Hautpflegeprodukte: welche nutzt ihr? Erfahrungen? Empfehlungen?

Uro-Pfleger

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Krankenpfleger
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freigestellter Praxisanleiter, RbP
Hallo liebe Kollegen,

im Rahmen der Implementierung des Osnabrücker Expertenstandards Dekubitusprophylaxe in unserer Einrichtung kommt mir als Mitglied der entsprechenden Arbeitsgruppe die Aufgabe zu, mich um eine die Überarbeitung der eingesetzten Hautpflegeprodukte zu kümmern.
Bis dato war bei uns (leider immer noch) Mirfulan Mittel der Wahl im Bereich Hautpflege bei Inkontinenz und Interigo.
Als ersten Schritt konnte unsere Arbeitsgruppe die PDL schon mal überzeugen, eine Probereihe mit Cavilon zu beginnen.

Nun zu meiner Frage an euch.

Was nutzt ihr in euren Einrichtungen an Hautpflegeprodukten, wie sind eure Erfahrungen damit, was könnt ihr empfehlen und von welchen Produkten würdet ihr auf jeden Fall abraten.

Schon mal Danke im voraus für hoffentlich viele hilfreiche Beiträge.
 
Die Ursache für die Entstehung eines Dekubitus sind Druck und Zeit. Auf welchen der beiden Faktoren wirkt Cavilon?

Elisabeth
 
Die Entstehung eines Dekubitus lediglich auf Druck und Zeit zu begrenzen ist meines Erachtens nach, nicht ausreichend. Nachweislich sind auch Reibungs- und Scherkräfte, Ernährung etc. sowie die individuelle Gewebetoleranz von entscheidender Bedeutung. Da Cavilon als Hautschutzfilm die Haut vor der schädigenden Wirkung der Feuchtigkeit schützt wird somit die individuelle Gewebetoleranz erhöht. Siehe hierzu auch u.a. Heike Lubatsch in "Dekubitusmanagement auf Basis des nationalen Expertenstandards" ISBN 3-89993-121-1 in den Ausführungen zum 4. Kriteriums des Expertenstandards.
 
Meine Erfahrung zeigt, dass die Zeit-Druck-Ursache stets in den Hintergrund tritt bei der Suche nach diversen Mittelchen zur Verhinderung des Dekubitus. Deshalb die etwas provokante Frage - Entschuldigung.

Zum Hautschutz vor agressiven Materialien haben wir uns bei intakter Haut für eine hydrophobe Basissalbe entschieden. Diese wird speziell von unserer Apotheke angefertigt.
Ist bereits ein Hautschaden (Achtung nicht mit einem Dekubitus verwechseln) aufgetreten, greifen wir zu zinkhaltigen Hautschutzsalben - ebenfalls Extraanfertigung. Zink wirkt hier adstringierend.

Beim Reinigen der Haut nach Stuhlgang versuchen wir gerade die Unsitte des Zellstoff- Reinigungsspray- Gerubbels wieder raus zu bekommen... hin zu Wasser und falls nötig Waschlotion.

Cavilon stand bei uns nicht zur Debatte - ich denke aus Kostengründen.

Elisabeth

PS: Danke für den Buchtipp. Ich hab mich bis jetzt an der Sonderausgabe der Heilberufe zu dem Thema orientiert und viel hier im Forum zum Thema gelernt.
 
Na gut, dir sei verziehen. Wobei ich gestehen muss, im ersten Augenblick war ich schon ein wenig irritiert. Hatte schon befürchtet, hier auf die selbe Engstirnigkeit zu treffen, wie bei einigen meiner lieben Kollegen. Bzgl. des Cavilon sehe ich auch Probleme aus ökonomischer Sicht. Wobei, wenn man den Preis für die Pumpsprayausführung (lt. Außendienstler ca. 9€) bei korrekter Anwendung mal ins Verhältnis zu anderen Preisen setzt, dann denke ich, ist es durchaus eine Alternative. Aber wir werden sehen.
Wie handhabt ihr denn das Problem der Hautinspektion bei der Zinksalbe? Meine Erfahrungen mit Mirfulan, welches als Hauptbestandteil ja Zink enthält, sind, dass Produktreste nur mit entsprechender mechanischer Kraftanwendung zu entfernen sind, was die ohnehin gereizte Haut natürlich noch mehr angreift. Und ohne dies ist eine adäquate Hautinspektion nicht möglich.
Außerdem ist Zink doch als Lokaltherapeutikum bei Wunden egal welcher Genese aufgrund der okklusierenden und austrocknenden Eigenschaften kontraindiziert. Dies wird von den gängigen Experten zu diesem Thema (Sellmer, Schröder etc.) einhellig bestätigt.
Das Problem mit Zellstoff und Reinigungsspray haben wir zum Glück nicht mehr, da entsprechender Pflegeschaum aus Kostengründen schon vor 3-4 Jahren abgeschafft wurde.
Gab natürlich am Anfang riesige Proteste, inzwischen haben sich aber alle damit abgefunden (Blieb ja auch nichts anderes übrig, oder?).
Wie handhabt ihr denn die tägliche Wäsche? Nutzt ihr, wie empfohlen, klares Wasser oder nehmt ihr immer Seife, Duschgel oder ähnliches?
 
