Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
Ein weiteres Beispiel aus dem Saarland:

2 Pflegeger haben in einem Heim im Saarlang Pflegebedürftige misshandelt und gequält. Der Fall ist in den Medien als "AWO-Skandal" zu finden.
Folgende Aufgaben einer Pflegekammer würden hier ansetzen:

  • Bürgerinnen und Bürger vor gesundheitlichen Nachteilen und Schäden durch unsachgemäße Pflege zu schützen
  • Bestimmung einer Berufsethik und ihre Förderung
  • Registrierung der Berufsangehörigen sowie Vergabe von Lizenzen für die Berufsausübung

Aber anstelle einer Pflegekammer setzen sie einen Richter im Ruhestand in ein neu geschaffenes Amt, den des "Pflegebeauftragten" ein (https://www.bibliomed.de/news/-/content/detail/955526). Ein Pflegebeauftragter, der keine Pflegekenntnisse hat.

Wieder wird auf Probleme in der Pflege ohne Pflegeexperise reagiert. Denn Expertise für Gewalt in der Pflege gibt es in der Pflegewissenschaft durchaus. Gäbe es eine Pflegekammer, würde man den nicht-pflegerischen Pflegebeauftragten gar nicht brauchen (denn Richter gibt es ja schon) und man hätte eine Instanz, die an der beruflichen Weiterentwicklung ansetzen würde.

Wieder ein berufsfremder Interessenvertreter, bei dem die berufliche Entwicklung der Pflege außen vor bleibt und die Fremdbestimmung verschärft wird.

Zum Vergleich: Warum gibt es keinen Medizinbeauftragten für Missstände in der Medizin?

Wir müssen unsere Lobby stärken, u. a. mit einer Pflegekammer in jedem Bundesland!
 
... Der neue Pflegebeauftragte wird laut Informationen des saarländischen Sozialministeriums unabhängiger Ansprechpartner für rund 30.000 Pflegebedürftige und deren Angehörige sowie etwa 14.400 Pflegekräfte im Land sein. Er soll Hinweisen auf Missstände in Heimen, Krankenhäusern und der ambulanten Pflege nachgehen. ...
https://www.bibliomed.de/news/-/content/detail/955526
Vielleicht solltest dich mal langsam mit der Gesetzeslage auseiander setzen. Da findest so nette Begriffe wie Heimaufsicht und MDK. Der Arbeitsbereich des Herrn wird defintiv nicht die Aufgabe einer Kammer sein.

Selbst bei den Ärzten ist dies nicht Aufgabe der Kammer. Missstände, wie der beschriebene Vorfall, gehen an den Kadi.

Elisabeth
 
Der Arbeitsbereich des Herrn wird defintiv nicht die Aufgabe einer Kammer sein.

Selbst bei den Ärzten ist dies nicht Aufgabe der Kammer. Missstände, wie der beschriebene Vorfall, gehen an den Kadi.

Wozu dann ein Richter als Pflegebeauftragter, wenn der auch nur ein weiterer Kadi ist?

Und die Aufgaben der Kammer wären selbstverständlich nicht die gleichen, aber gleichwohl adäuater. Richter gibt es schon, aber um die systematische und pflegewissenschaftlich begründete Verbesserung von organisatorischen und qualifikatorischen Defiziten würde sich eine Pflegekammer kümmern, nicht zuletzt mit präventiver Wirkung.
 
Schlimm, nicht? Ganz schlimm. Da kommt eine Richter und zerrt die Pflegeschaft vor Gericht, weil sie Mißstände deckt in dem sie sie duldet. Und das ist sogar noch vom geltenden Recht gedeckt.

Prävention erfolgt hier- wie immer- per Abschreckung. Und das dürfte bei weitem eine durchschlagendere Wirkung haben als das kassieren von Beiträgen und die AO von Weiterbildungen.

Die Kammer in RP hat bereits ganz deutlich gemacht, dass sie keinen Einfluss auf den MDK, die Heimaufsicht und den Pflege-TÜV nehmen wird. Die sind sich ihrer rechtlichen Grenzen offensichtlich bewusst. Wäre gut, wenn das die selbsternannten Kammerspezialisten auch endlich erkennen würden.

Btw.- Kammer kann beraten. Ob die Instanz den Rat annimmt oder nicht, darauf hat die Kammer keinen Einfluss. Wunschdenken sgat da was anderes- ich weiß. Hier geht aber nicht um "Wünsch dir was".

