Was habe ich erlebt, das durch eine Pflegekammer verbessert werden könnte?

Ich erhoffe mir für meine Arbeit Verbesserungen durch eine Pflegekammer?

  • Ja, direkt für meine Arbeit.

    Stimmen: 14 18,7%
  • Ja, indirekt durch Verbesserungen für meine Berufsgruppe.

    Stimmen: 42 56,0%
  • Nein, bringt gar nicht

    Stimmen: 14 18,7%
  • Weiß nicht.

    Stimmen: 5 6,7%

  • Umfrageteilnehmer
    75
Was verdi will, finde ich in Ordnung. Wer ist schon gegen mehr Lohn und Personal? Aber verdi velegt sich auf unnötige Schaukämpfe gegen die Mehrheit der eigenen Mitglieder an der Seite der Tarifgegner. Das ist offenbar, was Du nicht verstehen willst.

Die Pflegenden sind in allen Ländern, in denen sie gefragt wurden, für die Pflegekammer + mehr Gehalt + mehr Personal + mehr politische Beteiligung + gleichwertige Stellung gegenüber den besser gestellten Berufen und noch mehr. Alles andere wäre dumme Bescheidenheit.

Warum ist verdi so erfolglos? Weil verdi seiner Basis nicht zuhört oder sie sogar missachtet. Viele Pflegende bleiben nur noch aus Prinzip in der Gewerkschaft - was begrüßenswert ist. Aber auf Dauer wird sich sowas rächen.

Verdi wird nicht den richtigen Personalmix durchsetzen, sondern wegen der Verhinderung der Pflegekammer, deren Kompetenz es ist, wissenschaftlich begründete Qualitätsstandards verbindlich zu definieren, dazu bitragen, dass wir auch darin wieder fremdbestimmt werden. Und das nur, weil ein paar berufsfremde oder unkluge Verdifunktionäre Angst um ein paar Mitgliederbeiträge haben bzw. Angst um ihre Posten haben, die sie seit Jahrzehten erfolglos besetzt halten. Das ist eine unehrliche und langfristig gesehen dumme Strategie. Wer seine eigenen Mitglieder vom Zugriff zu mehr Macht fernhalten will aus Angst um die eigene armseelige Macht, wird niemals an Schlagkraft zulegen.

Und wer dann auch noch innerhalb der Pflege versucht zu spalten - teile und herrsche - z. B. zusammen mit dem bpa zwischen Gesundheits- und Krankenpflege und Altenpflege oder zwischen Pflegekräften, Leitungen und Wissenschaftlern, hat den Namen Gewerkschaft längst nicht mehr verdient.

Ich betone, ich bin für die Gewerkschaft, aber was verdi da derzeit treibt, ist einfach sehr schädlich für unseren gesamten Berufsstand.
 
Bringen wir es doch auf den Punkt. Das Kammerinteresse ist eigentlich nur in der "Elite" vorhanden. Es sind die Kollegen, denen es schon immer wichtig war, dass das PFLEGEfachwissen auch zum Tragen kommt. Den Kollegen die andere Prioritäten setzen: erst das Fachwissen, dann die Lohnerhöhung. Sie sind engagiert udn interessieren sich für Berufspolitik.


Dummerweise dürften diese Kollegen nicht mal 50% aller Pflegekräfte ausmachen. Und so ist man auf die Idee verfallen die Dummheit der Leute auszunutzen. Man erklärt Gruppierungen zu Feinden und lenkt damit von tatsächlichen Interessen ab. Die Leute werden nich früh genug mitbekommen, dass es primärt nicht um sie geht sondern um den Pat.. Aber dann ist die lethargische masse längst zahlendes Mitglied. Und darum geht es schlussendlich. Oder?

