Ist neuer Mitarbeiter für unsere Station geeignet? - Austausch mit anderen PA

Zodac19

Junior-Mitglied
Registriert
24.06.2004
Beiträge
92
Beruf
Fachkrankenpfleger Onkologie und Palliative Care
Akt. Einsatzbereich
Onkologie
Funktion
Freigestellt
Hallo,

ich habe leider kein bereits existierendes Thema dazu gefunden und erstelle jetzt einen neuen Tread.

Zur Situation: Haben seit Anfang März 2014 eine neue Mitarbeiterin bekommen. Kollegin, Anfang 50, arbeitete seit 13 Jahren im HNO-OP, und wollte gerne in eine Poli- oder Tagesklinik, in der sie nur noch Regelarbeits-Dienste arbeiten wollte. Das hat nicht geklappt und sie hat sich bei uns auf die Station versetzen lassen (HNO-OP - Station -> gleicher Arbeitgeber im gleichen Krankenhaus).

Man merkt ihr zum einen an, dass sie mit dem Schichtdienst nicht warm wird, aber das größere Problem ist, dass sie einfache Dinge, wie z.B. manuella RR-Messung und Blutzucker-Messung, sowie andere alltägliche Routinehandlungen nicht beherrscht. Meine Leitung meinte, die kann gar nichts. Ich noch: Die war 13 Jahre im OP (nur instrumentieren, etc.).

Davon abgesehen, dass wir davon ausgehen, sie bleibe bei uns, bis sich im Krankenhaus etwas Richtung Poli- oder Tagesklinik ergibt, und sie seit 13 Jahren nur im OP gearbeitet hat, komme ich zur Erkenntnis, dass sie eine lange Einarbeitungszeit benötigt (ca. 3 Monate).

Die Frage ist, investiere ich jetzt viel Zeit, Mühe und Schweiß in die Einarbeitung (viele Tätigkeiten müssen von Grund auf neu beigebracht und erlernt werden), und dann haut sie in einem halben Jahr wieder ab? Wie seht ihr das? Was für Möglichkeiten habe ich? Hattet ihr schon einmal ähnliche Probleme? (Ich weiß, neue Mitarbeiter können auch innerhalb der Probezeit gehen. Aber diese Kollegin kündigt neuen Wechsel ja schon direkt an?)

Gruß,

Zodac19
 
Hallo Zodac,

wie soll eine Kollegin, die 13 Jahre weg von der Pflege war diese, von dir als Routinehandlungen bezeichneten Tätigkeiten können?
Sie war schließlich NUR im OP und hat NUR instrumentiert:(
Und Gott sei Dank hat sich die Pflege weiterentwickelt, sonst wäre es ja ein leichtes nach vielen Jahren ohne Pflege einfach mal zu dort weiterzumachen, wo man aufgehört hat.

Denk mal um und versetze dich als Neuling in den OP -- da fängt deine Einarbeitung auch bei "Adam und Eva" an und die dauert bei mir mind. 6 und max. 18 Monate, bis das komplette Spektrum einigermaßen erlernt ist.

Selbst wenn sie den Wechsel schon ankündigt, heißt das noch nicht, dass es auch so funktioniert. Also steige von deinem hohen Ross runter und mach deine Praxisanleitung. Die Anmerkung deiner SL spricht sehr für die soziale Kompetenz ihrerseits.

Ich hatte und habe immer wieder Mitarbeiter gehabt, die entweder nicht geeignet für den OP waren, sich das ganz anders vorgestellt oder plötzlich die richtige Stelle gefunden hatten.
Es wurde in jeden neuen Mitarbeiter investiert, egal ob es sich für die Abteilung gelohnt hat oder nicht.

Dein Anspruch als PA sollte eigentlich sein, die neue Kollegin soweit zu bringen, dass sie gut im Team ankommt, ihre nicht mehr präsenten Fähigkeiten wieder erlangt und sie den Wechselgedanken weit weg schiebt.

LG opjutti
 
Hallo,

das leidige Thema Kommunikation in Foren. Du liest nur das was ich schreibe, erkennst aber keinen meiner Gesichtsausdrücke, Mimik, Gestik und auch nicht die Tonlage.