Ich hatte dich so verstanden, dass es dir vornehmlich um die Problematik Inkontinenz geht mit dem Risiko eines Intertrigos geht. Das Intertrigo ist aber kein Dekubitus- hier ist die Schädigung der Haut auf die oberste Hautschicht (Epidermis) begrenzt. Die adstringierende Wirkung ist erwünscht.

Adstringentia
topisch anwendbare Mittel, die an Wunden u. Schleimhäuten durch Eiweißfällung oder -fixierung Membranen bilden. Wirkung: entzündungshemmend, desinfizierend, austrocknend u. Blut stillend. Wirkst.: v.a. Metallsalz-Lösungen, verdünnte Säuren, Formaldehyd, Gerbstoffe (Tannin). Anw. bei entzündl., infizierten u. juckenden Haut- u. Schleimhauterkrankungen sowie als Antihidrotika.
© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.

Wunde ist nicht gleich Wunde. Es kommt immer auf die Pathophysiologie der Verletzung an. Hautanatomiekenntnisse sind gefragt um den Hautarzt zu verstehen. *g*
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Im genital- analen Bereich ist die Entfernung von zinkhaltigen Salben ohne Öl undenkbar. Bei den Salben sollte man darauf achten, dass die Mischung stimmt. Zu "trockene" Salben mögen im ersten Moment gut abschließen, lassen sich aber schwerer entfernen. Deshalb die Tubenvariante: läßt sich dünn auftragen. Zinkhaltige Salben müssen regelmäßig enfernt werden- dürfen also nicht auf der Haut verbleiben. Ergo ergibt sich das Problem der unmöglichen Kontrolle nicht.
 
Hallo Elisabeth,

ist mir schon klar, dass ein Intertrigo kein Dekubitus ist.
Und nachdem ich da auch entsprechende In-House-Schulungen mache, behaupte ich mal, mich auch mit der Anatomie der Haut entsprechend auszukennen.
Ich denk mal, dass ist jetzt eine Frage der Interpretation der Quellen und der eigenen Ansicht.
Ich persönlich bin der Meinung, dass zinkhaltige Produkte in der modernen Krankenpflege keinen Platz mehr haben, da die negativen Eigenschaften nachweislich überwiegen. Auch wenn sie unter dem Gesichtspunkt der Kosten natürlich sehr günstig sind.
Bzgl. der Entfernung von Zinksalben mit Öl haben mehrere Autoren (u.a. Woltemade, IGAP Bremervörde, 2004) auf die negativen Auswirkungen von reinen Fettprodukten wie Öl, Melkfett o. Vaseline hingewiesen. Aufgrund der Abdichtung der Hautporen wird der Wämeaustausch unterbunden.
Das ist, in meinen Augen, wie die sprichwörtliche Wahl zwichen Pest und Cholera.
Ich bin da aber gerne zu Diskussionen bereit :streit: , find´s schön, mal jemanden mit entsprechender Fachkompetenz getroffen zu haben :beten: *g*.

Aber zurück zu meinem ursprünglichen Anliegen. Ich fänd´s schön, wenn mal einer ensprechende Produktnamen nennen würde (ich hoffe mal, das verstösst nicht gegen die Forumregeln).
 
Es ging mir eine zeitlang ähnlich wie dir: ich hab Zink verteufelt. Mittlerweile sehe ich das differenzierter. Ich denke, es ist für uns "Laien" schwierig zu beurteilen, was wann richtig ist.

Öl ist nicht gleich Öl, Zink ist nicht gleich Zink, usw.. Was uns fehlt ist eine pflegewissenschaftliche Grundlage die Thesen untermauert. Und da mangelt es gewaltig.

