Sicherheit der Pflege im Nachtdienst?

alesig

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Bayernland
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Krankenschwester
Akt. Einsatzbereich
Krankenhaus
Hallo, mich würde interessieren, was Euer Arbeitgeber dafür macht, dass sich der Nachtdienst in der Klinik sicher fühlt. Z.B. Nur Nachtdienst zu zweit Zum Nachtdienstbeginn Überprüfung der Notausgangstüren,ob diese blockiert sind (durch Gegenstände offengehalten werden), Schließung des Haupteinganges,Einlaß nur mit klingeln, und wenn während der Nacht (warum auch immer) noch jemand auf Station will, vorher auf dieser Station anrufen und bescheid geben. Regelmäßige Rundgänge eines Nachtdienstspringers über die Stationen, wenn dort nur eine Pflegekraft arbeitet...usw...usw...usw.
 
Die Zentrale ruft Nachts immer an, wenn jemand vom Haupteingang kommend, auf die Station kommen möchte.
Zwei Stationen sind alleine auf der Ebene - aber da Unfallchirurgie und Kardiologie, zu zweit

Meine Station ist alleine auf der Ebene und hoffen rechtzeitig ans Telefon zu kommen, wählen zu können, schnell jemanden am Telefon zu haben und nicht erst lang und breit Erklärungen abgeben zu müssen.
Ich mache aber regelmäßig Stress bei meiner Stationsleitung um ein Notfallarmband zu bekommen. Begründungen haben wir ausreichend.
Wir/ich haben allerdings das Gefühl, dass die Geschäftsleitung/PD und der Betriebsrat dies aussitzen wollen.
 
Ich habe das große Glück, auf einer Station zu arbeiten, die vormals eine Hälfte einer Doppelstation darstellte. Wir gehen quasi nahtlos in die chirurgische Nachbarstation über. Somit sind wir nachts immer zu zweit. Das gibt mir viel Sicherheit.
Die Pforte klingelt bei uns durch, wenn jemand nachts zu uns hochkommen möchte, und fragt nach dem Ok.

Das war es dann aber auch mit der Fürsorge. Wir haben keinen Sicherheitsdienst, keine Springer, keine Notfallmechanismen, keine Fluchttüren die kontrolliert werden müssten. Zu uns kann man von allen Seiten hereinspazieren, wenn man das möchte und drauf anlegt. Die Einrichtung eines nächtlichen Springerdienstes hat die MAV erst kürzlich abgelehnt, ich frage mich wieso, wäre doch schön wenn wir mal nachts eine echte Pause hätten. Muss ich aber nicht verstehen. Ich bin schon froh, nachts nicht ganz alleine mit meinen Patienten zu sein.
 
Alle Gebäudetüren (ausser Haupteingang) sind nur mit kodiertem Chip zu öffnen. Die Pforte ist 24/7 besetzt. Anruf der Pforte bei spätem Besuch. Sicherheitsdienst patrouilliert nachts auch durch die Stationen. Ständige Sprechmöglichkeit mit dem Com-Center. Codewörter, bei denen das Com-Center verschiedene Alarme auslöst. Gelegentlich Hausnachtwache vorhanden, die angefordert werden kann.
 
Ab 22 Uhr sind bei uns alle Zugänge verschlossen. Man kommt nur mit Chipkarte rein und muss sonst Klingeln. Selbst der RD.
Da wir eine ZNA Max.Versorger sind gibt es auch nur die Liegendanfahrt die bis 22 Uhr offen ist wo der RD rein kann. Sonst würden uns die Pat. und Angehörigen die ZNA überrennen. Was sie so dennoch tuen. Geht bei uns die Tür auf, stürmen die Menschen rein als würde es bei Aldi nen Laptop für einen Euro geben. Dann haben wir noch einen Sicherheitsdienst der laut Medien angeblich immer bei uns in der ZNA sitzen soll. Tut er allerdings nie. Mein Chef darf wegen einiger Vorfälle die durch die Medien gingen jetzt häufig mal Interviews geben ;)

Vor 2 Wochen wurde von einem Clan unsere Türe eingetreten. Bis so eine Türe durch ist haben wir uns aber schon lange hintenrum in Sicherheit gebracht.

Unsere Dienste sollen in der Nacht mit min 8 Pflegern plus 7 Ärzte, Admin und Reinigungskräfte besetzt sein. Man hilft sich gegenseitig. Die bauliche Anordnung lässt zu das wir uns ggf. zurückziehen können was ich bevorzuge. Ich werde dort keinen Heldentod sterben wollen.

Bis auf das der Sicherheitsdienst wohl selber nicht weiß das er bei uns seien soll, finde ich gibt man sich die beste Mühe uns zu schützen. Rufen wir die Polizei müssen wir auch selten länger als 10 Min. warten. Ist gerade was im Gange steht ein Wagen auch mal vor unserer Tür. Wir haben leider häufiger Clans da die sich untereinander bei uns im Gebäude prügeln. Es gibt natürlich auch solche und solche in unserem Sicherheitsdienst. Manche wo man sich fragt wie die an den Job gekommen sind und manche wo man froh ist das sie da sind. Das sind welche die sich aber auch von sich aus zu uns setzten oder gleich vor der Tür stehen.

