Welche Maßnahmen/Tätigkeiten darf eine Krankenschwester ohne ärztliche Anordnung durchführen?

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Hallo liebe GuK!
Mich würde interessieren, welche Maßnahmen im Rahmen der Pflege, insbesondere auf Intensivstationen, die GuK ohne ärztliche Absegnung durchführen dürfen. Gelegentliches Blutdruckmessen stellt ja an sich kein Problem dar, aber wie sieht es mit z.B. dem Legen von Dauerkathetern aus, wenn das Personal bei der morgendlichen Pflege feststellt, dass der Patient das Bett vollgenässt hat.
Dürfen sie dann eigenständig entscheiden, dass dieser einen DK/Schutzhose etc. bekommt?
Oder wie steht es mit der Sauerstoffgabe, wenn in der Kurve nichts von "bei Bedarf" steht, oder dem Legen einer rektalen Temperatursonde, wenn der Patient fiebert.

Während meines Einsatzes auf der Intensiv habe ich es einmal mitbekommen, dass ein Patient eine Psychose hatte und aufstehen wollte, um sich geschlagen hatte. Aufgrund seiner OP sollte er aber den aufgesägten Brustkorb schonen (Aortenklappenersatz-OP), so haben wir ihn sofort mit 4-5 Leuten festgehalten und fixiert, ehe ein Arzt da war der diese Maßnahme absegnen konnte, da dieser ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wegen eines Notfalls auf der Peripherie nicht auf Station war. Natürlich kam er danach aber zu unserem renitenten Herren und hat die Fixierung angeordnet.
Sind solche Maßnahmen im Vorfeld auch erlaubt, wenn man sich denkt "Der Doc wirds eh anordnen"?
 
Hallo, anders als auf der Normalstation, auf der die Pflegekraft in ihrem Handeln sehr eingeschränkt ist, herrscht auf der Intensivstation fast schon Narrenfreiheit, und das genießen die Pflegekräfte auf solchen Stationen. Viel Freiheiten heißt natürlich auch viel Verantwortung und man muss ein gutes Backgroundwissen haben. Temperaturmeßsonden, Dauerkatheter, Schutzhosen, und Sauerstoffgabe sind Belange der Pflegekraft, sie entscheidet was der Patient bekommt und was nicht. Das ist in der Regel auch garnicht die Belange des Arztes. Sauerstoffgabe nach Blutgasanalyse, bei respiratorischer Insuffizienz wird natürlich ein Arzt herbei konsultiert! Bei Fixierung des Patienten, muss man vorsichtig sein, ein Arzt muss die Fixierung so kurzfristig wie möglich abzeichnen. Ein Patient darf 24h ohne richterliche Anordnung an das Bett gebunden werden. Ebenso ist die Gabe von Medikamenten Aufgabe der Pflegekraft, sie muss dafür sorgen, dass der Patient so schmerzfrei ist wie möglich, in das angeordnete Bilanzziel kommt und die nötigen Lungenmedikamente bekommt. Der Arzt muss im Nachhinein alles nachvollziehen können und dokumentiert das Ganze! Grüße ( je nach Größe der Klinik unterscheidet sich das Aufgabenfeld stark zu anderen Kliniken)
 
@albion:
Temperaturmeßsonden, Dauerkatheter, Schutzhosen, und Sauerstoffgabe sind Belange der Pflegekraft, sie entscheidet was der Patient bekommt und was nicht.
bzgl. Dk und O2 würde mich Interessieren wo das stehen sollte?

Temperatursonde - wenn auf Station vorhanden, was sollte dagegen sprechen - deshalb wurde sie ja gekauft - oder?

Der Arzt muss im Nachhinein alles nachvollziehen können und dokumentiert das Ganze!
bei uns dokumentiert die Gabe natürlich die Pflegekraft und nicht der Arzt?

( je nach Größe der Klinik unterscheidet sich das Aufgabenfeld stark zu anderen Kliniken)
das sicherlich, aber die Anordnungsbefugnis hat nichts mit der größe der Klinik zu tun.
 