Elisabeth
 
Nachtrag

Das muss man Bayern hoch anrechnen. So eine eindeutige Abgrenzung ist nötig, wenn man die Leute werben will. Jeder sollte wissen, worauf er sich einlässt.

Aufgaben und Ziele einer Pflegekammer
•Berufs- und Interessenvertretung der Pflege
Die Kammer vertritt die Interessen der beruflich Pflegenden gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen. Sie setzt sich ein für eine gesellschaftliche Aufwertung und Stärkung der Position der Pflege.
•Regelung der Weiterbildung
Die Pflegekammer erlässt eine Weiterbildungsordnung für die Pflegeberufe, in der Standards und Qualitätskriterien für die berufliche Weiterbildung definiert sind.
•Regelung der Berufsausübung
Die Kammer erlässt eine Berufsordnung für ihre Mitglieder und ist für die Berufsaufsicht zuständig. Ferner entwickelt sie ethische Leitlinien, auf die die Berufsangehörigen verpflichtet werden.
•Sicherung der Qualität der pflegerischen Versorgung
Die Kammer setzt sich für den Schutz der Bevölkerung ein, indem sie auf verpflichtende Fortbildung der Berufsangehörigen achtet, Qualitätsniveaus pflegerischer Dienstleistungen festlegt und Fehlverhalten sanktioniert.
•Mitwirkung bei der Gesetzgebung
Die Pflegekammer wirkt bei der Gesetzgebung mit, indem sie den Gesetzgeber und Behörden berät sowie Stellungnahmen und Gutachten anfertigt.
•Beratung der beruflich Pflegenden
Die Pflegekammer berät ihre Mitglieder in juristischen, ethischen, fachlichen und berufspolitischen Fragen.

Welche Aufgaben hat eine Pflegekammer nicht?
•Sie führt keine Tarifverhandlungen. Dies ist Aufgabe der Gewerkschaften.
•Sie baut keine Altersversorgung für die beruflich Pflegenden auf.
•Sie hat keinen direkten Einfluss auf Arbeitsbedingungen vor Ort.
•Sie führt keine Qualitätsprüfungen von Einrichtungen durch.
•Sie ersetzt nicht die Berufsverbände

Pflegekammer - Internetangebot

Die Wörter Beratung und Empfehlung erscheinen mir in diesem Rahmen noch einmal erklärungsbedürftig. Sie sind nicht gleich zu setzen mit Weisungsbefugnis.

Elisabeth
 
Schlimm, nicht? Ganz schlimm. Da kommt eine Richter und zerrt die Pflegeschaft vor Gericht, weil sie Mißstände deckt in dem sie sie duldet. Und das ist sogar noch vom geltenden Recht gedeckt.

So ist es nun auch wieder nicht, Elisabeth. Der Richter spielt eine Art Klagemauer und Weiterleiter, wenn's ihm gefällt. Mann könnte ihn auch Wellenbrecher nennen, der seine ehemaligen Kollegen vor noch mehr Klagen schützt, die er vorzeitig abfängt. Er ist im Ruhestand und richtet nicht mehr. Er hat so gesehen noch weniger Einfluss als eine Pflegekammer, die, wie du für Bayern korrekt auflistest, u. a. folgende Aufgaben hat:

Regelung der Berufsausübung
Die Kammer erlässt eine Berufsordnung für ihre Mitglieder und ist für die Berufsaufsicht zuständig. Ferner entwickelt sie ethische Leitlinien, auf die die Berufsangehörigen verpflichtet werden.
Das wirkt präventiv.

Sicherung der Qualität der pflegerischen Versorgung
Die Kammer setzt sich für den Schutz der Bevölkerung ein, indem sie auf verpflichtende Fortbildung der Berufsangehörigen achtet, Qualitätsniveaus pflegerischer Dienstleistungen festlegt und Fehlverhalten sanktioniert.
"Fehlverhalten sanktionieren" ist ein ziemlich direkter Einfluss, der über Empfehlung und Beratung eindeutig hinaus geht, d. h. hier nimmt eine Pflegekammer ohne Umwege direkt Einfluss. Sie verknackt keine Kollegen, aber sie sanktioniert, z. B. durch Entzug der Lizenz, womit eine Person, die sich durch derartige Vergehen, wie im Beispiel genannt, für unseren Beruf unmöglich gamacht hat, aus dem Verkehr gezogen wird und keine Bedrohung mehr für die pflegebedürftigen Menschen bildet und dem Berufsstand und seinem Ruf nicht mehr schaden kann. Viel direkter geht es kaum noch.

