Erst die Theorie und dann die Praxis? Bereich Grundpflege

http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Checkliste_fuer_Krankenpflegepraktikum.pdf ... am schönsten finde ich "Hochrutschen im Bett". Amüsant auch, was er net alleine machen darf sondern nur unter Aufsicht: Mundpflege, Inkos wechseln, auf den Toilettenstuhl setzen, ... . Dafür darf er aber als Ungelernter Injektionen vorbereiten. Und wir dürfen ihm beibringen, wie man Blut abnimmt, i.v. Injektionen macht, usw.. Wenn er dann sein Studium abgeschlossen hat, überprüft er dann wieder bei den Pflegekräften die Fähigkeiten und Fertigkeiten bezüglich der Behandlungspflege.

In der ganzen Checkliste findet sich kein Hinweis auf die gängigen Pflegekonzepte wie BasStim, Kinästhetik usw.. Das Papier zeigt einmal mehr, wo uns der Arzt sieht: Hilfspersonal mit erweiterten Kompetenzen. Gerade gut genug, um dem angehenden Arzt die Grundlagen der ungeliebten Tätigkeiten wie BE u.ä. beizubringen.

Und dann kommt yoyo und erklärt uns die Welt.

Elisabeth
 
Das Papier zeigt einmal mehr, wo uns der Arzt sieht: Hilfspersonal mit erweiterten Kompetenzen.

Du wirst staunen, wenn du den Namen des Autors mal googelst: Er ist Krankenpfleger.

Im UK wurde mir mal ein Medizinstudent im Pflegepraktikum zugeteilt. Mal davon abgesehn dass er wirklich rein gar NICHTS wusste [...]

Und wenn du dieses singuläre Erlebnis genüsslich auf einen ganzen Berufsstand ausdehnst bist du nicht besser als die Mehrheit der Ärzte und Medizinstudenten.
Das Problem ist doch gerade, dass fast jeder Medizinstudent in einem der drei Praktika an ein, zwei, drei Stationsdrachen gerät die alles versuchen um ihn fertig zu machen, frei nach dem Motto "Jetzt ist die letzte Chance es dem zukünftigen Doc noch mal so richtig zu zeigen."
Die Kunst ist, sich davon nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. Du zeigst uns mal wieder, dass es das auch Pflegekräften echt schwer fällt, und eben auch vielen Ärzten.

Ich habe versucht hier eine professionelle und selbstbewusste Pflege zu vertreten, und deutlich zu machen, dass diese wesentlich von der Umsetzung pflegerischer Theorie in die Praxis abhängt. Das ist auch eine Voraussetzung für einen neuen Respekt des ärztlichen Dienstes vor der Pflege, die leider oft nicht vorliegt. Und ein Teil der Problematik ist, dass Pflegekräfte aus Faulheit Praktikanten eintrichtern, quasi alle pflegerischen Tätigkeiten könnten auch ohne Ausbildung und Aufsicht fachgerecht durchgeführt werden. Ich habe erst nach dem Praktikum von einer Schwesternschülerin (und hier im Forum) Einblicke darin gewonnen, was fachlich fundierte Pflege wirklich ist. Erlebt habe ich sie nie. Meine Meinung nach 3 Monaten Pflege war: "Warum macht man dafür eigentlich drei Jahre anspruchsvolle Ausbildung." Und das ist sehr schade! Pflege könnte so viel mehr sein als oben so treffend beschriebene, und in der Praxis häufig vorherschende "Wettbewerb [...], wer mehr Patienten morgens versorgt".

So. Welt erklärt. Aus meiner Sicht zumindest^^
 
Gut erklärt- inklusive der Aufklärung, was so mancher aus den eigenen Reihen verzapft.

Elisabeth
 
Und wenn du dieses singuläre Erlebnis genüsslich auf einen ganzen Berufsstand ausdehnst bist du nicht besser als die Mehrheit der Ärzte und Medizinstudenten.

Zeig mir bitte auf wo ich das getan habe? Ich finde nämlich eher das Gegenteil. Ich durfte sehr viele, sehr kompetente (Assistenz)ärzte und PJ'ler erleben. Ich habe mich nur über diesen einen amüsiert.

Das Problem ist doch gerade, dass fast jeder Medizinstudent in einem der drei Praktika an ein, zwei, drei Stationsdrachen gerät die alles versuchen um ihn fertig zu machen, frei nach dem Motto "Jetzt ist die letzte Chance es dem zukünftigen Doc noch mal so richtig zu zeigen."
Die Kunst ist, sich davon nicht zu sehr beeindrucken zu lassen. Du zeigst uns mal wieder, dass es das auch Pflegekräften echt schwer fällt, und eben auch vielen Ärzten.

