Wieder mal ein Beispiel - zwar nicht aus der pflegerischen Praxis, aber aus der bitteren Wirklichkeit:
Aus dem Presseticker des Schleswigholsteinischen Landtags: „Nicht das Image der Pflegeberufe wird durch eine Zwangsabgabe höher, sondern nur die bürokratischen Strukturen“, stellte die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Katja Rathje-Hoffmann, anlässlich der heute (06. Juni 2013) vorlegten Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur Einführung der Pflegekammer in Schleswig-Holstein (Drs. 18/860, siehe Link) fest.
Wer erwartet von einem Pflichtbeitrag ansich, dass er Image bringt? Die Kammer soll das u. a. bringen. Und die geht mit einem Pflichtbeitrag einher. Die Pflege wird für dumm verkauft.
Ebenda: „Der Wunsch nach einer schlagkräftigen Interessenvertretung und eine Aufwertung ihres Berufes sind absolut nachvollziehbar und wünschenswert. Die geplante Umfrage ist richtig, muss aber gleichzeitig auch offen und ehrlich über die damit einhergehende Gehaltskürzung aufklären und die Pflegeberufe anteilig ihrer Größe entsprechend berücksichtigen“, fordert Rathje-Hoffmann.
"Gehaltskürzung" - wenn es um 5 bis 9 Euro geht, ist diese Ausdrucksweise doch nur der platte Versuch einer Gehirnwäsche - und soll die Pflegenden für dumm verkaufen.
Egenda: „Als Argumente für die Verkammerung listet die Landesregierung die verantwortungsvolle Aufgabe, den gesellschaftlichen Auftrag, Fachkräftemangel, schlechte Bezahlung, und eine angeblich fehlende Interessenvertretung auf. Die Ministerin ist aufgefordert zu erklären, inwiefern diese Argumente die Pflegekräfte von anderen Berufsgruppen, beispielsweise den Erziehern, unterscheiden. Denn für Erzieherinnen und Erzieher gibt es auch keine Kammer. Eine Zwangsverkammerung ist kein Allheilmittel und löst anders als von den Regierungsfraktionen behauptet keines der Probleme“, schließt Rathje-Hoffmann ab.
Auf dem Niveau von Erbsenzählern und weltfremden §§-Reitern soll hier die Pflegekammer im Namen anderer zunächst zum "Allheilmittel" hochgejubelt werden, um sie dann im gleichen Satz als dafür untauglich abstempeln zu können. Wer auf dieser Welt sieht in der Pflegekammer ein Allheilmittel? Warum wird hier nicht deutlich gemacht, dass die Pflege im Schatten der anderen verkammerten Heilberufe fast machtlos da steht.
Warum unterschlägt hier die "
sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion", die es wirklich besser wissen müsste, dass nur die Ärzte, die Arbeitgeber und die Kranken- und Pflegekassen im Rahmen der Selbstverwaltung stimmberechtigt sind im Gemeinsamen Bundesausschuss? Das ist für die größte Berufsgruppe im Gesundheits- und Pflegewesen, die die Beschlüsse dieses mächtigsten Lobbyisten-Gremiums Deutschlands ausbaden muss, eine eklatante Benachteiligung.
Was soll dieser Vergleich mit der Berufsgruppe der Erzieherinnen, die mit dem Gesundheits- und Pflegewesen überhaupt gar nichts zu tun haben. Wenn ein Vergleich angebracht wäre, dann mit den an Entscheidungen beteiligten Berufsgruppen, wie Ärzte, Apotheker und Psychotherapeuten. Ein weiteres reales Beispiel dafür, das die sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion die Pflege für dumm verkaufen will.
Genau diese missachtende Haltung ist es, die in der Pflege allmählich den Zorn aufschäumen lässt und die Forderung nach mehr Selbstbestimmtheit, u. a. durch eine Pflegekammer, zum Prüfstein macht, wenn es darum geht, welche Politiker unser Kreuzchen bei der nächsten Wahl bekommen. Frau
Katja Rathje-Hoffmann (CDU) hat sich dafür erst mal
disqualifiziert.
@Katja Rathje-Hoffmann: Wenn Sie dies hier lesen, seien Sie sich gewiss, dass die Pflegewelt die Politik beobachtet und: Wir sind nicht blöd!