Nachts nicht kommen weil sie sind ja nur der Betreuer. Und dann bekomme ich die Anweisung "Ja dann ins KH" Was mache ich in dem Fall. Ich rufe einen KTW wie Versorgung nicht gewährleistet und ich wohlmöglich hafte wenn den Teilnehmern zuhause etwas passiert. Was kommt dann ein RTW weil die KTWs alle unterwegs sind. Taxi kann ich nicht rufen und selber ins KH fahren darf ich sie auch nicht.

Oder der Pat. hat wirklich ein simples Problem. Ne kleine wunde am Knie weil hingefallen. Kann ich nicht vernünftige versorgen. 116117 kommt nicht. Da rufe ich auch nicht mehr an. Da hab ich dann ne Anzeige am Hals. Die sagen einem Knall hart das man nen RTW rufen soll ohne überhaupt zu wissen warum ich überhaupt anrufe. Und das nach ner Stunde in der Warteschleife.

Wir haben so ein übles Versorgung Problem das geht auf keine Kuhhaut mehr. Es kommt nicht selten vor das Pflegedienste kündigen und der Teilnehmer keinen anderen Finden konnte oder sich im vornherein gar nicht zu helfen wusste. Assistenzen die nach einem Streit schlichtweg abhauen und nicht mehr wieder kommen.

Und mit all dem ist der Rettungsdienst genauso konfrontiert. Es gibt die Indikation "Versorgung Problem" In den Notaufnahmen werden sie damit abgewiesen. Sollen die Leute sie dann mit nach Hause oder auf die Wache nehmen? Kurz um der Rettungsdienst macht da dann einfach ne AZ Reduzierung draus um sich die Diskussion zu ersparen.

Die Patienten werden nicht vom Rettungsdienst überredet, die holen die aus der Verwahrlosung und Hilflosigkeit.
Ich muß häufig den RTW rufen um einen Transport ins KH qualifiziert ablehnen lassen zu können.
Wenn ich ein Versorgungsproblem feststelle Muß ich handeln. Da meine Rechtslage auch in den Sternen steht. Ein KTW hat diese Ablehnung nicht, ein NEF kommt dafür niemals raus, also kommt der RTW mit dem Gelben schein. Und zack 50% der Teilnehmer die eigentlich nicht ins KH wollten gehen dann doch mit.
 
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Die Patienten werden nicht vom Rettungsdienst überredet, die holen die aus der Verwahrlosung und Hilflosigkeit.
Du negierst also das, was Patienten reihum behaupten? Holla, steile These. Dann habe ich ja nur noch mit Lügnern zu tun. Wenn ich für jedes "Eigentlich wollte ich gar nicht ins Krankenhaus..." einen Euro bekäme, hätte ich schon längst irgendeine nette kleine Pazifikinsel.

Garnicht erst gerufen werden.
Nur wen sollen die Patienten/ Angehörigen denn sonst rufen?
Die üblichen anderen Möglichkeiten? Mit Beschwerden, die tagsüber auftreten, einen niedergelassen Arzt aufsuchen. Vielleicht, als Passant oder Angehöriger, mit dem "Patienten" reden und fragen, was er will. Den Notdienst anrufen. Nicht überall ist die Versorgung so katastrophal wie du deine Erlebnisse mit der 116117 beschreibst. Mir haben sie damals mehrfach erstklassig geholfen. Aber auf all diese Ideen kommt scheinbar niemand.
 
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@Jillian
Tu mir einen Gefallen. Nein tu einer Branche einen Gefallen.

Fahr selber Rettungsdienst, lern die Probleme kennen etc. trag auch deren Verantwortung und dann bilde dir einen Meinung.

Ich war selber in der ZNA tätig kenne aber auch die Situation vor Ort.
Ich selber bin eine die den RTW ruft. Willst du mir unterstellen das ich lüge! Das finde ich extrem Frech.

Ich mag vllt. keine RD Ausbildung haben, aber ich sehe regelmäßig auf dem Bock, wie seit 23 Jahren die Häusliche Versorgung den Bach runter geht und das immer mehr auf den Rettungsdienst und die Krankenhäuser abgeschoben wird.

