Hydrocolloidverband zur Prophylaxe eines Dekubitus?!

Alleine als Prophylaxe eine Wechseldruckmatratze? Wenn man sich selber einmal nur eine kurze Zeit in eine solche gelegt hat weiss man, dass das eigene Körpergefühl vollkommen gestört wird. Durchgangssyndrom wird ausgelöst, völlige Desorientierung, Immobilität wird gefördert...zudem der Irrglaube nicht mehr lagern zu müssen!

Also das es vom Lagern nicht entbindet sollte ja klar sein..aber eine Desorientierung haben wir nicht festgestellt.
Bei uns sind die meisten froh, diese Dinger zu haben..
"Seid dem ich die Matraze hab lieg ich viel besser" haben wir sehr oft gehört (Klienten sind dabei noch Orientiert.)
Das, was die Meisten stört, ist das Summen der Pumpe.
Dies gibt sich aber nach ner Zeit.
 
Servus Engel182,
schade, dass so unbedarft mit Hilfsmitteln umgegangen wird. Ein paar Beobachtungen die bei Patienten gehäuft gemacht wurden, wissenschaftlich nachgewiesen (Quelle: Dekubitus-Ratgeber - Dekubitus - Immer noch ein Pflegeproblem ? !)


  • eine negative Gewöhnung (Degenerative Habituation) auf Grund ständig wiederkehrender, gleichförmiger Reize
  • Störung des Körperbildes und der körperbezogenen Wahrnehmung
  • Koordinationsstörungen
  • Umweltreize können fehlinterpretiert werden
  • Räumliche und zeitliche Desorientierung
  • Kommunikationsstörungen
  • Verhaltensauffälligkeiten
  • Emotionale Störungen
  • Verstärkung vorhandener Schmerzsymptomatik durch hohe Hubbewegungen und temporäre Spitzendrücke
  • Beeinträchtigung der Schlafqualität durch Geräusche, Vibrationen sowie eine unphysiologische Liegeposition
  • Negative Veränderungen des Haut- und Bettklimas
  • Eingeschränkte Beweglichkeit, dadurch Förderung von Kontrakturen
  • Mögliches Auftreten von Spastiken
  • Negative Beeinflussung des Wohlbefindens des Patienten durch mangelnde, bedürfnisgerechte Anpassbarkeit
 
Hmm, lieber 4h nachts als lagerungsfreies Intervall auf ner WDM, oder 4h auf ner normalen matratze, dafür inkl der Entwicklung eines Dekubitalulceras?

Ich setze unsere WDM auch schonmal "prophylaktisch" ein. Will heißen, nachdem ich gemerkt habe, wie schnell der Pat rot wird und ich merke, dass ich es nicht schaffen kann dem ohne dieses Hilfsmittel entgegen zu wirken...

Im Übrigens bin ich aber auch eher derjenige, der die Pat da wieder runter holt, wird zu larifari mit umgegangen...
 
Wir hatten glaube ich EINE Klientin, die durch die WDM immobilisiert wurde...
Sie lag meist in einer Kuhle und kam durch ihre Körpergröße nicht vorwärts...bei Ihr haben wir die Matraze heraus genommen und sie ist nun fitter als mit und hat auch eine tolle intakte Haut.

Aber das ist die totale Ausnahme .
 
"Das, was die Meisten stört, ist das Summen der Pumpe.
Dies gibt sich aber nach ner Zeit."

Mir ist in der Vergangenheit aufgefallen, dass auf Fehlfunktions-Warnanzeigen dieser Pumpen von PKs nicht immer korrekt reagiert wird, also Meldung "nach Oben", gemäß Herstellerhinweis bei Gerät von Patient X ist entsprechend zu verfahren.

Hat mir vor Jahren schon öfter einen "anschwellenden Hals" getriggert weil ich als Angehöriger ausser gut zureden oder Beschwerdeandrohung keine weiteren Optionen hatte.

Was das Summen betrifft, so kann ich mir vorstellen, dass bei der haustechnischen Planung neuer Häuser ein zentrales System die entsprechenden
Betten versorgt. Dann hört es mit dem Summen auf. die Wechselintervalle sowie die Druckverhältnisse müssten dann halt durch zeitlich einstellbare bzw. programmierbare Druckminderer am Bett zu bedienen sein.

Sorry, klingt vielleicht nicht so ganz "pflegemäßig". :smoking:
 
ALso ich habs häufig, dass die Pat sich nicht vernünftig mobilisieren können auf der WDM! Matratzenwechsel und es geht aufwärts...

Aber das ist völlig OT, wir sollten wieder zum Thema zurück kommen!
 
