Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
@Sharice: Mach ich laufend. Ich komme aber nicht zu dem komplett hoffnungslosen Ergebnis, wie ich es aus Deinen Zeilen lese. Im Gegenteil, es tut sich einiges. Und wenn wir die Selbstverwaltungsrechte einer Pflegekammer haben - in mindestens 3 Bundesländern wird sie ja schon mal kommen - sitzen wir selbst mit am Drücker. Warum also so hoffnungslos?
 
Was die Kompetenzen einer MFA anbetrifft- ich habe selten soviel Unsinn gelesen, wie im http://www.krankenschwester.de/foru...ekammer-verbessert-koennte-72.html#post404171 . Da ist nix, aber auch wirklich gar nix, was auch nur annähernd zeigt, dass da jemand verstanden hat, was Professionelle Pflege bedeutet und wofür die Pflegekammer zuständig ist. Es ist wieder einmal mehr ein Zeugnis, dass man gar nicht wissen will, was die Kammer für Aufgaben hat sondern das man erwartet, die eigenen Probleme mit anderen Berufsgruppen löst. Es ist eigentlich mehr als bedauerlich, dass so jemand für die Kammer wirbt.

Wann kommen hier endlich mal Informationen, die wirklich interessant sind. Es geht in RP aktuell um die Anhörungen zur Änderung des Heilberufegesetzes. Für wh- das ist nötig, um überhaupt eine Pflegekammer eröffnen zu können.

Und nun warte ich mal- ob wh dieses Thema hier verlinken kann oder will. Da geht es nämlich nicht um die von ihm so herbeigesehnte Instanz, die die Ärzte reglementiert und verhindert, dass MFAs etwas machen, was sie schon seit Jahrzehnten in chirurgischen Praxen machen.

Elisabeth
 
Hallo zusammen! Zurückgekehrt von anderen Kampfplätzen wollte ich mal fragen, was es den so Neues gibt? ;-)
 
Da wh wohl anderwärtig beschäftigt ist... OPAL | Parlamentsdokumentation Viel Lesestoff, ich weiß. Aber ohne Lesen geht es nun mal nicht.

Elisabeth
 
Man sollte sich zumindest die Statemants aus der Pflege durchlesen. Da kommt man zu dem Schluss, dass die Qualität doch sehr variiert und scheinbar von den Interessen gelenkt ist. Wer fast jeden Satz mit "wir begrüßen" macht auf mich eher den Eindruck, dass man nicht so ganz versteht, worum es geht. Und wenn es um solche Kleinigkeiten wie die Höhe eines Ordnungsgeldes geht, dann hätte ich schon mehr als "Wir begrüßen" erwartet.

Und wenn ich in dem Papier der Gründungskonferenz solche Worte wie Helferberufe als Umschreibung der Guk, GuKK und APs lese, dann geht mir persönlich der Hut hoch. Da scheint man i-wie aus den Augen verloren zu haben, dass es bei der Gründung einer Kammer um die Professionalisierung der Pflege geht. Aber so erklärt sich für mich auch, warum man bei den Multiplikatoren auch Pflegehelfer und Pfarrer findet.

Man darf gespannt sein, was für eine Pflegekammer in RP wirklich entsteht und ob dieses Modell sich in anderen Bundesländern dann genauso entwickelt. Ich gehe davon aus, dass das nicht der Fall sein wird. Das mag zu einem nicht geringen Anteil daran liegen, wer dort den Vorstand bildet.

Elisabeth
 
Ein weiteres Beispiel für den Nutzen einer Pflegekammer.

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) werden die Pflegekräfte darauf vorbereitet, dass die Weiterbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege bald einfach durch eine direkte Ausbildung umgangen werden kann. Die Überholspur heißt "Anästhesietechnische Assistenz (ATA)".

Siehe Pflegesymposium „Qualitätssicherung in der Perinatalversorgung und Intensivmedizin“.

