Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
Es wird sich auch zukünftig nix ändern. Da muss ich F-M recht geben. Es kommt auf die Einstellung der Person an. Und die kannst net per Pflichtmitgliedschaft ändern. Das ist die bittereste Erkenntnis für mich in den letzten Tagen. Die Kammer wird als nächste "Mutter Oberin" angesehen. Sie soll alle Probleme lösen- angefangen beim Personalmangel bis hin zu Sanktionen, wenn die Pflegekraft net so funzt wie man selber meint, dass sie funzen soll.

Mir lag mal an dem Vorantreiben der Professionalisierung der Pflege. Den Traum werde ich wohl begraben können. Professionaliserung bedeutet mittlerweile: wir lösen die Probleme durch einen BA-Studiengang. Die, die schon fertig sind bekommen Checklisten und Drehbücher in die Hand. Das passt schon. Hauptsache alle sind gleichgeschaltet und arbeiten ohne Widerspruch nach den Vorgaben der Mutter Oberin. Wie früher halt, zu Fliedners Zeiten. Der Fremdbbestimmung durch Berufsfremde folgt die Fremdbestimmung durch die Kammer. Selbstbewusstsein bei Pflege- Fehlanzeige.

Elisabeth


@ Elisabeth: Ich verstehe Dich und Deine Gedankengänge zwar, aber Du betrachtest die Angelegenheit zu schwarz. Gut Ding will immer Weile haben. Spätestens dann, wenn es um eine Folgeregistrierung geht, spätestens dann werden es auch die Anderen schnaggeln, was eine Selbstverwaltung einer Profession bedeutet. Ich sehe meinen Beruf schon heute als verantwortungsvoll und selbständig an und genau in diesem Punkt bin ich mir ziemlich sicher, dass wir Pflegenden in Deutschland durchaus ähnlich denken, aber zum Teil resigniert und stagniert haben und somit Alles über uns ergehen lassen wollen und zudem das mit der Selbstverwaltung als Chance zur weiteren Verberuflichung nicht erkennen, weil wir uns im eigenen Dreck suhlen wollen....nur damit die Aussenwelt denkt: " Ohhhh ihr Armen..." Ich kann das bald nicht mehr hören. Mitdenken, informieren und nicht immer zu viel zu früh erwarten. In der Politik mahlen die Mühlen etwas langsamer und Macht, Geld und Status waren schon immer die stärksten Beweggründe der Menschen- sich nicht zu kümmern.
 
Wie lange soll es denn nun noch "Weile haben"? Seit wieviel Jahren versucht man vergeblich den Pflegeprozess im Sinne des Erfinders einzuführen? Wie ist die Entwicklung des Organsiationsgrades an der Basis? Warum wird von Jahr zu Jahr mehr gejammert anstatt endlich mal selbst aktiv zu werden?

Ich seh nix schwarz. Ich befürchte, ich sehe es zu nüchtern. Was mich sehr ärgert: man mag sich scheinbar nicht eingestehen zu wollen, dass Pflege in D sich net weiterentwickelt, auf dem Standpunkt Anfang des 20.Jahrhunderts stehen geblieben ist. Es gibt sie auch heute die "Agnes Karlls". Aber sie scheitern an der Einstellung der Masse. Die folgt nach wie vor Fliedners Vorstellungen. Das einzigste, was sie an Karlls Kritiken am system interessiert, ist der geringe Lohn. Das passt nicht mehr in die heutige Zeit.

Die Mühlen der Politik mögen langsam mahlen. Aber das Korn aus dem Pflege immer die kleinen Brötchen backen will, dass haben längst andere aufgebraucht. Wir sind defintiv zu langsam für den notwendigen Anpassungschritt- auch weil wir zu sehr der Tradition verhaftet sind.

