Ein Beispiel von Elisabeth, was durch eine Pflegekammer für uns verbessert werden könnte:
... Einzig allein die Sanktionen gegen die unwilligen eigen Mitglieder- z.B. bei Überschreiten der Kompetenzen- fällt in den Aufgabenbereich der Kammer. Ansonsten berät sie lediglich. ...
@Elisabeth: Das ist blanker Unsinn.
Den Erfolg der Beratung haben auch die Ärzte kürzlich zu spüren bekommen, als es um die Delegation bestimmter ärztl Aufgaben ging.
http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/StellGBA_63Abs3c20110516.pdf . Elisabeth
@Elisabeth: Danke für den Link. Aber Du solltest schon selbst lesen, was Du verlinkst und zu Deiner Argumentation heranziehst.
Die Ärztekammer wehrt sich gegen das Prinzip der Subsitution, also der Übernahme der Verantwortung für Gesundheitsleistungen einschließlich des Rechts der Verordnung durch Pflegekräfte. Wenn Pflegekräfte selbst Wundprodukte anordnen könnten, würden die Ärzte nicht mehr dafür vergütet werden. Darum geht es der Ärztekammer. Sie befürchtet den Verlust des grundsätzlichen Arztvorbehalts, egal, ob er sinnvoll ist oder nicht und - was schlimmer ist - egal ob die betreffenden Ärzt diesem Anspruch gerecht werden oder nicht.
Die Ärztekammer hat sich in diesem Punkt durchgesetzt und im Gemeinsamen Bundesausschuss dafür gesorgt, dass nur das Delegationsprinzip zugelassen wird, d. h. das Pflegekräfte nur auf Anordnung der Ärzte bisher ärztliche Tätigkeiten ausführen dürfen. Sie haben sich also damit durchgesetzt, dass die Pflegekräfte Assistenzstatus behalten.
Praktisch hat das für die Pflege eine große Tragweite:
Könnten Pflegekräfte selbst Anordnungen treffen (z. B. für Wundproduktze, für Inkontinenzprodukte oder auch für Insuline oder Analgetike im Rahmen einer therapeutischen Breite, die dann gerne ärztlich definiert wird), dann wäre es ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen möglich, ihre Arbeit unkompliziert und sachgerecht selbst zu verordnen und umzusetzen.
Die jetzige Regelung führt dazu, dass bisherige Leistungen, die von Pflegekräften als delegierte Tätigkeiten angeboten wurden, nun auch von Arzthlferinnen nach einem kleinen Kursus verrichtet werden dürfen. D. h. jetzt wird eine Tendenz verstärkt, dass niedergelassene Ärzte durch ihr Assistenzpersonal noch mehr Leistungen abrechnen können und den Pflegeanbietern diese Verdienstmöglichkeiten entzogen werden.
Die Beratungsfunktion, die die Ärztekammer wahrnimmt, hat sich für die Ärzte also im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt gemacht!
Hätten wir eine Pflegekammer, die sich wissenschaftlich fundiert auf derartige Weichenstellungen vorbereiten könnte, wäre die Durchsetzungskraft der Pflege mit Sicherheit größer.
Die Kostenträgerseite hätte es in diesem Fall durch eine Pflegekammer leichter, auf die berufliche Kompetenz der Pflege zu verweisen. Sie könnte Gesundheitsleistungen auf einem effizienteren Weg anbieten und gegenüber ihren Versicherten auf die durch die Pflegekammer bestätigte und geregelte Kompetenz verweisen. Hier würde sich die Pflegekammer also sogar auch für die Versicherten bezahlt machen.
Jetzt übernehmen die Ärzte noch mehr Leistungen auf Kosten der Pflegeanbieter, und das, obwohl wir doch angeblich einen Ärztemangel haben. Wenn die Pflege nicht bald mehr, kompetenter und stärker mitmischt in der Politik, dann werden wir zu einem einflusslosen Assistenzberuf verkommen.
Nur leider haben wir die Pflegekammer noch nicht. Hätten wir sie, könnte sie Weiterbildungen eigenständig regeln - nicht nur beraten, sondern selbst per Weitbildungsordnung regeln! Sie könnte die notwendigen Inhalte einer Weiterbildung für Wundmanagement festlegen und damit die Abrechenbarkeit für die Kostenträger möglich machen.
Man muss sogar sagen, dass nur durch eine Pflegekammer die Möglichkeit besteht, mehr Autonomie über unsere Arbeit zu erlangen. Keine Gewerkschaft (auch keine Spartengewerkschaft für Pflege), keine politische Partei, kein Bundespflegebeauftragter und auch kein Arbeitgeberverband würden die Autonomie der Pflege verbessern. Insofern ermöglicht uns eine Pflegekammer mehr Freiheiten. Wir müssten nicht mehr um brauchbare Rezepte für Wundprodukte betteln und darauf hoffen, dass sich der verordnende Arzt in seiner Kompetenz und seinem Status nicht beleidigt fühlt, so dass er mangels besseren Wissens die falschen Produkte anordnet, die für die Patienten nicht effektiv sind.
Ohne eine Pflegekammer bliebe es dabei, dass immer andere bestimmen werden, was für uns gilt.