Passivrauchen bei den Kunden

Entschuldigung für das Necromancing!

Was mache ich als Schüler mit Asthma der auf Zigrattenrauch reagiert und für die Ausbildung in der ambulanten Pflege zwangsweise arbeiten muss?
 
Hallo,

hmm... das Problem ist mir sehr bekannt. Ich hatte schon in meiner Ausbildung Asthma und auch während meiner Zeit in der ambulanten Pflege. Der Rauch in manchen Wohnungen störte mich sehr, war aber leider nicht zu verhindern, da die Menschen in ihren Wohnungen Hausrecht haben. Dort kann man denen das Rauchen leider nicht verbieten. Mein Asthma folgte dort noch den Spielregeln des Lehrbuches und ich konnte im Zweifel gut mit Spray gegensteuern. Heute hat es mich komplett berufsunfähig gemacht, weil die Anfälle plötzlich und schwer sind und nicht unter Kontrolle zu bringen. Insbesondere der Passivrauch auf Arbeit, hat mir und meiner Lunge sehr geschadet. Ich hatte einen Arbeitsplatz mit Ausnahmen vom Nichtraucherschutz. Das Nichtraucherschutzgesetz war meine Rettung. Mich nerven kollossal die "Eingangsraucher", die am offenen Fensterraucher und die heimlich auf dem Klo Raucher. Mich rettet nicht mal, wenn an der frischen Luft geraucht wird. Sobald ich den Rauch einatme ziehen sich die Bronchien zusammen. Mit Glück und schnell die Kurve kratzen so, dass ich mit Spray gegensteuern kann. Wenn das nicht klappt, dann lande ich wieder in Anfällen, die innerhalb kurzer Zeit lebensbedrohlich werden können. Erschreckend immer für die Raucher, die feststellen, dass die Kippe nicht nur nach 30 Jahren die Menchen an Lungenkrebs oder COPD dahinsiechen lässt, sondern unmittelbar tödlich sein kann. Vielleicht eines Tages sein wird, denn ich möchte nicht nur in meiner Wohnung leben, sondern auch vor die Türe.

Lange Rede kurzer Sinn... Die ambulante Pflege stellt ein großes Problem dar. Hausrecht haben die Bewohner der Wohnung. Man kann natürlich fragen, ob der Raucher Verständnis dafür aufbringt, dass du Asthmatiker bist und in der Zeit wo du kommst, zumindest in deinem Beisein aufs Rauchen verzichtet und vielleicht auch kurz bevor du kommst ordentlich lüftet (sofern es der Gesundheitszustand zulässt).
Du kannst mit der Pflegedienstleitung sprechen, ob du im Rahmen der Ausbildung eine Begleittour machst, wo so wenig Raucher wie möglich sind und evtl. auch bei denen draußen im Auto warten kannst. Du darfst ja als Schüler nicht allein arbeiten. Du hast theoretisch einen Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. In manchen Bereichen ist es praktisch nicht umsetzbar.
Abraten würde ich dir dringend, dass du nach der Ausbildung in die ambulante Pflege gehst.

Jetzt lese ich, dass du Rettungsassistent bist. Wie hast du das dort gehandhabt? Immerhin kannst du dort bei Einsätzen in Wohnungen auch nicht im Auto warten, stehst evtl. dicht bei Wohnungs- und Hausbränden. Bei qualmenden Autos. Alles nicht so richtig gut für dein Asthma und Einsätze ablehnen gestaltet sich doch wirklich sehr schwierig?

Gruß Jumanji
 
Jetzt lese ich, dass du Rettungsassistent bist. Wie hast du das dort gehandhabt? Immerhin kannst du dort bei Einsätzen in Wohnungen auch nicht im Auto warten, stehst evtl. dicht bei Wohnungs- und Hausbränden. Bei qualmenden Autos. Alles nicht so richtig gut für dein Asthma und Einsätze ablehnen gestaltet sich doch wirklich sehr schwierig?

