Patienten "en bloc" waschen mit einem Waschlappen

  • Ersteller Ersteller Gelöschter User 45894
  • Erstellt am Erstellt am
Wie wascht ihr euch eigentlich zuhause, wenn die Dusche ausfällt und das Waschbecken herhalten muss? Kann mir das einer der Ausbilder mal berichten?

Das Wasser ist in dem Moment kontaminiert, wenn der Lappen wieder ins Wasser geht. Es gibt am Körper auch keine Grenzkontrollen, wo die Keime kontrolliert und ggf. abgewiesen werden, wenn sie den Bereich verlassen. Ein Keim, der seine Wohlfühlzone verlässt, stirbt in der Regel ab.

Ist es nicht mal so langsam Zeit in der Pflegeausbildung wegzukommen von der Dressur hin zu Fachwissen. Azubis sind net blöd. Die sind durchaus fähig auf der Grundlage von Kenntnissen eigene Wege zu beschreiten. Und nicht selten sind die besser, als das was da so mancher Ausbilder verbreitet.

Elisabeth
 
  • Like
Reaktionen: Schwester Rabiata 2
Dieses übermäßige Problematisieren von alltäglichen Verrichtungen ist aber oft auch genau dem Problem geschuldet, dass viele Auszubildene ihr Vorgehen nicht hinterfragen und somit auch nicht begründen können.
Ich kann nicht für sämtliche Schulen sprechen, aber es ist gerade in Zeiten der Kompetenzorientierung, gerade an beruflichen Schulen, sicher nicht Ziel die Schüler zu dressieren und nur auf das Einhämmern von trägen Fachwissen zu pochen. Bereits in meiner Ausbildung war es den meisten Lehrern sehr wichtig, dass wir dazu in der Lage sind zu begründen und kritisch zu denken.
Trotzdem entstanden auch bei uns kurz vor praktischen Prüfungen immer wieder die gleichen Dynamiken. Ein Schüler hat eine nicht erwartete Note und erzählt Horrorstorys, die sich durch mehrere Kurse ziehen.
Ich hab mich da auch anfangs anstecken lassen und hab normale Prozesse so zerdacht, dass ich nicht mehr im Stande war, klar und logisch vorzugehen. Gerade am Anfang wünschen sich viele ein Schema X, das sie stets anwenden können.
 
  • Like
Reaktionen: kräuterfrau
Wie sollen sie denn hinterfragen, wenn ihnen die ganz banalen Grundlagen nicht vermittelt werden, wenn Dressur vor Fachwissen steht.

Vielleicht tragen wir mal zusammen, was es an Grundlagen braucht um professionell waschen zu können.

Elisabeth
 
  • Like
Reaktionen: Schwester Rabiata 2
Woher weißt du eigentlich was an Grundlagen vermittelt wird? Woher weißt du das Dressur vor Fachwissen steht?

Was soll das überhaupt bedeuten? Reines Fachwissen ohne Transfer ist nur träge und kann nicht auf verschiedene Situationen transferiert werden.
Dazu braucht es mehr!

Und hier liegt meiner Meinung nach schon ein Teil des Problems. In den allgemeinbildenen Schulen wird schwerpunktmäßig auf das Wiedergeben von Faktenwissen gesetzt. Das ist immerhin mein Eindruck.
 
Wo sind sie- die Grundkenntnisse, die man braucht um mehr zu können als der Laie, wenn es um das waschen geht....
  • Aufbau der Haut und Auswirkungen der Pflegemittel
  • Residente Keime und Hautschutzmantel,
  • Sorten der Schweißdrüsen,
  • Transienten Keime inklusive Dermatophyten und dermatologische Leitlinien hierzu
usw.

Das kann man sicher auch i-wann nach der Ausbildung lernen. Aber sollte das nicht Inhalt der Grundausbildung sein? Wie soll ein Azubi einen Pflegeablauf planen, wenn er um die Grundlagen kaum was weiß? Wie kommt man dazu, in einer Abschlussprüfung einen ganz bestimmten Weg sehen zu wollen- nämlich dem einzig richtigen mit Waschwasserwechsel.

Und wenn ich den alten Thread anschaue... in 10 Jahren hat sich kaum was geändert. man diskutiert immer noch über den Waschwasserwechsel. Da stimmt doch was in unserer Ausbildung nicht wenn wir es in der Zeit nicht geschafft haben uns von diesen "Standards"- dem "schulischen Waschen" zu trennen.

Elisabeth
 
Dies ist also kein Inhalt der Ausbildung?
Dieses Wissen, als reines deklaratives Wissen betrachtet, wird jedoch nur bedingt dabei helfen, sich Abläufe logisch erschließen zu können.

Das nur ein einziger Weg zugelassen wird, wird hier von vielen Auszubildenden berichtet, aber ist das wirklich überwiegend so?
Was sagen die Prüfer und Pflegepädagogen im Forum dazu? Mich interessiert auch wie stark das wirklich gewichtet wird.

Dass sich nichts in der Ausbildung geändert hat, halte ich für eine gewagte These, wenn man lediglich die Aussagen von Auszubildenden in Foren betrachtet.
 
Manchmal fragt man sich, wie das die Kollegen außerhalb von Europa nur schaffen, zu waschen. Diese Fixierung auf das Waschen ist ja eher ein Phänomen des deutschsprachigen Raumes.

