Pflegekräfte lästern über Patienten?

littlejess schrieb:
Hey,

ein bisschen lästern? In welchen Rahmen? Also ich versteh dich so, dass du nicht über des Patienten Unheil lästerst, das find ich in Ordnung.
Das hast Du richtig verstanden. So ist es auch - von meiner Warte aus - absolut okay. Über Dicke lästern kommt für mich gar nicht in Frage, sehe ja selbst aus wie ein kleines Nilpferd. ;)

Ist schwierig, wenn ein Patient mich so beschimpfen würde, würde ich auch nicht wissen was ich tun soll, vielleicht mit den Kollegen darüber sprechen??!! Was hast du gemacht danach?
Nachdem der Patient vollkommen klar war und alle seine Sinne beisammen hatte, habe ich mich beim Stationsarzt beschwert (mit zwei vollkommen entsetzten Mitpatienten als Zeugen), der hat's bei nächster Gelegenheit dem Chefarzt erzählt und dreißig Minuten später stand dieser Patient vor der Tür - rausgeschmissen vom Chefarzt persönlich.

Aber nicht immer hat man soviel Rückhalt. Ich habe es auf anderen Stationen erlebt, dass richtig heftig fummelnde Patienten wie rohe Eier behandelt wurden - und wir als Schwestern die Anweisung bekamen, wir sollten halt "unerotische" Unterwäsche anziehen. Dabei waren die Kittel blickdicht und relativ hochgeschlossen. Da haben dann die PDL und der Chefarzt so getan, als würden wir ausschließlich mit Strapsen und Ouvert-Slips bekleidet Dienst tun. :angry:

Das Thema ist diffizil und schwierig, klar. Es hängt halt ganz arg vom Verhalten des Patienten ab - ich bin auch schon aus Zimmern raus und habe ein ganz leises "A..." in mich reingeknurrt. Hilft auch. ;)

Aber wie gesagt: Über solche Sachen wie Krankheitssymptome oder das Aussehen sollte man wirklich nicht lästern, das finde auch ich nicht okay.

Lieben Gruß,

die Tröte
 
die Würde des Patienten ist unantastbar...

Die Würde des Patienten ist unantastbar... aber die von den Beschäftigten in der Pflege auch!

Sicherlich muss jeder für sich selber entscheiden wie er mit einem Menschen verbal umgeht. Ich habe es mir zur Gepflogenheit gemacht die Patienten direkt anzusprechen. Gut ich arbeite in einer Notaufnahme da geht das mit dem Lästern vielleicht nicht ganz so gut wie auf Station bei Dauerliegern...
Man sollte jedoch immer die Form wahren und über den Sachen stehen nur so verliert der unfreundliche Patient. Die Sachen reinfressen und im nachhinein mit den Kollegen darüber lästern bringt meiner Meinung nach nicht viel...

Sorry es komnmt aber auch vielleicht darauf an, wie der Stresspegel auf Station oder im Haus ist. Je gestresster das Personal desto gestresster auch die Patienten, so empfinde ich das.

Have a nice Day. . . . .:sbaseballs:
 
Lästern in angemessenem Rahmen finde ich völlig OK

Hallo zusammen,

habe mir die Beiträge zu diesem Thema mal durchgelesen und wollte einfach mal meine Stellung dazu abgeben.

Meiner Meinung nach ist Lästern - sofern es in einem angemessenen Rahmen abläuft - völlig OK und zählt für mich zur sog. "Psychohygiene". Ich finde es kann nicht sein, dass man sich als "Dienstleister" jede Laune von den Patienten anhören muss und diese gut finden muss, nur weil der Patient (oder Klient oder Bewohner oder Dienstleistungsempfänger) als Kunde König zählt.

Wie oben schon erwähnt kommt es auf die Art und Weise an. Meine Einstellung zum Lästern ist:

1. Ich spreche den Patienten auf sein Verhalten an, frage ihn welchen Grund es für sein Verhalten bzw. seine Äußerungen gibt (denn es muss ja einen Grund für mich selbst geben, dass ich überhaupt lästere). Vielleicht klärt sich ja dadurch das Verhalten des Patienten auf und es ist vielleicht auch für mich als Pflegeperson nachvollziehbar warum der Patient so reagiert.