Ich bin erstens nicht "auf dem hohen Ross, muss also auch nicht runtersteigen!" Punkt dazu. Nummer zwei, ich selbst wäre im OP auch bei "Adam und Eva", ich weiß bescheid. Ich finde es immer wieder lustig, wie schnell man in diesem Forum gleich angegriffen wird, anstatt, dass man mir hilfreiche Tipps gibt bzw. dass ein kollegialer Austausch stattfinden kann.

Natürlich habe ich die Kollegin vor meiner Leitung damit in Schutz genommen, dass ihr viele Dinge einfach schwer fallen bzw. wieder neu erlernen muss: Die war 13 Jahre im OP. Nicht alles gleich negativ aufnehmen, bitte.

Also, wenn mir jemand bitte konstruktive Kritik und Anregungen mitteilen kann, gerne. Bin dafür offen.

Gruß,

Zodac19
 
Also, wenn mir jemand bitte konstruktive Kritik und Anregungen mitteilen kann, gerne. Bin dafür offen.
Zodac19

Genau das hat opjutti doch getan...

Dein Anspruch als PA sollte eigentlich sein, die neue Kollegin soweit zu bringen, dass sie gut im Team ankommt, ihre nicht mehr präsenten Fähigkeiten wieder erlangt und sie den Wechselgedanken weit weg schiebt.

LG opjutti

Und genau das würde ich dir auch empfehlen. Als PA sollte man sich schon auf die einzuarbeitenden Kollegen einstellen können, egal was für ein Vorwissen sie haben. Und selbst wenn sie in einem Jahr wieder geht...sie soll euch doch JETZT unterstützen können, oder ?
 
Du weißt doch bei keinem neuen Kollegen, wie lange er auf Station bleiben wird und ob sich die Einarbeitung, nur auf den zeitlichen Nutzen gesehen, "lohnt". Nüchtern betrachtet hast Du bei dieser Kollegin sogar mehr Sicherheit, dass sie bleiben wird. Eine Probezeit mit kurzer Kündigungsfrist wird sie nämlich, nach mindestens 13 Jahren in Betrieb, nicht haben. Schwangerschaft und Erziehungszeit sind ebenfalls unwahrscheinlich.

Es ist Deine Aufgabe (zusammen mit Deiner Leitung), der Mitarbeiterin eine Einarbeitung zu ermöglichen. Ich weiß - weil ich auch mal eine solche Kollegin hatte - dass Normalstation nach der OP-Pflege gewöhnungsbedürftig sein kann. Es kann schiefgehen. Aber wenn Du so negativ rangehst wie im obigen Beitrag ("wird ne lange Einarbeitung", "kündigt den Wechsel schon an"), dann befürchtete ich eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Watzlawicks Anleitung zum Unglücklichsein lässt grüßen.

Die Techniken, die sie verlernt hat, bringst Du doch auch den meisten Azubis bei. Was ist daran bei der neuen Kollegin problematisch?
 
Hallo,

danke, Claudia.

So stelle ich mir konstruktive Kritik und Anregungen vor. Du holst nicht gleich die Keule raus. :-)

Ich werde am Ball bleiben. Danke

Gruß,

Zodac19
 
Bei der Beschreibung des Wechsels vermute ich mal, dass der AG "sanften" Druck ausgeübt hat. Da will jemand in die Poliklinik, weil der OP wohl mittlerweile zu belastend ist ... und landet im 3 Schicht-System. Ich frag mich immer wieder, was AG sich bei solchen Versetzungen so denken bzw. bezwecken.

Jedenfalls dürfte die Sache für beide Beteiligten nicht unbedingt leicht sein. Hier kollidieren einfach die Bedürfnisse und das lässt sich nur schwer wegreden.

@Opijutti- du hast doch Erfahrungen. Wo kann man andocken? Was bringt die Kollegin an Kompetenzen mit auf die Station, die man erst mal nutzen kann?

@Claudia- es ist schon etwas anderes, wenn ich einem Azubi die Tätigkeiten beibringe. Wir erinnern uns an den hehren Anspruch, das der Azubi erst die Fachkenntnisse vermittelt bekommen soll, bevor er etwas machen darf. Der dürfte ja nicht außer Kraft gesetzt werden, wenn wir uns treu bleiben wollen im eigenen Anspruch.