Der gesunde Menschenverstand wird ausgeschaltet, wenn man Abläufe vorgibt. Der Azubi hat sich zu 100% schon mal selber gewaschen. Er hat sicher auch schon mal gebadet. Und ich bin mir zu 1000% sicher, dass das hygienisch einwandfrei und in der richtigen Reihenfolge erfolgte.

Und wenn gar net anders- man kann auch beim Patienten/Bewohner lernen. Die wissen in der Regel, in welcher Reihenfolge man die zwei mitgebrachten Waschlappen bzw. Handtücher nutzt. Der Pflegebedürftige wird eh viel zu wenig miteinbezogen.

Elisabeth
 
Da bin ich ganz bei dir, Elisabeth.

Keine Ahnung woran das in Deutschland liegt, dass das Waschen in der Pflege so eine heilige Kuh ist.
Vielleicht auch doch ein bisschen an der praktischen Abschlussprüfung, die nicht umsonst auch Waschprüfung genannt wird. Meiner Meinung nach sollte hier wirklich der Fokus auf wichtigere Dinge gelegt werden.

Kann mich aber auch noch gut erinnern, welchen Aufschrei es auf meiner alten Station gab, als es hieß dass Pflegehelfer das Waschen übernehmen sollten bei bestimmten Patienten, um die Fachkräfte zu entlasten. Auch ältere, erfahrenere Kollegen waren damals entsetzt und haben argumentiert, dass nur Fachkräfte diese Tätigkeit übernehmen sollten, aufgrund der Hygiene, Krankenbeobachtung etc.

Aber ich glaub jetzt bin ich ziemlich OT.
 
  • Like
Reaktionen: amezaliwa
Danke Elisabeth!
Ich gehe im Sommer gerne auf Festivals. Da die duschen meist extra kosten und zudem Riesenschlangen davor sind, gehe ich nicht duschen.
Stattdessen mache ich den Lappen nass und nehme für den ganzen Körper einen Waschlappen bzw. seife mich per Hand ein. Von oben nach unten. Intimbereich einmal Waschlappen (mangels Waschmaschine hygienischer).
Danach wringe ich den Lappen aus und tauche ihn in klares Wasser und das ganze ganze Programm nochmal mit ohne Seife. Dann abtrocknen.
Das funktioniert top. Dabei trage ich Bikini (nackt auf nem Metalfestival rumzulaufen würde sicher einige Leute erfreuen aber trotzdem ;)).

Zu dem letzten post: Ich verstehe es auch nicht. Aber ich habe auch das Gefühl, dass das am sich wandeln ist. Krankenpflegehelfer haben ja auch ne Ausbildung.
Finde es nur etwas unverantwortlich komplett ungelernte gleich alleine ran zu lassen...
 
Manchmal fragt man sich, wie das die Kollegen außerhalb von Europa nur schaffen, zu waschen. Diese Fixierung auf das Waschen ist ja eher ein Phänomen des deutschsprachigen Raumes.
https://books.google.de/books?id=fh...begin wash patient nurse change water&f=false

Im Buch nursing procedures sind auch 2 Waschwasserwechsel drin :)

Nur weil wir das hier nicht mitkriegen, heißt es ja nicht, dass sich die nurses in anderen Ländern nicht ebenfalls mit diesem Thema befassen.
 
Es ist echt unglaublich, dass sich die Schüler immer noch verrückt machen müssen wegen dieses Waschbrummboriums...
 
Das musst verstehen. Deutschland sieht als wichtigstes Ergebnis der Ausbildung nicht das, was per Gesetz gefordert wird, sondern die Fähigkeit, dass der Waschlappen richtig geführt und das Waschwasser nach Standard gewechselt wird. Kein Wunder, dass man uns die Anerkennung so oft verweigert und uns auf Füttern, waschen, trocken legen und Blutabnehmen und Spritzen geben reduziert.

Elisabeth
 
Ich muss sagen, dass ich mich da eigentlich nicht wirklich verrückt mit mache... Unsere Dozenten sagen immer solange man etwas sinnvoll begründen kann, ist alles gut.

Ich habe diese Frage hier nur gestellt, weil ich das in der Rehaklinik eben anders als sonst erlebt habe.
 
Elisabeth, du hast schon recht. Aber ich habe schon das Gefühl, dass zumindest in der Hinsicht so gaaaanz langsam ein Umdenken stattfindet.
 
@Irgendeine: ich meinte das allgemein. Die Schüler werden verrückt gemacht wegen der Wascherei. Der eine mehr, der andere weniger.
 
Und ganz wenige lassen sich gar nicht verrückt machen, sondern stellen den gesunden Menschenverstand an. Das sind diejenigen, die sich den Traditionen verweigern und den Paradigmenwechsel einleiten und voranbringen (können).

Elisabeth
 
  • Like
Reaktionen: JessesGirl
Die Dinger, also die Einmalwaschhandschuhe, hören sich ja gar nicht schlecht an. Wie heißen die denn und wo bekommt man Probeexemplare? Ich kann mir sowas super auch für Iso-Zimmer vorstellen.
 
Wenn du die bekommst, wasch dich mal eine Woche nach Vorschrift mit den Dingern und entscheide dann neu. Ich hab bis jetzt keinen kennen gelernt, der sich vorstellen könnte, damit "gewaschen" werden zu wollen. Selbst dann nicht, wenn es ihnen ganz schlecht gehen würde.

Elisabeth
 

Ähnliche Themen

G
Antworten
13
Aufrufe
3.189
Talk, Talk, Talk
Gelöschtes Mitglied 57198
G