2. Wenn ich lästere, dann immer so, dass der Patient davon auf keinen Fall etwas mitbekommt.

3. Ich lästere über die Problematik, die der Patient liefert, z.B. dass er immer unfreundlich ist, und ich lästere nicht über seine Adipositas o.Ä..

In einem Beitrag habe ich gelesen, dass über eine Patientin gelästert wurde, die nach einer Narkose unwillkürlichen Stuhlabgang hatte. Das ist in meinen Augen unprofessionell und unmenschlich.


Allerdings bin ich auch nicht der Typ der gar nicht lästert und alles so hinnimmt wie es kommt, bzw. jedes Verhalten von Patienten tolleriert und sich ggf. damit arrangiert. Ich denke auch die Patienten müssen sich angemessen gegenüber anderen Patienten und dem Pflegepersonal verhalten (egal ob Mann oder Frau, Stationsleitung oder Schüler/Praktikant).

Vor allem bin ich der Meinung, dass beim Umgang mit Patienten immer zählt: "Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus."

Ich denke eines der Wichtigsten Dinge ist dabei, dass man den Patienten auf sein Verhalten anspricht und ihm nahebringt, dass man dieses Verhalten nicht gut findet.

Zugegeben, es gibt auch Patienten die ziemlich schwierig im Umgang sind (die, die ich erlebt habe, waren oft Privatpatienten :D ). Da ist es in meinen Augen wichtig, dass sich das Team einig ist und sich eine vorher besprochene "Vorgehensweise bei schlechtem Verhalten" zulegt (und diese ggf. auch mit der PDL oder dem Arzt bespricht), sodass dann alle an der Pflege beteiligten Personen an einem Strang ziehen und der Patient merkt, dass er mit seinem Verhalten so nicht weiter kommt.

In schlimmen Fällen braucht man wie schon mal erwähnt den Rückhalt von der Chefebene der ärztlichen Kollegen um eine disziplinarische Entlassung sofern möglich oder zumindest eine Verlegung in eine andere Einrichtung zu erwirken.

Hoffe es regt Euch an (nicht auf) um weiter zu diskutieren.

Gruss aus dem Süden

Lambdanaht
 
Ich habe dieses etwas ältere Thema wieder herausgekramt, weil es mich grad selbst beschäftigt und ja irgendwie nie an Aktualität verliert. Ich selber bin keine "Mutter Theresa" und schimpfe auch mal über Patienten und beläche die ein oder andere Situation. Mir ist aber aufgefallen, dass dem Patienten insgesamt immer mehr Intoleranz durch das Pflegepersonal entgegengebracht wird.:( Ich habe das Gefühl, oft wird unter dem Motto gearbeitet: Der Patient darf krank sein, aber schlecht gehen darf es ihm nicht! Kommt dieser mit seiner schweren Erkrankung nicht zurecht, weint viel oder lässt sich mal gehen, wird er gleich als psychisch auffällig abgestempelt... und die lieben Angehörigen am besten gleich mit. Hat denn jemand, der z.B. kurz vor Weihnachten mit einem Hirninfarkt eingeliefert wird und halbseitig gelähmt ist, kein Recht darauf schlecht drauf zu sein??? Ich bin sicher, den Kollegen, die dann groß****ig lästern würde es in einer solchen Situation nicht anders gehen. Noch professioneller ist es, wenn die liebe Krankenschwester gleich direkt am Patientenbett ihren Unmut kund tut, beim Waschen oder so... als ob der Pat. dies nicht mitbekommt...:kloppen: Wo ist unsere Toleranz geblieben und was haben wir in unserer Ausbildung überhaupt gelernt?? Warum haben wir uns denn überhaupt für diesen Beruf entschieden, wenn uns gleich jeder Patient, der mehr Arbeit macht, tierisch nervt? Warum verhalten wir uns so? Psychohygiene betreiben ist ja gut und schön, aber nicht abwertend! Hohe Arbeitsbelastung und Druck, berufliche und private Probleme sollen unser Verhalten rechtfertigen? Natürlich, wie auch alles andere im Leben... Übrigens fällt mir dieses intolerante Verhalten vermehrt bei ganz jungen Kollegen auf. :gruebel:



