Falsch positive PCR-Schnelltests bei MRSA

pflegekraft87

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Bei uns im Haus dürfen keine PCR Schnelltest mehr gemacht werden da sie angeblich zu 50% falsch positiv wären!
Ich denk eher das es wegen der Kosten nicht mehr gemacht werden soll da es ca. 50€ mehr kostet als das Screening(liegt bei ca. 5€)
Ich fänds ziemlich verwunderlich wenn ein Messverfahren, das mehr als jedes 2. mal falsche Ergebnisse liefert überhaupt noch zugelassen wäre...Hab im Internet jediglich was von 15% falsch positiv gelesen...

Wie läuft das bei euch wirds noch gemacht oder nur noch screening?
 
Das stimmt, der Schnelltest hat eine hohe Fehlerquote. Wenn ein Patient saniert wurde und wieder aufgenommen wird, ist das Ergebnis meist positiv im Schnelltest.

Wie hoch die genaue Quote ist habe ich jetzt nicht im Kopf.

Wir machen extrem selten Schnelltests.
 
Nur mal zur Richtigstellung vorneweg: die PCR auf MRSA ist kein "Schnelltest" (nicht im Sinne von billig und ungenau)! Sondern ein hochqualifizierter Test der in kurzer Zeit präzise Ergebnisse liefert, indem bestimmte (hier: für MRSA typische) Gensequenzen vervielfältigt und nachgewiesen werden. Da dies in kurzer Zeit möglich ist (> 2h) wird er oft mit einem Schnelltest gleichgesetzt.
Der Test ist ein Produkt aus der Küche der Gentechnik und hoch spezifisch! Der Umstand oft falsch positiv zu reagiert ist auch damit zu begründen, dass er falsch eingesetzt wird (z.B. nach Sanierung, wie Narde schon schreibt) und dann natürlich tote Keime vorhanden sind deren Genmaterial vervielfältigt und nachgeweisen werden kann!
Es sollte also überlegt werden den Test sinnvoll einzusetzten und nicht im Sinne von "Schnelltest" als "Mädchen für alles"!
 
Wie matras schon sagte, ist eine PCR auf MRSA richtig eingesetzt eine sinnvolle Untersuchungsmethode, welche innerhalb kurzer Zeit ein verlässliches Ergebniss liefert. Statistisch ausgedrückt hat die PCR eine Spezifität von 99,3 % und eine Sensitivität von 96,1 %, d.h. das sie sicher MRSA-Genmaterial nachweist und mit einer Wahrscheinlichkeit von 96,1 % die wirklich besiedelten erkennt. (Daten schwanken je nach Studie)
Somit sind ca. 0,7% falsch positiv was ziemlich weit von 50 % entfernt liegt.
 
Wie matras schon sagte, ist eine PCR auf MRSA richtig eingesetzt eine sinnvolle Untersuchungsmethode, welche innerhalb kurzer Zeit ein verlässliches Ergebniss liefert. Statistisch ausgedrückt hat die PCR eine Spezifität von 99,3 % und eine Sensitivität von 96,1 %, d.h. das sie sicher MRSA-Genmaterial nachweist und mit einer Wahrscheinlichkeit von 96,1 % die wirklich besiedelten erkennt. (Daten schwanken je nach Studie)
Somit sind ca. 0,7% falsch positiv was ziemlich weit von 50 % entfernt liegt.

Wobei die Statisik nichts darüber aussagt, wie der Test eingesetzt werden soll: er sollte eben nur für das Aufnahmescreening verwendet werden und nicht für die Decolonisationskontrollen! Wird das nicht beachtet, kann man schon auf die 50% falsch negative Ergebnisse kommen (siehe Begründung oben)!
 
Richtig, die Zahlen beziehen sich auf die Anwendung als Aufnahmescreening bei zuvor MRSA negativen Patienten. Natürlich ist eine PCR auf MRSA aus den schon genannten Gründen für andere Zwecke ungeeignet, vor allem zur Kontrolle einer Sanierung.
 
naja, "sollte" -> ist es nicht fast n bisschen absurd, den bei (rel. frisch-)sanierten patienten einzusetzen?





€: ok, sry, da hab ich wohl mein vorgängerposting überlesen ... *stirn -> falten*



€€: nochmal zur sicherheit: also bei sanierten oder zu sanierenden patienten greift man doch sinnvollerweise ausschließlich auf einen primär quantitativen test zurück - korrekt? bzw.: gibt es denn dazu keine rki-dings?!?
 
naja, "sollte" -> ist es nicht fast n bisschen absurd, den bei (rel. frisch-)sanierten patienten einzusetzen?





€: ok, sry, da hab ich wohl mein vorgängerposting überlesen ... *stirn -> falten*



€€: nochmal zur sicherheit: also bei sanierten oder zu sanierenden patienten greift man doch sinnvollerweise ausschließlich auf einen primär quantitativen test zurück - korrekt? bzw.: gibt es denn dazu keine rki-dings?!?


Zu Kontrolle der Sanierung muss leider auf die zeitaufwändigere klassische Mikrobiologie (mittels chromogenen Agar kann hier ein Ergebnis nach 24 h vorliegen) zurückgegriffen werden, da hier nur vermehrungsfähige (= lebende) Keime wachsen.
Da das nicht hygienisch-relevant im Sinne der Patientensicherheit ist, interssiert es die RKI nicht so sehr! - Ergo, kein Dings von der RKI.
 
Meine Frage betrifft einen ganz anderen Bereich, jedoch auch die PCR. Untersucht werden soll Nervensystem.
Wenn ich jetzt total vergammeltes Material untersuche weil es tagelang bei heißen Temperaturen mit der Post unterwegs war: steigt dann das Risiko für falsch positive Resultate bei der PCR? Kann sie dann überhaupt noch sinnvoll durchgeführt werden? Ist das Ergebnis dann überhaupt aussagekräftig und verwertbar?

Ganz herzlichen Dank für Eure Antworten

Brauni
 
Total vergammeltes Material ist wenig aussagefähig, da die Populationen anderer Arten die gesuchten unter Umständen "überwuchern" können. Ob diese dann per PCR nachweisbar sind ist mehr oder weniger dem Zufall überlassen, da auch die durch die PCR amplifizierten Gen-Kassetten aus Aminosäuren bestehen und irgendwann von der Masse der Keime verstoffwechselt werden können.
Es macht also schon Sinn mit solchen Proben sorgfältig und gewissenhaft nach Vorgaben des jeweiligen Labors umzugehen.
 
PCR hat nichts mit Gen-(Expressions)kasseten zu tun (die Primer binden unabhängig von den Strukturen der Kassette). Außerdem amplifiziert PCR Polynukleotide und nicht Aminosäuren. Proteine bestehen aus Aminosäuren, und Genmaterial aus Nukleotiden.
 

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