Diese neue Pflegekräfte werden mit Sicherheit schlechter vergütet werden (vergleiche Operationstechnische Aisstistenten und weitergebildete OP-Pflegekräfte), so dass die besser vergüteten, vollständig ausgebildeten Pflegekräfte eine scharfe wirtschaftliche Konkurrenz bekommen. Ein guter Tarifvertrag, der einfach umgangen werden kann, lässt sich dann umso schwerer durchsetzen, denn je teurer die vollständig Qualifizierten sind, desto mehr werden die Arbeitgeber auf die geringer Qualifizierten ausweichen.

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig ein gutes Zusammenspiel von Pflegekammern und Gewerkschaften wäre.

Die Hamburger haben sich aber - unter großem Einfluss von verdi - gegen eine Pflegekammer entschieden.

Mit einer Pflegekammer würde die Pflege selbst regeln, welche Weiterbildung für welche Tätigkeiten erforderlich ist. Eine neue Ausbildung a la ATA wäre dann ohne die Pflegekammer nicht möglich.

Und selbst wenn eine ATA-Ausbildung angesichts des Fachkräftemangels für die vollständig Qualifizierten auf den Intensivstationen wünschenswert wäre, um personell entlastet zu werden, wäre es auf jeden Fall für unseren Berufsstand sehr wichtig, dass wir selbst die Regelungen bestimmen, und nicht die Lobbyisten, die primär wirtschaftliche Interesse verfolgen.

Nach der Devise "teile und herrsche" wird der Einfluss der heute noch vollständig Qualifizierten Intensiv- und Anästhesiepflegekräfte geschwächt werden, auch gegenüber den Ärzten vor Ort, die diejenigen Pflegekräfte bevorzugen werden, die Ihnen am dienlichsten sind. Ob die originäre Pflege des Patienten dabei ins Hintertreffen gelangt, wird vielleicht nur der Patient spüren, wenn es seinem Bewusstsein überhaupt zugänglich wird. Bleibt für die Patienten noch zu hoffen, dass die neuen ATA vielleicht sogar noch bessere Pflegequalität liefern, weil sie so spezialisiert vorbereitet werden. Ich halte das aber für unwahrscheinlich.

Hoffentlich kommen die Hamburger Pflegekräfte sehr bald zu der Einsicht, dass Pflegekammern und Gewerkschaften zusammenarbeiten müssen und beide zusammen stärker sind, als alleine oder getrennt.
 
Und wieder mal keine Ahnung und Wunschdenken. Lohn ist einzig und alleine Aufgabe der Tarifpartner und nicht der Pflegekammer. RP plant keine Festlegung von Vorbehaltsaufgaben. Im Bereich Funktionspflege- und das ist nun mal die Anästhesie- wird es immer so sein, dass die Ärzte entscheiden, was sie brauchen. Die ATA geht weg von der Pflege hin in den medizinischen Bereich. Ich möchte wetten, dass die Ausbildung in nächster Zukunft bei den Ärztekammern angesiedelt wird. Ebenso gehört die CTA dorthin.

Ergo- wie immer: ein Versuch, die Kammer nach vorne zu bringen mit falschen Argumenten.

Nebenbei- Dumpinglöhne hat jeder selber zu verantworten. Ein mir bekannter OTA bekommt das gleiche Gehalt wie ein OP-Fachpfleger. Das Haus hat sogar durchgesetzt, dass er eine Leitungsweiterbildung machen konnte.
wer sich unter Wert verkauft- egal welche Ausbildung- ist selber schuld.

Elisabeth

PS Hast du dir wenigstens die Mühe gemacht und die Stellungnahmen durchgelesen? Wenn ja- dann müsstest eigentlich erkennen, wohin das Boot in RP wirklich geht.
 
In Pflegeeinrichtungen in Schleswig-Holstein sollen zum Beginn des kommenden Jahres 1.200 neue Stellen für Betreuungskräfte entstehen.

Schleswig-Holstein: 2015 mehr als Tausend zusätzliche Alltagshelfer in Heimen

Zu den Aufgaben der neuen Betreuungskräfte gehören laut bpa beispielsweise gemeinsames Handwerken, Kochen und Vorlesen mit den Heimbewohnern sowie das Unternehmen von Ausflügen.