Lg tictac:nurse:
 
Hallo

Deine Äußerungen kann ich, zumindest so in dem Ausmaß, für unserer Station nicht nachvollziehen. Zwar herrscht manchmal ein Ton, der hart an der Grenze ist, aber insgesamt stelle ich bei uns eigentlich meistens einen eher respektvollen Umgang mit Patienten fest. Und das, obwohl unser halbes Patientenkontingent aus Langliegern besteht, die zwischen 30 und 60 oder mehr Tage da sind. Dass diese Patienten nach so langer Zeit Intensivaufenthalt ihre Macken bekommen, ist in meinen Augen völlig verständlich. Und dass man da manchmal seinem Ärger über einen dieser Patienten Luft machen muss, ist auch völlig nachvollziehbar. Aber dies geschieht nie auf Kosten des Patienten.
Einen schlechten Tag hat jede Pflegekraft mal, aber da wir auch nur Menschen sind, sollte man das uns in gewissem Maße nachsehen.
 
@tictac - das was Du da beschreibst, finde ich auch schlimm. Da fehlt jedes Mitleid.

Mal einen doofen Spruch zum Dampf ablassen, finde ich legitim. Manchmal muß das einfach raus und wo sonst, wenn nicht bei den Kollegen? Zuhause oder bei Freunden darf man ja nicht.
 
Was versteht Ihr unter "Lästern"?

Wenn ein Patient (oder ein Angehöriger) mich durch seine Art an meine psychischen Grenzen bringt, dann erleichtert es mich, mit Kollegen darüber zu sprechen. Ob es ihnen ebenso geht oder ob sie damit kein Problem haben, warum auch immer. Wir tauschen dann auch mal den Bereich, so dass ich nicht unbedingt zu dem Patienten gehe, mit dem ich weniger gut kann.

Auch in der Supervision haben wir schon häufig über Patienten gesprochen, mit denen wir - aus welchen Gründen auch immer - so unsere Probleme hatten. Ist das Lästern?
 
Auch in der Supervision haben wir schon häufig über Patienten gesprochen, mit denen wir - aus welchen Gründen auch immer - so unsere Probleme hatten. Ist das Lästern?

Natürlich ist das nicht lästern, solche Supervisionen kenne ich auch. Ich tausche mich auch mit Kollegen über Patienten aus und ich habe auch viele erlebt, die mich zum Wahnsinn gebracht haben, z.B in der Akutpsychiatrie. Dann habe ich auch mal das eine oder andere unschöne Wort verloren (z.B in der Übergabe). Ich habe aber das Gefühl, dass manchmal auch vergessen wird, in welcher schwierigen Situation sich der Patient befindet. Wenn mich ein jammernder Patient immer gleich an meine Grenze treibt, sollte ich mich fragen, ob ich den richtigen Bruf gewählt habe. Tatsache ist, dass Patienten manchmal schon abgestempelt werden, wenn sie auch nur ein bisschen mehr Arbeit machen... oder wie heißt es so schön: psychisch auffällig?! Naja, im Grunde kommen wir eventuell alle mal in die Situation, dass wir krank, alt werden und Hilfe benötigen... der eine früher, der andere später. Ha, dann möchte ich mal den einen oder anderen von uns sehen!
 
Ich habe aber das Gefühl, dass manchmal auch vergessen wird, in welcher schwierigen Situation sich der Patient befindet. Wenn mich ein jammernder Patient immer gleich an meine Grenze treibt, sollte ich mich fragen, ob ich den richtigen Bruf gewählt habe.

Vielleicht muss ich nicht gleich den Beruf wechseln, aber wenn ich zu schnell "genervt" bin, sollte ich nach der Ursache forschen. Dann stimmt etwas nicht. Und ein Berufswechsel wird dann auch nicht die Lösung - ich nehme das Problem dann nur mit.

