Waschen ohne Wasser

Cystofix

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Hallo liebe Kollegen und Kolleginnen,

ich hätte da mal eine Frage, bei der ich mich über zahlreiche Rückmeldungen sehr freuen würde.

Ich habe die Aufgabe erhalten, das Thema "Waschen ohne Wasser" im Bereich einer operativen ICU zu beleuchten und da die Möglichkeiten auszuloten.

Welche Erfahrungen habt Ihr mit Produkten gemacht, die ein wasserfreies Waschen ( mittels spezieller Feuchttücher etc. ) ermöglichen?

Welche Anbieter habt Ihr getestet und welche könnt Ihr empfehlen?

Wo lagen Probleme oder sonstige Dinge, die gegen ein Nutzen solcher Produkte sprechen?

Gruss Cys
 
Wir verwenden "normale" (lange, sehr lange Suche im www - hatte Namen nicht im Kopf - es sind Easybath, dick+ parfumfrei 20x20cm, von Medline)
-> hatten aber auch schon andere (frag nicht, weiß es nicht mehr)
und
antimikrobiell wirksame - da z.Zt. Octenisan Waschhandschuhe, hatten aber auch da schon andere.
Diese anderen - da komm ich nicht weiter, hatten wir nur kurz - dunkelrote Packung (mehr hab ich nicht).

Keine negativen Erfahrungen, bislang 0 Hautreaktionen. Weder bei vorigen noch den jetzt verwendeten Tüchern.
Tücher werden (insgesamt gesehen) täglich verwendet.
Probleme - fallen mir keine weiter ein. O.k., Grobiane reißen manchmal die Packung kaputt, dann trocknen halt die restlichen aus.
Tücher ohne Zusatz sind regulärer Bestandteil der Bevorratung im Zimmer, somit jederzeit griffbereit.

Vorteile - geht schneller, Vorbereitungszeit entfällt, Waschschüssel befüllen/zum Bettplatz tragen/Waschwasser entsorgen/Schüssel desinfizieren - entfällt, Nachtrocknen entfällt, Materialaufwand auf Nachttisch entfällt, können in Microwelle erwärmt werden.
Angenehme Größe, Beschaffenheit o.k., Griffigkeit o.k., Saugfähigkeit o.k., Feuchtigkeit o.k., Phase Hauttrocknung o.k.

Ups - Nachteil - inflationärer Einsatz, werden häufiger zweckentfremdet, da schnell zur Hand (z.B. Mann, kann selbständig UF benutzen - bekommt danach ein Feuchttuch um die Hände zu reinigen, danach weg in Abwurf und gut).
Geh ich (in weiser Voraussicht vor Maßnahme) auf Suche nach Tüchern am Bettplatz, hat der eine oder andere schon mal 3 angefangene Päckchen irgendwo in Reichweite. Da aber nur 8 Tücher pro Pack drin sind...

Bei Notwendigkeit der therapeutischen Körperpflege keine (dieser weichen) Tücher -> normale Utensilien -> Waschlappen/Handtuch haben rauhere Oberfläche.

Vorteil Octenisan - ist Waschhandschuh. Nachteil - recht dürres Material.

So in etwa...?
 
Also ich kann mich erinnern das vor ca 1 jahr in "die Schwester der Pfleger" das Thema in der Pro-Contra Rubrik behandelt wurde. Vielleicht haste die möglichkeit auf des Heft zurückzugreifen. Ich kann mich nur erinnern das Im Contra teil die Waschtücher nich gut weggekommen sind. Es fehlt beim Pat. das subjektive Gefühl wirklich gewaschen worden zu sein und paar andere negative Aspekte...
In unsrem Haus benutzen wir sie nicht find sie aber an sich nicht schlecht..
 
Probleme, die ich sehe....
Die Pat. berichten, dass sie sich ungepflegt fühlten. Feuchttücher sind traditionell was, was man in der Not nimmt weil keine Waschgelegenheit vorhanden.
Die Kontaktzeit mit dem Pat. reduziert sich weiter... "geht schneller".
Sensorische Habituationsphrophylxe erfolgte mit den Frotteewaschlappen bei jeder Körperpflege.
...

Die Tücher wurden für Einrichtungen wie die ISS erfunden. Wie sie in die Pflege kamen? Die Mitmaßungen behalte ich mal lieber für mich. Eines steht aber fest- es zeugt von wenig Fachverständnis, wenn man diese Teile benutzt. Waschen ist mehr als nur eine organische Hülle abzuwischen.

Btw- Hautprobleme entstehen oft erst, wenn wieder mit (ausreichend) Wasser gewaschen wird. Das hängt mit den in der oberen Hautschicht verbleibenden Emulgatoren zusammen.

