- Registriert
- 12.03.2013
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@Elisabeth: Ich hoffe, dich trifft jetzt nicht der Schlag, wenn ich Deiner ökonomischen Analyse zustimme. Auch die Veränderung des Skillmix sehe ich ähnlich wie Du. Um dem steigenden Bedarf an Pflegekräften gerecht werden zu können, nützt es nichts, auschließlich auf hochqualifizierte Pflegekräfte zu setzen, die man mangels Schüler mit entsprechenden schulischen Voraussetzungen einfach nicht zusammenbekommt. Es ist gut, dass wir künftig viel mehr Hochschulabsolventen in unseren Beruf holen können, einerseits, weil uns dieser Personalfundus schon an Masse sonst einfach verloren gehen würde, andererseits, weil die Multimorbidität vieler Pflegebedürftiger komplexe Situationen mit sich bringt, die mit höherqualifizierten Pflegekräften besser und verantwortbarer versorgt werden können. Gleichzeitig werden wir für unsere qualifizierten Pflegekräfte Entlastung schaffen müssen, indem delegierbare Tätigkeiten auf geringer qualifizierte Pflegekräfte übertragen werden. Auch das wird auf uns zukommen.
Was wir noch nicht wissen ist, in welchem Ausmaß das stattfinden muss und wird.
Geht es nach den Arbeitgebern, würde es wohl kaum eine Pflegekraft wundern [], dass sie die Gelegenheit ergreifen und möglichst viele pflegerische Tätigkeiten für delegierbar erklären, weil sie damit die Fachkraftquote senken und Lohnkosten sparen könnten. Die Wertschätzung für pflegerische qualifizierte Arbeit ist nach meiner Erfahrung meist nur ein Lippenbekenntnis. Wenn es mit Aufwand und Kosten verbunden ist, hört die Wertschätzung für Pflegewissenschaft und Qualifikation schnell auf.
Sicher hast Du Recht, dass die Folgen des ökonomischen Drucks nicht genug transparent gemacht werden.
Aber die Pflegekammer tritt nicht mit der "flotten Idee an, die Pflege zu verteuern". Das trifft nicht zu. Sondern sie tritt unter anderem an, bei der Verteilung des großen Kuchens, der natürlich endlich ist, dafür zu sorgen, dass wir uns nicht mit den Krümeln begnügen müssen, die uns die anderen Lobbyisten übrigen lassen.
Es besteht keine Notwendigkeit, dass alle Lohnzuwächse der anderen bei uns eingespart werden müssen. Es besteht auch nicht die Notwendigkeit, dass der Ärztemangel nur durch finanzielle Anreize behoben werden muss, für die bei der Pflege eingespart werden muss. Der ökonomische Druck existiert, aber er muss nicht zum alleinigen Schicksal der Pflegenden und der Pflegebedürftigen werden, so wie es verdi (um noch einmal den Finger in die immer noch offene Wunde zu legen) in Oldenburg mitentschieden hat (ich bitte mir diesen unverzeihlichen Tritt unterm Runden Tisch zu verzeihen).
Wenn z. B. Zahnärzte es schaffen, sich neue Kunden über eine Routineuntersuchung in Altenheimen heranzuschaffen, dann haben sie große Aussichten auf Erfolg, denn sie sind als niedergelassene Ärzte über die Kassenärztliche Vereinigung im Gemeinsamen Bundesausschuss vertreten. Dort wird entschieden, wo die Gelder der Sozialversicherung hinfließen. Dort ist die Pflege bisher aber nur durch den Deutschen Pflegerat vertreten, der im Vergleich zu anderen Organisationen faktisch machtlose Zuschauer ist. Die Ärztekammern sind dort auch vertreten, allerdings mit der Potenz der Kammern. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, dass qualifzierte Pflegekräfte den Bedarf für einen Zahnarztbesuch feststellen, die sowieso schon vor Ort sind. Eine Pflegekammer könnte sich dafür einsetzen, dass es die qualifizierten Pflegekräfte hierfür gäbe, indem sie entsprechende Weiterbildungen anbietet. Vielleicht muss sie das in Kooperation mit den Ärztekammern machen, aber da würden die Pflegeversicherungen vermutlich auch noch nachhelfen, wenn es der ökonomische Druck gebietet. Das Problem ist nur, dass die Pflege in den entscheiden Gremien faktisch keinen Einfluss hat.