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Während meines Einsatzes auf der Intensiv habe ich es einmal mitbekommen, dass ein Patient eine Psychose hatte und aufstehen wollte, um sich geschlagen hatte. Aufgrund seiner OP sollte er aber den aufgesägten Brustkorb schonen (Aortenklappenersatz-OP), so haben wir ihn sofort mit 4-5 Leuten festgehalten und fixiert, ehe ein Arzt da war der diese Maßnahme absegnen konnte, da dieser ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt wegen eines Notfalls auf der Peripherie nicht auf Station war. Natürlich kam er danach aber zu unserem renitenten Herren und hat die Fixierung angeordnet.
Sind solche Maßnahmen im Vorfeld auch erlaubt, wenn man sich denkt "Der Doc wirds eh anordnen"?
Das kann keine ernst gemeinte Frage sein.

Was auf den einzelnen Intensivstationen vermeintlich eigenmächtig gemacht wird- ein Außenstehender scheint es ja so zu sehen- beruht auf einer Absprache mit den Ärzten. Das diese auf einer Intensivstation mehr delegieren liegt auch daran, dass dort speziell geschultes Personal ist.

Auch ein DK kann durchaus Sinn machen. Nicht jeder findet es prickelnd Inkomaterialien auszuwiegen um eine Bilanz erheben zu können. Macht sich vor allem schlecht, wenn nicht nur Urin in der Windel zu finden ist.

Elisabeth
 
Wieso sollte sofort ein Dauerkatheter gelegt werden, wenn ein Patien einmal eingenässt hat?
Soweit ich weiß, ist eine Inkontinenz allein noch lange kein Grund für einen Dauerkatheter. Ganz unabhängig davon, wer diese Maßnahme nun anordnet.
Es wird ja nicht jeder Patient der ein Krankenhaus betritt gleich bilanziert oder ähnliches.
DK mit Schutzhose gleichzustellen finde ich jetzt auch schwierig.
DK legen ist immerhein eine invasive Maßnahame mit wesentlich mehr Risiken wie eine Versorgung mit geeigenetem Inkontinenzmaterial. Und das wird wohl kein Arzt anordnen, der Arzt ordnet ja auch nicht an wie der Patient gekleidet wird oder wie das Bett bezogen wird.

Sinnvoll ist es die Maßnahmen erstmal selbst zu hinterfragen.
O2 ist ein Medikament, bedarf daher einer ärztlichen Anordnung. Benötigt ein Patient akut O2 kann man ja auch noch telefonisch RS mit dem Arzt haltne. Oder es gibt stationsinterne Absprachen. Bei uns auf Station wird in einer akuten Situation von der Pflege durchaus erstmal Sauerstoff gegeben. Aber da das ja einen Grund hat (hoffe ich zumindest), und sich der Zustand des Patienen verschlechtert hat, sollte immer so oder so ein Arzt hinzugezogen werde, der dann entscheidet wieviel Sauerstoff der Patient bekommt.

Temperatursonden sollte abgewogen werden ob es nötig ist oder ob es nicht auch ausreicht mehrmals Temperatur zu messen. Oder vielleicht (wenn eh notwendig) nicht eher ein DK mit Temperatursonde gelegt wird.
Aber wieder gleiches Ding wie beim Sauerstoff.
Wenn ein Patient plötzlich auffiebert, und ich denke das eine kontinuierliche Überwachung der Temperatur erforderlich ist, informiere ich eh auf jeden Fall den Arzt (und hoffe das auch die Kollegen dies tun) dann kann man die Frage nach so einer Sonde doch in einem Satz mit dem Arzt abklären und muss es nicht ohne Anordnung tun.
 
Abwägen ist ein gutes Stichwort :

Maßnahmen im vitalen Interesse des Patienten sind sofort einzuleiten.

Alles andere hat Zeit, bis/falls der Doc sich mal bequemt.

Der Einsatz von Medikamenten oder O2 ohne Bedarfsmed. oder entsprechendem
Standard verbietet sich von selbst.
 
@Corv- jede Station hat ihre Standards, wie in welcher Situation verfahren wird. Keine Pflegekraft handelt im medizinischen Bereich eigenmächtig. Oft sind es allerdings Standards, die einer Überarbeitung bedürften. Leider fühlen sich gerade junge unerfahrene Ärzte seltenst bemüßigt "evidence"basierte Vorgaben umzustoßen.

Ergo: Es muss von der Pflege aus hinterfragt werden, ist das, was wir da tun, noch lege artis? Darum geht es in diesem Thread aber nicht. Hier will jemand bestätigt haben, dass Pflege einfach mal so und nach eigenem Gusto handelt.

Elisabeth
 
Der Einsatz von Medikamenten oder O2 ohne Bedarfsmed. oder entsprechendem
Standard verbietet sich von selbst.