Wir hatten das Thema "Dekubitusprophylaxe" in der Schule und unsere Lehrerin hat uns eingebläut das wir nicht zur Prophylaxe Bepanthen nehmen sollen!
Also auf keinen Fall vorsorglich einen Hydrocolloidverband draufkleben, das ist ja total unsinnig!:schraube:
Bei Grad I. kann man das ja mit Bepanthen machen...
 
Wir hatten das Thema "Dekubitusprophylaxe" in der Schule und unsere Lehrerin hat uns eingebläut das wir nicht zur Prophylaxe Bepanthen nehmen sollen!
[...]
Bei Grad I. kann man das ja mit Bepanthen machen...
Na was denn nun?
 
Hallo Flop,

wie wirkt den Bephanthen bei Grad 1?

Entstanden ist das ganze ja durch zuviel Druck x Zeit, wie soll da irgendeine Salbe oder Creme helfen? Lese Dir eine vorangegangene Antwort von Elisabeth durch, dort steht genau beschrieben warum es völlig unsinnig ist Bei Dekubitus und dessen Prophylaxe irgendwelche Salben, Cremes oder ähnliches anzuwenden.

Grüße
Feldsalat
 
Ich glaub, da kann man sich den Mund fusselig reden. Die Azubis sehen auf Station: rot = Salbe drauf.

Hinterfragst du das (und anderes): Es war so, es ist so, es wird immer so sein. Wahlweise bei Azubis: Das habe ich aber so gelernt. (fragt sich nur wo)

Pflegediagnose, prozesshafzes Denken... vergiß es. Checklisten und Drehbuchstandards werden umgesetzt- der Verstand abgesetllt beim Betreten des Hauses.

Elisabeth
 
Hinterfragst du das (und anderes): Es war so, es ist so, es wird immer so sein. Wahlweise bei Azubis: Das habe ich aber so gelernt. (fragt sich nur wo)

Pflegediagnose, prozesshafzes Denken... vergiß es. Checklisten und Drehbuchstandards werden umgesetzt- der Verstand abgesetllt beim Betreten des Hauses.
Womit ich wieder an meinen Beitrag von letztens erinnern möchte:
"Ich habe es gelernt heißt: Ich habe es nicht verstanden." :besserwisser:

In meinem Blog hat jemand das sogar als Chance angesehen. Ich nicht. Ich bleibe bei dieser Aussage.
Mir reicht eben nicht irgendwelches Nachgeplapper. Das läuft irgendwann darauf hinaus: "Das haben wir schon immer so gemacht!"

Ich will, daß meine (künftigen) KollegInnen verstehen, warum. Und damit auch irgendwann überholtes Wissen per Verstand aktualisieren können. Wer nicht weiß, was und warum er tut, ist ein Roboter.
 
OT. ich muss mich als Azubi jetzt wehren. Das Verhalten wird uns teilweise vorgelebt. Wenn man eine Fachkraft holt dann wird manchmal einfach Mirfulan drauf geschmiert und gut wars. Und wenn man fragt warum Mirfulan, bekommt man antwort da sind Vitamine drin. Dann fragt Azubine ob Vitamine über Haut aufgenommen werden und wie sie gegen Ödembildung wirken wird sie als Nervensäge abgestempelt. Außerdem durch gewaltigen Personalmangel sind Azubis oft alleine gelassen. :freakjoint:
 
Aus den von uns beschriebenen Azubis werden leider die von dir beschriebenen Pflegekräfte.

Wenn also alle Azubis sich selbst die fehlenden Infos besorgen (und sei es hier im Forum)... dann dürfte es demnächste weder die einen noch die anderen geben.

*grübel* Warum glaub ich bloß net dran?

Elisabeth
 
Bei Grad I kann man aber nicht mehr von Prophylaxe sondern schon von Therapie reden, oder?? Ich verstehe deinen letzten Eintrag jetzt mal nicht als Angriff auf Azubis...
ich bin lernfähig :besserwisser:
aber ist doch klar das für mich Priorität hat, was ich in der Schule lerne. Habe nunmal noch nicht genug Wissen, um eventuelle "Fehlinformationen" zuordnen zu können:beten:
 
aber ist doch klar das für mich Priorität hat, was ich in der Schule lerne. Habe nunmal noch nicht genug Wissen, um eventuelle "Fehlinformationen" zuordnen zu können:beten:

Genau da liegt das Problem. Kinder in der Grundschule glauben noch alles, was ihnen der Lehrer erzählt. Da hast du als Mutter Probs sie zu überzeugen, dass die Aussage des Lehrers nicht so ganz stimmt.
Mit zunehmenden Wissen wächst auch die Fähigkeit zur Reflektion. Damit macht man sich beim Lejrer nicht beliebt und hier hatte ich dann Probs den Kindern beizubringen, den Lehrer nicht immer "vorzuführen".
Ist also nicht so einfach mit der Bildung.

