Hallo,
mir geht es auch sehr ähnlich wie es einige hier beschrieben haben und ich weiss ehrlich gesagt nicht, wie das weiter gehen soll - bis ich mal ausgelernt bin.
Ansich möchte ich vorneweg nehmen, dass ich eigentlich eine richtige Frohnatur bin, immer freundlich bin und bei den Patienten sehr gut ankomme. Das erste was mich wahnsinnig kaputt macht sind die Arbeitsbedingungen. Wir arbeiten oftmals 11-13 Tage am Stück und haben dann 1-2 Tage frei, meistens unter der Woche oder ähnliches damit ja das Familienleben (ich habe Mann und 2 Kinder) zu kurz kommt. Innerhalb dieser Zeit sind auch einige Male Spätdienst-Frühdienst Wechsel. Das heisst um 21 Uhr Feierabend um 6 Uhr Dienstbeginn. Das heisst im Klaren ich zieh mich um, fahre nach Hause, esse etwas, versuche zu schlafen, was meistens nur schwer gelingt weil ich in der vorgegebenen Zeit nur schwer abschalten und zur Ruhe kommen kann um zu schlafen. Um 4 Uhr klingelt dann wieder der Wecker... fertig machen, frühstücken und in die Arbeit fahren. Das ist das eine.
Desweiteren ist die Station auf der ich gelandet bin (mein erster Einsatz) wahnsinnig stressig... und das immer ohne Ausnahme. Ich habe meistens das Problem, dass ich wahnsinnig schwitze wegen der starken körperlichen Anstrengung und dem Geflitze dazwischen, dass ich nicht mal zum Trinken komme. Sobald ich im Stationszimmer aufschlage um mein Wasser zu suchen, werde ich gleich weiter gescheucht, trinken könne man ja in der Pause. So kommt es dann dazu, dass ich teilweise eine Woche nicht (längere Sitzung) aufs Klo kann (wir sind ja hier alle vom Fach, da kann man auch so etwas einmal erwähnen).
Was ich aber noch weit schlimmer finde ist der psychische Druck. Man wird "kritisiert"... klar... muss auch so sein, man ist Lehrling. Kritik ist gut und bringt einen weiter. Aber ich persönlich habe noch nie positive Kritik bekommen... wirklich noch nie... andere Kollegen schon. Ich weiss nicht, ob es an mir liegt. Mag sein, dass diese anders behandelt werden und daher auch anders an die Arbeit gehen. Ich weiss was zu tun ist und wann was zu tun ist und würde ja gerne die Initiative ergreifen wie es andere aus meinem Jahrgang schon tun, nur irgendwie klappt das nie weil ich dauerhaft von Pontius bis Pilatus gescheucht werde und gar nicht dazu komme zu sagen (beispielsweise): So, jetzt ist es 13 Uhr, ich gehe jetzt lagern, wer hat Zeit zu helfen? Ich versuche es jeden Tag aufs neue und nie wird es was. Ist in etwa das gleiche mit der Dokumentation. Ich würde wahnsinnig gerne mal meine Dokumentation für beispielsweise die Körperpflege die ich am Patienten gemacht habe dokumentieren, nur werde ich nie gelassen... wie gesagt, sobald ich im Stationszimmer aufschlage... nächste Anweisung, falls ich es wage zu fragen ob ich noch schnell meine Dokumentation machen könnte. Nö, das kann warten, komme ich von meiner "Aufgabe" zurück - Anpfiff von der Praxisanleiterin, sie hätte mir jetzt schon so oft gesagt Dokumentation hat Priorität, was nicht dokumentiert ist, ist nicht gemacht, ich soll doch meine Dokumentation machen, so und so hätte sie jetzt für mich machen müssen. Versuche ich zu erklären, kommt die nächste Zusammenfaltung - Diskussionen sind nicht erwünscht. Also mein Wortlaut, ja. Das kleine Zuckerchen ist dann natürlich, dass wir 2x pro Einsatz praktische Prüfung haben wo wir die Dokumentation dann können müssen. Ich habe auch schon versucht früher zu kommen oder länger zu bleiben, um das machen zu können damit ich es dann auch kann... nichts da... Überstunden sind nicht erlaubt.