Mitwirkung bei der Gesetzgebung
Die Pflegekammer wirkt bei der Gesetzgebung mit, indem sie den Gesetzgeber und Behörden berät sowie Stellungnahmen und Gutachten anfertigt.
Auch diese Aufgabe von Pflegekammern geht über das, was wir bis jetzt haben, weit hinaus. Denn unser Problem ist doch, dass wir nicht gehört und auch nicht verstanden werden - geradezu missachtet werden. Durch die gesetzlich eingeräumte Funktion der Mitwirkung bei der Gesetzgebung durch Beratung, Stellungnahmen und Gutachten (Gutachten haben vor Gericht großen Einfluss) wird endlich erreicht, dass die Fachexpertise der Pflege nicht einfach ignoriert wird, wenn sie unbequem ist oder nicht ernst genommen wird. Das wäre ein riesen Sprung nach vorn für die Pflege.

Prävention erfolgt hier- wie immer- per Abschreckung. Und das dürfte bei weitem eine durchschlagendere Wirkung haben als das kassieren von Beiträgen und die AO von Weiterbildungen.

Die Abschreckung durch einen ehemaligen Richter außer Dienst dürfte im Verhältnis zum bereits bestehenden Recht und der Strafprozessordnung = 0 sein, zumal Abschreckung weit entfernt vom Tatort nur schwach wirksam ist. Der genannte "AWO-Skandel" dürfte das ansich schon deutlich machen.

Die Funktion ist ein Feigenblatt, verschafft einem Richter, der außerhalb der Solidargemeinschaft eine Pension als Richter kassiert, zusätzlich 1000 Euro monatlich (siehe Premiere: Saarland hat ersten unabhängigen Pflegebeauftragten), die er nicht, wie normale pflichtversicherte Rentner, mit seinen Rentenbezügen verrechnen muss, sondern die er vollständig kassiert. Seine Telefonnummer ist wöchentäglich von 8:30 - 16:30 Uhr geschaltet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich selbst ans Telefon setzt. Das hieße, zusätzlich zu den 1000 Euro fällt noch Arbeit für die Personen an, die jetzt für ihn die Telefonate entgegennehmen dürfen.

Er soll auch 20 Jahre eine örtliche Sozialstation geleitet haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er dort Pflegedienstleiter war. Ich spekuliere auf Geschäftsführung. Da wird sich die AWO aber freuen, dass sie einen ehemaligen Geschäftsführer-Kollegen als Pflegebeauftragten haben, der zwischen Anbietern und mutmaßlich Geschädigten vermittelt und damit auch noch seine noch aktiven Amtsträger entlastet.

Dieser Pflegebeauftragte wird bei weitem nicht leisten, wass eine Pflegekammer leisten würde.

Die Wörter Beratung und Empfehlung erscheinen mir in diesem Rahmen noch einmal erklärungsbedürftig. Sie sind nicht gleich zu setzen mit Weisungsbefugnis. Elisabeth

Elisabeth, der Exrichter hat noch weniger Weisungsbefugnis, als es eine Kammer hätte. Und ich habe die Befürchtung, dass er auch noch nicht einmal den Willen dazu hätte, weil es nicht um Probleme seines eigenen Berufsstandes geht, so wie es bei einer Pflegekammer mit von Pflegenden gewählten pflegerischen Spitzenvertretern der Fall wäre.

Für mich ist diese "Pflegebeauftragter-Sache", die noch nicht einmal durch einen Pflegeexperten besetzt wird, ein weiteres Bespiel dafür, dass wir nicht ernst genommen werden und deshalb dringend unsere Lobby verstärken müssen, u. a. durch eine Pflegekammer.
 
Ich mag meine Tibetanische Gebetsmühle jetzt net anschmeißen. Und ich mag deine auch ehrlich nicht mehr hören.

Elisabeth
 
@Elisabeth: Wir brauchen nicht auf der Gebetsmühlenebene stehen bleiben, sondern können in jedem Einzelfall in die Tiefe gehen. Hier werden reale Fälle durchgespielt, um das Thema Pflegekammer etwas fassbarer zu machen, was, wie wir hier schon lesen konnten, gar nicht so einfach ist.