Sehe ich etwas anders. Einen Patienten sterben lassen, nur weil kein Arzt greifbar ist, aber Medikamente zur Verfügung stehen, mit denen ich den Patienten retten könnte, ist für mich ganz klar eine unterlassene Hilfeleistung (Vorausgesetzt die nötigen Kenntnisse sind vorhanden - davon sollte man aber bei Intensivpersonal in den meisten Fällen ausgehen können).
Auch die O2 Gabe muss im Bedarfsfall wohl nicht hinterfragt werden. Weder auf einer Intensivstation, noch auf einer Normalstation.
 
Einen Patienten sterben lassen, nur weil kein Arzt greifbar ist,
in einer Klinik?
Da kanns dann aber nur um Rea gehen wenn schon alle Kräfte bei sonstigen Reas gebunden sind?

Auch die O2 Gabe muss im Bedarfsfall wohl nicht hinterfragt werden.
Doch! Wenn nicht als Bedarf, dann gibts ein akutes med. Problem und dazu muss ich den Doc alarmieren. Dass ich evtl. gleichzeitig O2 Gabe mit eintreffen des Docs schon verabreiche, entbindet mich grundsätzlich bei einer O2Gabe nicht einer ärtzlichen Anordnung.
 
Warum kann es sich nur um eine Rea gehen? Ein Arzt für eine große ITS ist nicht viel. Wenn der irgendwo gebunden ist und ein anderer Patient verschlechtert sich akut, steht erstmal kein Arzt neben mir und ich muss reagieren. Tu ich das nicht, könnte das ganze in einer Rea enden.
Sowas lässt sich ja meistens wunderbar mit dem ein oder anderen Medikament abfangen.

Zur O2 Gabe: Damit meinte ich natürlich die akute Situation in der natürlich auch der Arzt informiert wird. Aber mit der O2 Gabe würde ich sicher nicht auf das Eintreffen des Arztes warten.
 
Nach reiflicher Überlegung komm ich zu dem Schluss,
dass 2 Wochen oder auch weniger (?)
einfach viel zu kurz sind, als dass da irgendwelche Rückschlüsse gezogen werden können,
in welcher Weise Befugnisse möglicherweise überschritten wurden oder nicht.
Dir fehlt sämtliches Hintergrundwissen
wann was angezeigt ist,
wann zu handeln oder abzuwarten ist,
von internen (sinnvollen, mündlichen) Absprachen ganz zu schweigen.
Davon hast ja nix mitbekommen.
Auch welche sonstigen Überlegungen zu einzelnen Maßnahmen gemacht wurden
mit dem entsprechenden Hintergrundwissen, BEVOR sie angewendet wurden. Fehlanzeige, oder?
Du pickst Dir einzelne, Dich irritierende Punkte raus, verstehst sie aber nicht.
Du hättest konkret, vor Ort, währenddessen oder danach die Ausführenden selbst fragen können.
 
Letztens in der Schule gelernt.... O2 darf in Akutsituation von Pflegekraft gegeben werden wenn Arzt informiert wurde aber noch nicht vor Ort ist.

Bei Medis haben wir das so noch nicht besprochen.....im täglichen Stationsablauf sehe ich als Schüler nur immer mal wieder, wie Medikamente Patienten verabreicht werden und im nach hinein wird das ganze vom Arzt angeordnet.
 
Es ist doch mittlerweile auf vielen Intensivstationen so, dass einige Maßnahmen / Therapien ärztlich angeordnet und von der Pflege gesteuert werden.
Analgosedierung beim beatmeten Patienten: Die Grenzen der Laufraten der Perfusoren werden von ärztlicher Seite vorgegeben (zB. Disoprivan 2%: 2 - 12 ml/h). Ziel wird mit dem Arzt abgesprochen: tiefe Sedierung bei speziellen Indikationen wie zB Hypothermie, schweres SHT...) oder ein auf Ansprache erweckbarer, schmerzfreier, adäquater Patient. Gesteuert wirds vom Pflegepersonal.
Katecholamintherapie: Noradrenalin wird angeordnet, und die Laufrate je nach RR bzw. MAP angepasst. V.a. bei Instabilen kannst du dies nicht immer gleich mit dem Arzt absprechen.
Beatmung: bei uns wird auch das Weaning bzw. die Anpassung der Einstellungen an die aktuellen Blutgase teilweise vom Pflegepersonal durchgeführt und wird auch von ärztlicher Seite so gewünscht.
Um nur ein paar Beispiele zu nennen...
 

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