Von dieser Art von Beispielen hätte ich noch jede Menge mehr. Ich würde mit dem Schreiben sonst gar nicht fertig werden. Diese Geschichten ziehen sich wie ein roter Faden durch. Ein persönliches Problem was ich noch habe ist, dass ich in Stresssituationen (was ich immer habe) teilweise total versage. Ich weiß wo meine Fehler liegen und gebe mir wirklich Mühe sie abzustellen. Ich bin einfach überfordert. Mir passieren dann so dämliche (aber wichtige!) Sachen, wie das Bett nicht wieder runter zu fahren nachdem ich das Patientenzimmer verlasse und sowas wird dann natürlich sofort entdeckt. Ich könnte mich jedes Mal ohrfeigen, weil sowas wichtig ist. Auch lief meine praktische Prüfung gar nicht toll, weil ich unter Druck dann total unsinniges Zeug mache und gar nicht zu mir selbst zurück finde. Mir fehlt die innere Ruhe und Selbstsicherheit mittlerweile komplett, was eigentlich einst eine meiner größten Stärken war. Ich bin auch wahnsinnig ehrgeizig und versuche immer alles richtig zu machen - mein Ehrgeiz ist auch weg.
Wenn ich in einer ruhigen Minute versuche nochmal über ein "Ereignis" mit einer Vollkraft oder Praxisanleiterin zu sprechen, dann kommt: "ist schon vergessen", interessiert sie nicht mehr (mich aber schon!). Ich hatte auch schon Tage mit einer speziellen Vollkraft die von Patientenzimmer zu Patientenzimmer kam während ich meinen Durchgang gemacht habe (den ich von Anfang an alleine mache) und hat mich vor den Patienten entwürdigt und so Sachen von sich gegeben wie es steht mir nicht zu vor den Patienten zu sprechen, die Patienten möchten ihr Wort an sie richten denn ich hätte ja eh keine Ahnung, ich wäre nichts wert, ich wäre zu langsam, ich wäre dumm, etc. Sogar die Patienten hatten sich schon über sie aufgeregt wenn sie wieder aus dem Zimmer gehuscht ist, als ich das versucht hab anzusprechen (mit der Stationsleitung o.ä) keine Zeit, interessiert nicht, bla.
Wie gesagt, ich könnte ewig weiter machen. Es gab auch schon einige noch viel krassere Situationen. Was mein Problem ist, ich weiss nicht mehr wie ich mich richtig verhalten soll... wirklich nicht und ich weiss auch nicht wie ich aus der Situation noch raus komme oder irgendwas verbessern kann, jeder Tag ist einfach psychisch ein absoluter Alptraum.
Es kam sogar so weit, dass ich letzte Woche an Gürtelrose erkrankt bin, war wirklich furchtbar, die Retourkutsche auf mein "Krankfeiern" bekam ich natürlich prompt. Ich musste auch jeden Tag mehrfach in der Arbeit anrufen um sicher zu gehen, dass Informationen richtig weiter gegeben wurden, da ständig wieder jemand bei mir angerufen hat ob ich nun am nächsten Tag komme obwohl ich an dem Tag schon angerufen hatte und Bescheid gesagt habe, dass ich bis da und dahin krank bin. Wie gesagt... ich weiss nicht was ich tun soll, wirklich nicht mehr. Ich möchte auch nicht mehr ständig versagen, und ich denke, dass mein Versagen vielleicht etwas mit meiner Arbeitssituation zu tun hat. Hinschmeissen will ich eigentlich auch nicht, weil ich möchte zu gern wissen, ob das mein künftiges Berufsleben ist oder ob es auch schöne Tage wo anders gibt.