Ich finde, dass dies bei diesem Fall doppelt möglich ist, weil es einerseits um einen (wenn hier auch nicht selbst erlebten) realen Fall aus der praktischen Berufsausübung geht und andererseits wieder einmal auf politischer Ebene auf eine Weise reagiert wird, die die mangelnde Anerkennung des pflegerischen Berufsstandes bezeugt.

Und mal ehrlich: Du glaubst doch nicht wirklich, dass dieser im Ruhestand befindliche Pflegebeauftragte für uns ein Fortschritt ist, oder?
 
Hallo Leute, ohne mir hier jetzt alles durchgelesen zu haben. Meint ihr wirklich die Pflegekammer bringt etwas, wenn es evtl. 16 verschiedene gibt in 16 Bundesländer....wird das nicht evtl genauso laufen wie mit der Schulpolitik??? Wenn Pflegekammer dann eine für ganz Deutschland, mit Besetzung durch Leute vom Fach, also auch mit Leuten aus der Basis (sprich uns). Und mit erweiterten Möglichkeiten....auch betreffend einheitlichen Lohnsystem in Deutschland, Überlegung einer einheitlichen Ausbildung, (soll ja irgendwann überarbeitet werden usw.). Also viel, viel mehr Aufgaben, wie jetzt noch geplant. Und um kurz vom Thema abzuschweifen, wieso nicht endlich mal eine einheitliche Gewerkschaft für Pflegekräfte (so wie IG-Metall, die erreichen viel, viel mehr).
 
Wenn Pflegekammer dann eine für ganz Deutschland, mit Besetzung durch Leute vom Fach, also auch mit Leuten aus der Basis (sprich uns)
Viele potentiell qualifizierte Leute für diese Stellen haben wahrscheinlich u.a. auch eine Pflegeausbildung absolviert ...dieses alleine reicht aber imho nicht aus. Höchst wahrscheinlich werden dort Leute mit pflegewissenschaftlicher oder betriebswirtschaftlicher Qualifikation eingesetzt...es müssen vor allem "Persönlichkeiten" sein, die in der Öffentlichkeit agieren können, Pflege berufspolitisch vertreten und sich entsprechend auch im deutschen Gesundheitssystem auskennen.
Und mit erweiterten Möglichkeiten....auch betreffend einheitlichen Lohnsystem in Deutschland, Überlegung einer einheitlichen Ausbildung, (soll ja irgendwann überarbeitet werden usw.).
Die Überwachung der Grundausbildung (und Registrierung aller Fachkräfte) wird sicherlich zum Aufgabenspektrum gehören. Lohnverhandlungen eher nicht ...[/QUOTE]
 
Und um kurz vom Thema abzuschweifen, wieso nicht endlich mal eine einheitliche Gewerkschaft für Pflegekräfte (so wie IG-Metall, die erreichen viel, viel mehr).

Die Gewerkschaft Pflege gab es vor einigen Jahren mal, musste mangels Mitglieder aber ihre Arbeit einstellen.....
Gruß Ludmilla
 
Vielleicht waren wir Pflegekräfte damals noch nicht so weit....vielleicht brauchen wir alle noch ein paar Jahre, immer mehr Doku, mehr Stress, mehr Überstunden, weniger Personal, oder wir warten auf den Zusammenbruch des ganzen Systems. Irgendwann gibt's halt dann einfach fast keinen Nachwuchs mehr, ausländische Pflegekräfte gehen auch lieber in Länder in denen sie besser verdienen usw. Ich wünschte mir nur eine Kammer für ganz Deutschland, gerne mit studierten Pflegekräften (aber bitte keinen Sesselpupsern), die etwas verändern wollen und werden. Jedoch einfach mit mehr Kompetenzen, wie Durchsetzung eines einheitlichen und gerechten Gehaltes, einheitlichen Ausbildungen usw. usw. Nicht nur wieder eine weitere Institution, um uns ruhig zu stellen, und die dann doch nichts bewirken kann (das befürchte ich leider).
 