Seit 7 Jahren fahre ich Hausnotruf und stehe immer wieder selber vor diesem Dilemma. Da kommen die Teilnehmer nicht mehr ins Bett weil sie das Pflegebett nicht verstehen und es bis an die Decke gefahren oder zu ner Rutsche umgebastelt haben.
Diese Menschen behaupten nicht ins Krankenhaus zu wollen, klingeln aber im 5 Minuten Takt nach Hilfe die nicht da ist.
Ich komme in Wohnung und weiß, der Patient ist gerade aus dem KH entlassen und sitzt seit 36h auf dem Stuhl auf den ihn der KTW gesetzt hat. Der Teilnehmer hat keinen Pflegedienst und sonst keine Hilfe. Hätte so niemals entlassen werden dürfen. Der Teilnehmer hat dann nach 36h mal nach Hilfe geklingelt und jetzt kommst. Weil er mal aufs Klo musste.

Ja die müssten nicht ins KH. Die Brauchen 24h Pflege die keiner aus den Hut zaubern kann in dem Moment.

Ich hab das "Ich wollte garnicht in KH" auch zu genüge gehört. Glaubst du die erzählen dir die ganze Geschichte.
Aus einer Erfahrung kann ich dir sagen das alleine das Geschlecht und die Hirachie, wie die x. Person mit der der Patienten spricht entscheiden darüber ist was der Pat. erzählt.

Mir erzählen sie "auf keinen Fall ins KH"
Dem RTW erzählen sie ne komplett andere Geschichte.
Dann kommt die Triage neue Geschichte
der Arzt kommt neue Geschichte.

Und alleine die Tatsache das du in einer ZNA arbeitest sollte dir klar machen, Ja Patienten lügen uns dauernd an.
Wieviel Rauchen sie? Haben sie geraucht? Haben sie getrunken? Wieviel haben sie getrunken?
Ich will nicht behaupten das alle Lügen. Aber Notlügen aus Scham die begegnen uns zu auf. Das solltest du wissen.

Niemals sagt der Pat.
"Ja wissen se... zuhause lebe ich im Dreck, ich komme nirgend wo hin, kann mich wegen meiner Schmerzen nicht versorgen und bin in den letzten 24h 5 mal aufs Maul geflogen und immer nur knapp an ner Tischkante vorbei. Nein ich kann wirklich nicht mehr alleine zuhause leben. Auch übrigens in meiner Wohnung sind auf dem Boden überall mittlerweile geronnene Blutflecken und es ist Sommer. Das stink unerträglich und ich schäme mich dafür, aber ich kann sie nicht wegwischen. "

Hat dir das jemals ein Pat. erzählt... ich verwette meinen Kopf, noch nie.
So etwas erzählt die alte Generation in der man keine Schwäche zeigen darf keinem.

So und dann kommt wer kann beurteilen ob dieser Pat. sich wirklich im klaren ist das er so selbstgefährdend lebt? Also über so etwas streiten Gutachter. Das willst du dem Rettungsdienst also zumuten.

Trägst du die Verantwortung den Besoffenen mit der Platzwunde wieder zu entlassen oder gar liegen zu lassen und dann rennt der auf die Straße und ein Familienvater stirbt?

Mit Verlaub... Du hast weder die Ahnung noch müsstest du die Verantwortung tragen.

Ich bin raus. Das ist mir zu müßig.

Wer wissen will. Macht ein Praktikum
 
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Du bringst einiges durcheinander, vielleicht liest du nochmal in einer ruhigen Minute genauer, bevor du dich echauffierst:
Ich unterstelle nicht dir als Person die Lüge, sondern in Beitrag 29 du selbst den Patienten, die sowas angeblich nie behaupten und sowieso nie ehrlich sind.
Ich arbeite nicht in einer ZNA, sondern auf der Covid-/Verdachtsstation.
Ich habe, auch wenn du es vielleicht nicht vermutest, bereits ein Praktikum beim RD gemacht.

Schade um deinen Kopf, den du so fix verwettet hast. Vielleicht erzählen deine Patienten dir nicht so offen ihr Leid, bei mir passiert das relativ häufig, ganze Lebensläufe entrollen sich in schonungsloser und schmerzhafter Offenheit. Wahrscheinlich spielen da nicht nur Geschlecht, Rang und Titel eine Rolle, sondern noch andere Faktoren, ob sich ein Patient der PK öffnet. Dies wäre ein Ansatzpunkt, um dich selbst, ganz allein für dich, zu fragen, was dich von jenen unterscheidet, die als offenes Ohr dienen, und was du daran ändern könntest, wenn es dich stört, dass Patienten zu dir nicht offen und ehrlich sind.
Schade, dass eine sachliche Diskussion mit dir nicht möglich ist, weil du Erfahrungen anderer und provokante Fragen als Angriffe auf dich selbst projizierst, statt konstruktiv zu entwickeln.
 
