Mir haben mehrere Personen gesagt, dass es in ihren Kliniken eine Kultur gibt, keine Organspenden vorzunehmen. Unter anderem weil es sich finanziell nicht lohnt.
Das ist natürlich auch eine Gradwanderung:
Setzt man die finanzielle Entschädigung der Spenderkliniken zu hoch an, geraten diese (ob gerechtfertigt oder nicht) in die Zwickmühle, vor den Angehörigen als geldgierig und nur aus finanziellen Interessen geleitet dazustehen. Das dürfte sich auf die Spendenbereitschaft eher schädlich auswirken.
Bleibt es für die Spenderklinik ein Nullsummenspiel, gibt es nur wenig Anreiz, sich mit den Angehörigen auseinanderzusetzen.
Sollte am Ende tatsächlich sogar ein finanzieller Verlust für die Spenderklinik rauskommen, kann ich die zögerlichen Meldungen von potentiellen Spendern sogar nachvollziehen.
Was also tun?
Mit der Zustimmungsregel (aktuelle Situation) kann man also die finanzielle Vergütung der Spenderkliniken nicht zu hoch ansetzen, sonst werden zwar mehr Spender gemeldet, aber die Zustimmungen durch Angehörige und die Wahl, einen Organspendeausweis zu Lebzeiten selbst auszufüllen, dürften zurückgehen.
Mit einer Widerspruchsregelung würde man über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden, kommt dann noch eine zu hohe finanzielle Vergütung von Spenderkliniken hinzu wird der Eindruck der Menschen, der Gesundheitsbetrieb sei zunehmend inhuman, weiter gestärkt. Am Ende werden wohl trotzdem genug Organe übrig bleiben, das System Organspende wird aber an Zuspruch deutlich verlieren.
Meine Vision:
hinreichende finanzielle Vergütung der Spenderklinik (inkl. Weiterbildungsförderung aller Beteiligten bzgl. Umgang mit potentiellen Organspendern und ihren Angehörigen) ohne einen allzugroßen finanziellen Anreiz zu setzen. Dazu die finanzielle Unterstützung der Hinterbliebenen von Organspendern durch Bestattungskostenübernahme für eine Standardbestattung. Und natürlich psychologische Begleitung der Betroffenen falls gewünscht.
Gruß spflegerle