Elisabeth
 
@Elisabeth: In den Befragungen zur Pflegekammer sind ganz überwiegend Pflegekräfte aus der Praxis, an der Basis, befragt worden, nicht eine Elite. Wir sollten die Fakten nicht verfälschen
 
Die Beteiligungszahlen der Befragungen spiegeln genau das wieder, was ich geschrieben habe. Wenn es hoch kommt, dann beschäftigt sich in der Praxis tatsächlich nur 50 % mit der Kammergründung. Das ist die eh schon engagierte Elite. Die Kollegen, die du stets findest wenn es um Weiterbildungen geht, die sich net nur um die aktuellen medizinischen Diagnostik- und Therapiestandards geht.

Und von dieser engagierten Elite musst noch die abziehen, die die Kammer eher kritisch sehen weil sie erkannt haben, dass das an dem Interesse von mehr als der Hälfte aller Pflegekräfte vorbeigeht.

Verdi verhandelt den Lohn mit dem AG. Der AG gibt vor, wieviel er ausgeben will udn in der Regel macht er nur kleine Zugeständnisse. Das wird sich auch mit der Kammer nicht ändern. Wieveil ihm die Kompetenz wert ist bestimmt der AG ganz alleine. Und so lange sich Pflegekräfte unter Wert verkaufen, kann er dies so niedrig wie nur irgend möglich anbieten.

Und was den Personalmix anbetrifft. Schon heute wird tagtäglich vieltausendfach nachgewiesen, dass man nicht so viele Fachkräfte braucht wie die Pflege meint. Da gibt es das Prinzip der Dressur wenn es um Tätigkeiten geht.

Anderswo sind Skalen und Standards dazu da, Hilfskräfte entsprechend zu instruieren. In D wird es hergenommen um eine Qualität detailiert zu beschreiben. Fachwissen wird absolut überbewertet solange dies so weiter geht. Es reicht lesen und schreiben zu können. Wobei letzteres sich noch durch Kreuzchen ersetzen lässt.

Die Praxis- das ist da, wo keine Pflegewissenschaft bisher den Fuß in die Tür bekommen hat.

Elisabeth
 
@Elisabeth: So übel und simpel im Geiste, wie Du die meisten Pflegenden hinstellst, sind sie ganz sicher nicht.

Und bei einer repräsentativen Befragung kann die Selektion einer "Elite" sehr gezielt vermieden werden. Das ist eine methodische Tatsache, die Du immer wieder ignorierst oder nicht verstehst.
 
*ggg* Man muss dem Volk aufs Maul schauen- so wie Verdi und Co. es machen und sich nicht nur den Claqueuren zuwenden... auch wenn man sich dann von seinen hochfliegenden Träumen verabschieden muss.

Elisabeth
 
Ein weiteres Bespiel aus der Berufspolitik:

Der Deutsche Berufsverband für Altenpflege (DBVA) hält die generalistische Ausbildung für Pflegende, also Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Altenpflege in einer gemeimsamen grundständigen Ausbildung mit anschließender Spezialisierung, für nicht gut. Auch die Altenpflegelehrer sind zum Teil gegen die generalistische Ausbildung. Die Motive sind unterschiedlich und alle für sich nachvollziehbar und berechtigt.

Man kann sich nun streiten, ob die generalistiche Ausbildung eine gute Idee ist oder der bisherige Weg beibehalten werden sollte. Wenn es nach dem Arbeitgebergeberverband bpa (Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste) ginge, mit dem der DBVA gerne gemeinsame Sache macht, würde man den Fachkräftemangel einfach dadurch beseitigen, dass das Ausbildungsniveau aufgeweicht wird, um formal zwar von einer Fachkraftquote von 50% in der Altenpflege sprechen zu können, faktisch aber zu ermöglichen, dass geringer qualifzierte Pflegehilfskräfte einfach einen höheren Ausbildungstatus zugesprochen bekommen, ohne die gleiche Ausbildung dafür absolviert haben zu müssen, wie die meisten Altenpflegekräfte. Z. B. wollen sie gerne ein 2-jähriges Praktikum für gleichwertig für 1 Jahr geregelte Ausbildung anerkennen lassen. Unqualifizierte Erfahrung inklusive eingeübter Fehler werden für gleichwertig mit qualifizierter Ausbildung erklärt.

