Bitte sagt, daß das nicht wahr ist...!

Ich mache zurzeit ein Praktikum in einem Pflegeheim. Die ersten beiden Wochen waren einfach nur schrecklich. Auf dieser Station werden Leute betreut und gepflegt, die körperlich eingeschränkt sind oder zuhause nicht merh allein zurecht gekommen sind.

Ein Bewohner bekommt z. B. jeden Tag eine Tafel Schokolade, die ihm von der Dienst habenden Schwester zugeteilt wird. Der Bewohner muss täglich darum "betteln". Wenn er vergisst "Bitte" zu sagen, fährt ihn die Schwester an und schickt ihn wieder weg. Sie kaut den ganzen Tag darauf herum und schikaniert ihn eigentlich von früh bis spät. Der Mann ist geistig voll da, nur körperlich eingeschränkt, d. h. er bekommt alles mit, versteht alles, was sie sagt.

Wenn ihm ein Malheur passiert, beschimpft die Schwester ihn und macht ihn herunter "Warum sch.... Sie in die Hose? Sie können doch allein auf die Toilette gehen, warum machen Sie das nicht? Immer sch.... Sie in die Hose. Glauben Sie, mir macht das Spaß, Ihnen den ***** sauber zu machen?" Und dann können Sie noch nicht mal "Bitte" sagen, wenn Sie Ihre Schokolade von mir wollen." Wenn er antwortet, er hat die Windel nicht schnell genug ab machen können, weil sie sehr eng zugemacht war, äfft sie ihn nach..

Sie spricht mit den meisten Bewohnern nur das nötigste und kümmert sich nur um das Praktische.

Andere Bewohner, die sie ins Herz geschlossen hat, werden als Liebling tituliert - auch vor den Bewohnern, die sie nur ankeift.

Einer Bewohnerin hat sie vorletzte Woche einen Klaps auf den Po gegeben, weil sie beim Wickeln (im Stehen) gewackelt hat. Die Bewohnerin hat sich dagegen verbal zur Wehr gesetzt und wurde sofort in ihre Schranken verwiesen.
Es kommt auch vor, dass sie die Bewohner als "alte Hexe" o. ä. tituliert. Wenn die Schwester merkt, dass die Bewohner es verstanden haben, lacht sie und spielt ihr Verhalten herunter.

Ich habe mir für die Bewohner sehr viel Zeit genommen, sie immer höflich und auch liebevoll behandelt, ihre Hand genomen oder ihnen über den Rücken gestreichelt. Ich habe mit ihnen gesungen und ihnen Bücher zum Anschauen gegeben.
Jeden Tag bekam ich zu hören, dass ich so eine Liebe sei und dass mich der liebe Gott geschickt hat.

Nun bin ich auf einer anderen Station, wo genau das Gegenteil praktiziert wird: Dort geht man mit den Bewohnern respektvoll um, nimmt sich viel Zeit für sie und unternimmt jeden Nachmittag etwas mit ihnen. Es wird gekocht, gebacken, gesungen und gebastelt. Die alten Leute setzen sich nach dem Mittagessen in den großen Aufenthaltsraum, wissend, dass nun "ihre" Zeit gekommen ist. Die Bewohner kommen alle gern und freuen sich auf diese Zeit.

Ich war nach den ersten beiden Wochen in der Pflegestation sehr deprimiert und hab mich ständig gefragt, ob das der normale Umgang mit den Bewohnern ist. GsD wurde ich in der letzten Woche eines Besseren belehrt.
Aber ich denke jeden Tag an die Pflegebedürftigen, die ich in den ersten beiden Wochen begleiten durfte. Wenn ich mir vorstelle, dass diese Leute noch über Jahre dort leben müssen, ohne je ein nettes Wort zu hören, dann überkommt mich das große Grauen.
Mit den meisten spricht man den ganzen Tag überhaupt kein Wort. Sie werden gewaschen, gewickelt und in den Aufenthaltsraum gesetzt, wo sie ohne jegliche Unterhaltung - nur unterbrochen von den Mahlzeiten - früh bis spät Löcher in die Luft schauen.

Angeblich war das früher alles anders, da wären auf den Stationen 5 Schwestern gewesen, die sich kümmern konnten. Nun ist pro Station nur noch eine einzige Schwester da

Mich macht das sehr traurig und mich verfolgt das Schicksal dieser armen Leute bis in meine Träume :(
 
Warum können solche Menschen nicht einfach entlassen werden??
Hätte ich mich in meiner Zeit als Arzthelferin Patienten gegenüber auch nur ansatzweise unfreundlich verhalten, wäre das mein Ende in der Praxis gewesen.
Ein bestandenes Examen bedeutet noch lange nicht, das man für diesen Beruf geeignet ist.
 
Ich frag mich vor allem warum Kollegen von solchen Pflegekräften wie in Fluppis Beitrag beschrieben, nichts unternehmen gegen so ein Verhalten.
 
