Organspende: Was ist in den Kliniken los?

Am 20.07.18 kam im Nachtcafé ein Bericht über Organspende. Wer mag kann ihn bis auf weiteres in der Mediathek sehen...
 
Ja genau, den Link hätte ich auch setzen können...
 
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Der Bericht hat aber nichts mit der Anfrage des Thread-Eröffners zu tun?

meint spflegerle
 
Wirklich nicht? Hast du die Sendung gesehen?:lamer:
 
Bei welcher Minute wird mein Thema denn berührt? Ich habe die Sendung gerade überflogen, mich alle paar Minuten reingeklickt und hatte nicht den Eindruck, dass es um mein Thema geht.

Vielleicht mal die ganze Sendung am Stück ansehen. Ich kann ja verstehen, dass die genau auf die Frage die sie stellen eine Antwort haben wollen, aber das können sie vergessen, weder von Ärzten noch von Pflegekräften werden sie den Satz hören, dass aktiv gegen die Organspende agiert wird. Selbst wenn das irgendwo passiert....
 
"Aktiv gegen die Organspende agieren" ist etwas ganz anderes, als es einfach nicht zu machen.
 
Haben sie denn inzwischen jemanden gefunden, der von einem Fall weiß, wo aktiv von den Entscheidungsträgern gegen die Organspende entschieden wurde, obwohl es einen geeigneten Spender gegeben hat?
 
Haben sie denn inzwischen jemanden gefunden, der von einem Fall weiß, wo aktiv von den Entscheidungsträgern gegen die Organspende entschieden wurde, obwohl es einen geeigneten Spender gegeben hat?
Mir haben mehrere Personen gesagt, dass es in ihren Kliniken eine Kultur gibt, keine Organspenden vorzunehmen. Unter anderem weil es sich finanziell nicht lohnt.
 
Mir haben mehrere Personen gesagt, dass es in ihren Kliniken eine Kultur gibt, keine Organspenden vorzunehmen. Unter anderem weil es sich finanziell nicht lohnt.

Das es sich nicht wirklich finanziell lohnt scheint ja zu stimmen. Ich würde ja sagen, es liegt nicht nur am Geld, sondern auch daran, dass so eine Explantation sehr aufwändig ist (auch wenn das kein Grund ist, die Transplantation nicht zu erwägen). Auch das Gespräch mit den Angehörigen oder das eruieren, ob es einen Organspenderausweis gibt und was drin steht (das kann auch sein, dass der Patient keine Organe spenden will oder eben nur bestimmte /nicht alle) darum reißen sich die Ärzte wahrscheinlich nicht. Diese Gespräche brauchen zeit und Fingerspitzengefühl, sobald die Angehörigen nämlich das Wort Organspende hören befürchten sie nämlich, dass der Patient nur noch als Ersatzteillager gesehen wird (so hat es mir eine Angehörige gesagt).
Ich arbeite nicht mehr in einer Uniklinik und unsere Patienten sterben in der Regel am Multiorganversagen sind hochbetagt und vorerkrankt (der älteste Spender war ein 97! Jahre alter Mann von dem u.a. Niere und Leber gespendet wurden Quelle Arbeitskreis Organspende 2017) aber das war in Italien. Bei uns im Krankenhaus sind fast nie potentielle Organspender.
In welchen Kliniken arbeiten diese Personen denn? Wir hatten mal eine Patientin, die hatte einen Stromunfall und lag im Wachkome, da haben sich einige Mitarbeiter unterschiedlicher Berufsgruppen drüber aufgeregt, dass man sie nicht explantiert hat. Die Antwort war sehr einfach für jemanden, der sich mit der Materie auskennt, die Frau war nach den Buchstaben des Gesetzes nämlich nicht hirntot!
 