Einen solchen Stationsdrachen kann aber jeder mal erwischen, nicht nur die armen Medizinstudenten ;) Genauso wie ich mal einen Chefarzt erwischt hatte, der mich für jedes bisschen zusammenge******en hat, auch wenn ich gar nichts dafür konnte. Ist ja ne Schülerin, mit denen kann mans ja machen. Bis der "Stationsdrache" ihm dann mal den Marsch geblasen hat.
Die Kunst ist es, Ärzte nicht "über den GuK's" stehen zu lassen, sondern beide Berufsgruppen auf Augenhöhe.
Das vergessen einige gern.
 
Und ein Teil der Problematik ist, dass Pflegekräfte aus Faulheit Praktikanten eintrichtern, quasi alle pflegerischen Tätigkeiten könnten auch ohne Ausbildung und Aufsicht fachgerecht durchgeführt werden.
Wenn Deine persönlichen Erfahrungen im bedauerlichen Einzelfall einen solchen Missstand aufzeigten, wundert mich Deine Einstellung zur Pflege nicht sonderlich - trotz der offensichtlich breitflächig vorherrschenden Vorurteile bei Medizinstudenten. Undifferenziert allen ausgebildeten Pflegekräften auf Grund dessen aber per se "Faulheit" zu unterstellen, wirkt nicht besonders durchdacht; um es höflich zu formulieren. Tatsache ist doch vielmehr, dass ein umfassender Einblick in die professionelle Pflege bei einem 3-Monats-Praktikum gar unmöglich ist.
P.S.: "Schwester" wird man durch Geschwister oder ggf. im Kloster, heutzutage aber nicht mehr durch eine Krankenpflegeausbildung ;)

Gruß
Ben
 
Für die Ausführung der einfachen Grundpflege inklusive einfacher Beobachtungsmaßnahmen braucht es keine dreijährige Ausbildung. Das Handwerk ist schnell gelernt.

Was den Parikanten aber stets verwehrt wird- der Einblick in die Professionelle Pflege. Das muss aber nicht verwundern. Den meisten Pflegekräften ist ja nicht mal bewusst, was damit wohl gemeint sein könnte. Viele glauben halt, dass waschen, füttern, trocken legen per Umbenennung in Körperwaschung, Essen anreichen und Wechsel der Inkomaterialien zur Professionellen Pflege werden.
Kein Wunder, dass der Laie da nur den Kopf schüttelt und sich fragt: was soll das?

Elisabeth
 
Eine unglaublich wichtige Diskussion!! Ich habe ähnliche Erfahrungen als Bufdi gemacht, hatte mehr "Freiheiten" und durfte mehr Tätigkeiten übernehmen als jetzt als Schülerin, obwohl ich keinerlei Hintergrundwissen hatte. Ich war lediglich zuverlässig im Ausführen der Maßnahmen, wie sie mir gezeigt wurden..heute würde ich sagen, ein Papagei, der imitiert... Was hat sich seitdem, also seit der Ausbildung geändert? Ich wende z.B. während der Körperpflege bewusst alle angezeigten Prophylaxen an. Wer hat als Praktikant schon was von Kontrakturen, speziellen Atemtechniken oder spezieller Mundpflege etc.. gehört? Ich erkenne und fördere die individuellen Ressourcen des Patienten,ohne ihn zu überfordern, anstatt ihm alles abzunehmen. Ich beobachte, ich begutachte den körperlichen Zustand etc, erfahre die sozialen Hintergründe und psychische Verfassung als erstes und weiß/lerne,wann wie und warum ich darauf reagieren muss. Wir sind zudem Dolmetscher für die Patienten, die sich nicht trauen, bei den Ärzten nachzufragen. Die Grundpflege allein führt durch ihre Nähe zu enorm vielen Informationen, die kein Arzt in einer Visite erfragen kann, dass es mich ziemlich traurig macht, dass immer noch so viele Leute diese so unterschätzen. Und wenn ich daran denke, wie ich Patienten damals ohne Kinästhetikkenntnisse mobilisiert habe, ohje.. ;)
 
Naja, in zwei Jahren hängt dir die Grundpflege genauso zum Hals raus wie gefühlt allen anderen Pflegekräften, und du schickst dann selbst die ungelernten Praktikanten alleine auf den Durchgang... Wollen wir wetten?

Ich hab schon mit grob 70 Pflegekräften zusammengearbeitet, und quasi alle hatten ihre hohen Ideale aus Faulheit und Gewohnheit schon verloren.
 
Naja, in zwei Jahren hängt dir die Grundpflege genauso zum Hals raus wie gefühlt allen anderen Pflegekräften, und du schickst dann selbst die ungelernten Praktikanten alleine auf den Durchgang... Wollen wir wetten?

Ich hab schon mit grob 70 Pflegekräften zusammengearbeitet, und quasi alle hatten ihre hohen Ideale aus Faulheit und Gewohnheit schon verloren.

Da du, im Gegensatz zu cassi und mir, ja schon 20 Jahre in als Pflegefachkraft gearbeitet hast, kannst du das natürlich auch beurteilen. Und natürlich bleiben Ärzten ihrem Ideal bis zum Lebensende treu und interessieren sich für jedes einzelne Patientenschicksal.