Das - so nehme ich an - will auch der DBVA nicht und die Altenpflegelehrer ebenfalls nicht. Aber weil die übrigen pflegerischen Berufsverbände die generalistische Ausbildung durchsetzen wollen, macht der DBVA lieber gemeinsame Sache mit dem bpa, der diese Zusammenarbeit für seine Zwecke nutzt.

Was hat das mit Pflegekammern zu tun?
Ausbildung ist bundesgesetzlich geregelt, neuerdings auch die Altenpflegeausbildung. Pflegekammern haben hier gemäß Heilberufekammergesetze keinen (direkten) Einfluss.

Aber in Pflegekammern sind alle Berufsgruppen der Pflege vereint. Ihre Vertreter werden innerhalb der Pflegekammer demokratisch gewählt. Und nach dem Vorbild der Bundesärztekammer wäre die logische Konsequenz von Landes-Pflegekammern eine Bundespflegekammer. Diese könnte ebenso wie heute der Pflegerat die Interessen der Pflege in der Politik vertreten. Heute sind die Altenpflegekräfte aber nur sehr gering in Berufsverbänden organisiert. Heute wird die Pflegeberufspolitik von der Gesundheits- und Krankenpflege und Kinderkrankenpflege dominiert. Sie sind der Altenpflege an Mitgliederzahlen und auch an Anzahl von Einzel-Berufsveränden, die im Pflegerat Stimmrecht haben, weit überlegen.

Die Altenpflege ist im heutigen System also völlig unterrepräsentiert!

Durch eine Pflichtmitgliedschaft aller professionell Pflegenden in einer Pflegekammer wäre die Altenpflege auf einen Schlag den anderen Pflegeberufen ebenbürtig - zunächst auf Länderbene.

Hätten wir eine Bundespflegekammer inklusive dem Anteil an Altenpflegevertretern, die ihrer Bedeutung in der heutigen Pflegelandschaft entspricht, würde die Frage, ob eine generalistische oder eine parallele Ausbildung für die Berufsgruppen und für die Versorgung der Bevölkerung sinnvoll ist, zuerst zwischen den Berufsgruppen beraten werden. Sie würde aufgrund der besseren finanziellen Ausstattung einer Pflegekammer bzw. einer Bundespflegekammer auch fundierter entwickelt werden können, so dass die Entscheidung sich mehr auf Fakten als auf Bauchgefühl stützen könnte. Die Faktenlage für die generalistische Ausbildung ist nämlich durchaus nicht sehr solide, sondern enthält einen großen Anteil an Spekulation und berufspolitischem Kalkül.

Innerhalb einer Pflegekammer wäre die Altenpflege viel angemessener vertreten. Das würde ihr eine viel einflussreichere Position in der Pflegeberufspolitik bescheren. Gerade bei derartigen Entscheidungen, wie die generalistische Ausbildung, würde die Altenpflege also bereits vor dem innerberuflichen Streit ihren Einfluss geltend machen können, ohne sich einem primär profitorientierten Arbeitgeberverband anbiedern zu müssen.

Und das Wichtigste: Die gegenseitige Bekämpfung verschiedener Gruppierungen innerhalb der Pflege würde von anderen Interessenvertretern nur noch schwer ausgenutzt werden können.

Heute ist die Pflege auch deshalb politisch schwach, weil sie sich leicht gegeneinander ausspielen lässt und ihr berufspolitisches Bewusstsein nur sehr gering entwickelt ist. Statt die eigenen Funktionäre durch Wahlen selbst zu bestimmen (oder auch abzuwählen) und für die Vertretung der eigenen Interessen entsprechend auszustatten, machen es sich viel zu viele Pflegekräfte viel zu leicht, indem sie die eigenen Funktionäre heftigst kritisieren, aber selbst kein Interesse zeigen und auch nicht bereit sind, einen kleinen finanziellen Beitrag zu leisten.