Zusätzliche Helfer sind ja nicht schlecht. Aber wer soll dafür sorgen, dass die privaten Anbieter Sozialer Dienste den Arbeitsdruck in ihren Einrichtungen nicht dazu ausnutzen, dass die gerade mal angelernten Kräfte dann doch pflegerische Arbeit übernehmen, schon allein um ihren qualifizierten Kollegen beizuspringen, die ja nach wie vor die Pflege alleine machen müssen. Je mehr sie das tun, umso leichter wird es für die Arbeitgeber, auf diese Weise qualifizierte Pflegekräfte in größerem Stil einzusparen. Hinterher können sie sich damit rausreden, dass es ja nicht mehr Fachkräfte gibt.

Aber es droht noch eine andere Gefahr: Es gibt jetzt schon Überlegungen, 2 Jahre nicht qualifizierte praktische Arbeit im Altenpflegebereich mit einem Jahr Ausbildung gleichzusetzen, um die Ausbildung zu verkürzen.

In beiden Fällen erreichen wir eine Dequalifizierung der Pflege und eine Verschiebung der besser bezahlten qualifizierten Arbeitsverhältnisse hin zu geringer bezahlten gering qualifizierten Arbeitsverhältnissen.

Dequalifizierung ist die Sparstrategie von Arbeitgebern wie dem bpa. Und mit dieser Strategie machen die privaten, auf Gewinnstreben ausgerichteten Arbeitgeber den kommunalen und frei-gemeinnützigen Anbietern von Pflege schwer zu schaffen. Denn in der Konkurrenz sorgen sie für den Preisdruck, der jetzt schon in kirchlichen Einrichtungen dazu führt, dass die Tarife für Altenpflegeeinrichtungen nicht mehr zu halten sind und deshalb von denen der Krankenhäuser abgekoppelt werden.

Wenn wir für unsere Arbeit sowohl in Bezug auf Qualität als auch auf die Vergütung etwas erreichen wollen, dürfen wir die Strategie der Arbeitgeber und Kostenträger - die Dequalifizierung - nicht außer Acht lassen. Die Marktwirtschaftsmechanismen werden dafür sorgen, dass sich die kleinsten Räder am schnellsten drehen müssen um am wenigsten dafür verdienen. Anders gesagt: Je mehr kleine Räder, desto lukrativer für die Arbeitgeber. Wenn wir die Dequalifizierung aufhalten wollen, brauchen wir möglichst direkten Zugriff auf die Definition von Pflegequalität, berufliche Standards und Qualifizierungsstandards, so wie es eine Pflegekammer in deutlich höherem Maße hätte, als alle anderen Formen pflegeberuflicher Organisationen. Und wir brauchen mehr Einfluss auf die Politik, auf gleicher Augenhöhe mit den anderen Heilberufekammern, so wie es z. B. die Ärztekammer hat.

Die Strategie der Gewerkschaften alleine wird nicht von Dauer sein, wenn sie durch Dequalifizierung einfach unterhölt werden kann. Dann hätten wir das berühmte Bettlaken, an dessen Ende man zieht und es dafür an anderer Stelle nicht reicht. Wir müssen unsere Probleme in einer Gesamtstrategie vollständig abdecken, inklusive Pflegekammer, damit es endlich mal insgesamt reicht und nachhaltig besser wird.
 
Hier wäre eine Selbstreinigung unserer Berufsgruppe fällig, wozu eine Pflegekammer sehr hilfreich wäre: Staatsanwaltschaft ermittelt nach zweifelhaften Selfies mit Patienten

Pflegekräfte sollen in der Notaufnahme des Aachener Klinikums entwürdigende Selfies mit Patienten gemacht und sie über den Kurznachrichtendienst Whatsapp verbreitet haben.

Solche Vorfälle werfen ein schlechtes Licht auf unseren Beruf und sollten von uns selbst bekämpft werden, um zu zeigen, dass unser Berufsstand soetwas nicht toleriert. Dass sich ausschließlich andere, nicht pflegeberufliche Instanzen um derartiges Fehlverhalten in unserem Beruf kümmern, ist ein Armutszeugnis.
 
