Noch ein persönlicher Schlussatz:Jeder Pflegende möchte gerne sein Erlerntes einsetzen,nur wenn selbst für Grundliegendes zu wenig Zeit ist,wird es da mit noch mehr Auflagen besser?NEIN!Hier wird es wohl so kommen,das jeder versucht die neuen Auflagen zu erfüllen,damit der MDK glücklich ist.Der Leidtragende ist unser Patient und Kunde!!
@makadogge: Du musst Dich mehr mit Berufspolitik auseinandersetzen. Du kratzt nur an der Oberfläche. Verzeih mir, wenn ich das so sage. Wenn es hier nicht anonym wäre, würde ich diese Kritik nur vis-a-vis aussprechen.
Die Zusammenhänge sind komplexer. Bis jetzt gibt es keine effektive Lobby für die professionelle Pflege. Bis jetzt geht die Pflege aus den Verhandlungen immer als Verlierer heraus. Solange nur um Geld und Personal zwischen denen verhandelt wird, die über das Geld entscheiden - also zum Beispiel im Gemeinsamen Bundesausschuss oder im Rahmen von Tarifverhandlungen - bleiben wir die Verlierer. Im Gemeinsamen Bundesausschuss setzen sich vor allem die Ärzte durch. In den Tarifverhandlungen wiederum setzen die Ärzte satte Zuwächse durch. Die Pflege bekommt auch etwas mehr, aber da nicht mehr Geld zur Verfügung steht, werden die gesamten Lohnerhöhungen vor allem beim Pflegepersonal wieder eingespart. Da beißt sich die Katze in den Schwanz. In der Altenpflege und den Sozialstationen ist es kaum anders. Dort setzen die Arbeitgeberverbände durch, dass mehr Hilfskräfte die professionell Pflegendenden ersetzen, um Einsparungen zu erzielen. Gleichzeitig setzen die Ärzte wieder durch, dass sie ihre Medinischen Fachangestellten zum Verbände machen, zur Schmerzmedikation per Pumpen, zum Blutdruck- oder Blutzuckermessen zu den Patienten nach Hause schicken können, womit die Ärzte dafür sorgen, dass sie die Leistungen für sich abrechnern können. Sie müssen aber nicht. Wenn ihnen die Fahrtkosten zu teuer sind, lassen sie es eben. Die Pflegekräfte in den Sozialstationen dürfen dann noch zum Waschen und Lagern kommen und machen was die Ärzte übrig lassen.
Wenn wir nicht immer die Dümmsten bleiben wollen, müssen wir dazulernen, z. B. bei den Ärzten abgucken.
Solange Pflegepersonal einfach nur Verhandlungsmasse bleibt, haben wir keine Chance. Das einzige, was schwerer wiegt als Verhandlungsmacht, sind wissenschaftliche Fakten. Wenn es wissenschaftliche Erkenntnisse darüber gibt, dass zu wenig Pflegepersonal Ursache für Schaden an Gesundheit und Leben und an unwürdiger Lebensqualität ist, wiegt das schwerer als Verhandlungsmacht. Nur müssen diese Erkenntnisse in den Machtzentren auch substantiell und mit gesellschaftlicher Legitimation vertreten werden. Deshalb sind die Pflegekammern so wichtig.
Deine Klagen sind sehr berechtigt. Aber die Pflegekammern als Verursacher für noch mehr Druck in der Praxis verantwortlich zu machen, ist einfach falsch. Die Pflege muss viel Bürokratie ertragen, weil die Pflegeberufe sich selbst nicht kümmern konnten. Die Pflegekammern wären die einzige gesellschaftliche Instanz in der Gesundheits- und Pflegepolitik gewesen, die hier die Interessen der Pflegeberufe hätten effektiv vertreten können. Das der MDK über viele Jahre Prüfrichtlinien benutzt, die der Praxis nicht angemessen sind, war nur möglich, weil die Pflege sich dagegen nicht wehren konnte. Ihr fehlte eine gesellschaftlich legitimierte Vertretung, die von Gesetzes wegen die Aufgabe hat, pflegefachliche Gutachten zu erstellen und Stellung zu gesellschaftlich Problemen in der Pflege zu beziehen - und das im Einklang mit den Interessen der Pflegeberufe.
Und ob im 18. oder 19. Jahrhundert irgendein Mensch schon mal irgendetwas über Dekubitus in ein Lehrbuch geschrieben hat, mag Historiker interessieren. Wie alt die Erkenntnis ist und von welcher Berufsgruppe sie generiert wurde, ist aber wirklich nicht entscheident. Wichtig ist der aktuelle Stand der Wissenschaft und die Durchsetzung der daraus abzuleitenden Konsequenzen. Denn wissenschaftliche Erkenntnisse werden nicht automatisch in Ausbildung und Politik umgesetzt. Dazu braucht es einen gezielten Transfer. Und den leisten Pflegekammern am effektivsten - und zwar im Interesse der Berufsgruppe und der Pflegebedürftigen.