Elisabeth
 
"Vor allem, wo ist die Vertretung der Pflege. Schaut man nach Schleswig-Holstein ist beim Errichtungsausschuss nur eine Mindestanzahl von 3 PFlegekräften vorgesehen."
:sflouts::sflouts::sflouts::sflouts:

An der Stelle von Max musste ich herzlich lachen. Nur war das offenbar kein Witz, sondern der volle Ernst... Naja, das ist echt schwierig, da dann was zu ändern. Ich kann mir schon denken, was da für Lehrer drinnen sitzen. Wir hatten auch mal so einen politisch motivierten Direktor. Das einzige, was der konnte, war: schleimen. Das war kein Che Guevara oder Joschka Fischer oder ein richtiger Revoluzzer.
Naja, vielleicht kommt der ja wider Erwarten mal in sowas *seufz* :lovelove:

Und ich denke, Elisabeth, Du bist keine Schwarzseherin, sondern auch ein bisschen Realist, finde ich. Aber immerhin bleibt Agnes Karll noch in aller Munde, weil sie das Gehalt eingeführt hat, die Gute. Ich denke, dass die Gute Karll sich das genauso vorgestellt hatte früher: dass sie in aller Munde bleibt, weil sie für die Kohle gekämpft hat und auf ihrem Banner stand: "Geld regiert die Welt" :verwirrt:!
 
Hey, was geht hier ab? Dies ist nicht der Thread "Pflegekammer pro und contra" oder "Gewerkschaft gegen Pflegekammer". Es geht um Beispiele aus der Praxis. Ihr sabotiert diesen Thread. Das ist nicht Sinn der Sache.

Wenn Ihr ein anderes Thema wollt, macht einen Thread dazu auf.

Hier geht es darum, das Thema Pflegekammer in die Wirklichkeit herunterzubrechen, damit nicht nur theoretisiert wird, sondern man sich besser vorstellen kann, was es für die Praxis bedeuten kann, mit seinen positiven und auch negativen Effekten. Ich glaube, dass die über 1400 Hits bis jetzt mit dieser Erwartung zustande gekommen sind. Wäre nett, wenn Ihr das zulassen würdet.

Also bitte zurück zu den praktischen Beispielen. Danke.
 
Praktisches Beispiel: keine Checklisten mehr und keine Drehbücher. Funzt nicht? Funzt sehr wohl wenn die Leute entsprechend geschult werden. Man erreicht nie 100%. Aber in der Regel erziehen sich die Leute dann vor Ort selbst. Einziges Problem: man muss die Leute da abholen, wo sie stehen und ihnen wertschätzend begegnen.

Wofür brauche ich da die Kammer? Vereinheitlichung der Inhalte. meint: jeder lernt überall das gleiche.

Praktisches Beispiel: http://www.krankenschwester.de/foru...ringend-kompetente-beratung-pflegefaelle.html

Was kann hier die Kammer leisten? Evaluierung der Sitaution vor Ort. Anpassung der Ausbildung der Pflegeberater. Vermittlung von regionalen und überregionalen Beratungsteams.

Elisabeth
 
@Elisabeth: Verstehe ich Dich richtig, dass Du Dich auf die folgenden Kammer-Aufgaben beziehst?
  • Förderung, Regelung, Überwachung und Anerkennung der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Abnahme von Prüfungen
.
Durch eine Pflegekammer wäre es möglich, die Aus-, Fort- und Weiterbildungsinhalte so zu harmonisieren, dass man am Arbeitsplatz weniger das Problem hat, dass jeder etwas anderes gelernt hat und davon nicht abrücken will.

Durch die Pflgekammer könnte auch festgelegt werden, dass jede Pflegekraft verpflichtet ist, nachzuweisen, dass sie ihr Wissen auf dem aktuellen Stand hält und dadurch weniger nach Standards und mehr nach den Erfordernissen im Einzelfall arbeiten kann, weil sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügt.
 
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Durch die Pflgekammer könnte auch festgelegt werden, dass jede Pflegekraft verpflichtet ist, nachzuweisen, dass sie ihr Wissen auf dem aktuellen Stand hält und dadurch weniger nach Standards und mehr nach den Erfordernissen im Einzelfall arbeiten kann, weil sie über die entsprechenden Kompetenzen verfügt.

Und was machen dann die Altlasten wie Ich?
 
Und was machen dann die Altlasten wie Ich?

Eine Pflegekammer wird mithelfen müssen, dass wir genügend Fachkräfte verfügbar haben. Von Alt-"lasten" kann also keine Rede sein. :roll: Im Gegenteil, ich würde damit rechnen, dass es eine wesentliche Aufgabe der Kammer werden wird, diesen Schatz umso mehr zu heben und zu pflegen.

