Erfahrungen mit Leponex[r] (Clozapin)

Katana

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13.07.2004
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272
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Köln
Beruf
Krankenschwester,
Hallo mich würde sehr interessieren welche Erfahrungen ihr mit Leponex bzw. Clozapin habt?
 
Hi du
Nun, ich mache gerade meinen Außeneinsatz in der Psychiatrie ( Station: Krisenintervention)
Bei uns wird Leponex bei patienten mit Schizophrenie eingesetzt, und die meisten haben sehr gut darauf reagiert und es ging ihnen besser als mit anderen medikamenten. Viele haben erst leponex bekommen, dann wurde umgestellt mit dem Ergebnis, das Leponex doch besser geeignet ist.
Melde mich gerne nochmal, wenn ich schon etwas länger auf meiner Station bin.
Liebe grüße von der faulen Socke:wink:
 
Hallo Katana,

Leponex gehört zu den sogenannten atypischen Neurolepetika mit hoher Potenz. Dieses Medikament ist im Grunde relativ alt (im pharmakologischen Sinne, also etwa 20 Jahre).

Die herkömmlichen hochpotenten Neuroleptika wie Haldol, Glianimon etc. haben eine ganze Latte an schwerwiegenden Nebenwirkungen, wovon das EPS nur eine der schlimmsten ist.

Gerade beim abklingen von akuten Schüben können diese Neuroleptika die meist darauffolgende Depression noch verschlimmern und damit die Suizidgefahr erhöhen.

Leponex (Cloamzapin) wurde zur Zeit seiner Entwicklung als das Wundermittel gepriesen zur Behandlung von psychotischen Erkrankungen - allerdings hat es in Finnland mehre Todesfälle aufgrund von Leukopenien gegeben, da das Leponex weitaus mehr wie die normalen Neuroleptika eine Blubildveränderung hervorgerufen hatten. Aufgrund dessen kam es zu einer Rückrufaktion und eine Zeitlang war Leponex wieder in der Versenkung verschwunden.

Man setzte es meist nur bei sehr starker EPS Reaktion auf die normalen Neuroleptika mit sehr engmaschigen Blutbildkontrollen ein. So hat es sich auf dem Markt gehalten.

Der Durchbruch der atypischen Neuroleptika kam dann mit Zyprexa (Olamzapin), einem dem Leponex verwandten Medikament der Firma Lilly. Dieses Medikament hat keine depressive Nachwirkung, sorgt für eine Reizabschirmung ohne das Gefühl zu geben in einem chemischen Emotinalkorsett zu sitzen und ruft lange nicht die Nebenwirkungen hervor wie andere Neuroleptika.

Leponex wird entweder massiv eingesetzt, um das eigene Medikamentenbudget zu schonen, da der Patentschutz hier schon abgelaufen ist und das Medikament weitaus preiswerter ist als Zyprexa (20 x 2,5 mg kosten um die 25,- €) oder wenn Zyprexa nicht wirkt. Dann kamm natürlich auf die anderen atypischen umschwenken, wie Seroquel, Risperdal oder Zeldox.

Alle atypischen haben eins gemeinsam - sie sind noch recht teuer. In unser Klinik fällt etwa 50% des gesamten Medikamentenbudgets auf Zyprexa und Leponex geben wir nur in den Fällen, wenn nichts anderes hilft und nicht um Geld zu sparen. Es soll psychiatrische Kliniken geben, die weithin wegen des Geldes Haldol geben - die sollte man eigentlich schließen wegen inhumananer Behandlung aufgrund von finanzieller Bereicherung. :down:

Cheers

Ingo :D
 
Hallo,
wir Ingo bereits erwähnt hat, kann es zu massiven Blutbildveränderungen ( im Sinne einer Leukopenie) kommen. Eine regelmäßige Kontrolle des Blubildes bei diesen Patienten ist daher unerlässlich.

Leponex darf, nach meinem Wissensstand, auch nicht von jedem Arzt verschrieben werden. Bei uns in der Klinik durften das nur 2 oder 3, die irgendeine bestimmte Fortbildung nachweisen konnten.