Meine Kinder stehen dem vermittelten Schulwissen mittlerweile mehr als kritisch gegenüber und versuchen sich selbst Infos zu besorgen.Vielleicht haben sie das von der Mutter. Die war auch der Horror für jeden Ausbilder mit igren ständigen Fragen: warum, wieso, weshalb.

Mittlerweile bin ich erwachsen und kann mir selbst Infos besorgen. Ich hab gelernt, dass ich immer eine Grundlage brauche um etwas zu verstehen: Anatomie und Physiologie. Dann kommt die Pathologie nebst Pathophysiologie und erst dann die Therapie=Pflegemaßnahme. Früher musste ich noch Bücher wälzen, heute gibts Google.

Manchmal bedaure ich, dass wir nicht schon ehedem den Pflegeprozess entdeckt haben. Hätte viel Zeit gespart wenn man diese Methode schon früher verinnerlicht hätte.

In diesem Sinne: fragen, fragen, fragen...und selbst anfangen neue Wissensquellen zu suchen.

Elisabeth
 
Bei Grad I kann man aber nicht mehr von Prophylaxe sondern schon von Therapie reden, oder?? Ich verstehe deinen letzten Eintrag jetzt mal nicht als Angriff auf Azubis...
ich bin lernfähig :besserwisser:
aber ist doch klar das für mich Priorität hat, was ich in der Schule lerne. Habe nunmal noch nicht genug Wissen, um eventuelle "Fehlinformationen" zuordnen zu können:beten:

Auf die geschlossene Haut muss kein Pflaster..da hilft nur Druckentlastung.
Alles andere ist Geldverschwendung.
 
In diesem Sinne: fragen, fragen, fragen...und selbst anfangen neue Wissensquellen zu suchen.

Elisabeth

Danke, mach ich auch:D
@Engel: TUt mir leid, wenn das falsch rübergekommen ist, das meinte ich auch überhaupt nicht.. Schönen Abend noch
 
Hallo Zusammen,

Bepanthen gut und schön, aber zur Dekuprophylaxe gibt es sicherlich modernere Mittel. Wir setzen z.B. Cavilon Creme ein (Stuhl, Urin werden ferngehalten und die Haut bekommt gleichzeitig eine Feuchtigkeitspflege) und und evtl. noch einen Transparentverband um Scherkräfte auszuhebeln. Klappt prima!! Druckentlastung natürlich nicht vergessen!!
 
Ich habe da eine vielleicht etwas seltsame Antwort.

Meinem Zwergkaninchen mußte aufgrund eines Fibrosarkoms ein Hinterbein abgenommen werden. Ganz schnell war so auf dem anderen Beinchen zu viel druck und er hatte einen dicken Dekubitus auf dem Hinterlauf, so das er kaum noch laufen konnte. Es war schon offen und da sagte die Tierklini ich sollte Hydrokolloidverbände drauf machen. Das ging aber nicht, da die viel zu groß waren. Dann haben wir es mit Hydrokolloid Blasenpflastern versucht, weil die genau auf die Pfote paßten. Und das war die schlechteste Idee die ich je gehört hatte. Nach nichtmal 24 Stunden hat sich dieser weiße Fleck gebildete und kurz danach ist dieses ganze flüssige Gelzeug ausgelaufen, in die offene Wunde rein. Es war alles verklebt, das Fell in der Wunde mit dem Gel und dem Tupfer. Wir mußten mühselig alles rausschneiden und das hat ihm super weh getan. Seitdem bin ich mit dem Thema Kolloidverbände durch und würde die selbst bei mir niemals anwenden.
Letzendlich haben wir es offen gelassen und gar nichts daran gemacht und jetzt scheint es das erste mal nach 3 Monaten zu heilen!

LG
 
*kopfschüttel* ich kann mich nur wundern ob so wenig Hintergrundswissen.

Es ist gerade gewünscht, dass Hydrokolloide Exsudat auffangen und wenn sich soviel Exsudat entwickelt, sollte man ein anderes Produkt wählen- und ebend nicht irgendein Produkt. Bei einer offenen Blase am Fuß musst du niemals mit einer so großen Exsudatmenge rechnen, dass sich das Pflaster abhebt.

Vielleicht magst dich ja mal hier: Wundkompendium durcharbeiten bezüglich der Wundheilung- dürfte da zwischen Karnickel und Mensch keine so gravierende Unterschiede geben.
Auf der Seite gibt es auch einen Link zu einer Produktdatenbank, die dir sicher auch nochmal einen vertiefenden Einblick in die Möglichkeiten vermittelt.

Elisabeth
 
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