Hier ein Beispiel für eine Lösung, wie sie unser Nachbar-KH sehr erfolgreich praktiziert:
Vor der ZNA wurde eine Arztpraxis geschaltet. Vergleichbar einem MVZ. Jeder Patient, der ohne NEF als Notfall kommt, muss durch diese Praxis. Die Ärzte dort triagieren. Nur wer als Notfall mit stationärem Bedarf abgestempelt wird, darf weiter in die ZNA. Der Rest wird ambulant behandelt, an Fachärzte verwiesen, mit Rezept versorgt usw. Die Kollegen aus der dortigen ZNA berichten von einem Bruchteil an Patienten mit "Bagatell"problemen, fast verschwindend gering. Das Aussortieren und ggf sofortige Behandeln durch die Praxis selektiert einen sehr umfassenden Teil der ankommenden Hilfesuchenden direkt aus, sodass in der Notaufnahme viel mehr Zeit bleibt, sich um die Notfälle zu kümmern.

Meine Kollegen im Hause würden sich flächendeckend eine solche Lösung auch für unsere Institution wünschen. Allerdings hat die GF da sehr taube Ohren.
 
Dem AOK-Pflegereport 2022 zufolge werden 40 Prozent der Krankenhausaufenthalte in den letzten zwölf Wochen vor dem Tod als vermeidbar eingestuft.

Zu den vermeidbaren Krankenhausfällen zählen dem Report zufolge unter anderem Einweisungen aufgrund von Herzinsuffizienz, Dehydration oder Harnwegsinfektionen. Diese Krankheiten ließen sich unter guten Bedingungen auch im Pflegeheim behandeln.

"Gute Bedingungen auch im Pflegeheim" - das ist einer der großen Ansatzpunkte, jedoch ist dieses Problem nicht erst gestern entstanden. Nur haben verdammt viele Menschen die Augen jahrzehntelang wie ein kleines Kind davor verschlossen. Was ich nicht seh, ist nicht da.
 
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Sehr spät, aber trotzdem noch ein paar der versprochenen Antworten aus dem RD.

Einer meiner Kollegen aus dem Transportdienst ist jahrelang RD gefahren, nur wusste ich das bis dato nicht. Er hat da gestern ein bisschen aus dem Nähkästchen geplaudert und sehr tief blicken lassen:
Es sitzt nicht immer die nötig qualifizierte Person auf dem Bock. Selbst der Disponent in der Leitstelle verfügt nicht zwingend über eine fachliche Qualifikation, manchmal hat da auch jemand die Chefkappe auf, der eigentlich kaufmännischer Angestellter ist. Dann kommt von den 5 W's, die man beim Anruf bei der 112 beantworten sollte, nach dem Stille-Post-Prinzip nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Information an, weil a) vom Disponenten nicht im Detail nachgefragt wird (er weiß ja nicht, welche Infos nötig sind), wenn b) der Anrufende manche Infos vergisst (was ja verständlich ist), und c) manche Infos in der Leitstelle bewusst zurückgehalten werden, um, O-Ton "den geistigen Alarmzustand des ausfahrenden Rettungsteams noch etwas länger auf Maximum zu halten". Wenn man nicht weiß, wie kritisch die Situation vor Ort ist, fährt man etwas schneller (gut für die Statistik), nimmt vielleicht noch ein NEF mit (Kaschierung der Qualifikationslücke), und schiebt so als Disponent jede Verantwortung von sich.
Am Ende schickt ein nicht ausreichend qualifizierter Disponent ein nicht ausreichend qualifiziertes Rettungsteam in eine völlig unklare Situation, in der kaum jemand so richtig einen Fahrplan hat. Ende der Ansage, und damit hatte ich dann auch keine weiteren Fragen mehr. Der Rest der Geschichte siehe EP ist traurigerweise selbsterklärend.

Sicher nicht allgemeingültig und auf gar keinen Fall flächendeckend so, aber laut meinem Kollegen kein Einzelfall und erschreckend weiter verbreitet, als man denkt, nur hält freilich jeder die Klappe. Wer will das schon wissen.
 