Es ist nicht nur eine der Schwestern so. In der Station sind sie alle so gestrickt :cry:

Ich hab sie mal vorsichtig drauf angesprochen - so hintenrum -, darauf meinten sie, sie wären auch mal so hochmotiviert gewesen, aber im Laufe der Jahre stumpft man ab. Die Bürokratie wär Schuld daran, sie hätten überhaupt keine Zeit mehr für die Bewohner.

Ich hab gestern mal auf der anderen Station eine Andeutung gemacht, darauf meinte der Pflegedienstleiter, die Damen haben kein Interesse.

Es ist also bekannt, aber jeder kümmert sich nur um seine eigene Station.
 
Ich hab sie mal vorsichtig drauf angesprochen - so hintenrum -, darauf meinten sie, sie wären auch mal so hochmotiviert gewesen, aber im Laufe der Jahre stumpft man ab. Die Bürokratie wär Schuld daran, sie hätten überhaupt keine Zeit mehr für die Bewohner.

Sorry, aber das hat rein gar nichts mit abstumpfen und zuwenig Zeit zu tun, so etwas ist reine Bosheit und Machtdemonstration.

Bewohner zu beschimpfen oder gar zu schlagen (auch wenn es "nur" ein Klaps ist), ist wirklich das letzte. Ich hab deinen Bericht zweimal lesen müssen, weil ich das erste Mal nicht glauben konnte, was ich gelesen habe. Ich kann so was nicht verstehen. Es steht doch jeden frei zu kündigen und wenn der Beruf nur noch belastet, sollte man sich was anderes suchen. So etwas sollte wirklich an die Öffentlichkeit kommen.
Ich weiß gar nicht was ich noch schreiben soll, mir fehlen die Worte.

Gruß,
eine fassungslose Lin
 
hallo fluppi,

hab deinen schreiben mir durch gelesen und bin echt sprachlos...
ich kann es kaum fassen :eek1::cry:
 
meine erfahrungen aus der altenpflege liegen shcon etwa 14 jahre zurück und ich muss sagen, dass ich z.t. ähnlich üble sachen erlebt habe. ein dementer alter mann, der jammernd in seinem bett lag, wurde grundsätzlich "el nervo" genannt. der umgang mit den alten menschen war zum teil recht rüde und schlichtweg unfreundlich, unhöflich und so widerlich, dass ich nach sechs wochen diese mistbude verlassen habe - mit dem miesen gefühl, mich irgendwie an verbrechen gegen die menschlichkeit beteiligt zu haben. desweiteren fand ich (und finde ich immer noch) die "omisierung" alter frauen einfach eine frechheit. nach wie vor sind alte menschen (ich arbeite mittlerweile auf einer kardiochir. intensivstation, da sind die meisten patientInnen auch oft über 70) für mich "frau x" oder "herr x". sätze wie "auf platz 8 liegt eine total süße omi" bringen mich nach wie vor auf die palme.
 
So ich wieder...
Ich bin jetzt seit gestern auf einer neuen station...
auch in einem anderen Haus unserer Einrichtung. und ich kann NICHTS!!!
positives berichten...
die bewohner werden mies behandelt. ich weeiß einfach nicht ob das so normal ist hier...
wenn sie nicht trinken werden sie angebrüllt...
ihnen ein schlag auf den hinterkopf gegeben...
an den haaren gezogen...
Ich war seh geschockt als ich das sah...
Auch bei der übergabe wird nur gelästert... nur schlechtes über die Bewohner gesagt...
Ein neuzugang ist gekommen.
Er ist sehr übel drauf... hat sein leben mit drogen und allem versaut. Ist aggressiv und so.
die betreuer reden nur schlechtes... es ist sehr krass...
ich glaube im moment habe ich dadurch auch einfach keine lust mehr auf mien fsj im moment weil das sehr ausartet mit diesem verhalten von den mitarbeitern und ich einfach nicht weiß was ich dagegen tun kann...
 
boah denisee, ich bin geschockt über deinen bericht. das hört sich ja wie aus finsteren zeiten an. ich würde den mdk informieren, die sollen da mal ihre verantwortung übernehmen und die qualität der pflege auf ein mindestmaß sichern
 
Moin

Also eines vorweck dieser Umgangston gehört sich sicherlich nicht. Wilde und wüste beschimpfungen ebenfalls nicht, darüber brauchen wir uns sicherlich nicht Unterhalten. Jedoch erlebe ich es dennoch zu Hauf wie oben beschrieben.

Ich arbeite gerade in der Zeitarbeit und muß erleben wie die gestresst, unfreundlich . . . die " Lieben " Kollegen mit den Pat. umgehen.
Manchmal bekommt man das Gefühl die Kollegen hätten es mit Viehzeug zu tun.

Jammerschade

:besserwisser:


Kurzes Fazit:


Ich meine sollange sich die Pflegesituation nicht ändert
z.B.: Krankenstand, zu wenig Personal . . .

werden sich solche Probleme häufen.

Wer das Buch Abgezockt und Todgepflegt gelesen hat weiß was ich meine.
Selbst ich habe schon Gewalttaten gegenüber Mitbewohnern erlebt.

Bis dann
 

Ähnliche Themen