Aber auch dieser alte Schatz will poliert werden, um zu glänzen, d. h. auch ältere Pflegekräfte sollten über aktuelles Wissen verfügen. Die Briten z. B. erwarten undabhängig vom Alter, dass man innerhalb von 3 Jahren wenigstens 25 Fortbildungsstunden nachweisen kann. In Deutschland wird man sicher moderat einsteigen und mit der Zeit ein angemessenes Niviau finden, das in die deutsche Realität passt. Dabei wird es darauf ankommen, zielgruppengerechte Angebote zu schaffen bzw. anzuerkennen, die zu Lernzuwächsen führen und nicht zu ineffektiven Überforderungen, für welche Altersgruppe auch immer. Es muss ja nicht so einfach sein, wie bei den Ärzten, dass man sich einen Barcode für gute Essen abholt.:dudu:

Die Kammerfunktionäre müssen dabei aufpassen, das sie ihren Mitgliedern gerecht werden, denn von denen, auch den älteren, werden sie gewählt oder abgewählt.
 
Wie lange soll es denn nun noch "Weile haben"? Seit wieviel Jahren versucht man vergeblich den Pflegeprozess im Sinne des Erfinders einzuführen? Wie ist die Entwicklung des Organsiationsgrades an der Basis? Warum wird von Jahr zu Jahr mehr gejammert anstatt endlich mal selbst aktiv zu werden?

Ich seh nix schwarz. Ich befürchte, ich sehe es zu nüchtern. Was mich sehr ärgert: man mag sich scheinbar nicht eingestehen zu wollen, dass Pflege in D sich net weiterentwickelt, auf dem Standpunkt Anfang des 20.Jahrhunderts stehen geblieben ist. Es gibt sie auch heute die "Agnes Karlls". Aber sie scheitern an der Einstellung der Masse. Die folgt nach wie vor Fliedners Vorstellungen. Das einzigste, was sie an Karlls Kritiken am system interessiert, ist der geringe Lohn. Das passt nicht mehr in die heutige Zeit.

Die Mühlen der Politik mögen langsam mahlen. Aber das Korn aus dem Pflege immer die kleinen Brötchen backen will, dass haben längst andere aufgebraucht. Wir sind defintiv zu langsam für den notwendigen Anpassungschritt- auch weil wir zu sehr der Tradition verhaftet sind.

Elisabeth


Der Pflegeprozess wird angewendet! Deswegen verstehe ich jetzt nicht ganz, wie Du darauf kommst, dass man seit Jahren versucht vergeblich den Pflegeprozess im Sinne des Erfinders einzuführen ? Das ist doch schon erfolgt und dahingehend kenne ich genügend Kliniken in Ba-Wü und sogar Bayern, die das umgesetzt haben. Vorallem beeindruckend finde ich so manche Pflege- Assesments, die evidenz basierend in den Ablauf implementiert wurden. U.a. bietet auch die EDV- Dokumentation diese umfangreichen Messinstrumente und nicht nur das. Aber auch die Papierdokumentation bietet so Einiges an Möglichkeiten. Wo ist hier die Pflege stehen geblieben ? Verstehe ich nicht ganz! Zumindestens scheinst Du eine andere Realität zu haben, als ich.

Es ist bekannt, dass der Kampf um die Gründung einer Pflegekammer schon mehr als 20 Jahre dauert. Allerdings wenn man die Biographie und die Zeit von Karl und Fliedner betrachtet, dann gaben die sich nicht wirklich viel. Die Zeiten waren Andere, da gebe ich Dir Recht. Allerdings betrachte ich meinen Beruf und die Entwicklung etwas anders.

Wieso wird immer mehr gejammert, weil die Rahmenbedingungen sich verändert haben und man immer weniger Zeit für die Menschen hat. Die Kohle ist da eher sekundär und doch brisant (was auch verständlich ist bei dem enormen Arbeitspensum). Die Arbeitsverdichtung ist das Hauptproblem und die oft fehlende Anerkennung durch Vorgesetzte, KollegenInnen oder Anderen. Der Rollenkonflikt wird immer größer und deswegen wird gejammert und das zudem noch absolut verständlich.
Es gibt aber Lösungen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern. Diese kann allerdings keine Pflegekammer, keine Gewerkschaft und auch kein Berufsverband lösen, sondern dies können nur die Einrichtungen selbst.
Aber darum geht es hierbei ja nicht, sondern hierbei geht es um die Selbstverwaltung des Pflegeberufs und einer Vereinheitlichung der Aus- Weiter- und Fortbildungen sowohl als auch die Verantwortung zu übernehmen.
Resignation und Stagnation bringen uns nicht weiter. Allerdings meinen KollegenInnen "faul" und "ich hab zu viel zu tun" zu zwingen sich zu aktivieren- führt nur zum eigenen Frust. Diese sind glücklicherweise nicht in der absoluten Überzahl und somit lasse ich die einfach stehen. Dies schont meine Nerven. Es gibt eben einfach beratungsresistene Pflegepersonen in D, die sich selbst der Nächste sind und denen kann man nicht weiterhelfen und dies ist auch nicht meine Aufgabe. Allerdings gibt es glücklicherweise KollegenInnen die sich auch öffnen und interessiert sind und diese kann man erreichen. Was nutzt es sich über diese Menschen aufzuregen- die wird man nicht verändern können. Eher sollte man an sich selbst arbeiten.
 