Na endlich mal eine richtige Aussage. Ich hatte schon jegliche Hoffnung verloren.

Elisabeth
 
Entschuldigt bitte, wenn ich jetzt, ohne den ganzen Thread gelesen zu haben, mich einschalte. Zur Sache mit den Selfies, man müsste halt schon genau wissen, was passiert ist, obs Geblödele war, bei dem die Patienten eifrig mitgemischt haben, oder tatsächlich entwürdigendes und uns selbst als Berufsstand schädigendes Verhalten.

Generell frage mich, inwieweit eine solche Kammer das Problem lösen könnte, das mE zu nicht unbeträchtlichem Teil dadurch entsteht, dass heute mehr und mehr Leute in Pflegeberufe, weniger die Krankenpflege, aber ganz massiv in die Altenpflege regelrecht genötigt werden, für die der Arbeitsmarkt ansonsten keine Verwendung findet. Und entsprechend ist natürlich dann das Niveau der Pflege, das Niveau des Umgangs, das Niveau von allem?

Sorry wenn das jetzt ein wenig arg arrogant rüberkommt, aber so ist mein Eindruck in den letzten Jahren. Da sollen Leute eine Altenpflegeausbildung machen, die nicht mal die basalen Regeln der persönlichen Hygiend wie saubere Socken, wenn sie stinken, oder Zähneputzen beherrschen, die ausgesprochene Defizite im kognitiven Bereich aufweisen und nicht das geringste bisschen wirkliches Interesse oder wirkliche Motivation zum Pflegeberuf.

zweifelnde Grüße, die soulrebellin
 
Ein weiteres Beispiel, warum eine Pflegekammer her muss:

ÄKWL plädiert für mehr Selbstbestimmung von Demenzkranken

Die Ärztekammer Westfalen Lippe (ÄKWL) hat sich dafür ausgesprochen, die Selbstbestimmung von Demenzkranken auch in der Pflege so weit wie möglich aufrecht zu erhalten.

Der zitierte ÄKWL-Präsident Theodor Windhorst hat sicher Recht und natürlich hat er auch das Recht auf seine Meinung. Aber irgendetwas stimmt da was nicht, wenn die Ärztekammer als Anstalt öffentlichen Rechts erklärt, was in der Pflege - hier zu dem im Bereich der Pflegeversicherung - zu geschehen hat. Hier wäre mir eine pflegeberufliche Kammer alle Male lieber, denn die Pflegenden sind es, die das Kunststück der Selbstbestimmung Demenzbetroffener hinkriegen müssen und ja auch durchaus gute Ansätze dazu liefern können.

Die Betroffenen dürften nicht ausschließlich als pflege- und hilfsbedürftige Kranke wahrgenommen werden. Stattdessen solle der Mensch an sich im Mittelpunkt stehen.

Auch hier hat er völlig Recht. Allerdings geschieht dies bereits. In den Demenzeinrichtungen werden die Demenzbetroffenen nicht als Kranke (quasi Kunde der Mediziner), sondern als Bewohner betreut und gepflegt. Insofern klingt es doch ein bisschen väterlich bevormundent, wenn ein Ärztekammerpräsident den Anschein erweckt, den Pflegenden erklären zu wollen, wie man Demenzbetroffene pflegt.

Pflege ist Sache der Pflegenden, insbesondere wenn es um pflegefachliche oder pflegewissenschaftliche Fragen geht. Da sollte eine Pflegekammer erklären, was gute Praxis ist und keine andere Berufekammer ohne spezifische Expertise. Ohne Pflegekammer wird in der Öffentlichkeit auch in 10 bis 50 Jahren nicht klar werden, dass Ärzte keine Pflegeexperten sind.
 
Hab ich da jetzt was falsch verstanden? Hier geht es um die Selbstbestimmung eines Erkrankten denen sich alles unterzuordnen hat- auch die Pflege. Da spielt es keine Rolle, ob es da eine Kammer gibt oder nicht.