Elisabeth
 
Bei uns im Haus verwendet man die Tücher (weiß leider nicht welche genau) auf allen operativen Intensivstationen.
Vorteil: Zeitersparnis. Nachteil: Wenige Tücher - reicht kaum, wenn die Patienten abgeführt haben. Gesicht muss trotzdem mit Wasser gewaschen werden.
Auf der Haut bildet sich bei längerer Anwendung wohl auch ein Film.
Patientenaussagen gehen wohl auseinander. Habe von Patienten gehört, die das ganze super fanden, andere fühlten sich nicht gewaschen.
Dem Intubierten ist es wohl egal. Die internistischen Stationen sträuben sich derzeit noch, die Tücher zu verwenden.
 
Hallo allerseits,

danke schonmal für die ganzen Antworten.

Der Nachteil des fehlenden Gefühls seitens der Patienten, wirklich gewaschen worden zu sein - DAS ist einer der Punkte, die bereits bei einem vor einiger Zeit unternommenen negativ aufgefallen waren.
Dass es die benötigte Zeit für eineWaschung reduziert, DAS kann man sicherlich geteilt betrachten. Ich finde das nicht wirklich verkehrt, kann aber auf der anderen Seite auch Elisabeth verstehen, dass man das Waschen nicht nur auf das reine "Waschen" reduzieren kann.

Allerdings würde ich einfach gerne mal die rein objektiven, ich nenns man "hardwareseitigen" Pros und Cons wissen - also Berichte zum Handling etc ... und dazu gab es ja bereits erste Meldungen von Euch.

Aber immer her damit weiterhin ...

@Chris ... es gibt - in Form von Medizinprodukten (!) - auch Tücher, mit denen man Gesichts-/Augenpflege machen kann. Die hab ich als Probe derzeit hier.
 
...Tücher - reicht kaum, wenn die Patienten abgeführt haben.....
......Dem Intubierten ist es wohl egal.
Die internistischen Stationen sträuben sich derzeit noch, die Tücher zu verwenden.

Genau dafür sind sie eigentlich nicht vorgesehen. Aber genau da kommen sie sehr oft zum Einsatz - täglich.
Genau da ist die Zeitersparnis (anaolg zur Körperpflege, Schüssel richten....) hoch und die Tücher sind einfach bequemer.
Gibt zwar auch massenhaft Zellstoff, aber der ist nun mal wenig geeignet, bei der zügigen Reinigung, wenn diese sich ziemlich umfangreich gestaltet.

Ich kann nicht für eine operative Int. sprechen, aber auf der internistischen ist die Waschschüssel (mit allem was dazu gehört) für die Körperpflege vorrangig im Einsatz.
Die Normalstation hätt schon auch gerne die Tücher - kriegt sie aber nicht.

Geht etwas weg vom Thema:
"Dem Intubierten ist es wohl egal." Der Satz ist einfach nur furchtbar. Gerade hier ist der Bedarf an Wahrnehmungsförderung - sehr hoch.
Die Notwendigkeit den Bedarf richtig einzuschätzen und kontinuierlich, nicht nur bei der Körperpflege entsprechend zu handeln (anderes Thema) - ist enorm wichtig. Das Bewusstsein dafür und die Handlungsmöglichkeiten muss man aber erlernen, diese Fachkompetenz fliegt nicht vom Himmel. Grundkenntnisse erlernt man aber schon, in der Ausbildung - weswegen ich eigentlich so eine Aussage überhaupt nicht nachvollziehen kann. Wenn DAS im Einsatz vermittelt wurde - lief irgendwas ziemlich schief.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann mir nicht helfen- aber es scheint einen Trend zu geben, wo es nicht mehr um den Menschen sondern nur noch um einen seelenlosen Körper geht. Sowas wie Wahrnehmungs- und Kommunikationspsychologie scheinen keinen Wert zu haben. Mich erschreckt dieses "Hauptsache schnell".

Da wird immer der Personalmangel als Argument angeführt. Wenn man aber ehrlich ist, dürfte es wohl eher an der Reduzierung der Kontaktzeit am Pat. begründet liegen. Es fällt halt schwer, einen Komatösen zu pflegen. Da werden eigene Ängste angesprochen. Die Unsicherheit kommt- was fühlt der? Wie ist die Reaktion auf das Angebot zu werten? Was wäre, wenn ich in der Position wäre? usw. Man erinnere sich vor allem beim letzten Satz daran, dass gerade Pflegekräfte nie so da liegen wollen.

Elisabeth
 
Hauptsache schnell ist doch von oben gewünscht.
Möglichst viele Patienten durch eine Pflegekraft versorgen.
Wenn darunter noch instabile Patienten sind, hat man eben keine Zeit mehr, noch 45 Minuten eine Ganzkörperpflege bei anderen Patienten zu machen. Dann bin ich froh wenn ich nur 5 Minuten am Bett des anderen Patienten brauche.
Eine Pflegekraft kann nicht drei instabile Patienten versorgen und sich um alle gleich gut kümmern. Und da hilft nur mehr Personal.
 
Komisch, dass das die Karte Personalmangel nie gezogen wird, wenn es um die ausufernde Doku oder die Übernahme ärztl Tätigkeiten geht.

