Frust

Schön! :lol1: Auf so manchen Stationen ist das ja normaler Alltag...
Nur dieses immer lächeln ist manchmal garnicht so einfach. Vor kurzem wurd ich mit nem Waschlappen beschmissen wo alles mögliche dran hing. War echt nicht schön da er genau in meinem Gesicht landete... Mich da zu beherschen war nicht so leicht! :angry:

Lg Chiquita
 
Was Tildchen betrifft und ihr Dienstleistungsgeschreibsel:
Wir sind kein normales Dienstleistungsgewerbe.
Kein Dienstleistungsgewerbe hat diese psychosoziale Belastung mit burnout- fördernden Arbeitszeiten.
Kein normales Dienstleistungsgewerbe muss auf seine Pausen verzichten,
wird als wilde Manipulationsware(leider aus eigener Schuld) in Sachen Arbeitszeit gesehen,wird vom Gesetzgeber so besch.... im Stich gelassen
(Tiertransporte sind besser geschützt als die Arbeit am Menschen, es gibt wenigstens eine Höchstzahl an Viechern pro Transport).
Das sind so ein paar Unterschiede zum normalen Dienstleistungsgewerbe.
Und weil das so ist finde ich diese Gedicht so verdammt gut:)

Guten Abend Pinguin,

ohje, mir scheint, dass du meinen Beitrag nicht richtig verstehst. Niemand spricht hier davon (so habe ich auch keine der kritischen Anmerkungen verstanden), dass Probleme nicht existent sind und nicht angesprochen gehören. Die psychosozialen Belastungen zu thematisieren und zu verarbeiten finde ich gut, auch wenn dies in Form von Gedichten u.ä. geschehen sollte. Die Frage ist nur, ob man dies öffentlich tun sollte. Wenn es die Öffentlichkeit davon in Kenntnis setzen soll, wie schwer unser Beruf ist und unter was für Bedingungen wir manchmal arbeiten, dann hilft es nicht, wenn Patienten/Angehörige/Chefärzte mit schlechtem Benehmen beschrieben werden. Denn diese Menschen (die mit schlechtem Benehmen) trifft man überall auf der Welt.

Und unsere Pausen und Arbeitsbedingungen sind vom Gesetzgeber auch geregelt (Tarife, Arbeitszeitgesetz). Dass wir Pflegekräfte keine Lobby haben und diese Regelungen scheinbar vielerorts mit Füßen getreten werden dagegen könnten wir als Berufsgruppe was tun und evtl ließe sich damit unser Ansehen verbessern.

Ich stimme Brady hundertprozentig zu wenn sie schreibt, dass es die Rahmenbedingungen sind, die unseren Beruf so schwer machen und nicht die Patienten. Und darüber sollten wir uns empören und nicht über Patienten oder Angehörige, die sich aus Sorge auch schon mal daneben benehmen und uns unfair angehen.

Einen schönen Abend noch
Tildchen
 
ein samstag morgen, du bist allein im dienst mit der stationshilfe, du hattest bereits zwei notfälle, die visiten kommen alle gleichzeitig. es klingelt ständig. dann klingelt eine patientin, und möchte ne kanne heisses wasser. ihre ist noch halb voll, vor ner stunde aufgefüllt und sie ist der meinung das wasser darin wär schon wieder kalt. du sagst nur " tut mir leid, es geht grad nicht, ich machs sobald ich zeit hab".
die patientin beschwert sich beim chefarzt, dieser geht zur pdl, ...

alesig schrieb:
...
Urin und Stuhl, es fließt ins Bett
Komm her, mach es weg, ist das nicht nett
...
Du wechselst die Windel, es paßt ihm nicht
Schwupp, schon hast du die Hand im Gesicht
...
Es wird geklammert,gekratzt und gebissen
Der Zorn wächst, und das schlechte Gewissen
...
Wirst auch gebissen gekratzt und geschlagen
Du hast zu funktionieren ohne zu klagen
...

Ich sehe hier einen gravierenden Unterschied zwischen den beschriebenen Situationen. Bei "alesig" handelt es sich eindeutig sichtbar für krankheistbedinget Reaktionen. Bei "es" kann es m.E. eine krankheitsbedingte Situation sein.
Wenn ich z.B. mit demenzbedingten Reaktionen des Pat. nicht klar komme ist das ein Problem. Ein Pat.- egal ob privat oder Kasse- kann man sich nicht backen. Die multimorbiden dementen Pat. werden zunehmen im Pflegealltag. Auch diese Pat. haben ein Anrecht auf eine kompetente Pflege- meint hier fachkompetenten Umgang nicht nur mit der somatischen Erkrankung sondern auch mit der psychischen.

Zur Organisationsproblematik: Wenn ein Team sich einig ist, dann können bestimmte Situationen gar nicht erst entstehen. Diese Problematik den Pat. anzuschuldigen finde ich mehr als eigenartig. Der Pat. soll sich gefälligst ändern??? Muss es nicht heißen: ich ändere mich, dann ändert sich auch der Pat.?