Und das ein Arzt einer Pflegekraft erklären kann, worauf sie bei der Pflege eines Demenetn zu achten hat, liegt wohl in der Natur der Sache. Nur er kann eine Diagnostik machen und eine Therapie anordnen. Wünschenswert wären sicher Pflegetherapien. Aber davon sind wir mehr als weit entfernt. Pflegeexperten sind mehr als dünn gesät. Leider.

Bezüglich von Pflegediagnostik und Pflegetherapie wäre übrigens die Kammer von Nutzen. Sie ist für die Inhalte der entsprechend notwendigen Weiterbildungen notwendig. Aber wer bezahlt sowas dann wieder? Der Staat ist mit "satt, sicher, sauber" zufrieden. Und die wenigsten Kunden kennen wirklich die Möglichkeiten der Pflege. Kein Wunder, wenn man sich über "füttern, waschen, trocken legen" definiert.

Abschließend- Pflege ist nicht Sache der Pflegekammer. Die Pflegekammer ist für die Professionelle Pflege zuständig. Das ist ein kleiner- aber sehr wichtiger Unterschied. Den solltest wenigstens immer mit betonen.

Elisabeth
 
Was durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Z. B. dass fachliche Ansprüche der Pflegenden besser durchgesetzt werden können und auch klarer von tarifpolitischen Interessen unterschieden werden können. Das Entweder-Oder-Gezänk muss aufhören. Es muss Sowohl-Als-Auch heißen.

Wir wollen gute Bezahlung und mehr Personal und wir wollen verdi in keinster Weise absprechen, dass sie darum für uns kämpfen. Dafür ist es natürlich auch wichtig, dass die Pflegenden der Gewerkschaft beitreten. Inzwischen kann schließlich auch in kirchlichen Einrichtungen gestreikt und verhandelt werden.

Gleichzeitig wollen wir gute Arbeit für unsere Pflegebedürftigen leisten und mit dem sicheren Gefühl von der Arbeit nach Hause gehen, dass wir unseren Job gut gemacht haben, dass unsere fachliche Qualifikation etwas gilt und dass wir nicht nur ungelernte Kräfte im Chaos beaufsichtigen müssen, um einfach nur Schlimmes zu verhüten. Denn das wird passieren, wenn wir nicht mit fachlicher und wissenschaftlicher Argumentation selbst regeln können, welche Qualifikation erforderlich ist. Und wir wollen auch nicht länger in der Öffentlichkeit von fachfremden Ärzten, Schauspielern, Buchautoren, Kritikern, Hart-Aber-Fair-Gästen und sonstigen vermeintlichen Experten be- oder verurteilt werden.

Die gute Nachricht: Verdi will die Pflegekammer unterstützen - wenn die Pflegenden sie wollen.

Sylvia Bühler, Mitglied des ver.di-Bundesvorstandes als Fachbereichsleiterin auf der diesjährigen Krankenhaustagung von ver.di:
Auch das sensible Thema der Pflegekammern sprach Bühler an. Die Gewerkschaft teile den Wunsch der Pflegekräfte nach mehr Einfluss und Anerkennung ihrer Arbeit, nicht jedoch die Hoffnung, dass dieses Ziel durch Pflegekammern erreicht wird. ver.di halte Kammern für eine Scheinlösung der Krankenhausmisere. Wo Kammern aber zustande kommen, werde sich ver.di als größte Organisation der Pflegekräfte nicht aus der Verantwortung stehlen und sich daher an der Arbeit beteiligen.

Hier bahnt sich ein Einlenken an. Die Sozialarbeiterin Bühler mag den Pflegenden zwar noch nicht zugestehen, dass sie mit ihrem selbst gewählten Weg richtig liegen und glaubt zu wissen, dass wir mit der Pflegekammer unsere Ziele nicht erreichen werden. Aber die Blockadehaltung gegen die eigenen pflegeberuflichen Mitglieder ist gebrochen. Damit neigt sich auch ein Stück Fremdbestimmung der Pflege innerhalb von verdi dem Ende zu.