Vielleicht waren wir Pflegekräfte damals noch nicht so weit....vielleicht brauchen wir alle noch ein paar Jahre, immer mehr Doku, mehr Stress, mehr Überstunden, weniger Personal, oder wir warten auf den Zusammenbruch des ganzen Systems. Irgendwann gibt's halt dann einfach fast keinen Nachwuchs mehr, ausländische Pflegekräfte gehen auch lieber in Länder in denen sie besser verdienen usw. Ich wünschte mir nur eine Kammer für ganz Deutschland, gerne mit studierten Pflegekräften (aber bitte keinen Sesselpupsern), die etwas verändern wollen und werden. Jedoch einfach mit mehr Kompetenzen, wie Durchsetzung eines einheitlichen und gerechten Gehaltes, einheitlichen Ausbildungen usw. usw. Nicht nur wieder eine weitere Institution, um uns ruhig zu stellen, und die dann doch nichts bewirken kann (das befürchte ich leider).

Eine Kammer ist nicht für Gehaltsforderungen kümmern. Das kann sie rein rechtlich nicht. Das können ausschließlich Gewerkschaften.
 
Jörg, ich bin hier in Bayern, und hab mich mit der Pflegekammer schon auseinander gesetzt, falls ich zu den zufällig ausgewählten Befragten Pflegekräften dazugehören sollte. Meine Vision währe eine Kombination wie bei den Ärzten , Ärztekammer und Marburger Verbund oder Bund....oder bei uns halt Pflegekammer mit Verdi und DbfK (du weisst schon wenn ich meine). Damit eine Einrichtung für alles zuständig ist. Von mir aus sogar mit MDK und Heimaufsicht unter einem Dach, separat getrennt, damit nicht gemunkelt wird. 16 Pflegekammern, mit ihren momentanen Aufgabengebiet ist doch wiederum nur ein Tropfen auf dem heissen Stein. Jede machts wieder anders, einigen können sie sich nie usw.
 
Du kannst aber eine Kammer und eine Gewerkschaft nicht kombinieren. Marburger Bund und Ärztekammer sind ja auch zwei unterschiedliche Schuhe mit unterschiedlichen Interessen und unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen.
Was die 16 einzelnen Pflegekammern angeht, gebe ich Dir Recht, dass ist ja auch der Grund warum ich gegen die Gründung der Pflegekammer bin. Es geht rein rechtlich nicht, dass eine Kammer auf Bundesebene gegründet wird, zumindest nicht nach Kammerrecht, denn dies ist nunmal Landesrecht.
Die Bundesärztekammer ist nicht weiter als ein nicht eingetragener Verein ohne eigene Rechtsfähigkeit. Die werden nur so ernst genommen, weil die Ärzte eine entsprechende Lobby haben und gern mal auf Putz hauen. Das wird Pflege, trotz Pflegekammer nicht schaffen / wollen / können, wie auch immer.
Pflege ist hier in Deutschland nun mal so gestrickt, dass sie gern als das arme Opfer dasteht, immer unterdrückt wird und sich nicht wehren kann. Daran ändert auch eine Kammer nicht, dazu müsste sich die Grundeinstellung des Großteils der Pflegekräfte ändern, dazu müsste Pflege bereit sein zu kämpfen und ja, im Zweifel auf mal die Interessen der Patienten und den Arbeitgeber HINTER die eigenen zu stellen. Solange das nicht passiert, wird sich nichts ändern.
 
@band1: Ich würde nicht unbedingt so eine Einheitsorganisation unter einem Dach anstreben.

  • Es ist für Gewerkschaften viel effektiver, wenn sie Gehaltsforderungen für viele Berufsgruppen erkämpfen kann und aus vielen Berufsgruppen möglichst viele Mitglieder rekrutieren kann.
  • Es ist auch ganz gut, dass die Berufsverbände sich auf die beruflichen Interessen (mal abgesehen von mehr Geld) konzentrieren können. Da wäre ein überberuflicher Zusammenschluss wenig hilfreich. Ärzte, Hebeammen, Physiotherapeuten und Pflegekräfte würde ich hier nicht zusammen über pflegeberufliche Belange beraten lassen wollen. Und ich glaube, die anderen Berufsgruppen das auch nicht wollten.
  • Eine Pflegekammer kann rechtlich keine Löhne aushandeln. Ihr würde stattdessen die berufliche Selbstverwaltung obliegen, die verfassungsrechtlich nur über Berufskammern möglich ist.

Ich würde Berufskammern nicht mit der Schulpolitik der 16 Bundesländer vergleichen, die auf landespolitischer Ebene nun mal eines der wenigen wählerwirksamen Profilierungsmöglichkeiten für Politiker sind. Hier ist in der Struktur schon angelegt, dass sich die Politiker von anderen politischen Konkurrenten unterscheiden wollen und von daher eine Einigung geradezu befürchten müssen.