Elisabeth
 
Ich stehen so ein bischen zwischen den Meinungen hier.
Einerseits stimmt es schon, dass die Zuständen auf den Stationen zum Teil auf Organisationsverschulden beruht. Allerdings denke ich nicht, dass es die Schuld des jeweiligen Personals ist, sondern der Vorgesetzten. Das Personal wird in Zeiten in denen die Pat. und Angehörige immer anspruchsvoller werden, und das wird hier wohl niemand bestreiten, gekürzt und gekürzt. Nebenbei wird versucht dem Pflegepersonal immer mehr Tätigkeiten unterzujubeln, sei es von ärztl. Seite oder von den Berufsgruppen die eigentlich die Pflege entlasten sollten. Meistens sind es dann solche Dinge die Pflege durchführen muss. Bei uns kommen z.B. die Betten unbezogen aus der Bettenzentrale. Fragt man dann bei der PDL nach bekommt man den Spruch 'die Frauen da sind dermaßen überlastet'. Na super, wie ja nicht. So und nun kommt der Faktor Mensch dazu. Man soll es ja nicht glauben, aber die gemeine Pflegefachkraft ist ein Mensch. Menschen suchen sich nun mal von Zeit zu Zeit ein Ventil und dies sitzt an der schwächsten Stelle - in unserem Falle nun mal der Pat. bzw. der Angehörige. Wenn diese dann auch noch von dem Kaliber 'leg mir die Hand aus der Sonne, dumme Schwester' sind platzt so manchem halt mal der Kragen.

Wieso darf ich einem Pat. eigentlich nicht die Meinung sagen, wenn er sich unverschämt benimmt? Wieso muss ich denn alles schlucken was mir Tag ein Tag aus entgegengeworfen wird? Nur weil wir professionelle Pflege machen und uns unsere Vorgesetzten einbläuen wollen, dass die Pat. Kunden sind und der Kunde der König?
Ich habe in einem Geschäft noch keinen Kunden erlebt, der den Dienstleister anschreit, beleidigt, mit drecken Sachen bewirft oder angrabscht. Wir rechtfertigen die Pat. damit, dass sie ja krank sind. Klar, wenn der Pat. auf Grund seiner Erkrankung nicht weis was er macht, dann müssen wir drüber stehen, keine Frage.

Nur wird auch der beleidigende Pat. mitte 30 der mit Bauchschmerzen kommt und sonst keine Beschwerden hat in Schutz genommen, wenn er das Pflegepersonal beleidigt. Klar der Mensch ist ja krank, der weis es nicht besser. Oder der 70-jährige, geistig total fitte, bettlegrige Pat. der beim Betten den Schwestern an den Hintern oder die Brust grabscht. Klar kann er dass, er ist ja krank und ein Pflegefall, der macht sowas bestimmt nicht mit Absicht und außerdem ist in den Fällen sowieso die Schwester schuld, die wird schon auf irgendeine Art provoziert haben.

Einen weiteren tollen Fall ist die aktivierende Pflege. Da sieht man ganz schnell das große Panik-P in den Augen er Pat. bzw. Angehörigen. Jetzt will die Schwester an unsere Pflegestufe, wenn Oma oder Opa plötzlich wieder allein aufsteht oder sich allein die Brote schmiert. Was machen die besorgten Angehörigen? Erst mal die Schwester runterputzen was sie sich denn blos denke und dann b zum Herrn Chefarzt sich über die unmöglichen Schwestern beschweren, die der lieben Oma die Brote nicht schmieren. Prompt ist man wieder in einer Situation in der man sich bei der PDL erklären muss, da der Chef gleich in diese Richtung losspaziert.
Es ist doch kein Wunder das da irgendwann mal Frust entsteht.

Die Pflege hat, wie Tildchen schon richtig gesagt hat, keinerlei Lobby. Weder bei Ärzte noch bei Pat. und Angehörigen und schon gar nicht in der Politik.
Das wir als Pflege, immerhin die größte Berufsgruppe im Krankenhaus, von allen Seiten dermaßen mit Füßen getreten werden ist unsere eigene Schuld. Wir lassen alles mit uns machen und mucken nicht auf. Leider wird das hier in den einen oder anderen Post, scheinbar, auch noch unterstützt. Nie den Pat. in Frage stellen, immer nur sich selbst. Das finde ich eine ganz fatale Entwicklung. Wenn wir weiterhin alles hinnehmen, dürfen wir uns vieleicht noch dafür entschuldigen, dass ich den Pat. zu den festgelegten Zeiten wecke um die Vitalzeichen zu messen oder das Essen auszuteilen. Immerhin entspricht das vieleicht nicht dem Wunsch den einzelnen, ach so kranken Pat.
 
Ich habe nicht behauptet das man sich Unverschämtheiten von Pat. gefallen lassen muss. Was ich aber von einer professionell arbeitenden Pflegekraft erwarte das sie Unverschämtheiten von krankheitsbedingten Reaktionen unterscheiden kann und entsprechend reagiert.

Es wird vom Pat. stets Dankbarkeit erwartet. Wir machen einen Job. Wir haben/ sollten gewusst haben, worauf wir uns einlassen mit diesem Beruf: Dienstleistung.

Ansonsten: ändern kann ich nur mich. Ein Phänomen der Pflege ist, dass die Änderung stets von anderen verlangt wird: dem Pat., der PDL, dem Doc usw.. Jeder bekommt den Pat., die PDL, den Doc den er verdient hat. Niemand zwingt die Pflegekraft die Situationen wieder und wieder auszuhalten. Aber auch das ist ein Pflegephänomen: es wird ausgehalten und gejammert anstatt aktiv zu werden.

Elisabeth