Gruß Jumanji

Mein Asthma ist erst richtig vor einem halben Jahr ausgebrochen. Da habe ich schon nicht mehr im RD gearbeitet. Und selbst wenn, wartet der RD i.d.R. in sichere Distanz und lässt die Feuerwehr in den Qualmbereich gehen und die Patienten werden dann bis zum Wagen geliefert. Während der Fahrt rauchen die Pat. Nicht und es gibt selten jemand der während der Fahrt rauchen will.
Wie es jetzt aussieht wenn ich in eine verrauchte Wohnung gehe kann ich nicht sagen, ich weiß nur das wenn jemand neben mir raucht ich ziemlich schnell mein Spray brauch.
 
In der ambulanten hast Du - de facto - keine Chance, Dich vor verqualmten Räumen zu schützen:

- Gegenüber dem Patienten und dessen Angehörigen kannst Du nur beraten und bitten.
Fallbeispiel: Patient O2-pflichtig, Sauerstoffkonzentrator 24 Std/d. Patient & Angehörige in der freiwilligen Feuerwehr. - Daher mit Brandgefahr hinreichend vertraut. - Trotzdem geht im Haus die Zigarette nie aus.

- Gegenüber Deiner Leitung kannst Du den Einsatz auch nicht kategorisch ausschließen.
Wenn der Kollege dort ausfällt, muss die Versorgung des Patienten sichergestellt werden.

- Bei der Geschäftsführung brauchst Du erst gar nicht aufzulaufen:
"Wenn Sie nicht imstande sind......"

Ich steck`mir erstmal eine an
Frieda
 
Hallo

ich kann dir für den Einsatz nur empfehlen mit der Pflegeperson, die dich anleitet zu sprechen. Es ausprobieren ob es geht, Spray bloß griffbereit und notfalls im Auto warten, wenn es Einsätze im "Rauch" sind. Mit Glück gerätst du an eine Praxisanleiterin mit Verständnis, die dann deine Arbeitsleistung in rauchfreier Umgebung bewertet und dich da nicht hin-hängt. Schließlich ist Pflege deutlich mehr als nur der Einsatz bei Rauchern in der häuslichen Pflege.

Diese Arbeitsweise, dass einem die Patienten von den vollkommen geschützten Feuerwehrleuten gebracht werden, kenne ich von meinem Cousin. Allerdings wäre auch diese "sichere" Entfernung für mich mit dem Asthma auch noch ziemlich gefährlich. Wäre da ratzfatz ebenfalls Notfall.

Was das Asthma generell angeht... sorge dafür, dass du bei einem guten Lungenfacharzt bist und dass du es so gut wie möglich in ein kontrolliertes Asthma verwandelst. Meide Auslöser, die du kennst. Wenn du jetzt schon weißt, dass dir Zigarettenrauch nicht gut tut, dann meide ihn wie die Pest. Schicke Freunde und Familie die raucht nach draußen. Lasse keinen in deiner Wohnung rauchen und sorge für einen rauchfreien Arbeitsplatz. Es reicht definitiv, wenn das in der Ausbildung in dem kurzen Einsatz in der ambulanten Pflege nicht möglich ist. Aber fange auf keinen Fall anschließend in der ambulanten Pflege an.

Ich hatte keinen rauchfreien Arbeitsplatz, ich habe mir meine Gesundheit ruiniert. Erst schleichend und als dann die Anfälle häufiger wurden und heftiger, da war auch recht schnell klar. Arbeiten an einem Arbeitsplatz mit Ausnahmeregelungen vom Nichtraucherschutz ist für mich eine gesundheitliche Katastrophe. Für über 75% der Anfälle sind Raucher verantwortlich, die aus Versehen oder aus fehlender Rücksichtnahme mich in schwere, schwerste und sogar lebensbedrohliche Anfälle, die auf Intensivstation endeten, gesorgt haben. Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich nur dank fähiger Notärzte und kompetem Rettungspersonal überlebt habe. Irgendwann wird es ein Raucher auch schaffen, dass er mich aus Versehen umbringt. Ich atme Passivrauch ein und bekomme sofort keine Luft mehr! Wenn jetzt der angesäuerter Raucher denkt "ach die... das ist doch nur psychisch", dann muss ich den leider enttäuschen. Es ist schlicht und einfach körperlich. Rauchen kann Asthmaanfälle auslösen und bei mir löst es Asthmanfälle aus. Jeder Asthmaanfall hat auch das Potential bei Nichtbehandlung tödlich zu enden. Das solltet ihr wissen. Ok, dass der Rauch so massiv reagiert, dass er so heftige Asthmaanfälle auslöst wie bei mir, das ist zum Glück mega selten. Nur weil es aber selten ist, heißt es nicht, dass es das nicht gibt.