(Wer Ironie findet, darf sie behalten)
 
@Cassi- für fast alles, was du beschreibst, braucht es keine 3-jährie Ausbildung. Da reicht eine "Dressur" die dem Dressierten das eigene Denken nicht verbietet. Und ich finde es mehr als bedenklich, dass deutsche Pflegekräfte nur im Rahmen der Grundpflege beobachten und bewerten zu können.

Das du Kinästhetik erst in der Ausbildung kennen gelernt hast, zeigt lediglich, dass es mit der Fachkompetenz und der Fähigkeit andere anzuleiten und zu beraten nicht weit her ist.

Elisabeth
 
@Cassi- für fast alles, was du beschreibst, braucht es keine 3-jährie Ausbildung. Da reicht eine "Dressur" die dem Dressierten das eigene Denken nicht verbietet. Und ich finde es mehr als bedenklich, dass deutsche Pflegekräfte nur im Rahmen der Grundpflege beobachten und bewerten zu können.

Elisabeth

Nun ich denke, dass die nicht der Wahrheit entspricht. Es ging hier nun mal grade um die Grundpflege. Man muss nicht immer alles auf eine Metaebene heben. Oder andersrum: Was wäre denn deiner Meinung nach nicht bedenklich bzw. besser?
 
Wenn die angehende GuK in die Lage versetzt wird, OHNE selbst die Grundpflege durchzuführen eine gute Versorgung des Pflegebedürftigen garantieren kann. Eine GuK muss z.B. in der Lage sein, Beobachtungsaufgaben konkret zu delegieren, Pat. und Angehörige adäquat anzuleiten und zu beraten. Die Druchführung der Grundpflege reduziert sich dabei auf ein absolutes Minimum- nämlch nur bei vital gefährdeten Pat..

Bleiben wir bei der Kinästhetik. Der FSJler/Bufdi wird entsprechend angeleitet. Er lernt, wie der Ablauf bei genau diesem Pat. funzt. Nicht mehr und nicht weniger. Grundlagenwissen zur Kinästhetik braucht es nicht.
Denn wenn wir davon ausgehen, dass man nur Kinästhetik anwenden kann, wenn man ein Seminar besucht hat, dann dürfte man keinen Angehörigen zeigen, wie es leichter geht.

Elisabeth
 
Die Frage ist doch, ob das Defizit an Anleitung, Beratung, Maßnahmen zur Prävention etc wirklich etwas mit mangelnder Kompetenz, Faulheit, Gewohnheit zu tun hat, oder nicht doch eher mit dem chronischen Personalmangel (egal ob pflegerischer oder medizinischer Bereich)und dem vermehrten Zuwachs an Aufgaben (Beispiel: ärztliche Tätigkeiten. Die nicht mehr vereinzelt delegiert sondern bereits für die Pflege vorausgesetzt werden)und immer größere Patientenfluktuation, v.a. immer kränkere und pflegeaufwändigere Patienten.
Dass immer mehr Kollegen nur noch funktionspflegerisch unterwegs sind und dies auch ihren Praktikanten/Schülern mitgeben, entsteht ja nicht im luftleeren Raum.
Im Übrigen wundert es mich, Yoyo, dass du Anekdoten generalisierst, solltest doch wissen, dass diese keine wissenschaftliche Gültigkeit besitzen. ;)
 
Es hat was mit mangelnder Kompetenz- auch und gerade im fachlichen Bereich- zu tun. Oder haben deine ehemaligen Kollegen selbst Kinästhetik angewandt? Bekanntlich wirkt sich das Aktivieren des Pat. ja zeitsparend aus. Und das müsste beim Personalmangel ja wichtig sein.

Der Arzt delegiert Tätigkeiten ganz bewusst. Und die Pflege versucht die Quadratur des Kreises indem sie alles selber macht. Bloß nix delegieren. Weil beim letzten Delegationsversuch was schief gelaufen ist und man keine Verantwortung übernehmen will. Warum wohl?

Elisabeth
 
Die grundpflegerische Versorgung eines Patienten besteht bei den meisten Pflegekräften aus reinem Waschen von Kopf bis Fuß, jeden Tag, vollkommen unreflektiert den Patienten durch die Waschstraße zu schieben, ohne den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Ressourcen und seiner Krankheit in den Mittelpunkt zu stellen und die Pflege dahingehend individuell zu planen und zu koordinieren. Ich finde die Krankenbeobachtung und Pflegeplanung mit denen sich daraus ableitenden Maßnahmen grundlegend für eine patientengerechte Versorgung - wenn ich mir vorstellen würde im KH zu sein, wäre ich froh, dass mit mir jemand aufsteht, ein paar Übungen macht, mir ratgebend zur Seite steht und mir menschliche Zuwendung gibt, anstatt mich jeden Tag zu schrubben.
 

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