Ich will euch Mal einen Fall schildern.Ich habe eine Nachbarin 80+ die war zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gesehen. Ich hatte Weihnachten Nachtdienst und danach bis Neujahr frei und am 2.1. Nachtdienst. Es klingelte, der Postbote sagte, der Briefkasten von Frau L. quillt über, ob ich die Frau in den letzten Tagen Mal gesehen habe? Nein, bin ja erst gestern spätabends wieder zu Hause.
Vorder Haustür liegt das Geschenk meiner Nachbarin, die für jeden im Haus eine Schachtel Pralinen gestellt hat, dass war an Heiligabend nach der Christmette.
Weihnachten verbringt diese Frau gerne Mal im Krankenhaus, weil sie dann ihre Ruhe hat... Sie hat eine Augenkrankheit weshalb sie ab und zu stationär liegt.
Ich Frage die Nachbarn und läuten Sturm, keine Antwort. Ich rufe die Polizei, die holt die Feuerwehr und die gehen durchs Badezimmerfenster in die Wohnung. Die Frau liegt angezogen auf dem Bett und beschimpft die Feuerwehrleute und den Notarzt.
Der Notarzt kommt zu mir und sagt, es war richtig und höchste Zeit, dass ich den Notruf getätigt habe.
Die Frau hat für eine Zeit eine Betreuerin.
Einige Jahre später bekomme ich eine Nachricht von meiner Nachbarin, ich soll sie unbedingt in der Mittagszeit anrufen, es geht um Frau L.! Als ich anrufe teilt sie mir mit, Frau L. hätte nachts bei Ihnen Sturm geklingelt, weil Leute bei ihr in der Wohnung sind. Auch den Hausmeister hat sie angerufen, der Stand bei mir vor der Tür und sagte, ich soll ihre Familie anrufen.
Leider hatte ich Spätdienst und konnte nicht einfach weg. Kaum zu Hause stand die Frau vor meiner Tür, sie kann nicht in ihrer Wohnung bleiben, da sind Leute.
Ich Frage sie, ob sie Medikamente nimmt, da sagt sie mir, dass sie seit vier Monaten keinen Hausarzt hat die Ärztin ist in den Ruhestand gegangen, ich rufe die Nummer der Praxis an, der AB antwortet, ihre Akte ist bei Dr E. der hat seine Praxis in einem anderen Stadtteil. Ich vermute, sie ist in einem Krankenhaus am besten aufgehoben, sieht der ärztliche Notdienste den ich zuerst anrufe auch so, rufen sie Mal den Rettungsdienst! Der Rettungsdienst sagt, bei wahnhaften Störungen sind sie nicht zuständig, ich soll die Polizei anrufen. Die Polizei kommt auch, nachdem ich ihnen sage, dass der Rettungsdienst sonst nicht kommt, die rufen den sogar selbst noch Mal an.
Fast zeitgleich kommen Polizei, Rettungsdienst und Sohn der Frau an, ein Polizist erfragt vom Sohn die Vorgeschichte ein anderer Polizist erzählt, dass meine Nachbarin schon mehrmals die Polizei angerufen hat in den letzten Tagen...
Ein Sanitäter und der andere Polizist fragen, warum der nichts unternommen hat.
Nun wird die Frau erst in ein Krankenhaus und danach in die Psychiatrie eingewiesen. Sie hat einen Hausarzt. Ich habe sie im Krankenhaus besucht und gesagt, wenn es wieder Probleme gibt, dann soll sie gleich zu mir kommen.
Das hat sie dann auch gemacht, als es wegen ihrer Medikamente zu Lieferengpässen kam. Erst Mal habe ich ihr welche aus dem Krankenhaus besorgt, weil es Wochenende mit Brückentag war und dann war ich in der Apotheke und beim Hausarzt und habe gesagt, bitte in Zukunft gleich überlegen, was man tun kann, die Frau selbst ist damit überfordert.
Leider will die Frau keinen Kontakt zu ihrer Familie und wenn man nicht in ihrem Sinn aktiv wird fällt alles unterm Tisch!
So geht es sicher nicht nur ihr!
Um halb ein Uhr Nachts waren alle weg und ich bin totmüde ins Bett gefallen!
 

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