Ich habe Verständnis für die schwierige Lage der Patienten und ihrer Familien, aber auch ich habe meine Toleranzgrenzen. Über manche Patienten muss man schon deshalb im Team sprechen, um geschlossen auftreten zu können. Und die Grenzen sind fließend. Ich kann nicht immer verhindern, dass ich von der Sachaussage in die Selbstoffenbarungs- oder Beziehungsebene kippe. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch - wir sollten nicht zu viel von uns verlangen.

Wichtig ist, dass solche Aussagen hinter verschlossenen Türen getätigt werden - vor dem Patienten darf ich nur Ich-Botschaften von mir geben. "Herr Sowieso, ich empfinde Ihr Verhalten mir gegenüber als beleidigend" - das ist nicht Lästern.
 
Ich finde nicht, das man bei jeder Entgleisung gleich die Berufswahl in Frage stellen muß. Wir sind auch nur Menschen und kommen manchmal an unsere Grenzen und wenn ein doofer Spruch hilft, nicht kreischend aus der Klinik zu rennen, dann ist da allen mit geholfen.
Ob ich das nun Supervision nenne oder Dampf ablassen, ist da eigentlich Wurscht.

Und ja, ich habe schon Patienten gehabt, bei denen ich dachte, wenn ich da jetzt noch mal hin muß, dann verfalle ich in hysterische Krämpfe und wenn es geht, dann bitte ich einen Kollegen. Und ja, manchmal fällt da auch eine nicht so nette Bezeichnung. Trotzdem bin ich professionell, wenn ich dann doch selber hin muß und bin nett. :flowerpower:
 
[passt, wie ich finde, absolut zum thema. (die frage ist ja, was für eine strategie "lästern" eigentlich sein soll; wozu es dienen soll.)]

kennt ihr leonard cohen?

müsste nun deutlich über 70 sein, steht immer noch auf der bühne und war bis neulich für einige jahre in einem zen-buddhistischen kloster.

man fragte ihn dann, ob er eine einsicht dort gefunden habe. und er hat geantwortet:

"yes, but it's a tricky one: be kind."

:)
 
Hallo!

Ich MUSS jetzt dampf ablassen. Also, wahnsinn was ich derzeit auf Station erleb. Finde ich zumindest. Mich macht das richtig wütend, und traurig. Ich ...könnt.. ARGH!

Weiß ja nicht, vllt wird man ja so, wenn man schon lange Schwester ist, oder vllt wird man so, wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat.

Ich hab das Gefühl ich bin die einzige auf der Station, die noch mit und für Menschen/Patienten denkt.

Aber am besten erzähl ich erstmal worums genau geht.
Derzeit bin ich auf einer Inneren Station eingesetzt. Vom Grunde her ist soweit alles ok. Meine Anleiterin ist gut. Aber das tut ja auch nix zur Sache.
Jedenfalls haben wir eine Patientin, die stark adipös ist. Diese Dame ist über 60 und sie ist allein. Keine Verwandten. Nur die Nachbarin. Die Patientin kann sich auf Grund ihrer Körperfülle (und zig Diagnosen) nicht mehr wirklich selbst versorgen. Und sieht auch leider dementsprechend aus. Intertrigo, Mazerationen, Dekubiti, Ulcera, usw...

Bei der Übergabe bekamen ich und die Kollegen dannfolgendes zu hören "Also auf zimmer 123 liegt dann das Monster.. die Fette,...ey ie ist so eklig, Jabba Fett" usw.
Alle lachten, viele machten mit. Und ich stand da. Und dachte ich hör nicht richtig.
Etwas später stand ich im Flur und habe mich gerade mit einer Angehörigen unterhalten, als die Tür zum Schwesternzimmer aufging und man nur schalen hörte "bei der Fetten auf Zimmer 123!"
Aus Erzählungen von einer Praktikantin habe ich dann noch gehört, dass die vorher benannte Schwester der Patientin ihr ihren Ausfluss aus dem Intimbereich unter die Nase gehalten haben soll und gesagt haben "Riechen Sie mal..!"
"auf Zimmer 123, 456 und 789 da liegen die ganzen Fetten...die Zimmer will ich nicht"