Ja, Perikardinchen, zu einem Teil magst Du Recht haben, was den Pflegeprozess angeht.
Aber Du sagst ja selbst ganz Richtig, dass es eher der Einzelne ist, der das Ganze beeinflusst. Und von dem her frage ich mich auch, inwiefern sich all das politisch steuern lässt, ganz besonders, wenn in einem Errichtungsausschluss für Pflege nur 3 Pflegende sitzen von einer Anzahl X, ist das zu wenig. Meine persönliche Meinung. Und ich vermute, dass auch in eine Pflegekammer nicht die erhofften Lösungen in manchen Fällen bringt. Ich würde es der Threadschreiberin ja wünschen, vielleicht ist es auch ein kleiner Baustein in einer Mauer.
Ich bezweifle auch, dass das "gewöhnliche Fussvolk" in diesen Errichtungsausschüssen oder der Pflegekammer sitzen wird, sondern eher fachfremde. Und genau das ist ein Riesenhaken.

Und nochmal zu dem ersten Beispiel der Threadschreiberin:
Ich hatte vor einer Woche denselben Fall: Pat. nach Koro kommt auf Stat. Koro- Arzt UND Notfallarzt haben keine Verordnúngen gemacht. Ich habe den Koro- Arzt angerufen und er ging nicht an die Strippe.
Notfallarzt fühlt sich nicht zuständig.
Dienstarzt informiert, wichtigste Dinge wie Reanimationsstatus abgeklärt, Dienstarzt Lage erklärt. Angeboten, den Oberarzt hinzuzuziehen (nett von mir, was :-D). Nee, er löst das mit der NF- Ärztin.
Klappte gut.
Patient hat all den Tohuwabohu mitbekommen und schimpft etwas. Sage ich Ihm: Sie können gerne einen Brief an die Direktion schreiben und das Schildern, was gewesen ist. Leider ist es aufgrund des Ärztemangels nicht ideal, wie es gerade läuft, was mit leid tut.
Fertig ist.

Ein Angebot, OAs an Bord zu nehmen, bewirkt hier oft Wunder :-). Ausserdem habe ich es der Statleitung weitergeleitet. Und hier geht es nicht darum, ob ein Patient heil rauskommt oder nicht, hier geht es einfach um schlicht asoziales Verhalten (seitens des Koro- Arztes erstrangig) und schlechte Kommunikation, um das Kind mal beim Namen zu nennen. Aber das hat man überall und ich denke, GERADE als Berufsanfänger passieren solche Fehler leider. Daraus lernt man aber in der nächsten Situation ganz anders damit umzugehen, z.B. das nächste Mal zu beginn der Nacht zu verlegen o.a.
Aber wie ich bereits sagte: dass jemand komplett mit Folgeschäden aus dem Spital geht, dazu gehört mehr als nur eine falsche Handlung durch einen einzigen Arzt, das ist meine Erfahrung. Dazu gehört ein suboptimales Verhalten der vorherigen Schichten, die vielleicht nicht genüghend auf eine Verlegung gedrängt hatten, eine Sepsis nach einem einfachen Eingriff kommt nicht einfach ohne Grund und auch verschleimte Patienten, die bereits verschleimt in die Nacht gehen passieren nicht binnen einer Stunde.