Leider gibt es auch noch genug dusselige Asthmatiker, die selber rauchen. Die schaden sich selber und reden sich immer tapfer ein, dass der Glimmstengel doch gar nicht so schlimm ist. Feiner Selbstbetrug.

Um ein kleines Update zu geben....

Ich arbeite weiterhin Vollzeit und habe eine reine Bürostelle. Alles andere ist nicht mehr machbar. Ansonsten bin ich als Krankenschwester leider komplett berufsunfähig. Keiner möchte, dass ich mit Rollator oder Rollstuhl Waschschüsseln spazieren fahre oder Essen verteile. Wäre aber bestimmt sehr rückenschonend!

Was das Asthma und die Allergien aus mir gemacht hat:

Einen "Vollzeit-Behinderten", mit einem GdB von 90, aG, G und B. Die Folgen des immer wieder lebensrettenden Kortison haben ihre Spuren hinterlassen.

Osteoporose, multiple Wirbelfrakturen, zwei Metatarsalfrakturen, zig Rippenfrakturen, Brustbeinfraktur (wohl nach Reanimation), chronisches Schmerzen, Kortisonmyopathie, Diabetes Typ3, Bluthochdruck, leichte Herzinsuffizienz, sekundäre Nebennierenrindeninsuffizienz, grauer Star, Humeruskopfnekrose mit Hemiprothese, partiell Sauerstoffpflichtig...

Kann nur noch wenige Meter gehen. Diese auch nur in sicherer Umgebung, weil die Sturzgefahr immens ist. Ansonsten Rollator, aber wegen der Schulter und der immensen Schmerzen auch nur wenige Meter. Zudem ist es ziemlich ätzend, wenn man mit dem Rollator sich auch alle Nase lang fast lang legt. Alles andere mach ich vom Rolltuhl aus, der mit einem Restkraftverstärker ausgestattet ist. Die Krankenhausrikschen bekomme ich nicht mal 20 m weit geschoben...

Wo die Ursachen für die wahnsinnige Empfindlichkeit der Bronchien wirklich liegt, kann man nur mutmaßen... Die Unmengen Kortison für akute Anfälle, die ich benötigt habe, die sind zu ca. 50 % von Rauchern verursacht. Meist "aus Versehen", oftmals weil sich NICHT ans Nichtraucherschutzgesetz gehalten wird und ich irgendwelchen heimlich am offenen Fenster oder auf dem Klo Raucher in die Arme gelaufen bin und nicht mehr rechtzeitig weg kam, manchmal aufgrund der Ansage "ich lasse mir das Rauchen doch nicht verbieten" und wenige sogar mit voller Absicht. Diese Raucher hatten einfach Spaß dran, wenn ich anschließend da saß zu japsen und in die Notaufnahme musste. (Diese Menschen war ich auch versucht anzuzeigen wegen Körperverletzung, habe es aber nicht getan, weil ich zu krank für einen langatmigen Prozess bin und alle Hände voll zu tun habe jeden Morgen wieder wach zu werden).

Die vielen Anfälle und die Unmengen Kortison haben mich gezeichnet. Unmengen Kortison hieß in schlechten Zeiten bis zu 3000mg pro Woche i.v.! In guten Zeiten ca. 1-2x in der Woche 100mg bis 1000mg - je nach Schwere des Anfalls. In sauguten Zeiten glaube ich nach einer Woche ohne Anfall, "ich bin gesund!". Aktuell ist es so grandios, dass ich nur 1-2 schwere Anfälle im Monat habe und sogar mal drei Monate ohne Notaufnahme auskam. Der letzte Anfall vor Weihnachten war auch wieder aufgrund eines "Eingangsrauchers". Er endete "nur" in der Notaufnahme und das Entsetzen des Rauchers über meine schicke blau-rote Gesichtsfarbe war so groß, dass er niemals mehr auch nur ansatzweise in meiner Nähe sich eine Kippe ansteckt und auch alle anderen Raucher im Verein "um die Ecke bringt", dass es ja weit genug weg vom Eingang ist!