Mir persönlich ist es ziemlich egal, ob wir alle Pflegeberufe durch die gleiche Ausbildung schleusen oder eine gewisse Unterschiedlichkeit weiterhin erhalten. Aber es ist mir absolut nicht egal, dass wir es nicht hinbekommen, innerhalb der Pflegeberufe gemeinsame Sache zu machen, statt uns gegeneinander ausspielen zu lassen. Eine Pflegekammer würde die heute existierende Scheiflage für die Altenpflege gerade rücken.
 
@squaw: Das ist das Ergebnis, wenn nur einzelne Aktivisten sich hervortun und die übrigen sich nicht beteiligen. Die Spaltung zwischen den Pflegeberufen ist glücklicherweise nicht so groß, wie es wenige glauben machen wollen. Aber es gibt sie und sie wird medienwirksam der ganzen Gesellschaft unter die Nase gerieben. Der bpa (Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste) und der Arbeitgeberverband Pflege können sich freuen, dass die Pflegeberufe sich gegenseitig schwächen und sie damit gefügig bleiben.

Und dem bpa (Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste) gelingt es z. B. den Deutschen Berufsverband für Altenpflege (DBVA) für seine Zwecke zu nutzen, indem er Fachtagungen finanziert, in dem der DBVA als Mitveranstalter teilhaben darf.

Die Spaltung zwischen den Pflegeberufen muss aufhören. Feliz Polat (Grüne Niedersachsen) drückt es sehr klar aus, dass es endlich die Konkurrenzen zwischen der Gesundheits- und Kinder-/Krankenpflege und der Altenpflege zu überwinden gelte.

Eine Pflegekammer würde alle drei Pflegeberufe zusammenbringen und bietet zugleich einen organisatorischen und demokratischen Rahmen, um die Differenzen konstruktiv untereinander zu klären, anstatt sich in der Öffentlich als zerstrittener Haufen lächerlich zu machen.

Gut möglich, dass der DBVA sich von den anderen Berufsverbänden dominiert fühlt. Es würde mich auch nicht wundern, wenn Einigungsversuche bisher schon auf der kommunikativen Ebene gescheitert sind. Die Altenpflege hat vielleicht berechtigte Angst davor, von der Gesundheits- und Krankenpflege dominiert zu werden. Aber das muss nicht sein. In einer Pflegekammer wäre das Dominanzproblem sofort beendet, denn der demokratische Aufbau würde der zahlenmäßig großen Berufsgruppe der Altenpflege ein viel größeres Gewicht geben, als sie es am Tropf der Arbeitgeberverbände je wird erreichen können.

Aber egal, ob Pflegekammer hin oder her: Die Berufsgruppen müssen die Köpfe zusammen stecken und aufeinander zugehen. Sie müssen miteinander reden und sich nicht gegeneinander versperren. Alles andere wäre wirklich zu dumm.
 
Dann sind wir wohl dumm. Aufeinanderzugehen sieht anders aus...
 
Dann sind wir wohl dumm.
Das Vehikel versinkt im Sumpf und die herumstehenden streiten sich was alles NICHT geht ohne Vorschlag oder mal was zu probieren oder zu wagen. In nicht allzu ferner Zukunft, werden dann andere sagen wo es in der Pflege lang geht, während wir immer noch streiten was alles NICHT geht. Kapieren das einige nicht? Positive Vorschläge sind gefragt und nicht Seitenlang was nicht geht, in einer teils grotesken Diskussion, bei der teils Beiträge bis zur Unkenntlichkeit verdreht werden. Wer gegen eine Sache nur wettert (Personen und Institutionen) und dagegen ist, aber nichts anzubieten hat, keine Alternative hat, der könnte evtl. in die von dir oben genannte Kategorie fallen. Derartige Personen oder Institutionen sind mir ein Greul und kann ich nicht ernst nehmen als Diskussions-, Gesprächspartner. Mit solchen Menschen kommt man keinen Schritt weiter. Ich warte immer noch auf die Alternativen - wobei - Elisabeth hat ja schon zugestanden - es gibt keine - dann Frage ich mich was das Ganze soll?
 