LG, Lillebrit
 
Hallo Ingo,

wie ich aus mehreren Deiner Beiträge erfahren habe, bist Du Stationsleitung einer psychiatrischen Station?!
Ich bin momentan im Einsatz auf einer psychiatrischen Station (im Rahmen meiner Ausbildung). Nachdem ich für mich erstmal "Ordnung" in die ganzen verschiedenen Erkrankungen bebracht habe, versuche ich jetzt, einen Überblick über die ganze medikamentöse Therapie zu bekommen. Ich wollte Dich fragen, ob Du empfehlenswerte Internetseiten kennst?

Ich danke im Voraus ...
 
Hallo Aries,

ja, ich bin Stationsleitung, Fachpfleger für Psychiatrie und Pflegeforscher im Bereich der Psychiatrie.

Ich kann dir einiges an Literatur zur Phamakotherapie in der Psychiatrie sagen, aber spezifische Internetseiten kennen ich nicht. Ich muss auch ehrlich sagen, das mich da auch ehr pflegespezifische Dinge in der Psychiatrie interessieren - um es mal mit Phil Barkers (Prof. für psych. Pflege an der Universität Newcastle) Worten zu sagen: "Pflege muss sich auf dass besinnen, was ihre originäre Aufgabe ist und sich aus sich selbst heraus definieren. Das was das eigentliche psychiatrische Handeln und die Interaktion mit dem Patienten sollte im Vordergrund stehen und nicht die Auseinandersetzung mit berufsfremden - z.B. quantiativ medizinischen - Wissen". :boxen:

Cheers

Ingo :weissnix:
 
ich persönlich mag leponex nicht.
Ich habs zwar selbst nie genommen habe aber so das gefühl das leponex aus menschen zombies macht ich finde gerade unter leponex leiden die patienten unter einen relativ hohen gewichtszunahme und das "sabbern" ist auch nicht ausser acht zu lassen dann die blutbildverändernden nebenwirkungen also ich bin kein freund davon.
 
Hallo,
naja........die "alten" Neuroleptika haben auch´erhebliche NW....
Hatte Patienten, denen es nach Umstellung auf Leponex besser ging!
 
Hallo Katana,

das ist jetzt aber eine sehr undifferenzierte Meinungsäusserung. In vielen Fällen hat man nicht die Wahl - ob man es mag oder nicht.

Ingo :|
 
das mag sein
aber ich habe halt sehr viele patienten erlebt denen es mit leponex schlechter ging als vorher
 
Hallo,

ich habe vor ca 25 Jahren eine Therapie mit Leponex gemacht. Andere Mittel hatten nicht geholfen. Mit dem Leponex- Hammer ging es. Hammer ist der richtige Vergleich, weil nach einigen Tagen der "Durchbruch" kam. Schlagartig.

Die beschriebenen Nebenwirkungen Gewichtszunahme, Müdigkeit und Speichelfluß waren vorhanden. Jedoch konnte jedesmal wenn die Müdigkeit unerträglich wurde, die Dosis reduziert werden. Das ganze verlief über einen Zeitraum von 8 Jahren. Zuletzt nahm ich noch ein symbolisches Viertel einer 25 mg Tablette.
Da dies zu "unkonkret" wurde, wurde das Medikament abgesetzt ohne spätere Rückfälle.

Eine wahrscheinlich bemerkenswerte positive Nebenwirkung ist es, dass ich vor der Erkrankung bis zu meinem 20. Lebensjahr unter Migräneschüben litt. Sommer waren ein Graus für mich. Ein Freund von mir hat ähnliche Attacken. Jedesmal vor Gewittern , bei bestimmten Luftdrucklagen etc kam die Migräne.

Seit der Leponex - Behandlung war die Migräne weg. Sie kam auch nicht mehr nach dem Absetezen.
Seit 25 Jahren migränefrei, ob das damit zusammenhängt? Wäre doch mal eine Forschung wert, zumal es im Grunde kein Migränemedikament gibt.

Eventuell gibt es zwischen Migräne und der anderen Krankheit Schnittstellen, ( Stoffwechselstörungen)

Schaut mal nach ob Ihr was herausfindet.

Ich würde meinem Freund gern helfen. Will ihm aber nicht mitteilen, welche Medikamente ich dazumals nahm.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen mit Leponex oder hat davon gehört?
 