Dieses Problem gibt es für Pflegekammern so nicht, denn sie sind nicht von den parteipolitisch geprägten Legislaturperioden abhängig, sondern primär von den Interessen ihrer Mitglieder. Da es hier keine Parteien gibt, gibt es auch weniger Gemauschel und deutlich mehr Sachorientierung. Auch die Konkurrenz zu anderen Pflegekammern in anderen Ländern kann man getrost vernächlässigen, denn verfassungsrechtlich bleiben Pflegekammern garantiert Ländersache, so dass sie nicht miteinander konkurrieren. Keine Pflegekammer könnte die andere ausstechen. Aber sie könnten, so wie die Bundesärztekammer, als Verbund der Pflegekammern kooperieren. Das die Pflegevertreter mittlerweise gut kooperieren, sehen wir an den Verbänden, die ihre Politik in den Pflegeräten sehr gut koordinieren.

Gerade die Unabhängigkeit von parteipolitischen Hinterbank-Verhandlungen und Bauernopfern (im Zweifel werden eher Pflegende als Ärzte oder Apotheker geopfert) ist eine Stärke von Pflegekammern, wenn sie berufliche Interessen nach innen hinsichlich ihrer Berufsausübung selbst bestimmen kann und nach außen durch gesetzlich legitimierte beratende Beteiligung an Gesetzgebungsverfahren Einfluss darauf nehmen kann, dass pflegerischer Sachverstand berücksichtigt wird. Das wäre ein riesen Sprung nach vorn für mehr Einfluss im Interesse unsers Berufsstandes.

Ein weiteres Argument spricht dafür, keine alles umfassende Pflegeorganisation für die Interessen der Pflege zu haben. Wenn ich Löhne oder Gesetze oder Ausbildungsangelegenheiten oder Qualitätsanspruch unabhängig voneinander vertreten kann, ist es für politische Gegener weitaus schwerer, das eine Interesse gegen das andere aufzuwiegen. Deshalb haben Marburger Bund, Ärztekammern, Medizinische Fachgesellschaften usw. so viel Erfolg. Sie können nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Das klappt in der Pflege leider noch nicht so gut, denn die Gewerkschaften stehen auf dem Standpunkt, dass mit mehr Lohn und mehr Personal alle Probleme gelöst seien und sie deshalb die einzige Organisation seien, die etwas für die Pflege erreichen kann. Wie weit wir damit in den letzten Jahrzehnten gekommen sind, kann sich jeder selbst beantworten. Nicht, dass sie nichts erreicht haben, aber im Vergleich zu Ärzten, Psychotheraptuen und Apothekern sind wir Pflegende in dem großen Topf, aus dem das Geld für die anderen stammt. Daraus kann man den Gewerkschaften keinen Vorwurf machen, dann Pflegende sind zu wenig darin vertreten. Aber die eingleisige Spur auf Lohn und Personal und der damit verbundene Alleinanspruch auf die Lösung aller Pflegeinteressen hat sich leider nicht bezahlt gemacht.

Deshalb wäre es gut, wenn Pflege in allen Varianten (Gewerkschaften, Verbände, Pflegekammern, Fachgesellschaften) möglichst stark vertreten wäre. Da die Pflegekammer durch ihre Pflichtmitgliedschaft automatisch die allermeisten - bis jetzt auch völlig inaktiven - Pflegekräfte erreicht und nicht zuletzt über Fortbildungspflichten mehr und mehr aktivieren kann, sehe ich in Pflegekammern eine sehr gute Möglichkeit, das politische Brachland in vielen Pflegeköpfen mehr und mehr aufzubrechen und mehr und mehr mit pflegepolitischem Selbstbewusstsein zu füllen.

Wenn das gelingt, werden mehr Pflegende sich auch in anderen Organisationen engagieren. Denn die meisten Leute fühlen sich praktischen Pflegethemen, wie sie von Berufsverbänden vertreten werden, oder existenziellen Themen, wie sie dann ja doch von den Gewerkschaften vertreten werden werden, am nahesten.

@Joerg: Dann lass uns alles versuchen, unsere Kollegen aus der Opferhaltung heraus zu schupsen und alle Register ziehen.
 
Sehe ich genauso! Denn es ist auch verdi absolut bekannt, dass man ersteinmal den Fuß in der Tür haben muss, um dann weiter machen zu können und vorallem dann im Verlauf ertragreicher zu ernten.