Ja, was soll das wohl? Vehemente Gegnerschaft einer Kammer, das ist doch wohl eindeutig oder nicht?
Die Alternativen läßt Du nicht gelten, sei's drum. Die Pflegekammer jedoch wird die drängendsten Probleme unserers Berufsstandes NICHT lösen und nicht lösen können, so viel steht schon mal fest. Aber wenn mit unserem eigenen Geld (!) die Probleme Anderer gelöst werden sollen...
 
Jede Alternative funzt nur, wenn du da auch mit Zwangsmitgliedschaft kommst. Ich wäre ja für eine Zwangsmitgliedfschaft in einer Gewerkschaft. Abgesehen davon, dass das mit dem Gesetz nicht vereinbar ist- die Erfolge würden Verdis nicht übertreffen. Es scheitert stets am selben Punkt: der überwiegende Anteil er Pflegekräfte stellt zwar gerne Forderungen möchte selber aber nicht aktiv um die Erfüllung kämpfen.

Von daher: 5 Euro pro Monat tun nicht weh. Und man kann wenigstens sein Gemüt beruhigen mit: da gibt es welche, die vertreten einen kleinen Anteil der Pflege und zeigen, dass diese mehr kann als Füttern, Waschen, Trocken legen. Denn mehr wird nicht bei rum kommen.

Elisabeth
 
Danke Renje! Du sprichst mir aus der Seele!!

Gewerkschaft schön und gut, nur sind wir von dieser weit weg. Pflegekammer ist in realistischer Nähe.
Abgesehen davon das eine Gewerkschaft andere Ziele und Aufgaben hat als eine Pflegekammer!
 
@squaw: Die Gegner argumentieren sehr gerne mit den Schlag-/Reizwörtern:
  • "Geld",
  • "Zwangsmitgliedschaft",
  • "kann die drängendsten Probleme nicht lösen" (= mehr Geld und mehr Personal).
Und dann hört's auch schon auf.

Diese Begriffe werden bei jeder Gelegenheit von Lobbyisten, allen voran dem bpa, immer wieder in den Vordergrund gestellt. Diese Begriffe sind nämlich am besten geeignet, uninformierte Personen schnell gegen die Pflegekammer einzustimmen. Diese Begriffe sprechen Emotionen an. Es ist eine Werbemethode, Emotionen anstatt Sachinformationen zu benutzen, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Das Problem der Pflegekammerbefürworter ist, dass die Zusammenhänge nicht so simpel sind, wie hier gerne suggeriert wird. Die Vorteile der Pflegekammer liegen nicht allein in den im Heilberufekammergesetz aufgezählten Funktionen, wenngleich diese allein schon viel Wert sind. Die Vorteile der Pflegekammer liegen in der Tiefe ihrer Wirkungen.

Die wichtigste Wirkung ist, dass die Pflegeberufe eine schlagkräftige Lobby bekommen, die mit gesetzlichem Auftrag Rechte erhält, die bis jetzt nur die anderen Kammerberufe zu ihrem Vorteil nutzen. Und gleichzeitig werden durch eine Pflegekammer alle Pflegekräfte mit einer Stimme sprechen. Unsere heutige Vielstimmigkeit kostet uns sehr viel Anerkennung. Respekt von Politikern, der über "Gutmenschsein" hinaus geht, bekommen wir, wenn wir klar Position beziehen und Einigkeit demonstrieren.

Die Botschaft an die Pflegekammergegner:
  • Ja, die Kammer wird uns Beiträge kosten.
  • Ja, zu einer Pflegekammer gehört die Pflichtmitgliedschaft.
  • Aber was mehr Geld und mehr Personal angeht, werden wir ohne eine Pflegekammer niemals das Durchsetzungsvermögen erreichen, was die Ärzte und Apotheker zu ihren Gunsten erreichen.

Die Pflegekammer wird nicht von heute auf morgen riesen Erfolge verbuchen können. Das spricht aber nicht gegen eine Pflegekammer, sondern macht deutlich, dass wir den anderen Kammern leider um Jahrzehnte hinterher hinken. Wir müssen heute in die Pflegekammer investieren, um in Zukunft - mittelfristig - unsere Interessen durchsetzen zu können.

