Hilfe beim Zuordnen der verschiedenen Beatmungsformen

bloodymermaid

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Guten Tag, ich mal wieder.
Bin immer noch bei der Weiterbildung und habe Probleme die Beatmungsformen den Krankheiten zu zuordnen. Ich verstehe natürlich, was jede einzelne Form ausmacht. Aber dennoch.Die Formen die wir lernen müssen sind die PCV, APCV, PSV, VCV, SIMV, CPAP. Hier meine Fragen:

PCV: Nach meinem Verständnis, ist dies ja eine vollkommene Kontrollierte Beatmung, bei der dem Patienten so gut wie alles vorgegeben wird. Außer natürlich der Spitzendruck und das VTI sind variabel. Aber wenn doch alles vorgegeben ist, ist das ja bei Menschen die noch einen Atemantrieb haben unnötig. Also bei was genau wird diese Form genutzt? Ist diese Form eher angebracht bei Menschen wo zB die Muskeldystrophie so weit fortgeschritten ist, dass die Atemmuskulatur viel zu schwach ist und sie keinen Trigger mehr auslösen könnten?

APCV: Ist wie die PCV. Außer dass hier ein Trigger hinzu gegeben wurde. Was ja bedeutet diese Beatmung ist eine assistierende Beatmung. Hier muss der Patienten aber den Atemreiz selber auslösen. Weiterhin ist noch zu erwähnen, dass hier noch I:E und AF variabel sind. Ich würde diese Beatmungsform, Leuten mit neuromuskulären Erkrankungen zu ordnen. Wie ALS oder Muskeldystrophie.

PSV: Diese Druck kontrollierte Beatmung müsste ja durch den Trigger auch assistierend sein, oder? Ich habe auch gelernt, dass hier AF und VTI auf ein minimum eingestellt wurden, so dass trotz ausbleibenden Atemzugs, ein minimum ventiliert wird. Und da diese Beatmung eine gesunde Atemmuskulatur, Atemregulation und neuromuskuläre Übertragung voraussetzt, dürfte diese ja für ALS´ler etc nicht gut sein. Aber meine Frage, für wen dann? Bei der COPD sind ja die Muskeln geschwächt. Oder reicht es bei der COPD trotzdem dass ein Atemreiz ausgeübt wird für diese Form?

VCV: Bei der Volumen kontrollierten Form, wird ja AZV hoch appliziert. Wird dies nur bei Narkose bei Operationen verwendet? Durch die Gefahr der Spitzendrücke, ist sie doch eigentlich anderweitig nicht oft oder lange einsetzbar? Was wären denn Erkrankungen, bei der man diese einsetzt?

SIMV: Ist ja eine Mischform von Druck und Volumen kontrolliert. Ist aber sehr anstrengend und wird zum Training verwendet. Also auf der Weaning zur Entwöhnung, richtig?

CPAP: Hier wird ja ein hoher Luftstrom (FLOW) der Lunge appliziert. Nutzt also zum offen halten der Atemwege. Also sollte diese Form ja anwendbar sein bei Status Asthmaticus, oder COPD und Schlafapnoe oder? Ist hier eigentlich ein höchst Spitzenwert eingegeben im Gerät? Ich weiß zwar dass sie eigentlich nicht Druck kontrolliert ist, aber durch den hohen Flow ergibt sich ja trotzdem ein Druck?

Sorry für die Fragen. Ich habe das Gefühl ich verstehe es und dann wiederum nicht. Ich glaube ich hänge mich an bestimmten Punkten mit Fragen selber auf >.<
 
Moin Bloodymermaid

Da scheint wirklich einiges durcheinander geraten zu sein. Folgende Ausführung sind auf die außerklinische Beatmung gemünzt!!

PCV pressure controlled ventilation

Zeitgesteuert
fixe mandatorische (maschinelle) Atemfrequenz
Druckkontrolliert , Inspirationsdruck wird nicht über- oder unterschritten (Spitzendruck also auch fix)
Volumen variabel (wie geschrieben)
Kann zur maximalen Entlastung der Atempumpe bzw. bei fehlenden Atemantrieb genutzt werden.

VCV volume controlled ventilation

Zeitgesteuert
fixe mandatorische (maschinelle) Atemfrequenz
Volumenkontrolliert nach Vorgabe durch Anwender
Druck (Spitzendruck) variabel
Kann zur maximalen Entlastung der Atempumpe bzw. bei fehlenden Atemantrieb genutzt werden.

APCV assisted pressure controlled Ventilation

Sicherheitsatemfrequenz wird durch den Anwender vorgegeben.
Der Patient kann einen PCV Hub antriggern. Dieser wird wie eingestellt appliziert.
Triggert der Patient nicht wird mit der Sicherheitsfrequenz mandatorisch beatmet.
Entlastung der Atempumpe.

PSV pressure support ventilation

Patient triggert und steuert jeden Atemzug. Der Respirator unterstützt bis zum eingestellten Druck. Pat. bestimmt Atemfrequenz und Atemzugvolumen. Bei Apnoe keine Ventilation!
Entlastung der Atempumpe.

SIMV
Kombination von VCV oder PCV und PSV . Im schwierigen Weaning nicht empfohlen! Schlechte Entlastung der Atempumpe durch Wechsel von mandatorischen zu unterstützen Beatmung.(Siehe Leitline prolongiertes Weaning)
mandatorische Atemfrequenz ist fix. PSV bei Atmung auf dem unteren Druckniveau.

CPAP- keine Beatmung - beschreibt lediglich einen positiven Atemwegsdruck in allen Phasen der Spontanatmung. Kann als Demand CPAP oder auch Highflow CPAP generiert werden. Gut im Lungenödem oder bei pulmonalen Infekten zum
alveolären recruitment wird aber natürlich auch beim obstruktiven Schlafapnoe eingesetzt.. Bei hyperkapnischer respiratorischer Insuffizienz sollte eine Beatmung eingesetzt werden.

CPAP erhöht die FRC.Der eingestellte CPAP Druck ist fix. Der Druck schwankt abhängig von der eingesetzten Technik und der Patientenatmung um den CPAP Druck. Optimal wäre ein stabiler Druck. Inspiratorisch kommt es um Druckabfall exspiratorisch zum Druckanstieg.

Grundsätzlich gilt umso weniger Atemarbeit umso bessere Erholung der Atemmuskulatur. Optimal regenerieren sich die Energiespeicher bei maximaler Entlastung. VCV und PCV sind also auch für einen COPD'ler eine Option, gerade wenn es um eine intermittierende Beatmung geht. Muss der Patient halt nur mit klar kommen.

Dies ist eine allgemeine Beschreibung der Beatmungsformen. Was die Hersteller daraus basteln ist teils unterschiedlich in der Funktionsweise. Auch werden Extras eingebaut.

Ein konkrete Zuordnung nach Krankheitbildern ist sicher schwierig. Vorlieben des Therapeuten, Situation und Toleranz des Patienten, eingesetzter Respirator ...
 
Dies ist eine allgemeine Beschreibung der Beatmungsformen. Was die Hersteller daraus basteln ist teils unterschiedlich in der Funktionsweise. Auch werden Extras eingebaut.
Was es auch nicht grade leichter macht, daß die Hersteller z. T. die gleichen Beatmungsformen verschieden bezeichnen; das macht es noch verwirrender.
 

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