Nachtdienst: Nutzung oder Missbrauch der Glocke

Was mir fehlt: professionlle Sicht auf die Dinge: Demenz, was bedeutet das? Hier meine ich nicht die organischen Ursachen. Ich dachte immer, dass man als AP in seiner Ausbildung lernt, wie man mit diesen Bewohnern umgehen muss und kann.
Das Heim ist für den Bewohner das letzte zuhause. Manchmal hab ich den Eindruck es ist nicht ein Heim in das er zieht, sondern ein verkapptes Karnkenhaus: alles wird reglemtiert bis hin zur Schlafenszeit. Langsam erschließt sich mir, warum unsere Pat. so einen Horror vor dem Umzug in ein Pflegeheim haben.

Elisabeth
 
Hallo,

Dauernachtwache, 75 Bewohner, 2 Pflegekräfte.

Also, ich bin dankbar dass hier neue Anregungen kommen.

Ich glaube, dass Problem hängt auch sehr mit dem Personalstamm Tagdienst zusammen.
Ist einfach auch kein homogener Trupp, sehr , sehr viel Gehässigkeit.
Sind die ganz wenig netten mal im SD, sofort ist auch mehr Ruhe nachts.

Und man zieht in keinster Weise am gleichen Strang.

So kann man eben nichts aufbauen.
Hätte ich denen vorhin gesagt, ich saß eine halbe Stunde bei einer sterbenden, Hand halten, es hätte geheißen: "Die müssen Zeit haben Nachts. Die können noch einen waschen.
Ja, so ist es.:sbaseballs:

NF

NF
 
Hi zusammen,

das Problem ist meiner Meinung nach, auf den dementen BW wird in vielen Heimen zu wenig eingegangen. Ich stimme Elisabeth zu, im Heim gibt es oft strenge Tagesabläufe (Essenszeiten etc..), welche die BW in bestimmtem Umfang auch brauchen, aber wiegesagt nur in bestimmtem. Z.B. leicht Demente kann man so mit Ansätzen nach ROT eine gute Orientierungshilfe geben. Aber schwer Demenzkranke, die lassen sich nicht zwingen zu bestimmten Zeiten am Tisch zu sitzen, genausowenig zu bestimmten Zeiten ins Bett zu bringen, wenn sie evtl. überhaupt nicht müde sind.
@Elisabeth: Man lernt in der AP Ausbildung durchaus die verschiedenen Konzepte zur Pflege bei Demenz zur Anwendung zu bringen, die Frage ist: welches ist das Richtige? Wie kann am Besten auf den BW eingegangen werden? Was braucht jeder Einzelne individuell?
Genauso ist es wichtig, dass ein Team hinter einem Konzept steht was wohl in den Ausführungen von Nachtfreak nicht der Fall ist. Es ist besonders beim Dementen wichtig, am gleichen Strang zu ziehen und einheitlich aber dennoch situationsgerecht zu handeln. Oftmals sind orientierte und verwirrte BW in einer Gemeinschaft, auch dies kann zu Konflikten kommen. Bei uns gibt es z.B. eine gerontopsychiatrische Station, wo besonders die schwer demenzkranken BW betreut werden. Natürlich werden weiterhin die Kontakte zu den anderen BW erhalten (also keine geschlossene Station), um bei den Dementen nicht den Eindruck entstehen zu lassen, sie sind unerwünscht. D.h. das Ganze ist ein Angebot. Mit solchen Maßnahmen lassen sich sehr gute Resultate erzielen, allerdings setzt es eine entsprechende Motivation und Einstellung der Mitarbeiter voraus. Individuelle Angebote und Maßnahmen wie auch schon in den vorherigen Beiträgen erwähnt wurden, unterstützen dies.
Wahrscheinlich gibt es zu viele Heime, in denen nicht zum Wohle der BW gehandelt wird, was sehr schade ist!!
@Nachtfreak: Ich glaube bei euch im Team scheint wohl einiges im Argen zu sein, ist das möglich? Nur warum werden Antipathien unter den Mitarbeitern auf dem Rücken der Bewohner ausgetragen??:angry:
Das Problem "Dauerkrieg und Kompetenzrangelei" sollte wirklich bearbeitet werden- Supervision oder z.B. eine Fortbildung "Umgang mit Kritik"anregen?
Besonders verwirrte Patienten sind sehr feinfühlig was das Klima um sie herum betrifft- also auch das im Team, darüber sollte man sich bewusst sein.
Vielleicht bedarf es auch, da in Pflegeheimen oftmals auch ungelernte Kräfte arbeiten, Fortbildungen zum Thema "Umgang bei Demenz"? Vielleicht können dann alle Mitarbeiter sensibel gemacht werden, vielleicht können dann tagsüber entscheidende Dinge anders oder besser gestaltet werden- und durch eine größere Zufriedenheit bei den BW- bessert sich bestimmt auch der Zustand in der Nacht sowohl als am Tag!
Ich wünsche dir viel Erfolg und Kraft!!!
Liebe Grüße Sheila
 