Mich frustriert das so sehr, das glaubt ihr gar nicht. Es ist vllt für die meissten nicht verständlich, aber das ist derzeit einer der Gründe, warum ich an diesem Beruf, meiner ausbildung und meiner Berufswahl zweifle.


sich die Belastung von der Seele zu reden, weil man jemanden nicht alleine Lagern kann, weil er zu schwer ist: ok!
Oder einer Pat sagen, dass sie etwas unangenehm aus dem Mund riecht, damit sie dagegen was tun kann!
Oder daran denken, dass die Patientin sich nicht nur nicht im Intimbereich waschen kann, weil sie "fett" ist, sondern vllt, weil sie eine Hüft-Tep hatte, eine Lungenembolie.. usw?

Ich konnt mich noch Meilen darüber aufregen.

Sowas tut man einfach nicht!
Vorallem nicht vor Praktikanten+Schüler.
Und WENN überhaupt, dann im stillen Kämmerchen zuhause, wo es kein anderer Angehöriger mitbekommt.

So ein blödes ****verhalten! Jawohl!

*schnaub*:angryfire:
 
Nirgendwo gibt es eine Stelle, wo man seine Emotionen raus lassen kann. Vielleicht brauchen wir so was- eine Möglichkeit all seine negativen Gefühle abladen zu können.

Warum darf man eine Pat. net als eklig empfinden? Warum darf man sich net über jemanden ärgern, der offensichtlich seinen Kummer in Kalorien erstickt? .... Warum erwarten wir von uns und von anderen, dass wir immer für alles Verständnis zeigen?

Wir brauchen einen Platz für diese Gefühle damit sie sich net Bahn brechen in der von HB beschriebenen Art und Weise. Jeder muss lernen, dass negative Gefühle ausgesprochen werden dürfen und net in zynsiche Bemerkungen verpackt werden müssen. ... Und wir brauchen ein Fachvokabular, dass uns hilft, zynische Bemerkungen zu vermeiden.

Elisabeth
 
Zwischen "mal negative Gefühle rauslassen" und jemand mal seine Binde unter die Nase halten, ist ja wohl ein Unterschied. Wahrscheinlich ist es so, je schlechter die Arbeitsbedingungen und je instabiler das Team, um so mehr verselbstständigt sich so etwas und wird aufgebläht.
Ich hab es speziell bei so was immer einfach, denn ich kann sagen: Na toll und vor der einzigen fetten Schwester hier im Raum muß man das in der Art und Weise sagen... Das beendet solche zynischen Ergüsse.

Btw: Was sollte wohl ein spezielles Vokabular nützen?:gruebel:
 
Ooohh nein!

Warum? Warum muss ich der Welt kund tun, dass die eklig ist? Warum muss ich in der Gegend herumkrakehlen, dass die Frau ein Monster ist, oder fett? Wo bitte ist da der Sinn? den versteh ich nicht.
Ich für meinen teil kann es nicht fassen in einer Kultur zu leben, in der man anscheinend von jemanden, auf den man angewiesen ist, den Rücken gekehrt bekommt und davon ausgehen muss, dass man als fett und stinkend beschrieben wird.
Lästert also die Verkäuferin, dass "die Fette" jetzt wieder ne Tafel Schokolade gekauft hat? Läster der Friseur, dass "die Fette" für morgen einen termin hat und er sie nicht verpflegen will?

Ich habe bei der Dame den VW gemacht. Es roch, ja! Das sag ich euch, das habe ich den Kollegen gesagt. Die gute Frau hatte keinerlei Hygieneartikel dabei. Hatte das wen intressiert? Wurde darauf geachtet? Nein! "Die Fette stinkt ja eh"

Ich lasse meinem ärger auch luft. Ich teile mich auch mit, wenn es mich ekelt. Aber nicht so! Nicht in einem schallenden gelächter im Schwesternzimmer, wo jeder noch einen draufsetzen kann. Und nicht, um sich luft zu machen, sonder um dazugehören zu können.

Ich gebe euch Brief und siegel darauf, dass bei meiner beurteilung rauskommt, dass ich mich nicht an Gesprächen beteilige. Dazu steh ich. An solchen Gesprächen beteilige ich mich auch nicht!