Damit wir unserer Verantwortung gegenüber unseren Patienten und Pflegebedürftigen auch wirklich gerecht werden können und wir nicht zwischen den Bedürfnissen der pflegebedürftigen Menschen und den Interessen der Arbeitgeberverbände aufgerieben werden.

Warum wohl investiert der Arbeitgeberverband "Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste" (bpa) so viel Geld in Zeitungsanzeigen, online-Schalten, Klagen vorm Verwaltunsgericht Mainz, offenen Brief an den niedersächsischen Ministerpräsidenten u.s.w., um die Pflegekammer zu verhindern. Zu glauben, dass er die Interessen der Pflegenden vertritt, wäre einfach nur naiv. Es stecken ganz nüchterne Profit- und Machtinteressen dahinter.

Wenn die Arbeitgeber-Lobby soviel in die Verhinderung der Pflegekammer investiert, dann nur, weil sie glauben, dass sich die Investition lohnt. Wer zahlt die Fehlinvestionen der Krankenhäuser? Nicht die Ärzte und auch nicht die Apotheker. Aber die Pflege muss auf Weihnachtsgelt, auf tariflich bereits vereinbarte Lohnerhöhung (soviel zum Einfluss der Gewerkschaft) und manchmal auch auf den Arbeitgeberanteil an der Betriebsrente verzichten. Warum wohl muss sich die Pflege das gefallen lassen? Und warum wohl werden die Ärzte völlig verschont, können sich sogar noch Zuwächse einheimsen? Wir haben genug Ärzte in Deutschland. Daran liegt es nicht. Der Mangel der Ärzte hat seine Ursache in einer falschen Verteilung von Kassenarztsitzen durch die Kassenärztliche Vereinigung. Berlin hat das inzwischen verstanden. Ob sie gegen die Ärztelobby ankommen, wird sich zeigen.

Wir brauchen eine Pflegekammer, damit wir in diesem Lobbyistensystem, vor dem sogar die meisten Gesundheitsminister (außer Ulla Schmidt und Horst Seehofer) in die Knie gehen, nicht immer und immer wieder den Kürzeren ziehen.

Nochmal zurück zu den Reizwörtern. Wenn wir uns nicht eine schlagkräftigere Lobby aufbauen, werden wir folgendes erleben:
  • Mehr Geld? - Nein, sondern Reallohnverlust zugunsten der verkammerten Berufe, die Selbstverständlich bedient werden.
    Die Gewerkschaft verdi kann noch nicht einmal verhindern, dass die sowieso schon schlechten Tarifabschlüsse dann auch noch durch betriebliche Vereinbarungen untergraben werden, damit die Kliniken ihre überdimensionierten Investitionen bezahlen können, in die sie sich heineinstürzen aus Angst vor der Konkurrenz.
  • Mehr Personal? - Nein, keine Pflegekraft, die zusätzlich eingestellt wird, wird den Kollegen vor Ort Entlastung bringen, denn die neuen werden für die ärztliche Dokumentation eingestellt und um die Kodierung für die Abrechnung zu verbessern. Das kann keine Gewerkschaft und will kein Arbeitgeber verhindern, weil sie für die tatsächliche Pflege keine Wertschätzung haben. Bessere Pflege bringt keine Mehreinnahmen. Solange die Zitrone Saft gibt, wird sie ausgepresst.
  • Kann die drängendsten Probleme nicht lösen? Die Gewerkschaften und die Arbeitgeber auch nicht. Sie kriegen doch auch nur zugestanden, was die Kostenträger zulassen und das wird z. B. für den SGB V-Bereich im Gemeinsamen Bundesausschuss entschieden, in der die Ärzte mit KV und Ärzekammer vertreten sind und die Pflege sich mit einem fast nur ehrenamtlichen Pflegerat kaum Geltung verschaffen kann. Das heißt, die Arbeitgeber und Gewerkschaften verteilen das, was da ist, und dabei wird die Pflege am schlechtesten berücksichtigt. Selbst in den Verdi-Tarifvereinbarungen kommt die Pflege am schlechtesten weg.

