Hui, jetzt krieg ich's aber. Aber die Auseinandersetzung ist konstruktiv. Das finde ich gut.
Ich glaube ja, dass die Kammer uns eher im Sinne indirekter Effekte auf unser Berufsleben hilft. In meinem Beispiel möchte auf die Briten zurückkommen.
In dem Berufskodex des NMC (britische Pflegekammer) heißt es u. a.:
- As a professional, you are personally accountable for actions and omissions in your practice, and must always be able to justify your decisions.
- Failure to comply with this code may bring your fitness to practise into question and endanger your registration.
- You must act without delay if you believe that you, a colleague or anyone else may be putting someone at risk.
Quelle: NMC (2011): Standards of conduct, performance and ethics for nurses and midwives:
http://www.nmc-uk.org/Documents/Stan...4-20100406.pdf.
Also:
- Die professionelle Pflegekraft ist persönlich verantwortlich,
- riskiert ihre Registrierung, wenn sie gegen den Kondex verstößt,
- und darf nicht zögern zu handeln, wenn sie glaubt, das durch Kollegen oder andere Personen eine Person gefährdert wird.
.
Genau das hätte ich tun sollen und zwar mit der Autorität einer gesetzlich verankerten Pflegekammer, die mich einerseits damit unter Androhung des Entzugs der Lizenz dazu verpflichtet, mich gerade aber hierduch auch mit der ensprechenden Autorität ausstattet, es durchzuziehen.
@Elisabeth: Das sind keine Drehbücher.
@Elisabeth, @ludmilla: Bei den Briten hat es unmittelbaren Einfluss auf ihr Denken und Handeln, weil es für sie selbstverständlich geworden ist. Frag sie. Diesen Wandel müssen wir uns auch vornehmen. Aber nicht nur klein-klein gedacht in den Häusern, sondern flächendeckend an jedem Arbeitsplatz.
@Nordlicht: Genauer muss eine Pflegekammer das nicht regeln. Es genauer im Hause mit Standards und Leitlinien zu regeln wäre wünschenwert. Das ist aber nicht überall vorhanden. In meinem war es das z. B. nicht.
... Ich erwarte, dass die Fachkraft dem anordnenden Arzt erklären kann, dass ein Abklopfen im Sitzen nicht viel bringen wird da der Pat. infolge kognitiver Einschränkungen nicht mitarbeiten kann. Ich erwarte, dass sie Alternativen kennt und diese mit dem Arzt bespricht.
Beispiel: Pat. hat einen Dauerkatheter und der Arzt setzt "Blasentraining" an. Ich erwarte, dass die Fachkraft dem Arzt erklären kann, warum dies bei einem transurethralen Katheter nicht angezeigt ist und welche Risiken sich daraus ergeben.
@Elisabeth: Du kannst ja viel erwarten, aber inzwischen wissen wir, dass das alles wirtschaftlichen Prioritäten untergeordnet wird. Stellenbeschreibungen haben da doch genauso wenig Durchsetzungskraft, wie interne Standards. Und dann kommt es ja auch immer noch darauf an, was da drin steht. Wenn diese Stellenbeschreibungen dem Berufskodex nicht wiedersprechen dürfen, hätte die Pflege ein Stück mehr Selbstbestimmtheit durchgesetzt.
Ich verstehe auch nicht wobei eine Kammer bei deinen "Fallbeispielen" helfen sollte. Beispielsweise ist bereits gesetzlich geregelt, dass ohne entsprechende Verordnung des Arztes keine Medikamente gegeben werden dürfen. Konkurenz hin oder her, ein Pflegedienst wird sich weigern müssen, dies ohne Verordnung durchzuführen. Die Verantwortung muss die Pflege schon übernehmen, warum sollte man sie davor aus der Schußlinie nehmen. Genau das sollte eine Kammer meines Erachtens nicht tun! Wenn es denn irgendwann nicht mehr zu verhindern ist, dass eine Kammer kommt, dann hoffe ich, dass sich die Pflegenden irgendwann auch um ihre Probleme kümmern und nicht wieder andere für ihre Probleme mit den bösen Ärzten, dem bösen MDK oder gar unfähigen Kollegen verantwortlich machen
@ludmilla: Hast Du schon mal im Altenpflegebereich gearbeitet? Würdes Du Dich weigern, den Bewohnern ihre Medikamente zu geben, weil Dir keine Anordnung vorliegt? Das ist doch das Problem! Ich bin für die Gesundheit der mir Anvertrauten mit verantwortlich. Nur weil ein Arzt keine Anordnungen geben will, kann ich doch dem Pflegebedürftigen die Medikamente nicht verweigern.
Aus der Schusslinie nehmen bedeutet hier, auf Lobby-Wegen für eine Ordnung zu sorgen, die für die Pflegebedürftigen/Patienten wichtig und notwendig ist, aber nicht allein auf dem Rücken zum Betteln verdammter Pflegender ausgetragen wird.
Im Einzelfall kann die Pflegekammer sicher nicht viel tun. Sie wird sicher nicht leisten können, eine Art Landesmeckerkasten abzuarbeiten. Das ist doch klar. Aber es wäre ihre Aufgabe, auf ordnungspolitischer Ebene einzugreifen, und zwar so, dass pflegerische Kompetenz einfließt und auch andere Verantwortliche genötigt werden, in ihrem Arbeitsfeld Ordnung zu schaffen.
Die selbständige Tätigkeit ist hierbei ein gutes Beispiel in Bezug auf die Freiberuflichkeit. Dies bedeutet derzeit noch, dass der Markt Angebot und Nachfrage bestimmt und es keinerlei besondere Kenntnisse, Nachweise erfordert, um z.B. beratend tätig zu werden. Dies betrachte ich persönlich mit großer Sorge.
@pericardinchen: Danke für Dein Beispiel, wo praktische Beispiele ja das eigentliche Thema hier im Thread sind!
@alle: Die Diskussion stört mich nicht, solange wir Argumente austauschen. Aber selbst die letzten Kontrahenten wünschen sich mehr Beispiele - für oder gegen ist egal. Also ran!