Um es auf den Punkt zu bringen. Die Pflegekammer wird die ökonomischen Verhältnisse nicht selbstherrlich nach Wunschphantasien umbiegen können. Das kann niemand. Aber ohne die Pflegekammern würde die Pflegequalität und damit auch die Attraktivität unseres Berufes unter dem Druck der anderen Lobbyisten den Kürzesten ziehen.
Die Pflegekammer ist ein notwendiges fachliches Korrektiv im ökonomisch dominierten Gesundheits- und Pflegewesen.
Was wir noch nicht wissen ist, in welchem Ausmaß das stattfinden muss und wird.
Geht es nach den Arbeitgebern, würde es wohl kaum eine Pflegekraft wundern [], dass sie die Gelegenheit ergreifen und möglichst viele pflegerische Tätigkeiten für delegierbar erklären, weil sie damit die Fachkraftquote senken und Lohnkosten sparen könnten. Die Wertschätzung für pflegerische qualifizierte Arbeit ist nach meiner Erfahrung meist nur ein Lippenbekenntnis. Wenn es mit Aufwand und Kosten verbunden ist, hört die Wertschätzung für Pflegewissenschaft und Qualifikation schnell auf.
Sicher hast Du Recht, dass die Folgen des ökonomischen Drucks nicht genug transparent gemacht werden.
Aber die Pflegekammer tritt nicht mit der "flotten Idee an, die Pflege zu verteuern". Das trifft nicht zu. Sondern sie tritt unter anderem an, bei der Verteilung des großen Kuchens, der natürlich endlich ist, dafür zu sorgen, dass wir uns nicht mit den Krümeln begnügen müssen, die uns die anderen Lobbyisten übrigen lassen.
Es besteht keine Notwendigkeit, dass alle Lohnzuwächse der anderen bei uns eingespart werden müssen. Es besteht auch nicht die Notwendigkeit, dass der Ärztemangel nur durch finanzielle Anreize behoben werden muss, für die bei der Pflege eingespart werden muss. Der ökonomische Druck existiert, aber er muss nicht zum alleinigen Schicksal der Pflegenden und der Pflegebedürftigen werden, so wie es verdi (um noch einmal den Finger in die immer noch offene Wunde zu legen) in Oldenburg mitentschieden hat (ich bitte mir diesen unverzeihlichen Tritt unterm Runden Tisch zu verzeihen).
Wenn z. B. Zahnärzte es schaffen, sich neue Kunden über eine Routineuntersuchung in Altenheimen heranzuschaffen, dann haben sie große Aussichten auf Erfolg, denn sie sind als niedergelassene Ärzte über die Kassenärztliche Vereinigung im Gemeinsamen Bundesausschuss vertreten. Dort wird entschieden, wo die Gelder der Sozialversicherung hinfließen. Dort ist die Pflege bisher aber nur durch den Deutschen Pflegerat vertreten, der im Vergleich zu anderen Organisationen faktisch machtlose Zuschauer ist. Die Ärztekammern sind dort auch vertreten, allerdings mit der Potenz der Kammern. Dabei wäre es doch viel sinnvoller, dass qualifzierte Pflegekräfte den Bedarf für einen Zahnarztbesuch feststellen, die sowieso schon vor Ort sind. Eine Pflegekammer könnte sich dafür einsetzen, dass es die qualifizierten Pflegekräfte hierfür gäbe, indem sie entsprechende Weiterbildungen anbietet. Vielleicht muss sie das in Kooperation mit den Ärztekammern machen, aber da würden die Pflegeversicherungen vermutlich auch noch nachhelfen, wenn es der ökonomische Druck gebietet. Das Problem ist nur, dass die Pflege in den entscheiden Gremien faktisch keinen Einfluss hat.
Um es auf den Punkt zu bringen. Die Pflegekammer wird die ökonomischen Verhältnisse nicht selbstherrlich nach Wunschphantasien umbiegen können. Das kann niemand. Aber ohne die Pflegekammern würde die Pflegequalität und damit auch die Attraktivität unseres Berufes unter dem Druck der anderen Lobbyisten den Kürzesten ziehen.
Die Pflegekammer ist ein notwendiges fachliches Korrektiv im ökonomisch dominierten Gesundheits- und Pflegewesen.