Wir brauchen einen Platz für diese Gefühle damit sie sich net Bahn brechen in der von HB beschriebenen Art und Weise. Jeder muss lernen, dass negative Gefühle ausgesprochen werden dürfen und net in zynsiche Bemerkungen verpackt werden müssen. ... Und wir brauchen ein Fachvokabular, dass uns hilft, zynische Bemerkungen zu vermeiden.

Wenn es in einem Fachvokabular an geeignetem Ort geschieht, ist es für mich kein böses Lästern wie ich es beschrieb. Soetwas verbuche ich unter Psychohygiene. Ich muss darüber auch reden.

Aber ich habe das Gefühl, dass es viel zu selbstverständlich wird, dass man als PK lästert. Denn wir haben ja einen ekligen Job, und wir haben es ja mit ach so fürchterlichen Menschen zu tun. Dem muss man einfach Luft lassen. Wie das dann gemacht wird intressiert nicht mehr. Da ist man dann als Neutraler in der Situation außen vor und muss sich irgendwie anders ins Team integrieren.
 
Ich schrieb doch, du musst versuchen, den Druck rauszunehmen um solche Ideen gar net erst entstehen zu lassen.

Und sein wir mal ehrlich- mit dem steigenden BMI bei den Betreffenden steigt unsere Abneigung gegen diese disziplinlosen Pat.. Pat. mit einer Adipositas per magna sind keine leichten Pflegefälle. Da merke ich ganz konkret meine physische Belastung. Und ich werde damit konfrontiert, dass ich mit so mancher Klientel einfach net umgehen kann. Das ist mir durchaus bewusst. Aber wie soll ich das erklären? Darf ich überhaupt eine Abneigung haben? Und in welcher art und weise darf ich dies zum Ausdruck bringen? Deftig oder hochwissenschaftlich?

Es wäre doch mal interessant zu erfahren, in welchen Teams der Zynismus besonders ausgeprägt vorkommt.

Elisabeth

PS Mit einem Ort, wo man seine Gefühle rauslassen kann, meinte ich nun net den Flur bzw. das allen zugängliche Stationszimmer.
 
Lästert also die Verkäuferin, dass "die Fette" jetzt wieder ne Tafel Schokolade gekauft hat? Läster der Friseur, dass "die Fette" für morgen einen termin hat und er sie nicht verpflegen will? .
Hmmm .... ich glaube: Ja! :mrgreen:
Und das Mc Donalds-Personal ebenfalls.

Ich reg mich ehrlich gesagt auch innerlich immer auf, wenn ich so einige stark ... stark ... starkadipöse Menschen ihre FastFoods Menüs futtern sehe, oder den Wocheneinkauf an Schokolade oder Gummibärchen vor mir an der Kasse beobachte.

Ich kann Elisabeths Kommentar aber ebenfalls nicht nachvollziehen.

Das man nicht jedes Wort im Griff hat das man sagt und auch manchen ggüber eine Abneigung empfindet ist normal. Man kann dies auch ruhig "unter sich" mal sagen. Aber irgendwann, wenn wir bei so etwas wie dem beschriebenen landen, gehts dann doch zu weit :-/
 
Lästert also die Verkäuferin, dass "die Fette" jetzt wieder ne Tafel Schokolade gekauft hat? Läster der Friseur, dass "die Fette" für morgen einen termin hat und er sie nicht verpflegen will?
Warum nicht? Das sind doch auch nur Menschen.

Wenn ich beim Einkaufen einen heruntergekommenen Menschen sehe, der ausschließlich Alkoholika und Zigaretten aufs Band legt, denke ich mir auch meinen Teil. Warum soll einer Kassiererin nicht Ähnliches durch den Kopf gehen?

Wo ist die Grenze zwischen der angemessene Gesprächsform im Sinne von Psychohygiene und dem unangebrachten Lästern? Ist die bei uns allen gleich? Glaub ich nicht.