Bis auf Drohungen und Anschreien bin ich was Körperliche Gewalt angeht in den letzten 1,5 Jahren verschont geblieben. Allerdings ist die Psychische Gewalt schon echt übel bei uns. Uns wird gedroht oder man baut Druck mit Präsenz auf. Unser chef lässt es zu das wir unsere Namensschilder verdeckt tragen. Bzw. der Nachname ist nicht kenntlich. Will sich einer über uns Beschweren geben wir die Personalnummer und nicht den Namen. Wir melden uns nicht mit Namen am Telefon. Leider werden unsere Ärzte des öfteren in öffentlichen Medien diskreditiert. Ihr Name steht schlichtweg auf dem Arztbrief.

Bisher ist mir nicht aufgefallen das man Fotos von mir gemacht hat, aber eine Kollegin wurde vor kurzen wohl mit der Motivation sie in sozialen Netzwerken anzuprangern, fotografiert. Das konnte zum Glück verhindert werden. Es kam auch schon vor das Kollegen beim einkaufen erkannt und angegangen wurden.
 
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Ach du lieber Himmel, da wollte/könnte ich nicht arbeiten. So gut kann kein Team sein, dass ich mich einer derartigen Gefahr aussetzen würde. Obwohl... ich habe eben deinen anderen Strang gelesen ... du verlässt ja diese ZNA. Aus guten Gründen! Ich wünsche dir viel Erfolg (Sorry für´s OT)
 
Für die ZNA muss man natürlich ein Mensch sein. Mich hat das bisher gar nicht so tangiert.

Für mich ist dieses unfassbare Pat.aufkommen und Nichtigkeiten ein Problem. Wir machen soviel nicht unbedingt unsinniges aber übertriebenes. Also zu dem hohen Pat.aufkommen kommt dann noch enorm viel zusätzliche Arbeit. Ein Beispiel. 20 Jährige mit brennen beim Wasserlassen kein Fieber, kein Flankenschmerz, bekommt nen U-Status, Blutentnahme und damals noch sogar ein EKG weil das bei Internistischen Pat. eben der Hausstandart ist und wehe das EKG war nicht da. Da wird noch ein EKG nachgefordert um den Pat. nach Hause zu entlassen. Das gleiche bei Jungen Männern mit Halsweh etc. Wir haben Pat. die lassen sich mal eben ein Popliges unauffälliges Hühnerauge ausgraben. Den schickt keiner weg... und bitte vorher noch die Gerinnung nehmen. 2. Meinung zum Befund vom Papa, gibt es auch bei uns nach dem der Sohnemann mal Feierabend gemacht hat. Das macht mich wahnsinnig.

Das macht mich fertig und deswegen gehe ich. Dazu dann noch die lange Verweildauer der Pat von min 6-72h. Wir haben eine Verweildauer bei amb Pat von ca. 10h. Diese Pat. und Angehörigen kosten einen Nerven das geht auf keine Kuhhaut. Und davon haben wir durchschnittlich 45 plus ihre Angehörigen im Spätdienst da. Ratet mal welchen Dienst ich am meisten habe da ich keine eigenen kleinen Kinder habe. Dazu haben wir dann noch Pat. die wir im Schockraum liegen haben, die wir nicht los werden weil kein einziges Intensivbett mehr frei ist. Gerne Intubiert z.n. ROSC, Status E. etc.

Der RD schüttet uns derweil mit Bagatellen zu weil der Oberbürgermeister an den Transporten mit verdient. Der Chefarzt unterbindet das nicht und nimmt fröhlich weiter an. Auf der anderen Seite sind unsere NFS, vom LOA Rettungsdienst mal eben die Eier abgeschnitten weil man ihnen sämtliche Analgetika WHO 1 und WHO 2 vom RTW genommen hat. So kommen bei uns vor Schmerzen schreiende Pat an. ohne NEF da man mal eben Load n Go macht, da das für den Pat. kürzer ist als das NEF nach zufordern.

Wir haben täglich spätestens ab 11 Uhr Overcrowding und um 17 Uhr kommt dann nochmal ne Welle.

Nicht die Clans die einmal im Monat bei uns vorbei kommen und sich zwar unverschämt benehmen aber selten gefährlich werden sind unser Problem, sondern die Ausbeuterei der Pflegekräfte und Assistenzärzte. Wirklich die Ständige Frage "wie lange dauert es noch" oder "das ist einen Notaufnahme warum muß ich so lange warten"? (Natürlich schiebt der Internist das Blutlabor der 18 Jährigen mit Cysitis vor sich her). Wir werden von den normalen Bürgern bedroht, weil's so lange dauert. Die Clans sind nur nervig.

Das zum OT um zu klären warum ich gehe.
 
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