Hallo
@ Nachtfreak
Bei uns versorgt eine Nachtwache 73 Bewohner und das geht auch 46 Pflegebewohner mit allen Stufen und 27 Wohnbereich.

Es kommt vielleicht auch auf die Struktur an.
Bei uns ist es so:
Unser Spätdienst arbeitet bis 22 Uhr. (18:30 Abendessen und 21:30 Nachtmahlzeit), dann gehen diese noch den letzten Rundgang machen und lagern, sodass der Nachtdienst sich in den ersten 2-3 Stunden um die Menschen kümmern kann, die nicht schlafen können. Um 22:15 werden, wenn überhaupt jemand Nachtmedikamente braucht (zur Zeit 3 Bewohner) diese verteilt. Dann ist um eins und um vier nochmals lagern angesagt. (alle 2 Stunden in der Nacht ist schon längst überholt)
ab 5:30 Uhr ist dann eigentlich nur noch Dokumentation und Kaffee kochen angesagt für den Frühdienst. Der kommt um 6:30 und fängt dann direkt an zu lagern.

Ich selbst mache diesen Nachtdienst auch und ich finde es total entspannend diesen zu machen. Nebenher hat man sogar noch die Möglichkeit mal Putzarbeiten zu machen oder Pflegeplanungen zu schreiben.

Ich würde im Team mal ansprechen, dass jeder Nachtdienst machen soll. Bei uns gibt es keine Dauernachtwachen mehr. Diese bekommen von aktuellen Entwicklungen und Neuerungen nämlich nichts mit. Und vorallem jeder kann da mit fühlen, wie sich ein ND fühlt.
Patrick
 
Worum gehts hier eigentlich?
Um die Bewohner, die nicht erkennen können wann die Klingel genutzt werden darf? Um den Nachtdienst, der zuviel zu tun hat? Um Probleme im Team, die eine vernünftige Pflege vereiteln? Um eigene Probleme mit der derzeitigen Situation in der Altenpflege? ...
Langsam verliere ich den Faden.

Elisabeth
 
Hallo,
also Elisabeth, kannst Du mir mal beschreiben was und wo Du arbeitest?

Du solltest, stehst Du wirklich in der Praxis der Arbeitswelt den Faden nicht verlieren.
I
ch bin der Ansicht dass hier die Problematik so aufgerollt wird wie es Sinn macht.
Und sich die Leute schon ihre Gedanken mache3n was sie schreiben.
Ich denke mit Phrasen aus Büchern oder irgenwelchen Leitsprüchen welche irgendwelche Menschen ind die Welt gesetzt habenkommst Du auch nicht weiter hier.

Zu anderem: Interessant mal über andere Abläufe nachts zu lesen.

Heute nacht musste ich 11 Std. ohne Pause durcharbeiten.
Der Hund liegt im System.

NF
 
Der Hund liegt im System.

Und wie willst du dieses Sytem ändern? Glaubst du wirklcih du kannst das System ändern? Das ist sehr unwahrscheinlich. Man kann andere nicht ändern... schon gar keine Organisationen.
Man kann sich selbst ändern... z.B. indem man das System nicht mehr unterstützt. Das bedeutet aber in der Endkonsequenz Kündigung. Das wirst du kaum wollen. Bleibt nur der andere Weg: Aushalten und Mund halten. Der letzte Weg führt aus meiner Sicht unweigerlich ins Burnout. Auch keine wünschenswerte Entwicklung.

Das sind übrigens keine Phrasen, sondern eigene bittere Erkenntnisse. Jeder muss selbst für sich entscheiden, wieviel er aushalten kann und will. Den Frust aber am Bewohner auszulassen ist der denkbar schlechteste Weg.