Wobei ich Dir zustimme: Patient und Angehörige sollen solche Aussprüche nicht mitbekommen, das ist tabu. Aber wenn es hilfreich ist, dass unter den Kollegen auch mal heftigere Ausdrücke fallen - das kann ich ein Stück weit tolerieren.

Ich hoffe, dass es noch andere Gesprächsthemen im Team gibt, an denen Du Dich dann auch beteiligen kannst.
 
Wann fängt denn der Kollege an, ausfallend zu werden? Meine Erfahrung: wenn von ihm erwartet wird, dass er, um es mal platt zu sagen, immer lieb und nett ist.
Stellen wir uns mal vor, die Kollegin hätte der Pat. erklärt, welche Folgen ihre Adipoitas hat und ihr per Selbsterfahrung vorgeführt, dass man Mazeration auch riechen kann- wäre das dann verwerflich?

Ich bin ja eher für den offenen Umgang miteinander: Darf man einem Pat. überhaupt sagen, dass man ihn net angenehm findet und das man wenig Verständnis hat?

Und wenn ich meiner Seele am Bett schon Luft verschafft habe, werde ich dann hinterher noch zu deftigen Umschreibungen greifen?

Elisabeth
 
Hallo,
wer weiss schon warum welcher Mensch aus der „Norm“ ragt.
Wer kann sich anmassen über Übergewicht zu lästern?
Was haben sie evtl. Schreckliches erlebt, mitgemacht und an Enttäuschungen durchgemacht? Jeder reagiert anders auf Stress....einige essen halt aus Kummer, Verzweiflung und auch Frust. Das wird irgendwann zum Selbstläufer. Dabei spielt es mE keine Rolle, dass jeder weiss, dass massloses Essen nicht die Lösung ist, jeder wählt seine Art der Stressbewältigung.
Ich persönlich würde mir darüber keine Wertung erlauben und erst recht nicht die Leute niedermachen.

Natürlich, wenn ich vom Patient gefragt werde, warum denn sie/er nicht so schnell gesund wird, wie jemand ohne Risikofaktoren, benenne ich diese Faktoren ( Übergewicht, Alkoholproblematik usw.) neutral als Komplikationsrisiko. Dabei muss ich aber die kranken Menschen nicht anpampen. Nur nebenbei mache ich gerade mit übergewichtigen Patienten oft die Erfahrung, dass gerade sie sich sehr engagiert zeigen, vermutlich, um den Lästereien zu entgehen, dass „die/der Fette“ nichts macht, platt liegt und sich bedienen lässt.

Was ist zB mit anderen potentiellen Patienten wie zB Motorradfahrern. Ich habe jedenfalls noch keinen eingefleischten Motorradfahrer getroffen, den auch nur ein vernünftiger Grund überzeugt hätte, es bleiben zu lassen. Allesamt sind sie sichere, vorsichtige und vorausschauende Fahrer.... Wird nach einem schweren Unfall mit KH-behandlung über solche Patienten auch derart hergezogen, nach dem Motto: „selbst Schuld, dass Sie nie mehr laufen können, dass Sie für immer auf Hilfe angewiesen sind und übrigens, Ihre Ausscheidungen und die infizierten Unfallwunden riechen fies..... schnüffeln Sie mal.“

Mein persönliches Fazit: wenn es mich ekelt, sollte ich Profi genug sein, dies meine Patienten nicht spüren zu lassen, denn es handelt sich um meine persönliche Empfindung und die hat für mich in einer proffessionelllen Patientenversorgung nichts verloren. Schliesslich läuft auch im Privaten niemand rum und pflaumt auf der Strasse Übergewichtige an, oder noch besser, vielleicht den Kreditberater beim Banktermin, weil er müffelt?
Ich bin sitze nicht zu Gericht über andere Menschen und weiss nichts über die Gründe weshalb es wozu kam und zB beim Thema Geruch ohne krankhafte Ursache scheiden sich die Geister. Manche Personen wünschen sich einen natürlichen Körpergeruch, also Schweiss und „Schrittmuffel“. Waschen und Deo sind unerwünscht...was ich als eklig empfinde, ist für diese Menschen der Idealzustand. Steht es mir zu das zu verurteilen?
VG lusche
 

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