Ich persönlich frage mich ernsthaft, ob eine Pflegekammer bei einem solchen Beispiel etwas bewirken kann. Ich finde es auch schlicht ganz difficil, hier den einen Arzt zur Beichtbank zu bitten, weil er nicht erreichbar war.Was war mit dem Hintergrunddienst in der Situation?
Es ist tragisch, wenn solche Dinge passieren, das ist Fakt. Fakt ist aber auch, dass wir alle nur Menschen sind und ich den Sinn einer Institution, die Ärzten Konsequenzen androhen soll ganz ganz schwierig finde.
:cry:

Übrigens kenne ich viele Ärzte, und ich weiss, dass es auf deren Fortbildungen nicht nur Essensmarken zu verteilen gibt, sondern, dass sich die Ärzte auf gut deutsch den A---- aufreissen, um humane, vernünftige Entscheidungen zu treffen.


Ich finde eine Pflegekammer als politisches Instument nicht schlecht, wenn es denn wirklich als solches benutzt würde. Wenn es für Fortbildungen und zur Optimierung der Rahmenbedingungen (z.B. mehr Personal) benutzt wird, ist das toll und das ist nötig. WENN das so wäre...
 
Lieber Baum,
Liebe anderen Mitforisten,

es ist eine schöne Diskussion über Pflegekammern. Nur wird eine Sache immer wieder hier falsch angenommen:

Das es soetwas wie einen Allheilsbringer gibt!

Natürlich wäre es schön, es gäbe diesen! Der in Nullkommanix das herstellt, das wir Pflegende durch Abwarten und Tee trinken, nach dem Motto: "Die Politik wird schon irgendwann richten!", in den letzten Jahrzehnten mitverursacht haben.

Nein, die Pflegekammer ist es nicht. Und sie wird nicht auf einen Schlag unsere Probleme lösen. Und vorallem nicht alle.

Sie wird uns aber in einigen Bereichen zu mehr Eigenständigkeit und Eigenverantwortung führen. Deshalb brauchen wir es- weil wir bisher in fast allen Dingen bisher fremdgesteuert werden. Mit der Pflegekammer könnten wir gewisse Bereiche in unsere eigene Hand nehmen und steuern.

Aber vielleicht ist es genau das, was hier so einige fürchten: Plötzlich wirklich für Dinge mitverantwortlich zu sein, für die bisher aus unserer Sicht andere Schuld waren?
Was wir daraus machen, wird dann unser Ding sein.

Vielleicht sollten wir Pflegende in Deutschland endlich reif werden und Dinge in die Hand nehmen, statt ständig wie ein kleines unreifes Kind herumzujammern?
 
@pericardinchen- der Pflegeprozess wird angewendet. Hab ich jetzt was verpasst. Ich höre nur allerorten- zuviel sinnloser Schreibkram ohne i-welche Auswirkungen auf die tatsächliche Pflege.

Aber nehmen wir mal an, es gäbe ihn tatsächlich im Sinne der Erfinder. Es wird eine Anamnese erhoben und notwendige Maßnahmen geplant- und hier meine ich jetzt die an potentiellen Risiken orientierten und indivduell festgelegten Maßnahmen.
Diese Maßnahmen können wegen Pflegemangel nicht erbracht werden. Das müsste ja in der Doku dann so dokumentiert werden. Damit hätte Pflege ja einen eindeutigen Beleg, dass notwendige Leistungen nicht erbracht werden können.
Hier erlbe ich andres. Abkürzeln ist Pflicht- egal ob erbracht oder nicht. Und damit das auch klappt, setzt man sich und macht den Schreibkram schon mal in einer freien Minute fern des Pat..

Die schön entworfenen EDV-Planungen sind zwar ganz nett- aber in der Regel absolut überdimensioniert. Das ist ein deutsches Problem. Hier will man alles ganz detailiert abrechnen können nis hin zum allerletzten Handschlag. Und wie lange diese Handschläge dauern dürfen wurde evidencevasiert festgelegt. I-woher müssen die Zahlen ja kommen.

Pflegepädagogik und -wissenschaft entwickeln mit viel Liebe zum Detail diese evidenzbasierten Planungen. Und die Basis muss diese Dinge dann anwenden. Wenn man nicht miteinander spricht wird es immer realitästfern bleiben.