Was ich mache, hab ich hier im Forum schon so oft beschrieben, dass ich mich nicht wiederholen mag. Ich kann dir aber versichern, dass ich sehr basisnah arbeite... manchmal sogar zu nah für mich und meine Burnout- Tendenz. *fg*

Elisabeth
 
Elisabeth Dinse schrieb:
Manchmal hab ich den Eindruck es ist nicht ein Heim in das er zieht, sondern ein verkapptes Karnkenhaus: alles wird reglemtiert bis hin zur Schlafenszeit. Langsam erschließt sich mir, warum unsere Pat. so einen Horror vor dem Umzug in ein Pflegeheim haben.
Und da liegt der Hund begraben.
Diesen Eindruck habe ich auch von einigen Altenheimen. Es ist eine strikte Struktur drin. Kaum Möglichkeit zur individuellen Verfügung des Bewohners. Das Geschäft soll möglichst reibungslos laufen.
In den wenigsten Heimen wird WIRKLICH biographisch und bewohnerindividuell gepflegt. Natürlich gibt es auch gute Heime, in denen es gut läuft, ... sind aber leider sehr wenige.
Immerhin ist der Bewohner der Mittelpunkt der Arbeit im Altenheim und es steht ja auch was dahinter, dass er nachts nicht schlafen kann. Das kann krankheitsbedingt sein, kann aber auch biographisch bedingt sein oder auch an der mangelnden Tagesbeschäftigung liegen.
Auf jeden Fall sollte das im Team mal angesprochen werden, mögliche Ursachen besprechen und das mal angehen. Und der Anfang von allem ist natürlich eine gute biographische Arbeit.
Und wenn es noch möglich ist, eine Miteinbeziehung des betroffenen Menschen
 
Hallo
Ein System oder eine Organisation kann man schon ändern. Man muss nur den Mut dazu haben und Durchhaltevermögen. Wenn man zu schnell aufgibt, hat man schon verloren.
Und wenn man schlechte Erkenntnisse so hin nimmt, ist man selbst daran schuld. Ich bin froh, dass ich zwei Jahre für etwas gekämpft habe. Nämlich um meine Bewohner und meine Arbeitsbedigungen.
Aber wir kommen glaube ich vom Thema ab.
Natürlich läuft in vielen Altenheim es noch nicht so wie es sein soll. Aber wenn man mit dem alten Trott mit läuft, wird sich nichts ändern.
Bin gerne bereit weitere Informationen zu geben, um andere zu unterstützen. Wieso sollte man Dinge, die gut laufen nicht einfach weiter geben.
Bin froh dass Nachtfreak aufgeschlossen ist und vielleicht bringen ja die POSITIVEN, OPTIMISTISCHEN Anmerkungen etwas.

Patrick
 
@patmuc

Welche konkreten Möglichkeiten hat eine Dauernachtwache um das bestehende System und damit die Organisation zu verändern?

Elisabeth
 
Hallo
@ Elisabeth
In dem man mit den Kollegen redet und gemeinsame Lösungen findet.
Mal ausprobieren, wie es besser gehen könnte. Vorschläge machen. Wenn es sich bewährt und effektiver ist, wird sich jeder Arbeitgeber und Arbeitsnehmer darüber freuen. Nur wenn man seine Ideen nicht einbringt, dann wird es schwierig. Auch wenn man eine unflexible Leitung hat.
Aber ich bin mir sicher. Wenn man mit kleinen Schritten anfängt, erreicht man auch das Ziel.

Patrick
 
@patmuc

Wenn ich nachtfrak recht verstanden habe, gibt es in den anderen Diensten kaum Kollegen, die etwas an dem bestehenden System ändern wollen... die Ursache liegt meist in der Angst vor dem Vorgesetzten.

nachtfreak schrieb:
Was erkläre ich dem Frühdienst, ist die Arbeit nicht erledigt?
...
Wisst ihr was mir der Frühdienst hustet, habe ich nicht meine EDV erledigt( ca. 2,5 Std.)
Meine Medis gerichtet?
....
Ich glaube, dass Problem hängt auch sehr mit dem Personalstamm Tagdienst zusammen.
Ist einfach auch kein homogener Trupp, sehr , sehr viel Gehässigkeit.
Sind die ganz wenig netten mal im SD, sofort ist auch mehr Ruhe nachts.

Und man zieht in keinster Weise am gleichen Strang.

Wie funktioniert in so einer Situation die Motivation der Kollegen etwas zu ändern durch einen einzelnen Dauernachtdienstler?

Elisabeth
 
Guten Morgen,

dies war eien meiner härtesten Nächte.
Nur kurz:

Änderung: Vor einem Jahr extreme Funktionspflege, d.h.: morgens 6 Bewohner gewaschen, im Akkord.
Ich : Protest, Protest, Verweigerung, Durchhaltevermögen.

Heute: 3 Bewohner waschen, lagern nicht mehr im Rahmen von Fabrikarbeit.