Mit 50 dressiert zu werden um möglichst schnell die Kollegen zu entlasten, ist nicht jedermanns Sache. Hintergrundswissen muss viel in Eigenregie erfolgen. Mit 50 wächst aber das Bedürfnis nach Erholung nach 8 Stunden Dienst. Das dürfte hier besonders der Fall sein, wenn man bedenkt, welcher Wunschbereich angegeben wird.

Ich möchte jedenfalls nicht in der Haut der Kollegin stecken- eine Leitung, die der Vorgabe der PDL folgt. Ich möchte auch nicht in der Haut des TE stecken, der so sensibel ist und die Not der Kollegin erkennt. Eine Lösung des Konfliktes scheint mir unmöglich. Ich würde der Kollegin empfehlen sich anderweitig umzuschauen- so lange es die Gesundheit noch zulässt. Bossing kann krank machen.

Elisabeth
 
Ich fände jetzt noch interessant, ob es eine KS ist, oder eine OP-Fachkraft??
Ist es eine KS, setze ich auch nach 13 Jahren vorraus, das sie RR und BZ messen kann. Denn das hat sich nicht verändert und ist wie Fahrrad fahren.
Und auch noch andere Dinge.
Ist es eine OP-Fachkraft, ist es eine andere Situation.
Dafür weiss sie vielleicht dann ganz viel über Anantomie?
Wichtig hätte ich gefunden, das so etwas kommunziert wird. Und das z.B. eine längere Einführungszeit von Anfang an eingeplant wird. Verkürzen kann man immer.
Lohnen wird es sich, wenn die MA auch ihren Teil dazu beiträgt und nicht in ihrem Frust im Schichtsystem zu sein, versinkt.
Denn Schichtsystem hat ja auch Vorteile.
 
Wenn sie 13 Jahre im OP war, wird sie Krankenschwester (-> Fachkrankenschwester für den Operationsdienst) sein. Die OTA-Ausbildung gab´s damals noch nicht.
Eine von Anfang an geplante längere Einarbeitungszeit hätte ich auch für sinnvoll gehalten. Oft geht sowas ja dann wirklich schneller als geplant, wenn man erstmal "mittendrin" ist.

Gruß
Die Anästhesieschwester
 
Also, es hat sich herausgestellt, dass die Mitarbeiterin bereits 20 Jahre im Neurochirurgie-OP tätig war und keine Fachweiterbildung OP hat. Durch den immensen Druck auch im OP-Bereich (mehr OP's hintereinander, Schüler als Springer, Hygiene bzw. Qualität durch fehlende Mitarbeiter am sinken, Bereitschaftsdienste/ Notdienste mehrfach auch hintereinander wegen mangelnden Nachwuchses im OP, etc.) hat sich die Mitarbeiterin entschieden, sich nochmals zu verändern. Wobei ich meine, dass der Druck gerade auf Normalstation schon enorm ist.

Sie hat mir auch mitgeteilt, dass sie sich in einigen Dingen schwer tut (manuelles RR-messen, usw.). Und ja, die Leitungen erwarten, dass sie in 2-3 Wochen einigermaßen fit ist, damit sie in der beginnenden Urlaubszeit voll einsetzbar ist. Meine Leitungen haben leider dafür kein Verständnis, dass die Kollegin sich bei uns schwer tut (aus oben genannten Gründen). Sie meinte auch zu mir, dass sie nicht zwingend in eine Tagesklinik will, aber die ständigen Bereitschafts- und Notdienste im OP haben Sie psychisch krank gemacht. Nachdem ich aber jetzt mit ihr auch gearbeitet habe, sehe ich zwar, dass sie für vieles noch sehr lange braucht - kein Wunder, aber sie hinterfragt vieles (Verständnisfragen, nicht negativ gemeint) und wenn sie sich unsicher ist, fragt sie auch nach. Gibt viele Neue, die einfach mal machen.

Wobei ich in einigen Beiträgen gelesen habe, dass eine Einarbeitungszeit im OP von 6 Monaten normal ist. In welcher Klinik wird den bitteschön darauf noch Rücksicht genommen. Bei uns ist nicht länger wie 4 Wochen drinnen. Da hat unsere PDL schon ihr Auge drauf!

Gruß,

Zodac19
 
Deine Kollegin kann sich sehr glücklich schätzen so eine einfühlsame Begleitung zu haben. Und es ist zu hoffen, dass die Leitung diese- deine Arbeit- nicht wieder kaputt macht. Allein- ich glaube, dass diese Hoffnung sich nicht erfüllen wird. Nicht umsonst hat man den Wechsel in einen Bereich ohne Schichtdienst verweigert.