Hier steht was von finanziellen Problemen für Kliniken bei Transplantationen - es sagt zwar eine Politikerin (Cornelia Prüfer-Storcks, SPD), keine Pflegekraft oder ein/e Mediziner/in, aber sie ist Gesundheitssenatorin in Hamburg. --> Taz-Artikel: Hamburger Spenderorgange-Gesetz: Mehr Herz für Transplateure

Zitat: >>[...] - nur vier Prozent der möglichen Entnahmen wurden aber auch realisiert. Der Hauptgrund: Für die 22 Kliniken, die Organentnahmen durchführen, sind diese nicht lukrativ und führen, so Prüfer-Storcks, "zu finanziellen Ausfällen der Krankenhäuser".<<

sidetopic: Wenig später wird in einem anderen Artikel aber auch wieder der Organspender-Mangel als Ursprung des Problems thematisiert. --> Taz-Artikel: Debatte Organspenden in Deutschland: Niere hin, Niere her

@MariusMeyerSWR Vielleicht ist ja Frau Prüfer-Storcks für ein Interview zu dem Thema bereit, eine Politikerin, welche mit dem Ressort der Gesundheit in Hamburg beauftragt ist und so etwas äußert, könnte sich in den Recherchen sicher auch gut machen - vielleicht kennt die dann auch eine Pflegekraft oder eine/n Mediziner/in, welche/r das dann nochmal untermauern kann.
 
Schade dass der verlinkte Artikel nicht für mich zugänglich ist...
 
Mir haben mehrere Personen gesagt, dass es in ihren Kliniken eine Kultur gibt, keine Organspenden vorzunehmen. Unter anderem weil es sich finanziell nicht lohnt.
Das ist natürlich auch eine Gradwanderung:
Setzt man die finanzielle Entschädigung der Spenderkliniken zu hoch an, geraten diese (ob gerechtfertigt oder nicht) in die Zwickmühle, vor den Angehörigen als geldgierig und nur aus finanziellen Interessen geleitet dazustehen. Das dürfte sich auf die Spendenbereitschaft eher schädlich auswirken.
Bleibt es für die Spenderklinik ein Nullsummenspiel, gibt es nur wenig Anreiz, sich mit den Angehörigen auseinanderzusetzen.
Sollte am Ende tatsächlich sogar ein finanzieller Verlust für die Spenderklinik rauskommen, kann ich die zögerlichen Meldungen von potentiellen Spendern sogar nachvollziehen.


Was also tun?

Mit der Zustimmungsregel (aktuelle Situation) kann man also die finanzielle Vergütung der Spenderkliniken nicht zu hoch ansetzen, sonst werden zwar mehr Spender gemeldet, aber die Zustimmungen durch Angehörige und die Wahl, einen Organspendeausweis zu Lebzeiten selbst auszufüllen, dürften zurückgehen.

Mit einer Widerspruchsregelung würde man über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden, kommt dann noch eine zu hohe finanzielle Vergütung von Spenderkliniken hinzu wird der Eindruck der Menschen, der Gesundheitsbetrieb sei zunehmend inhuman, weiter gestärkt. Am Ende werden wohl trotzdem genug Organe übrig bleiben, das System Organspende wird aber an Zuspruch deutlich verlieren.

Meine Vision:
hinreichende finanzielle Vergütung der Spenderklinik (inkl. Weiterbildungsförderung aller Beteiligten bzgl. Umgang mit potentiellen Organspendern und ihren Angehörigen) ohne einen allzugroßen finanziellen Anreiz zu setzen. Dazu die finanzielle Unterstützung der Hinterbliebenen von Organspendern durch Bestattungskostenübernahme für eine Standardbestattung. Und natürlich psychologische Begleitung der Betroffenen falls gewünscht.


Gruß spflegerle
 
Aber auch, wenn die Kliniken eine schwarze Null schreiben dann wäre da ja noch das Problem mit der Manpower. Wie wollen die die anderen Patieten auf der Station versorgen, wie stemmen die am nächsten Tag das OP Programm ohne gegen die Gesetze zu verstoßen...

@niesreiz

Bist du Abonnent dieser Zeitung, dann könnte ich mir denken, warum du Zugang hast...Ich bin es nicht und habe nur zugang wenn ich zahle.:dudu:
 
@aquarius2 Ich bin zwar Abonnent - das hat aber nichts mit dem Zugang zu tun - selbst wenn eine Art "paywall" erscheinen sollte, lässt sich diese ohne schlechtem Gewissen beiseite klicken, ich meine da gibt es ne Schaltfläche "später" oder "jetzt nicht" oder so.... Es handelt sich ja nicht um die Bild :wink:
 
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Ich konnte den Artikel problemlos öffnen und er ist tatsächlich sehr interessant. Danke für den Hinweis, @niesreiz. Ich habe bereits Kontakt zur Senatorin aufgenommen.
 
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