Da dies bei verdi genauso gelebt wird- verstehe ich leider immernoch nicht, wieso sie dies Anderen nicht zugestehen wollen.
 
Ich denke bei verdi als einer überberuflichen Organisation ist es strukturell angelegt, dass einzelne Berufsinteressen weniger Beachtung finden, weil es ohnehin schwer ist, die heterogene Masse der Mitglieder (und leider Nicht-Mitglieder) auf eine Linie zu bringen. Die vereinende Linie bei verdi ist Lohn. Berufszentrierte Interessen passen da schlecht rein - FB 03 hin oder her.

Aber ich gebe Dir Recht, verdi sollte sich aus ihrer verkrampften Kampfhaltung lösen und den Blick auf die Synergien und Verwandtschaften richten. Wie gesagt, die Ärzte zerfleischen sich nicht gegenseitig. Man sollte sich vielleicht mal lockern und von den Erfolgreichen lernen.

Und letztlich sollte Solidarität das zentrale Prinzip sein, wenn wir uns aus unserer schwachen Position (weniger Bildung, wengier politische Macht, weniger Geld, weniger staatlicher Einfluss, weniger öffentliche Anerkennung der Bedeutung für die Gesellschaft, ...) verbessern wollen. Alleinvertretungsansprüche sind immer verdächtig. Gewaltenteilung ist eines der wichtigsten Errungenschaften der Aufklärung. Und trotz dem hat die ganze Gesellschaft an der Macht teil.

Die Teilhabe der Pflege fällt dabei allerdings deutlich zu gering aus (z. B. im Vergleich zu Ärzten). Wenn wir da nicht systematisch zulegen, wird man uns als Berufsstand durch Verschlechterung der Qualifikation und durch Lohndumping handlungsunfähig machen.

Und ohne die Instrumente einer Pflegekammer werden die von den Gewerkschaften ausgehandelten Tarife einfach durch geringere Qualifikationen und außertarifliche Vereinbarungen oder Haustarife wieder zunichte gemacht und die Politik wird sich der Haltung derjenigen anschließen, die selbst keine Probleme haben, sich pflegerische Dienstboten zu kaufen und ansonsten glauben, dass Pflege keine besondere Ausbildung erfordert, da das dann sowieso viel zu teuer wird - außer wenn es um medizinische Assistenz geht...

Es geht hier eindeutig um die Zukunft unserer Zufriedenheit in unserem Beruf!!
 
Liebe Mitaktive aus der Diskussionsebene.....

Ich habe jetzt intensiv mir mal die ganzen Aussagen angeschaut und mir fällt eines auf:
Es fehlt uns allen an systemischen Diskussions und Entzscheidungsgrundlagen.
Es ist wie in der Politik, der Eine macht den Anderen rund, spricht ihm sein Wissen und Kompetenzen ab, so kommen wir aber nicht weiter.
In erster Linie geht es doch erst einmal darum überhaupt anzufangen, unser Gesundheitswesen ist in punkto Berufsethik und PflegeSelbstverständnis nämlich ganz weit hinten an.....
Was daraus dann wird, das ist dynamisch, wie jegliches im Leben einer lebendigen Dynamik unterworfen ist, bleibt nicht "staadt" wie der Bayer sagt. Wir haben nur die Möglichkeiten Neuland zu betreten, damit alte verkrustete, uns nicht mehr gut gehende Strukturen in Beweglichkeit kommen.
Bin schon zufrieden dass sich etwas bewegt und viele meiner KOllegen haben mittlerweile die Kampagne unterstützt, wollen Veränderungen.

Ach ja, den Ausspruch der "Mutter Oberin" den ich in jedem neu eröffneten thread wiederfinde, den kann ich nun wirklich nicht mehr hören, auch da wird's Zeit für was Neues Elisabeth.......das würde mich sehr freuen.
Danke.

Lieben GRuss
NurseKali
 
Die Wortkreation gehört sicher kein großer rhethorischer Wurf. Aber er fasst so schön in zwei Worten zusammen, was sonst in viele Worte verpackt wird. Die SL, die PDL, der Berufsverband, die Gewerkschaft, die Politik... und demnächst auch die Pflegekammer sind daran schuld, dass es ist, wie es ist. Und sein wir mal ehrlich- jeder weiß bei den zwei Worten sofort, was gemeint ist. *g* Net umsonst scheint es ja einen sehr wunden Punkt zu treffen.

Elisabeth
 

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