Elisabeth
 
@ Elisabeth!

Als ich muss gestehen, ich könnte nach 32 Jahren im OP auf keiner Station einfach so zum Alltag übergehen. Ich müsste auch bei "Adam und Eva" anfangen. Allerdings verlernt man bestimmte Fähigkeiten nicht, z. B. Blutdruck und Puls messen.
Im OP ist der Tagesablauf nicht pflegerisch ausgerichtet, sondern eher funktionell. Wir arbeiten zwar auch am Patienten, aber unser Anspruch ist, den Patienten durch den operativen Eingriff wieder zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Und dafür stellen wir die technischen Hilfsmittel entsprechend der OP-Art zur Verfügung.
Was auf Station, aber auch im OP wichtig ist, ist eine korrekte Dokumentation.

Aus unserem OP ist diesen Schritt noch keiner gegangen. Wir haben aber auch keinen BD, ND und Wochenenddienst und schaffen Raum für "altgediente MA", damit sie weiter in unserem Bereich bleiben können.

@ Zodac!

Ich wollte dir eigentlich nicht auf den Schlips treten, aber einige Bemerkungen haben mich einfach geärgert. (Nur instrumentiert, nur OP!)
Bei uns dauert die Einarbeitung tatsächlich mind. 6 Monate. Und unsere neuen MA werden in dieser Zeit und auch später beim Erlernen neuer OP-Techniken von engagierten PA (der du ja auch bist ) begleitet.

LG opjutti
 
Ich denke, dass es einfach die massive Verunischerung der Kollegin macht, dass sie selbst beim "Fahrradfahren" Probleme hat. Und sein wir ehrlich- nicht bei jedem Pat. ist es leicht, RR und Puls zu finden.

Wohl dem Kollegen, der trotz Alterseinschränkungen in seinem Team bleiben darf.

Elisabeth
 
Gleiches Thema - andere Brille :
Es gibt bei den "Langkitteln" doch den Facharzt für Allgemeinmedizin.
Irgendwie sollte man es mal auf den Pflegebereich übertragen.:freakjoint:
 
Sie hat mir auch mitgeteilt, dass sie sich in einigen Dingen schwer tut (manuelles RR-messen, usw.). Und ja, die Leitungen erwarten, dass sie in 2-3 Wochen einigermaßen fit ist, damit sie in der beginnenden Urlaubszeit voll einsetzbar ist. Meine Leitungen haben leider dafür kein Verständnis, dass die Kollegin sich bei uns schwer tut (aus oben genannten Gründen).
[...]Bei uns ist nicht länger wie 4 Wochen drinnen. Da hat unsere PDL schon ihr Auge drauf!

Ich bin zwar selbst beruflicher Neuling, aber ich denke, das Wichtigste bei der Anleitung eines Mitarbeiters ist in erster Linie die Kommunikation. Warum bestehen Unsicherheiten? Zusammen überlegen, wie man sie am effektivsten "ausradieren" kann. Zu allererst: Ist die Bereitschaft seitens der neuen Kollegin da? Ansonsten kann man Jahre quatschen & es wird nix bringen. Man muss sich halt auf den Menschen einlassen.
Positiv ist dann ja, dass sie sich dir öffnet & Unsicherheiten schildert, Fragen stellt,... ist doch eine wichtige Voraussetzung für die Einarbeitung. Gerade wenn sie auch psychische Faktoren anspricht, geht es doch gar nicht um die Tätigkeiten an sich...sondern um ihre Ängste / Unsicherheit, die ihr bei der praktischen Umsetzung im Wege stehen.

Dass man einer neuen Kollegin nur 4 Wochen Einarbeitungszeit gibt, finde ich beängstigend - und das, obwohl mir "Basics" als Frischling mehr als bekannt sind. So gibt man ihr eigtl. von vorn herein gar keine richtige Chance...

Ich habe im September letzten Jahres im neuen Haus auf einer Station angefangen, deren Fachrichtungen mir völlig unbekannt waren... Meine Einarbeitungs- & Probezeit ist rum & erlebe immer noch Situationen, in denen ich nachfragen muss. :gruebel:
 

Ähnliche Themen