Trotzdem kann ich positiv vermelden, dass ich zumindest beim Kampf ums Arbeiten gehen gewonnen habe! Mein Arbeitgeber musste für einen rauchfreien Arbeitsplatz sorgen. Unsinnige Unterstellungen mussten aus meiner Personalakte entfernt werden. Dies wurde gerichtlich geklärt und da habe ich gewonnen. Das Mobbing durch (rauchende) Kollegen wurde beendet und dank einer Umsetzung bin ich auch die Kollegen losgeworden, die tatsächlich und mit voller Absicht Anfälle provoziert haben. Warum kann ich nur mutmaßen. Diese hatten wohl Spaß dran, wenn ich fast erstickte.

Ich habe in all den Jahren des Kampfes weiterhin geschafft zu trennen. Weiterhin geschafft mir einzutrichtern, dass es Raucher gibt, die eine gute Kinderstube habe und wissen wie man sich benimmt und dass man andere mit dem Rauch nicht belästigt. Ich habe auch nach wie vor im nahen sozialen Umfeld Raucher - aber eben nur die rücksichtsvolle Variante Ich habe weiterhin geschafft mir meinen Humor und meine gute Laune zu bewahren. Ich habe es geschafft nicht in totale Depressionen zu verfallen, weil mir mein "normales Leben" genommen worden ist. Ich bin sogar ein glücklicher Mensch! Ich würde nicht mal mehr mit jemand tauschen wollen, der gesund ist, alles hat, aber dauernd über alles meckert.

Ich habe es geschafft das Asthma im Moment sogar ein klein wenig zu kontrollieren. Stabil auf schlechtem Niveau.

Ich träume nach wie vor von einer rauchfreien Welt... denn diese Noxe ist fürs Asthma ist so unnötig wie ein Kropf. Wenn es keine Zigaretten mehr gäbe, dann bräuchte ich mich nicht mehr vor Eingangsrauchern und Heimlich-Rauchern fürchten, die einem leider an jeder Ecke begegnen können. An Orte, wo offiziell geraucht werden darf, befinde ich mich nicht. Da geh ich definitiv nicht hin!!! Bin schließlich nicht lebensmüde.

Man hat als Arbeitnehmer Anspruch auf einen rauchfreien Arbeitsplatz. Dies gilt tatsächlich auch in der Pflege! Egal ob ambulante Pflege, ob Ausnahmeregelungen vom Nichtraucherschutz (z. B. Hotelzimmer, Gefängnisse, Gefängniskrankenhäuser, amb. Pflege). Wer dort arbeitet muss damit einverstanden sein Passivrauch ausgesetzt zu sein und wenn es nicht möglich ist, jemandem dort eine rauchfreie Alternative anzubieten, dann muss das bei Einstellung vorher komplett klar sein und m. E. auch im Arbeitsvertrag entsprechend dokumentiert sein.

Asthmatiker haben an einem verrauchten Arbeitsplatz genauso wenig zu suchen, wie an einer Teerbaustelle.

So mutiert man als Krankenschwester selber zum Pflegefall und ich kann euch sagen... Diese Seite ist absoluter Mist und leider vergessen manche auch, dass man mit Menschen und nicht mit Sandsäcken arbeitet.

Tacoshi, ich kann dir nur wünschen, dass du den Einsatz in der ambulanten Pflege ohne große Probleme hinter dich bringst und nach deinem Examen einen Arbeitsplatz, wo es auch mit Asthma machbar ist. Die gibt es in der Pflege.

Was mir am schwersten Gefallen ist in dieser ganzen Geschichte.... Aufgabe der Berufs als Krankenschwester!

Was ich mir aber für alle Patienten wünsche.... Wenn schon rauchende Pflegekräfte sich ans Bett stellen und einem dem Waschlappen ins Gesicht werfen, dass sie sich nach der Zigarette einfach kurz die Hände waschen und desinfizieren UND den Mund ausspülen. Das minimiert den ekligen Gestank nach Qualm erheblich!

Jumanji