Hallo
@Lillebrit: "Besser" ist manchmal Definition!

@ Ingo: natürlich ist das eine Meinungsäußerung... Meine Meinung über Leponex ist eben mehr als schlecht. Ich habe keinen einzigen Patienten gesehen dem es mit dem Zeug besser ging. Eher wesentlich schlechter.
Die Pat. nahmen extrem zu, Wassereinlagerungen, wesentlich erhöhter Speichelfluss, Apathie ohne Ende. Klar im gegensatz zu unangepassten Agressiven Menschen mag es eine Besserung sein wie Lillebrit sagt.
Ich würde das Zeug für kein Geld der Welt nehmen oder verschreiben!
:angry:

@stefko: Keine Medis sondern wahre Therapie!!!!! Bitte.



Wieso glauben eigentlich manche Menschen das Medikamente die vermeintliche Krankheit bekämpfen. Medikamente bekämpfen NUR die Symptome. Es entsteht mit Sicherheit auch eine Besserung. Aber für wie lange?
Ich weiß es werden mir Leute wiedersprechen und sagen die Psychiatrie funktioniert nicht ohne Medikamente. Aber wie lange glaubte die Psychiatrie es geht nicht ohne Lobotomie. Denkansatz: Toleranten sein. Menschen respektieren. Therapieren über Tiefenpsychologie, Gesprächstherapie, Hypnotherapie etc.
Es braucht mich jetzt niemand versuchen vom Gegenteil zu überzeugen, denn das ist auch nur meine Meinung. Subjektiv. Aber ich habe es erfahren das auch oft ohne Medikamente geht! Aber wozu sich die Mühe machen wenn es so einfach mit 10 Tablettena am Tag geht!?
 
@katana Ich halte diesen Beitrag von dir für ausgesprochen unprofessionell. Und ich hoffe für dich und deine von dir betreuten Pat, dass du nie mit psychisch kranken Menschen arbeiten musst.

Elisabeth
 
Ich arbeite nun mehr als 20 Jahre in der Psychiatrie und mir sind die Nebenwirkungen und Spätfolgen auch von Leponex bekannt. Nun, der Einsatz von Leponex wird nicht leichtfertig getroffen, es bedarf vieler vorangegangener Medikamente um zu dem Entschluss zu kommen es anzuwenden.

Es ist ein Fluch, wie auch beim Cortison....es hat Nebenwirkungen die oft schlimm sind....aber es hilft.

Habe damals in den 80iger Jahren auf einem Wachsaal angefangen zu arbeiten, da gab es noch nicht soviele Psychopharmaka. Werde nie vergessen, wie es damals war.....als Menschen unter ihren Psychosen gelitten haben. Wie erschreckend es war, die Angst die sie hatten. Die Wesensveränderung den Verlust der Menschenwürde nach jedem neuen Schub.

Heutzutage wäre es in meinen Augen unterlassene Hilfeleistung jemanden in einer akuten Psychose kein Neuroleptika zu geben.

Gruß Brady
 
War mir klar das so was kommt. Ich halte Deinen Beitrag auch für unprofessionell. Weil ich gesagt habe es ist NUR MEINE MEINUNG subjektiv. Lass mir meine, ich lass dir ja auch deine!

PS: Liebe Elisabeth du hoffst leider vergebens!
 
Katana schrieb:
ich persönlich mag leponex nicht.
Ich habs zwar selbst nie genommen habe aber so das gefühl das leponex aus menschen zombies macht ich finde gerade unter leponex leiden die patienten unter einen relativ hohen gewichtszunahme und das "sabbern" ist auch nicht ausser acht zu lassen dann die blutbildverändernden nebenwirkungen also ich bin kein freund davon.

Hast du schonmal gesehen wie die Patienten nach haldol sabbern...ich muß euch sagen das leponex wirklich das ist was als letztes hilft und dafür muß man HELFEN dick unterstreichen....denn Medikamente werden ja nicht umsonst gegeben.....
Grüße
 
Katana schrieb:
Hallo
@Lillebrit: "Besser" ist manchmal Definition!