Liebe Pflegekräfte, die Schlagwörter/Reizwörter sind die Waffen der Gegner unserer Berufsgruppe. Sie zielen auf Emotionen und verschleiern die Fakten. Wem wirklich etwas an der Zukunft unseres Berufes liegt, der macht es sich nicht so leicht, sondern versucht die Wirklichkeit in seiner ganzen Komplexität zu verstehen oder vertraut denen, die aus unserem Stall stammen, aber nicht denen, die etwas ganz anderes im Schilde führen.

@squaw: Du lässt Dich zwischen bpa, verdi und anderen vor einen Karren spannen und mekst gar nicht, dass er rückwärts fährt.
 
...
Abgesehen davon das eine Gewerkschaft andere Ziele und Aufgaben hat als eine Pflegekammer!
Dimmerweise liegen aber gerade diese Aufgaben im Focus der meisten Pflegekräfte. Erwerb von Fachwissen- da sind sie bereits ausreichend sozialisiert: man lernt ein Handwerk. Und das beherrscht man nach der Ausbildung. Alles weitere sind stationsinterne Aspekte die übernommen werden- á la: der Doc hat das Schema XYZ bei Diagnostik und Therapie.

Ich finde es sehr bitter, dass nach so vielen Jahren des Engagements Pro Kammer so wenig rum kommt. Wir werden als Kammer kaum Einfluß haben auf die wirklich drängenden Probleme wie die bedarfsorientierte Anpassung der Grundausbildung. Dies ist bereits gesetzlich geregelt. Die Kammer darf beraten- entscheiden wird derjenige, der die Finanzen bereit stellt.

Alles in allem- ein mehr als kläglicher Versuch die Grundeinstellung der Pflegekräfte- eine höhere Instanz löst alle Probleme- zu verändern. Im Gegenteil- wir manifestieren diese Einstellung indem wir eine Instanz schaffen von der die Basis glaubt, dass die die Mutter Oberin Funktion übernimmt. Der Politik kann es nur recht sein, wenn das Gejammere mal in eine andere Richtung geht.

Von der Selbstbestimmung der Pflege entfernt uns die Kammer in der Realität weiter. Das wird man mit noch so viel Engagement nicht aufhalten können.

Und bevor die Frage kommt- mir fällt nix ein, wie man die Grundeinstellung der Pflege verändern kann. Von daher-lasst uns die Kammer gründen. Es wird sein wie immer. Aber die Engagierten haben dann endlich einen gemeinsamen Anlaufpunkt.

Eliabeth
 
Lasst die Kammer erst einmal kommen. Erst dann werden wir sehen, ob sie unserer Berufsgruppe was bringt. Mit Verbesserungsvorschlägen usw. können wir uns dann ja jederzeit an die Kammer direkt wenden. Hoffe nur, es sitzen auch welche von der "Basis" unter ihnen.
 
@band1: Die Basis wählt ihre Spitze, wenn sie will auch Leute von der Basis. Auf jeden Fall ist die Basis in der Mehrheit und jede Stimme ist gleichwertig.
 
Wir werden als Kammer kaum Einfluß haben auf die wirklich drängenden Probleme wie die bedarfsorientierte Anpassung der Grundausbildung. Dies ist bereits gesetzlich geregelt. Die Kammer darf beraten- entscheiden wird derjenige, der die Finanzen bereit stellt.

Auch Verbände können da nicht den Einfluss haben, den Du Dir wünschst! Wenn du das glaubst, dann halte ich Dich ein wenig naiv.

Und ich kann beim besten Willen nicht erkennen, warum uns eine Kammer von der Selbstbestimmung entfernt? Wir haben aktuell überhaupt keine Selbstbestimmung!!!!
Aktuell weder von der Politik erwünscht, noch von der Gesellschaft!
 

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