Zu den tausend kleinen Initiativen oder sollte ich besser sagen Stammtischen und Kaffeekränzchen... schon der olle Römer wusste: teile und herrsche. Unsere Berufsgruppe ist ein wundervolles Beispiel dafür, dass dieser Satz immer noch aktuell ist. Jeden, der hier finanzieren muss, dürfte es erfreuen, wie sich die Pflege immer mehr zersplittert und sich gegenseitig vorhält, dass der andere ja nix macht.
Diversität in den Verbänden führt dazu, dass mehr Pflegenden etwas finden, was sie anspricht. Das hat also zur Folge, dass mehr Pflegende bereit sind, sich zu organisieren.
Gleichzeitig können wir feststellen, dass die Verbände schon sehr gut zusammenarbeiten, über alle Nicht-/Konfessionen, Spezialisierung und Mitgliederstärken hinweg. Nur bei verdi und durch den bpa gesponsorte Verbände glaubt man noch an Spaltung, aber die kommen auch noch irgendwann zur der Erkenntnis, dass sie im Schatten der AG-Verbände nicht gedeihen können.
Und nicht nur im Bereich der Berufspolitik geht der Trend in immer kleinere Gruppen... weitere Zersplitterung findest auf allen Ebenen- z.B. werden immer neue Grundausbildungsberufe generiert- sozusagen bedarfsorientierte Ausbildung.
Da hast Du leider Recht. Zur Zeit wird noch auf "Bestellzettel" qualifiziert (siehe in
Careum Working Paper 7, Seite 8 ). Den "Bestellzettel" schreiben die Arbeitgeber gerade so, wie es ihnen momentan am besten passt. Pflegehilfskräften wird einfach ein Jahr Ausbildung erlassen, wenn sie 2 Jahre Praktikum gemacht haben. In Maßnahmen, die aus unserer Arbeitslosenversicherung bezahlt werden, werden Pflegehilfskräfte qualifiziert, die während ihrer Qualifizierung nicht auf die Fachkraftquote angerechnet werden müssen. Die Fachkraftquote wird einfach unterlaufen. Und das Tollste ist, dass wir mit unseren Beiträgen zur Arbeitslosenversicherung dafür sorgen dürfen, dass die AG-Verbände als Träger der Ausbildungsstätten mit diesen "Maßnahmen" (ALG-II-Empfänger müssen diesen Begriff hassen) auch noch Profit machen. Kein Wunder, dass die was dagegen haben, dass der Berufsstand der Pflege über die Pflegekammer ein Wörtchen bei der beruflichen Qualifikation mitreden will.
Hier wird immer wieder behauptet - dass sei in diesem Kontxt in diesem Threat erlaubt -, dass die Aufgaben einer Pflegekammer schon durch die Gesetzgeber und Behörden wahrgenommen werden. Das stimmt, aber nicht zu unserem Vorteil und auch nicht zum Vorteil der Pflegebedürftigen oder generell der Qualität, sondern zum Vorteil der derzeit noch stärkeren Lobbyisten der Arbeitgeber und Träger.
Für die Zukunftsplanung der Bildung im Gesundheitswesen lohnt es sich sehr, das
Careum Working Paper 7 von der
Careum Stifung in der Schweiz zu lesen. Die Analyse der Gesundheitspolitik und die Prognose mittels Megatrends ist sehr erhellend. Die Analyse ist auch kritisch gegenüber der Verkammerung, das möchte ich hier nicht unterschlagen, aber sie wirft einen sehr weiten Blick in die Zukunft. Unter heutigen Umständen, in denen nur wenige gesellschaftlich ohnehin mächtige Berufe verkammert sind, würde ich eine Pflegekammer als einen Schritt sehen, der die Dominanz einzelner Berufsgruppen aufweichen wird. Das ist die Richtung, in die das Working Paper weist. Das Paper zielt darauf ab, die gesamte Bildung im Gesundheitswesen klar nach den Bedarfen und nicht nach berufsständischen oder rein ökonomischen Interessen zu organisieren und zwar in einer Mischung, die nicht nur krankheitsbezogen, sondern auch gesundheitsbezogen (Prävention), erkenntnisbezogen (Forschung und Evaluation) und organisationsbezogen (Strategie, Führung, Logistik) ausgerichtet ist. Es würde so zu sagen ein Campus benötigt, auf dem Mediziner, Pfleger, Verwalter, Forscher usw. zusammen ausgebildet werden würden und Zusammenarbeit und Übergänge zwischen den Berufen besonders im Fokus stünden.
Das ist eine großartige Vision, auch wenn sie noch fern ist. Bis dahin sollte die Pflege aber ihr machtloses Schattendasein überwunden haben, damit sie das Spektrum der Gesundheitspolitik angesichts des Megatrends Alterung der Gesellschaft und zunehmende Hochaltrigkeit (siehe in
Careum Working Paper 7, Seite 13) adäquat mitgestalten kann.
Die Wahlprüfsteine des DPR weisen bereits klar in diese Richtung,
z. B. durch die Forderung des Abbaus von Versorgungsdefiziten an den Schnittstellen zwischen den Sozialgesetzbüchern,
z. B. durch die Forderung nach dem bedarfsorientierten Pflegebedürftigkeitsbegriff,
z. B. durch die Forderung, soziale Faktoren stärker in den Blick zu nehmen,
z. B. durch die Forderung, Prävention stärker zu fördern,
z. B. durch die Forderung nach mehr Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz,
z. B. durch die Forderung nach mehr Pflegeforschung,
z. B. durch die Forderung nach der Reform der Pflegebildung.
Unsere DPR-Leute sind schon sehr modern!
Also Leute, nicht müde werden und bei der Kampagne mithelfen. Wir brauchen noch viel mehr Stimmen für die richtige Richtung bei der Bundestagswahl im September: Wahlprüfsteine bekannt machen und verbreiten und viel darüber diskutieren:
Ich will Pflege ? Kampagne für die Zukunft der Pflege.
Wir werden immer stärker, auch wenn es hier Stimmen gibt, die das Glas immer nur halb leer sehen. Es wird Zug um Zug voller, mit jedem einzelnen von Euch/uns und Euren/unseren KollegInnen und FreundInnen!
Attacke!