Ich hab mich im Netz nicht bei den Wundmanagern schlau gemacht, sondern bei den Dermatologen und Pharmazeuten. Ich denke eine intakte Dermis/ Corium läßt die Anwendung zinkhaltiger Präparate zu. Zinkhaltige Salben gelten in der Dermatologie als Mittel der Wahl bei dem irritativ-toxischen Ekzem (Analekzem).


Aufgrund der Abdichtung der Hautporen wird der Wämeaustausch unterbunden.
Wieso soll die Wärme gestaut werden? Und warum wird durch Hautporen Wärme abgegeben? Meinst du mit Hautporen die Öffnungen der Schweißdrüsen??? Bin jetzt doch etwas verwirrt.

Elisabeth
 
So wie ich es verstehe, ist mit dieser Aussage das komplette Abdichten der Haut, inkl. Schweißdrüsenausgänge, durch Fette gemeint. Sorry, wenn ich mich da missverständlich ausgedrückt habe.
Aber du hast Recht, da wäre ein spannendes Thema für EBN.
Mal schauen, ich bin ja noch jung, vielleicht raff ich mich eines Tages noch mal auf und drück die (akademische) Schulbank. Lust hätt´ich schon.
Wenn nur das Problem mit der Finanzierung nicht wäre.
 
Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen: Welche Hautpflegeprodukte könnt ihr empfehlen?

In unserem Haus gibt es neben einer W/O Lotion noch eine O/W Lotion- beides von Baktolan. Auf franzbranntweinähnliche Produkte wird verzichtet: Baktolan vital ist also nicht im Angebot. Dann gibts die bereits beschriebenen Hausanfertigungen. Hab ich was vergessen??? Waschlotion von Baktolan. Babyöl von Penaten- soll aber demnächst durch ein Naturöl abgelöst werden.

Wir haben uns mit der Wirkung der Produkte beschäftigt und uns dann an den Einkauf gewandt mit der Bitte ff. Produkte anzuschaffen: W/O- Lotion, O/W Lotion, Waschlotion, "Ölwaschlotion". Der Einkauf hat dann anhand der Kosten ausgesucht.

Wenn man Mitarbeiter fragt: was brauchst du in der Pflege? Da kommt dann oft: Penatencreme, Silonda, Penaten-Kamillenbad... . Und wenn man dann nach der Begründung des Einsatzes fragt kommt nicht selten: Penaten ist gut bei Inkontinenz, Silonda zieht schnell ein, Penatenbad ist auch für Babys gut. Damit kann ich wenig anfangen: es war so, es ist so, es wird immer so sein.

Elisabeth
 
danke für den link, seh mich jetzt eigentlich in meiner sicht der dinge bestätigt.
dexpanthenol find ich persönlich auch nicht verkehrt, da stellt sich mir nur die frage, inwiefern es als apothekenpflichtiges arzneimittel ohne anordnung unser ärztlichen kollegen nutzbar ist? wenn ich´s ohne anordnung nutze, bin ich da nicht rein formal in einer rechtlichen grauzone?
 
Hallo Uro-Pfleger,

wir benutzen Panthenolsalbe als Pflegeprodukt, ohne ärztliche Anordnung.
Ich habe mir noch nie Gedanken darüber gemacht, ob ich mich da in einer Grauzone befinde.
Panthenolsalbe ist auch in unseren Pflegestandards drin.

Schönen Sonntag
Narde
 
na dann werd ich das ganze mal mit unserer apotheke klären, und wenn wir´s dann auch in den standard aufnehmen und das ganze von unserer pdl abgezeichnet wird, dann sollte einer verwendung ja eigentlich nichts mehr im wege stehen.
 
Muss es das teure Markenprodukt sein??? Oder reicht auch ein einfaches Pflegeprodukt mit dem Wirkstoff Panthenol? Und wann soll dieses zum Einsatz kommen - sprich Indikation?

Elisabeth
 
Hallo Uro-Pfleger, bin neu hier und hoffe, dass ich alles richtig mache.
Habe mit zinkhaltigen Produkten auch nicht unbedingt gute Erfahrungen. Wie du schon geschrieben hast, ist eine effiziente Hautbeobachtung nicht möglich, da sich Zinkreste nur mit ÖL (wir nehmen natives Olivenöl) entfernen lassen. Durch die vermehrte Reibung zerstört man mehr, als es der Haut nutzen kann.
Des weiteren erschrak ich sehr über genutztes Formaldehyd, als Bestandteil einer, in der Apotheke hergestellten, Mixtur. Meiner Meinung nach ist dieser Bestandteil kanzerogen ?
 

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