Was ist das für eine Argumentation, dass ich den Pat. nicht waschen konnte- ihn aber zumindest einmal feucht "abgefeudelt" habe? Wo steht eigentlich, dass alle Pat. in einer Schicht komplett zu waschen sind? Und wo steht, dass der Pat. mehrmals am Tag komplett gewaschen werden muss. Das Argument "Bedarf" zieht auch nicht- weil dann außerhalb der geplanten Zeiten gewaschen werden müsste.

Ich empfehle- nimm dir mal ein paar Packs mit nach Hause und nutz die analog- meint statt duschen und Gesicht waschen wischt dich täglich nach Anleitung nur ab. Kein Nachtrocknen. Denn sonst entfernst ja die enthaltenen Pflegesubstanzen. Was meinst- ab wann stellt sich bei dir das Gefühl des Ungepflegtseins ein?

Elisabeth
 
Ich kann im Grunde wirklich beide Seiten verstehen - denke aber auch, dass da Meinungen aufeinanderprallen, die starr sind und im Grunde eine ergebnisorientierte Diskussion unmöglich machen.

Das Thema Personalknappheit vs. Übernahme ärztlicher Tätigkeiten vs. ausufernde Doku ist im Grunde ein sinnloser Dauerbrenner, denn auch hier herrschen bundesweit derart grosse Unterschiede von Krankenhaus zu Krankenhaus, so dass eine Vergleichbarkeit nicht gegeben ist.

Genauso sieht es mit dem Thema "Waschen im Frühdienst" o.ä. aus ... es gibt eben Kliniken, in denen es Usus ist, dass morgens alle gewaschen werden und dann gibt es Kliniken, in denen die Körperpflege schichtübergreifend gemacht wird ... quasi einer morgens, einer mittags. Über Sinn und Unsinn kann man sich wie immer vorzüglich streiten, aber auch da ist im Grunde sinnlos.

Von mir aus kann auch jemand diesen Thread dann wieder zumachen, sollte nicht noch jemand PRAKTISCHE Erfahrungen ( Pros / Cons ) zu diesem Thema posten können - alles andere ist mir, gelinde gesagt, derzeit relativ egal, da ich solche Diskussionen nach langer zeit einfach leid bin und sie mir in meiner derzeitigen beruflichen Position auch kaum helfen.

Cys
 
Starr ist nur eines- das Klammern der Pflege an Traditionen. Mehr Beweglichkeit würde so manchen Personalmangel reduzieren.

Zu Praktischen Erfahrungen- wie wäre es mit Selbsterfahrung? Würde sich hier doch anbieten. Zumal Sommer ist und man da ja auch schwitzt. Schwitzen ist ja bekanntlich das Hauptproblem bei Intensivpatienten. Am besten die Teile auch bei Bekannten, die nicht aus der Pflege kommen, verteilen. Um so mehr Probanden, um so besser.

Elisabeth
 
Beatmete, MRSA-kolonisierte ( ECMO- ) Beatmungs-Patienten unterscheiden sich dann doch geringfügig von Personen im eigenen Dunstkreis, auch wenn das bei Dir vielleicht anders sein mag .. von daher übergehe ich den Vorschlag dann einfach mal.

Wie gesagt ... sollte sich hier keiner mehr hilfreich zu Wort melden, macht den Thread ruhig dicht.

Cys
 
Beatmete, MRSA-kolonisierte ( ECMO- ) Beatmungs-Patienten unterscheiden sich dann doch geringfügig von Personen im eigenen Dunstkreis, auch wenn das bei Dir vielleicht anders sein mag .. von daher übergehe ich den Vorschlag dann einfach mal.
...
Hast recht. Bei der Einstellung zum wahrnehmungsgestörten Pat. lohnt es sich nicht weiter zu diskutieren. Man kann nur hoffen, dass dies nicht den Vorstellungen der gesamten Pflegebranche wider spiegelt.

Elisabeth
 
Das ist zweifelsohne NICHT meine Einstellung zu wahrnehmungsgestörten Patienten, allerdings interessiert mich genau DAS in den mind. kommenden 2 Jahren in meiner Tätigkeit praktisch NULLKOMMANULL, da ich - von einem kleinen Anteil in der Anästhesie - nichts mit solchen zu tun haben werde.

Es geht mir hierbei rein um die Frage, ob diese Tücher / Materialien im Einsatz PRAKTISCH etwas taugen - sonst nichts!

Ist das so schwer zu verstehen - oder ist die Langeweile so gross, dass man eine solche Nachfrage ( wie leider so oft ) völlig unproduktiv mit immer dem gleichen Sermon torpedieren muss?

Cys
 
Wie wäre es denn mit pro und contra ?

Wo ist der Einsatz von "Wasserersatzmitteln" sinnvoll ?

Aspekte:
- Hygiene
- Haut
- Compleance
- Kosten
- Zeit
 

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