@ Ingo: natürlich ist das eine Meinungsäußerung... Meine Meinung über Leponex ist eben mehr als schlecht. Ich habe keinen einzigen Patienten gesehen dem es mit dem Zeug besser ging. Eher wesentlich schlechter.
Die Pat. nahmen extrem zu, Wassereinlagerungen, wesentlich erhöhter Speichelfluss, Apathie ohne Ende. Klar im gegensatz zu unangepassten Agressiven Menschen mag es eine Besserung sein wie Lillebrit sagt.
Ich würde das Zeug für kein Geld der Welt nehmen oder verschreiben!
:angry:

@stefko: Keine Medis sondern wahre Therapie!!!!! Bitte.



Wieso glauben eigentlich manche Menschen das Medikamente die vermeintliche Krankheit bekämpfen. Medikamente bekämpfen NUR die Symptome. Es entsteht mit Sicherheit auch eine Besserung. Aber für wie lange?
Ich weiß es werden mir Leute wiedersprechen und sagen die Psychiatrie funktioniert nicht ohne Medikamente. Aber wie lange glaubte die Psychiatrie es geht nicht ohne Lobotomie. Denkansatz: Toleranten sein. Menschen respektieren. Therapieren über Tiefenpsychologie, Gesprächstherapie, Hypnotherapie etc.
Es braucht mich jetzt niemand versuchen vom Gegenteil zu überzeugen, denn das ist auch nur meine Meinung. Subjektiv. Aber ich habe es erfahren das auch oft ohne Medikamente geht! Aber wozu sich die Mühe machen wenn es so einfach mit 10 Tablettena am Tag geht!?


Ich arbeite im heimbereich und da sind bei meinen Bewohnern alle Therapien ausgereizt und wenn man diesen Menschen eineigermassen ein würdiges Leben schenken will ohne sie in eine Dauerfixierung zu packen sin d Medikamente unerlässlich und Gott sei dank gibt es diese. Sicher sollte man zuerst alle Ressurcen nutzen und Therapien anbieten doch wenn nichts mehr hilft mußt du einschreiten(der Arzt)....

Klar man kann natürlich auch ohne Medikamente behandeln aer wer will das machen....und wie will man an einen Hochpsychotischen menschen rankommen? Das würde mich intressieren
 
Brady schrieb:
Ich arbeite nun mehr als 20 Jahre in der Psychiatrie und mir sind die Nebenwirkungen und Spätfolgen auch von Leponex bekannt. Nun, der Einsatz von Leponex wird nicht leichtfertig getroffen, es bedarf vieler vorangegangener Medikamente um zu dem Entschluss zu kommen es anzuwenden.

Es ist ein Fluch, wie auch beim Cortison....es hat Nebenwirkungen die oft schlimm sind....aber es hilft.

Habe damals in den 80iger Jahren auf einem Wachsaal angefangen zu arbeiten, da gab es noch nicht soviele Psychopharmaka. Werde nie vergessen, wie es damals war.....als Menschen unter ihren Psychosen gelitten haben. Wie erschreckend es war, die Angst die sie hatten. Die Wesensveränderung den Verlust der Menschenwürde nach jedem neuen Schub.

Heutzutage wäre es in meinen Augen unterlassene Hilfeleistung jemanden in einer akuten Psychose kein Neuroleptika zu geben.

Gruß Brady

Katana das ist das was ich meine und nicht gleich aus der Haut fahren:lovelove:
 
Hallo
Ich möchte mich zu dem Medikament Clozapin äußern. Dieses Medikament wurde schon einmal verboten, da es Todesfälle gab. Ein Psychiater gab diesem Mittel den Namen "Hasentod", da es das leben in den Patienten abtötet, er wirkt dann wie ein Zombi, wie ein seelenloses Wesen. Man könnte also bei Clozapin von einem Gift für die Seele sprechen, noch dazu wo es auch schnell süchtig macht! Ein Mittel der letzten Wahl sollte es sein, ist es aber leider nicht, wird sehr oft eingesetzt, Ergebnis totale Sedierung!!
Ich habe einen tiefenpsychologischen Roman zum Thema Schizophrenie geschreiben, Alexander Carrara, Das Alpha und das Omega, deswegen bin ich sehr informiert.
Grüße Alexander Carrara:motzen:
 

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