Bühler schiebt nach:
Doch die Grundgangart auf dem Weg aus der Pflegenot lautet: Für die Personalbemessung ist ein Gesetz nötig, für höhere Löhne ist ver.di zuständig.

Das mit den Löhnen ist absolut richtig und die Pflegenden sind aufgefordert, in die Gewerkschaft einzutreten.

Das mit den Gesetzen und der Personalbemessung hingegen ist eher Sache von wissenschaftlicher Fundierung der Folgen unzureichender Personal- und Qualifikationsstandards. Durch die Selbstverwaltung gewinnt die Pflege erheblichen Einfluss auf die öffentliche Darstellung erforderlicher Personalstandards. Und als Körperschaft öffentlichen Rechts steht es ihr von Gesetz wegen zu, in Gesetzgebungsverfahren ihre Expertise (also wissenschaftlich begründete Einwände und Vorschläge) einzubringen.

Ohne die Festsetzung von Qualitätsmaßstäben blieben die Personalmindeststandards immer wieder Verhandlungsmasse und könnten in Tarifverhandlungen aus welchen Gründen auch immer geopfert werden. Das passiert mit einem Qualitätsmindeststandard, den Pflegebedürftige oder ihre Angehörigen einklagen können, nicht so leicht. Wenn schlechte Pflege durch planmäßige Unterbesetzung gemessen an wissenschaftlichen Erkenntnissen, die in Standards konkretisiert sind, eine Grundrechtsverletzung (z. B. Freiheitsentzug) nach sich zieht oder einer Körperverletzung gleich kommt, dann ist die Besetzung nicht mehr verhandelbar. Dann wird sie Straftatsbestand und dann stehen nicht die einzelne Pflegekraft am Pranger, sondern die Verantwortlichen. Dies ist es, was die Kostenträger, Investoren und Arbeitgeber an Pflegekammern am meisten fürchten.

Andererseits spricht natürlich nichts dagegen, dass sich eine Gewerkschaft auf die quasi amtlichen Feststellungen, Standards und Empfehlungen einer Kammer beruft, um sich für Personalmindeststandards einzusetzen. Allerdings wird sich die Gegenseite unter Garantie nicht darauf einlassen, fachlich unbegründete Personalbemessungen zu akzeptieren, und wenn, dann nur für kurze Zeit.

Wir brauchen also das Sowohl-Als-Auch, auch wenn das die meisten Berufsgruppen in verdi nicht unmittelbar betrifft. Das Gut Menschenwürde in Situationen des auf Hilfe Angewiesenseins hängt ganz entscheidend von der Qualität der Pflege ab. Diese Rote Linie wollen wir als einzige Fachexperten auf diesem Gebiet selbst ziehen, und dieses Recht bekommen wir verfassungsrechtlich nur mit einer Pflegekammer.
 
Verdi war nie gegen die Kammer- lediglich gegen die Art und Weise, wie für die Kammer geworben wurde. Die selbsternannten Promoter hatten vergessen sich zu informieren, welche Aufgabe wem zukommt.

Und es dürfte so mancher noch wundern, was mit ihm passiert, wenn die Kammer endlich die Mindestanforderungen festlegt. Die wenigsten dürften bisher begriffen haben, dass damit der Jammerei nach mehr hochqualifiziertem Personal ein Ende bereitet wird. Es dürfte die deutsche Pflege endlich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werden. Um die Grundpflege ausführen zu können braucht es keine dreijährige Ausbildung. Und Checklisten und Standards wurden für Hilfskräfte entwickelt.

Elisabeth
 
Verdi war nie gegen die Kammer- lediglich gegen die Art und Weise, wie für die Kammer geworben wurde.
Auf ihrer eigenen Homepage behauptet ver.di etwas anderes. https://gesundheit-soziales.verdi.de/berufe/pflegeberufe/pflegekammer