Noch zu wenig geändert, aber es ist sehr spürbar.

Aber ich weiß: Ich kann das System ändern.
Durch Leistung, aber eben anders.
Denn es gibt positive Resonanz von den Bewohnern, den Angehörigen.
Das lässt auch die Leitung nicht unbeeindruckt.

Man muss nur wissen wie man eine Revolution aufzieht.
Glaube ich.
Gute nacht mal.
 
Nachtfreak schrieb:
Man muss nur wissen wie man eine Revolution aufzieht.
Glaube ich.
Gute nacht mal.

Glückwunsch Nachtfreak,
bei Veränderung habe ich festgestellt, daß alle an einem Strang ziehen müssen (ohne Ausnahme sonst klappt alles nicht).
Und denke immer daran...

wer kämpft kann verlieren
wer nicht kämpft hat verloren
 
Hey,

ich halte es auch für sehr gefährlich die "Klingel" einfach weg zu nehmen. Es ist zwar schon echt nervig, aber dann lieber wie die Anderen schon sagen lieber ein Schlafmittel anorden lassen oder ein fach nen schönene schwarzen Tee (Hilft bei uns super, nur stark muß er sein!!)
Wir hatten leider schon mal einen Fall, dass ein Pat. aus dem Bett gefallen ist und die "Klingel" außer Reichweite war und wir Ihn leider erst beim Kontrollgang gefunden haben und da gab es reichlich Ärger.:sbaseballs:
 
Das stimmt, aber Schlafmittel ist auch nicht das wahre, ich habe die Leute mobilisiert und nach 30 min waren sie meist sehr müde.

AS
 
Hallo,

ok, fällt Dir jemand aus dem Bett und hat er eine Genehmigung oder eine Vereinbarung für ein Bettgitter, dieses war nicht oben: Ä R G E R !!!!

Aber ohne Anwendung von Bettgitter: Kein Ärger.Man kann da nicht von Verletzung von Aufsichtspflicht sprechen, die Bewohner wurden in dem Fall auf das Sturzrisiko aufgeklärt.
So isses bei uns.

Glocke: Habe einen Achtungserfolg: Nachdem die Glocke immer rotleuchtend vor der Nase hängt habe ich sie unter totaler erreichbarkeit am Bettgitter befestigt.
Frequenz gesenkt!!!!!
 
Hallo,
stellen wir uns eigentlich alle gelegentlich mal vor, in der umgekehrten Situation zu sein??? Das ist mitunter ganz hilfreich. Ich hab jedenfalls (zugegeben mit 17 Jahren und durchaus nicht dement) mit wegen mehrerer Infusionen fixierten Armen im Bett gelegen ohne die Möglichkeit zu klingeln und dafür übervoller Blase-ist nicht zu empfehlen! Was wissen wir über die Gefühlswelt unserer dementen Mitmenschen?
Soviel dazu, Grüße, V.
 
Hallo,

Du musst den ganzen Thread im Zusammenhang lesen.
Dann wirst Du feststellen daß es hier um mehr geht wie eine übervolle Blase.
Und man in diesem Thread gerade diese Gedankengänge als selbstverständlich betrachtet.

Das hat man ja schon geklärt dass die Welt sooooo schön sein könnte, wäre alles so schön wie man es sich als Kind ausmalt, oder in einer Serotinin Überschussphase.

Fakt ist, noc hmal wiederholt, man befindet sich in einem grossen Betrieb, welcher wirtschaftlich arbeitet, bla bla bla.
 
Hey,

ist natürlich klar, dass das Klingeln ganz schön nervig sein kann und man wirklich auch nicht die Zeit hat, sich um alles gleichzeitig zu kümmern.
Und auf das was in den Lerbüchern steht kann man sich eh nicht verlassen.
Nur können die alten verwirrten Bewohner oft nix dafür, dass sie so sind und machen das bestimmt nicht mutwillig auch wenn das nur ein schwacher Trost ist. Aber ich weiß ganz genau wie du dich fühlst und wer hat noch nie einen Bewohner /Patienten die Klingel etwas weiter weggelegt, ich glaube das ist jedem schon mal passiert und sie Ihm ganz weg zu nehmen ist auch jedem schon mal in den Sinn gekommen, oder??
Liegt ja auch nahe. Nur mache ich mir dann immer Gedanken, was ist wenn was passiert??
Also ich denke ne patentreiche Lösung gibt es dafür nicht und jeder muß sich da seinen Weg suchen.

Liebe Grüsse

SunnySunshine
 

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