Elisabeth
 
Hey, Elisabeth,

also, bei uns wird der Pflegeprozess tatsächlich noch angewendet (in der CH). Aber seit den DRGs die zu Beginn des Jahres eingeführt wurden auch nicht mehr. Da bleibt die Zeit nicht mehr für sowas.:|

@HHS: Schönes statement. Ich wäre dafür, dass Du einen Satz oben umänderst:
"Deshalb brauchen wir es- weil wir bisher in fast allen Dingen bisher fremdgesteuert werden"
Wie wär`s mit: "Deshalb brauchen wir`s- weil wir uns bisher in allen Dingen fremdsteuern lassen"

Damit wären wir von der passiven in die aktive Rolle der Pflege gerutscht :wink1:

lG!
 
Nun ja - ich kenne die EDV- Dokumentation auf Intensivstationen seit 2001 und arbeitete damit sehr viele Jahre in der Praxis. Diese Systeme werden mit Pflegekräften und Ärzten von der Front auf die eigenen Bedürfnisse angepasst und zwar stationsintern, hausintern. Die EDV- Dokumentation in der Praxis ist nur am Anfang etwas beschwerlich, aber nach ca. 3-6 Monaten ist es eine Arbeitserleichterung und spart u.a. auch sehr viel Zeit ein.
 
...
also, bei uns wird der Pflegeprozess tatsächlich noch angewendet (in der CH). Aber seit den DRGs die zu Beginn des Jahres eingeführt wurden auch nicht mehr. Da bleibt die Zeit nicht mehr für sowas.:|
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warum trennt man sich zuerst vom "Pflegetherapieplan"? Stellen wir uns mal vor, der Doc dürfte keinen Therapieplan mehr erstellen. Würde gar net funzen. Pflege braucht es eigenartigerweise nicht. Eigenartig.

Elisabeth
 
Vielleicht, Elisabeth, liegt es einfach daran, das gewisse Menschen OHNE Ahnung einfach ein wenig zu sehr darin herummischen?

Den Pflegeprozess gibt es sehr wohl, das dieser schriftlich festgehalten werden sollte, darin sind wir uns denke ich einig.

Das wir trotzdem abkürzeln ohne Sinn und Verstand, und der Pflegeprozess oft daneben läuft liegt weder an Pflegepädagogik oder -wissenschaft.

Sondern der Druck den uns Arbeitgeber und darüberhinaus die Politik geben. Ich kenne das leider auch, und was ich dazu in der Praxis erlebt habe, werde ich hier mit Sicherheit nicht öffentlich schreiben..... Dürfte aber hier jeder mal erlebt haben.

Häuser stehen unter finanziellen Druck, der Nachweis was gemacht wird gibt Geld von den Krankenkassen sowie gute Noten und damit potentielle neue Kunden. Ohne Kunden kein Geld, und damit auch kein Geld für Personal. Das weiß das Personal und macht mit.

Bei so wenig Personal auf Stationen und WB wie wir es zur Zeit in Deutschland erleben, bleibt kaum noch Zeit für gewisse Dinge. Es bleiben Dinge liegen oder werden nur sehr ungenau ausgeführt. Dazu gehört leider auch die Pflegeplanung- das schriftliche ist egal im welchen Beruf außer beim Schriftsteller immer recht unbeliebt.

Für die Umsetzung des Pflegeprozesses sind im übrigen auch die einzelnen Häuser zuständig- da arbeiten nicht immer wissenschaftlich geschultes Personal mit. Soviel gibt es noch gar nicht- die kommen erst.
Die Häuser schaffen es auch oft nicht den Sinn gewisser notwendiger Dinge überhaupt transparent zu machen, oder wenn falsche Gründe zu nennen.
Schreibkram nur damit das der Geschäftsführer nachher schöne Zahlen präsentieren kann, hat noch keinen Pflegenden motiviert!

Im übrigen kann ich Dir als Student der Pflegepädagogik sagen, das wir sehr wohl angehalten werden Pflegeinstrumente sehr kritisch anzusehen- weil diese nicht immer reliabel und/ oder valide sind. Das ist nämlich das was wir lernen sollen- kritische Sichtweisen auf Instrumente. Nein zu sagen wenn es notwendig ist, ist erwünscht!

Die Risiken und Gefahren des "Abarbeiten von Checklisten", "Kreuzchen machen" etc. sind im übrigen sehr wohl bekannt- lies Dir doch mal den Artikel zum Expertenstandard Dekubitus im Die Schweßter/ Der Pfleger im Jahre 2011, glaube Oktober durch. Genau diese Gefahr wird von den Wissenschaftlern darin genannt und wenn ich mich recht erinnere sogar dementsprechend Empfehlungen gegeben. Ist bei uns im Haus sogar bereits mehr oder weniger umgesetzt: der Fingertest. Nix bloßes Vertrauen auf Skala, was erfahrene und professionelle Pflegekräfte ohnehin nie gemacht haben.
 