Bis 2011 dagegen, aber Mitte 2013 (als klar war, dass Rheinland-Pfalz mit oder ohne sie eine Kammer bekommen wird) in Ausnahmefällen zur Mitgestaltung bereit. In Bayern gehört dieselbe Gewerkschaft bei den Verhandlungen noch zu den Kammergegnern, ausdrücklich.
Und es dürfte so mancher noch wundern, was mit ihm passiert, wenn die Kammer endlich die Mindestanforderungen festlegt. Die wenigsten dürften bisher begriffen haben, dass damit der Jammerei nach mehr hochqualifiziertem Personal ein Ende bereitet wird. Es dürfte die deutsche Pflege endlich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werden. Um die Grundpflege ausführen zu können braucht es keine dreijährige Ausbildung. Und Checklisten und Standards wurden für Hilfskräfte entwickelt.
Wenn die Kammer dazu führt, dass Primary Nursing in Deutschland endlich eine weitere Verbreitung findet, würde ich persönlich dies sehr begrüßen.
 
Also i-wie finde ich da nicht, dass Verdi gegen die ureigensten Aufgaben der Kammer ist. Sie weist lediglich darauf hin, dass eine Kammer nicht die Probleme der Pflegekräfte lösen wird. Bekanntlich sehen die meisten Kollegen es ja nicht als Problem an, dass die Professionelle Pflege nicht voran kommt. Sie wünschen sich mehr Personal- möglichst 100% examiniert-, mehr Lohn und mehr Anerkennung. Das alles ist nun mal außerhalb der Möglichkeiten einer Kammer.

In RP hat sich mittlerweile die offiziell eingesetzte Gründungskonferenz eindeutig positioniert. Damit wird eine Zusammenarbeit erst möglich. Wie das in BY aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Womit wird da geworben?

Das Primary Nursing-System in D? Flächendeckend? Das dürfte ein Wunschtraum bleiben. Die Masse der deutschen Pflegekräfte tut sich schwer mit der Übernahme von Verantwortung. Asu dem traditionellen Blickwinkel sehen sie diese bei einer höheren Instanz verortet. Das macht es auch so unendlich schwer, die Kollegen dazu zu bekommen, selbst aktiv zu werden um zum Beispiel Anerkennung zu erleben, für bessere Arbeitsbedingungen zu sorgen. Manchmal denke ich, dass dieses Klammern an Checklisten und Standards diese Entwicklung noch verstärkt hat. Nicht nur die fachliche Kompetenz hat da gelitten sondern auch das Selbstbewusstsein. Andere entscheiden für einen. Es muss nicht immer der Arzt sein, der da bestimmt. Da reichen schon die selbsternannten Experten mit dem Drang alles bis ins Detail festlegen zu wollen.

Elisabeth
 
Also i-wie finde ich da nicht, dass Verdi gegen die ureigensten Aufgaben der Kammer ist. Sie weist lediglich darauf hin, dass eine Kammer nicht die Probleme der Pflegekräfte lösen wird. Bekanntlich sehen die meisten Kollegen es ja nicht als Problem an, dass die Professionelle Pflege nicht voran kommt. Sie wünschen sich mehr Personal- möglichst 100% examiniert-, mehr Lohn und mehr Anerkennung. Das alles ist nun mal außerhalb der Möglichkeiten einer Kammer.
Rein interessehalber: Hat ver.di (oder sonstwer?) irgendwann einmal eine Befragung der Pflegekräfte in die Wege geleitet, um deren Probleme und Wünsche herauszufinden? Ich wüsste es nicht. Woher also nehmen sie sich das Recht, für unsere Berufsgruppe zu sprechen? Ihre Mitglieder umfassen ja nur einen Bruchteil von uns.

In RP hat sich mittlerweile die offiziell eingesetzte Gründungskonferenz eindeutig positioniert. Damit wird eine Zusammenarbeit erst möglich. Wie das in BY aussieht, entzieht sich meiner Kenntnis. Womit wird da geworben?

Nach die Befragung der Pflegekräfte ein Ergebnis pro Pflegekammer erbrachte, wird jetzt über die Gründung einer solchen Kammer diskutiert. ver.di gehört zu den Mitwirkenden in der Arbeitsgruppe - und zwar als Gegner.
http://bayrvr.de/2014/11/25/landtag...pro-und-contra-zu-pflegekammer-ab/#more-19401
 

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