@HHS: Schönes statement. Ich wäre dafür, dass Du einen Satz oben umänderst:
"Deshalb brauchen wir es- weil wir bisher in fast allen Dingen bisher fremdgesteuert werden"
Wie wär`s mit: "Deshalb brauchen wir`s- weil wir uns bisher in allen Dingen fremdsteuern lassen"

Damit wären wir von der passiven in die aktive Rolle der Pflege gerutscht :wink1:

lG!

Danke, hast recht, triffts eher, ich ändere es!
 
@Baum: Ich glaube, dass Du Deine Sache sicher gut im Griff hast und auch mit den notwendigen Kommunikationsmöglichkeiten ausgestattet bist. Etwas überspitzt gesagt: Wenn ich Dich klonen könnte, würde ich mir ein tolles Team bauen. Aber was nützt es mir, wenn ich in der Realität auf heterogene Teamstrukturen treffe, ob unter Ärzten oder Pflegenden. Es sind nicht nur Berufsanfänger, die sich lieber ducken und die Verantwortung anderen überlassen. - "Ich bin nur halbtags hier, da müssen sie die Vollzeitkräfte fragen." - Das ist nicht genug. Und auch bei Berufsanfängern sollte unser Anspruch gewisse Standards nicht unterschreiten. Der Berufskodex sollte allen immer klar sein. Ich bin immer vollständig verantwortlich für das, was durch mein Handeln oder nicht Handeln geschieht. Wenn Leib und Leben gefährdet sind, dann kann es ein mildes Mittel sein, Konsequenzen anzudrohen.

Ein weitere Beispiel:

Ich hatte eine Patientin mit Ca gewaschen und dabei festgestellt, dass das Schienbein gebrochen war - Tumorfraktur durch Metastasen. Natürlich war es an einem Sonntag. Ich habe die diensthabende Ärztin informiert und gefragt, was wir machen, weil die Patientin massive Schmerzen hatte. Sie zuckte mit den Schultern sagte, dass wir doch nicht noch mehr Morphin geben könnten. Ich sage zur Ihr, dass das Bein geschient werden müsse. Wenn gebrochene Knochenenden aufeinander stoßen, würde Morphin sowieso nicht viel mehr ausrichten. Darauf sagte sie: "Glauben Sie das heute (Sonntag) ein Chirurg von zu Hause kommt?" (Es gab in der Klinik keinen anwesenden chrirurgischen Dienst). Ich habe ihr gesagt, dass es eine Unterlassung wäre, wenn sie nichts unternimmt. Sie war entrüstet und hat gesagt, dass sie das zu verantworten habe und nicht ich. Ich habe ihr gesagt, dass die Patientin Hilfe braucht und ich das nicht auf sich beruhen lassen werde, bis der Patientin geholfen wird. Sie hat dann den Chirurgen angerufen und der ist auch ohne weiteres gekommen.

Ich meine, dass diese konsequente Haltung der persönlichen Verantwortung für den Patienten im Sinne des Berufskodex von jeder Pflegekraft zu fordern ist. Ich meine, dass die Verbindlichkeit einer Pflegekammer und der damit verbundenen Registrierung es weniger selbstbewussten Kollegen leichter machen würde, wenn sie darauf verweisen könnten, dass sie ihre Lizenz nicht für andere auf's Spiel setzen. Das würde jede weitere Diskussion und jedes Kompetenzgerangel schnell auf Normaltemperatur bringen, ohne dass Konflikte daraus entstünden (Ausnahmen natürlich trotz dem möglich).

Ich glaube nicht, dass sich das mit einer Pflegekammer immer so abspielen würde. Aber ich glaube, dass eine Pflegekammer das Bewusstein für den Berufskodex und der damit verbundenen persönlichen Verantwortung aktiv stärken würde und ein wichtiges Gegengewicht gegen wirtschaftliche Interessen bilden würde, so wie es bei den Ärzten auch der Fall ist.

@die anderen: Ich kann den Zusammenhang der Pflegedokumentation mit der Pflegekammer nicht mehr erkennen. Seit Ihr noch im richtigen Thread?
 

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